Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberarnts-Bezirk Nagold.

125.

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Samstag 28. Mit.

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1893.

Amtliches.

Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die Abhaltung von Prüfungen im HufbesHlag an den Lehrwerkstätten für Hufschmiede.

Für Schmiede, welche die in Artikel 1 des Ge­setzes vom 28. April 1885, betreffend das Hufbe­schlaggewerbe, vorgeschriebene Prüfung behufs des Nachweises ihrer Befähigung zum Betrieb dieses Gewerbes erstehen wollen, finden an nachstehenden Lehrwerkstätten für Hufschmiede solche Prüfungen statt, und zwar:

in Reutlingen am 8. Dezember ds. Js.,

Heilbronn am 12. und 13. Dezember ds. Js. Hall am 15. und 16. Dezember ds. Js.,

Ravensburg am 19. und 20. Dezember ds. Js., Ulm am 21. Dezember ds. Js.

Diejenigen Kandidaten, welche diese Prüfung er­stehen wollen und sich nicht an den zur Zeit an den betreffenden Lehrwerkstätten im Gang befindlichen Lehrkursen beteiligen, haben ihr Gesuch um Zulas­sung zu einer der erwähnten Prüfungen bei dem Oberamt, in dessen Bezirk sich die betreffende Lehr­werkstätte befindet, spätestens drei Wochen vor dem festgesetzten betreffenden Prüfungstermin vorschrifts­mäßig einzureichen.

Bedingung für die Zulassung ist der Nachweis der mit Erfolg bestandenen Lehrzeit im Schmied­handwerk und einer zweijährigen Thätigkeit als Schmiedgeselle, wobei die Zeit der Beschäftigung im Hufbeschlag besonders angegeben sein muß. Die urkundlichen Nachweise hierüber, d. h. die von den Ortsbehörden beglaubigten Zeugnisse der betref­fenden Meister, sind mit dem Zulassungsgesuch vorzulegen.

Stuttgart, den 20. Oktober 1893.

v. Ow.

Auf die neuerrichtete, im Patronat der Krone zu be­setzende kath. Stadtpfarrei Catw wurde der Stadtpfarr- verweser Schwaier daselbst ernannt.

Hages-Weuigketten.

Deutsches Reich.

js Alten steig, 24. Okt. Seit einigen Tagen erhebt sich auch über die Gebäude hies. Stadt ein großes Dampfkamin. Die Firma Gebrüder Theurer hat nämlich eine große Dampfsäge eingerichtet, weil der Betrieb mit Wasser im vergangenen Sommer des niedern Wafferstands wegen oft Not litt. Firma Braun und Maier läßt an ihrem Sägewerk ge­genwärtig eine Turbine anbringen. Die eiserne Brücke oberhalb hiesiger Stadt ist nun nach langer Arbeit fertig gestellt. Die Kosten hiefür belaufen sich auf 2425 Tausend Mark. Die schöne Brücke ist von der Firma L. Rohnstädt in Frankfurt ge­liefert worden. Voriges Jahr wurde in hiesiger Stadt in der Nähe des Kaufhauses eine eiserne Brücke erstellt und eine dritte Brücke wird wohl im nächsten Jahr in der Nähe vom Stern über die Nagold geführt. Die Jagd in Hochwild ist Heuer im Stadtwald ergiebiger als sonst. In den letzten 8 Tagen wurden drei Hirsche erlegt. Dieselben wurden hier ausgehauen und das Fleisch pro Psd. zu 35 ,j verkauft.

Calw, 24. Okt. Gestern abend wurde dem vieljährigen Feuerwehrkommandanten Emil Georgii bei seinem Rücktritt vor versammeltem Corps als Anerkennung seiner hohen Verdienste eine sehr wert­volle goldene Uhr nebst Ehrendiplom überreicht.

