in erschreckender Weise genommen. Mit allen Mitten, durch Revolver und Gift, durch Ertränken und Erhängen, in allen Altersklassen und in allen Gesellschaftsklassen sucht man sich des Daseins zu entledigen. Die Epidemie hat sich jetzt auch in den Provinzen ausgebreitet. In Arhus (Jütland) hat sich ein früherer Gendarm kürzlich „nach berühmten Mustern" des LebenS beraubt. Er hatte vor einiger Zeit ein Lild, welches Boulangers Selbstmord darsteüte, gesehen und äußerte, er könne nur wünschen, in derselben Weise zu sterben. Ein paar Tage später begab er sich nach dem Grabe seiner Frau, und hier tödiete er sich mit einem Revolver, der noch 5 Schüsse enthielt. Er war nur 37 Jahre a>t. Nahrungssorgen in Verbindung mit dem Schmerze, den er über den Tod einer Tochter fühlte, scheinen ihn zum Selbstmorde geführt zu haben.
Ein Gemütsmensch scheint der in der letzten Zeit vielgenannte Präsident der Dominikanischen Republik zu sein. General Heaurcaux, so heißt dieser Musterpräsident, argwöhnte, daß sein Schwager seiner Politik feindlich gegenüberstehe. Er lud ryn daher eines Tages unter vielen ^reundschafts- bezeugungen zum Frühstück ein und richtete kurz vor Beginn desselben folgende liebenswürdige Worte an ihn: „Iß und trink, lieber Schwager, soviel Du willst, denn nach dem Frühstück laß ich dich niederschießen. Aber sei nur ganz unbesorgt, ich werde für Dein Weib und Deine Kinder sorgen." Der Gast des Präsidenten lachte natürlich über den „gelungenen Scherz" und ließ sich das Essen gut schmecken. Der Präsident aber hielt Wort, und nach dem Essen wurde sein Schwager in der That erschossen.
Der Tempel zu Jerusalem. Die Wiener Allg. Bauztg. hat in ihren Heften I—IV von 1883 eine Adhanvinng über den „Tempel von Jerusalem" von Hcior. Becker publiziert. Der Verfasser hat sich an die Frage gewagt, die im Jahre 1875 von einem Kongreß von Architekten, Archäologen und Theologen nicht gelöst wurde. Jener Kongreß sprach die Ansicht aus, der Tempel sei zwar von Salomo erbaut, der gewaltige Unterbau sei aber nur teilweise von Salomo erbant und später erst von Herodes d. Gr., sowie von den Römern vollendet worden. Dann rühre auch der heute noch stehende Felsendom weder von Konstantin, noch einem Kalifen, sondern vom Kaiser Jnstinian her. Der Verfasser weist nun j in geologisch und meteorologischer Begründung nach, > daß der Tempelberg „Moria" aus einem Juragebirge j besteht, in dem Sand- und Kalksteinlagen wechseln, i Diese stehen in schräger Neigung zu Thal; von der Sonne werden sie ausgeglüht, dann von den Regen- >
gössen aufgelöst und hinabgestürzt. Diese zu sichern, mußte Salomo die riesige Mauer bauen. Sie ist heute noch 54 Meter hoch entdeckt worden, mit Blöcken von 8—10 Mtr. Länge und 4—5 Mir. Breite. Solch' riesige Arbeit vermochten weder He- rodcs noch die Römer zu vollbringen. Nur ein souveräner Herrscher von der Macht und dem Reichtum eines Salomo vermochte 8000 t Bauleute und 70 000 Lastträger aufzubieten, um das Ungeheure zu vollenden. Der Tempel wurde zweimal zerstört: durch Nebucadnezar, dann durch Tuns. Keiner von ihnen konnte aber die ungeheuren Mauern stürzen. Nehemja baute in 52 Tagen die Mauern und lminen 1 Jahr den Tempel wieder auf. Trotzdem kein Krieg bis zu Herodes Tempel und Mauern zerstörte, waren beide zerfallen, in Folge der ungeheuren Regengüsse , welche die unter dem Tempel herzichenden Höhlen, sowie die großen Wasserbehälter sprengten und in gewaltigem Felsenbruch die Riesenmauer zu Thal stürzten. Die fromme Kaiserin Helena, die Mutter Konstantin d. G., fand zu Bethlehem die Höhle, in der Jesus geboren sein sollte, zu Jerusalem die Stätte, wo sein Kreuz lag, und die dritte, wo er, nach ihrer Meinung, begraben ward. Sie vermochte den großen Sohn dazu zu bewegen, daß er diese Orte mit Tempeln Verherrlichte. Zn Bethlehem entstand eine Basilika: zu Jerusalem eine zweite; dann über dem Felsen „Moria" — in dem die Kaiserin die Grabstätte erwähnte — ein dem römischen Pantheon nachgebildeter Kuppelbau. An den Bauformen weist der Verfasser nach, daß diese drei Werke nur zu Konstantins Zeit entstanden sein konnten. Aus der hohen Stellung Konstantins giebt er gleichfalls den Nachweis, daß — wie nur ein souveräner König von Israel den Tempel mit seiner gewaltigen Terrasse vollführen — auch nur der universale Beherrscher vom ganzen Römer-Reich, der enthusiastische Verehrer des Christentums, den zweiten Bau, den Felsen -Dom, an dessen Stelle setzen konnte.