Sulz, 24. Okt. In dem benachbarten sp­

ringen ist der 25 Jahre alte Schreiner R. an Blutvergiftung gestorben. Derselbe hatte im Ge­sichte eine kleine Schürfwunde, die er mit den wahrscheinleich unreinen Fingernägeln aufkratzte. Es trat Vergiftung ein und innerhalb 24 Stunden war der Mann eine Leiche. Der Fall ist eine er­neute Warnung, die so weit verbreitete Unsitte des Kratzens mit den giftigen Fingernägeln zu Unter­lässen.

Stuttgart. Aus Nills zoologischem Gar­ten. Der bei jung uud alt beliebte ElefantPeter", welcher 14 Jahre lang die Besucher des Gartens mit seinen Kunststücken amüsiert und unterhalten hat, ist in den letzten Jahren von einem Fußleiden be­fallen worden, das allmählich einen unheilbaren Charakter angenommen und dem armen Tier trotz angewandter Linderungsmittel viele Schmerzen ver­ursacht hatte. Der sonst so lustige und folgsame Dickhäuter wurde infolgedessen auch gegen das Pu­blikum ungezogen, bespritzte es mit Wasser und be­warf es häufig mit Schmutz. Herr Nill hat des­halb den schweren Entschluß fassen müssen, das wertvolle Tier, das seiner Zeit noch ganz jung für 4500 erworben wurde, zu töten. Voraussichtlich wird dies in etwa 14 Tagen durch Erschießen ge­schehen. Auch der Orang-Utang dürfte in nächster Zeit eingehen; ein hartnäckiges Magenleiden hat die Freßlust des Tieres fast auf ein Minimum beschränkt, so daß wenig Aussicht auf Besserung vorhanden ist.

Stuttgart, 24. Okt. In einer heute abend stattgehabten Versammlung des Stuttgarter Volks­vereins stellte sich eine Reihe von Rednern die Auf­gäbe, die neuerdings in Erwägung gezogenen indi­rekten Reichssteuern zu bekämpfen. Cigarrenfabri- kgnt Kreglinger-Berg sprach zur Tabakfabrikatssteuer und suchte an der Hand von statistischem Material dgrzuthun, daß die Einführung derselben eine be­deutende Verminderung des Konsums und in Folge davon eine namhafte Ärbeiterentlassung herbeiführen müßte. Dies erkläre sich schon daraus, daß 90°,» des verarbeiteten Tabaks in Deutschland von den we­niger bemittelten Klassen konsumiert werden. Nicht aber allein für die Tabakindustrie würde die neue Steuer den vollständigen Ruin bedeuten, auch eine Anzahl anderer Branchen, vor allem die Papierbran­chen, würden bedeutenden Schaden dadurch erleiden. Reichstagsabg. Galler fügte diesen Ausführungen noch bei, daß nach der Schätzung Sachverständiger von den heute noch beschäftigten 161000 Tabakarbeitern, die insgesammt jährlich 63 Mill. . verdienen, nach Einführung der Fabrikatssteuer etwa 100000 Mann brotlos würden. Die österreichische Tabaksregie be­schäftigt insgesamt nur 25000 Arbeiter. Als End­ziel der neuen Steuer wäre jedenfalls das Tabak­monopol zu betrachten. Fabrikant Ellinger be­merkt, daß etwa 5000 kleine Tabaksfabrikanten in Deutschland sich aus dem Arbeiterstande emporge- schwnngen haben. "Nach Einführung der Steuer wäre eine ähnliche Carriere unmöglich. Sodann sprach, da der berufene Referent Reichstagsabg. Haag-Heilbronn verhindert, Herr Galler über die Neichsweinsteuer. Die Annahme, als ob hernach das llmgeld in Württemberg in Wegfall käme, sei eine durchaus irrige. Im Gegenteil räume Abs. 2 des Entwurfs den Gemeinden eine Besteuerung der geringeren Sorten bis zu 15" >> ihres Wertes ein und bei der gegenwärtigen Finanzlage stünde es außer Zweifel, daß man allerwärts von dieser Er­laubnis Gebranch mache. Außerdem wäre sicher zu erwarten, daß bei den geringeren Sorten die Preise möglichst unter die Wertgrenze von 50 ,

gedrückt würden. Das Beispiel der Pfälzer Bür­germeister, die allesamt sich gegen die Weinsteuer wehren, dürfte auch in Württemberg zur Nacheiferung anspornen, umsomehr, da der Weingärtnerstand, dem ein guter Teil der Steuer aufgehängt würde, ab­solut keine neue Lasten mehr tragen könne. Traurig wäre es auch, wenn der Schnaps dem Wein nach und nach als Volksgetränke weichen müßte. Man nahm sodann folgende Resolution an: Die von der Volkspartei einberufene Versammlung erkennt in der geplanten Einführung neuer indirekter Steuern einen Versuch, die Kosten des Heerwesens auf den Mittelstand und die unteren Klaffen abzuwälzen. Die Versammlung fordert daher den Reichstag auf, die Tabak- und Weinsteuer aufs entschiedenste zu bekämpfen, sowie überhaupt alle aus die Besteuerung von Verbrauchsgegenständen abzielenden Vorschläge im Interesse der Volkswohlsahrt, der Produktion und der staatlichen Gerechtigkeit. Bankier Haus­meister wünscht, daß im Reichstag nicht eher über neue Steuervorschläge verhandelt werde, als bis durch eine genaue Prüfung Ersparnisse an der Verwen­dung der bestehenden Steuern ermittelt seien, so insbesondere in Hinsicht auf die Offizierspensionen rc. Reichstagsabg. Payer will es eher darauf ankonr- men lassen, daß eine Erhöhung der direkten Steuern, in Gestalt der zu erhöhenden Matrikularbeiträge eintrete, als daß die beiden indirekten Steuern an­genommen werden. Die erstgenannte Maßregel hätte natürlich eine Vermehrung der Kapital-, Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer im Gefolge. Allein die Verhältnisse im Weingärtnerstand drängen dazu. Hier sei man bereits auf Spitz und Knopf ange­kommen und es sei ein wahres Wunder, mit wel­cher Geduld die Weingärtner ihr armseliges Los er­tragen. Eine weitere Belastung dieses Standes würde von unheilvoller Wirkung sein. Gegenüber den son­stigen großen Summen des Reichsetat wäre auch der Ertrag der Reichsweinsteuer von 1012 Mill. Mark nur ein Tropfen auf einen heißen Stein. Viel eher noch dürfte daher die Regierung von der Wein- als von der Tabaksteuer absehen wollen.

Stuttgart, 24. Okt. Heute vormittag fand in der Kapelle des K. Zuchthauses hier eine Feierlich­keit statt, wie sie in den Annalen der Strafanstalten selten verzeichnet sein dürfte. Nach beendigter Fir­mungsfeier in der Marienkirche begab sich nämlich der hochw. Herr Bischof in Begleitung des Dom- pkäbendars Rieg und des Dekans Schneider in die Zuchthausanstalt, um daselbst neun Firmlingen das hl. Sakrament der Firmung zu spenden.

Stuttgart, 25. Okt. Heute vormittag 1 «N ,2 Uhr wurde die am Sonntag ermordete Tochter des Schloffermeisters Ruff unter ungeheurer Teilnahme des Publikums auf dem Fangelsbachfriedhose beerdigt. Die Straßen vom Trauerhause bis zum Friedhofe waren von Tausenden besetzt. Stadtpfarrer Stahl­ecker hielt die ergreifende Grabrede.

Reutlingen, 24. Okt. In einer gestern abend bei Wais veranstalteten Versammlung wurde nach längerer Debatte beschlossen, die Kandidatur für den Landtag dem schon des öfteren in denßBlättern ge­nannten Herrn Gemeinderat Karl Rupp anzutragen.

Ebingen, 24. Okt. Heute morgen ist der Re­dakteur des demokratischenNeuen Alb-Boten," Ro­bert Göbel, nach längerer Krankheit hier gestorben.

Der württ. Schutzverein versendet im ganzen Lande durch seine Vertrauensmänner Fragebogen zur Herstellung einer möglichst genauen Statistik über die durch Konsumvereine, Hausieren, Detailreisen, Wanderlager, in den Reihen der Handel- und Ge-