Allerlei
— Heilkraft des Eiweißes. Für Schnittwunden giebt es kein schneller heilendes Mittel als einen Ueberzug von rohem Eiweiß. Es ist dem Kollodium vorzuziehen und hat auch noch den Vor- ! teil, augenblicklich zur Hand zu sein. Bekanntlich ! wird eine Verschlimmerung der Wunde durch den Zutritt der Luft hervorgerufen. Das schnell trockene Eiweiß bildet aber eine Haut, durch welche die Luft abgeschlossen und die Heilung der Wunde beschleu- ! nigt wird. Ferner ist das Eiweiß ein sehr wirksa
mes Mittel gegen Dysenterie (heftige Darmentzündung, Ruhr). Mit oder ohne Zucker zusammengeschlagen und dann eingenommen, wirkt das Eiweiß emhüllend und die Entzündung des Magens und der Eingeweide besänftigend. Zwei oder höchstens drei Eier genügen an einem Tage bei gewöhnlichen Zufällen. Bemerkenswert ist, daß das Eiweiß in diesem Falle nicht nur als Arzneimittel dient, sondern auch als eine leichte Nahiung. wie sie für den Patienten in solchen Fällen am passendsten ist.
— Milch als chirurgisches Verbandmittel. Gegen Verbrennungswunden, d e sich ein Brauer an b.iden Unterschenkeln über dem Fußgelenk und um dasselbe herum zugezogen hatte, hat kürzlich ein englischer Arzt namens Dale mit Erfolg Milch ange- wendet. Die reichlich mit M:lch getränkte Leinwandkompresse wurde am Morgen und Abend erneuert, und bereits am zweiten Tage war die Hülste der verbrannten Hauislächc verheilt und trocken, drei Tage später waren die ursprünglck 14 Cenlimeier großen Wunden bis aus eine 2siz Centimeter große Stelle vernarbt. In einem anderen Falle hatte man in den ersten Tagen Oele und Salben ohne den geringsten Erfolg gebraucht, dagegen wurde der Heilungsvorgang durch Anlegung eines Milchverbandes in sehr günstiger Weise beeinflußt.
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Amtliche und Prüvat-Bekarrntmachungen.
Landwirtschaftlicher Be?irks-Verein Nagold.
Von den in dieser Woche in Wildberg eintreffenden 2 Waggons Malzkeime, einem vorzüglichen Kraftfuttermittel, können noch 60 Ztr. abgegeben werden. Bestellungen wollen sofort beim Vereinssekretor gemacht werden.
Den 9. Juli 1893. Bereinsvorstand:
Vogt.
landwirtschaftlicher Bemks-Verein Nagold.
Im Laufe dieser Woche werden circa 20 Waggons'Mais an die Besteller eintreffen. Die Herren Ortsvorsteher wollen dafür Sorge tragen, daß bei Uebernahme der Waggons auf den betreffenden Bahnhöfen unter Beiziehung von 2 Zeugen die Stückzahl der vorhandenen Säcke kontrolliert und bei etwaigem Abmangel sofort dem Stationsvorstand Anzeige erstattet wird. D.ie gute Beschaffenheit des Mais ist in der Weise zu kontrollieren, daß aus mindestens 3 Säcken einige Hände voll entnommen, besichtigt und berochen werden. Nicht Helle und nicht geruchlose Ware ist zu beanstanden und dem Vereins- Vorstand unverweilt telegraphische Anzeige zu machen. Andere als in dieser Weise zur Kenntnis des Vereins-Vorstand gelangenden Anstände werden nicht berücksichtigt.
Sämtliche Ortsvorsteher werden rechtzeitig von dem Eintreffen der für ihre Gemeinde bestimmten Waggons benachrichtigt werden. Im Falle der Verzögerung ist Wagenmiete zu bezahlen.
Die Fracht für die Waggons sind von den Gemeindepflegen zu entrichten. Ein Duplikat des Frachtbriefes ist an den Unterzeichneten einzusenden. Die Originalfrachtbriefe sind den betreffenden Stationsämtern zu überlassen, welche öie Frachtbriefe an die Generaldirektion zur Feststellung der Frachtermäßigung rinzusenden haben. Das Gleiche gilt für die Lieferungen der Malzkeime und Biertreber.
Nagold, den 8. Juli 1893. Bereinsvorstand:
Vogt.
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Wildberg
In Anwendung des Gesetzes vom 14. April 1893, Regbl. S. 74, betr. die Erhebung eines
Zuschlags zur Liegenschafis-Accise
durch solche Gemeinden, in welchen die zur Bestreitung der Gemeindebedürfnisse durch Umlagen aufzubringenden Mittel, den Betrag der Staatssteuer übersteigen» haben die bürgerl. Kollegien am ?1. Mast 1893 beschlossen, zu Gunsten der hiesigen Stadtkaffe der Zeit vom 1. Sept. 189/8 bis 31. März 18Pl als örtlichen Zuschlag fünfzig Pfennig von je 100 des der staatlichen Accise unterliegenden Kaufpreises oder des Werts der denselben vertretenden Gegenleistung zu erheben ,amd wurde diesem Beschluß mit Erlaß der Ministerien des Innern und der Finanzen vom 23. Juni 1893 N. 9067 die Genehmigung erteilt.
Den 7.. Juli 1893. Gemeinderat.
Vorstand: Mutschler.
Ebhanfen.
Verwandten, Freunden und Bekannten geben wir! schmerzerfüllt die Trauernachricht, daß unser lieber Gatte, Vater, Bruder und Schwager
Wristian KMnger, Zeugmichcr,
nach nur 4tägiger Krankheit sanft entschlafen ist.
Beerdigung Mittwoch den 12. Juli, nachm. 2 Uhr. I Im Namen der trauernden Hinterbliebenen
Warbarcr KMinger.