Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

W56

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Samstag 13. Mai

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1893

Amtliche».

An die Ortsvorsteher, Aeichstagswaht öetreffend.

1. Einwendungen gegen die ausgelegten Wählerlisten können bis Dienstag den 23. ds. Mts., diesen Tag ein geschlossen, erhoben werden.

Dies ist in den Gemeinden öffentlich bekannt zu machen. Die am Rathaus anzuschlagende« Plakate find hienach zu Ziffer 2 zu er­gänzen

2. Das Erkenntnis des Gemeinderats

über Einsprachen gegen die Wählerliste (Z 3 des Reglements) und die Eröffnung desselben an die Beteiligten muß längstens innerhalb 3 Wochen vom Beginn der Auslegung der Wählerlisten an gerech­net, also spätestens am Lonntag den 4 Juni ds. Js. erfolgen.

3. Beide gleichmäßig berichtigte Exemplare der Wählerliste sind am Montag den 3. Juni ds. Js. von dem Gemeinderat (Teilgemeinderat) end- giltig abzuschlietzen (H 4 des Reglements).

4. Am Montag den 15. Mai ds. Js. haben die Ortsvorsteher unfehlbar zn berichte«:

Daß die Wählerlisten am 18. d. Mts. vorläufig abgeschlossen und vom Gemeinderat beurkundet wor­den sind, daß die vorgeschriebe»« Bekanntmachung über Auslegung der Listen (spätestens) am 13. Mai in ortsüblicher Weise erfolgt und

daß mit der Auslegung der Listen am Sonntag den 14. Mai begonnen worden ist.

Alle Schreiben in Reicystagswahl-Angelegenheiten sind alsportopflichtige Dienstsache" zu be­zeichnen.

Nagold, den 10. Mai 1893.

K. Oberamt. Vogt.

Nagold.

An die Ortsvorsteher.

Dieselben erhalten den Auftrag, den im Miniüerial- Amtsbl. von 1875 S. 125 enthaltenen Erlaß des K. Ministeriums des Innern vom 22. Mai 1875, betreffend Aufstellung von Verzeichnissen derjenigen Mannschaften des aktiven Heeres, deren häusliche Verhältnisse eine Beurlaubung zur Disposition ange- zeigt erscheinen lassen, sofort auf ortsübliche Weise bekannt zu machen. Bei Anlegung der Verzeichnisse, in welchen die Gesuche der Dringlichkeit nach zu nummerieren sind, haben die Gemeinderäte mit aller Gewissenhaftigkeit zu verfahren und sind die Ver­zeichnisse, wozu die erforderlichen Formulare auf Ansuchen vom Oberamt abgegeben werden, bis 15. Zuui ds. Js. hieher einzusenden.

Bemerkt wird noch ausdrücklich, daß es sich bei Beurlaubungsgesuchen nur um solche Mannschaften handelt, welche jetzt im zweiten Dienstjahr stehen und im Herbst d. Js. in das dritte Dienstjahr eintreten.

Den 10. Mai 1893.

K. Oberamt. Bogt.

Nagold.

An die Ortsvorsteher.

Für die Leitung der Arbeiten zur Erforschung des durch Württemberg führenden römischen Grenz­walls zwischen Donau und Rhein sind Strecken­kommissäre in der Person des Prof. Dr. Herzog in Tübingen, des Majors z. D. Steinle in Stutt­gart, und für Rottweil und Umgegend des Prof. Hoelder in Rottweil aufgestellt worden.

Die Ortsvorsteher werden beauftragt, den ge­nannten Streckenkommiffären bei ihren Arbeiten die thunlichste Förderung angedeihen zu lassen.

Den 10. Mai 1893.

_ K. Oberamt. Vogt.

Die Ortsvorsteher

wollen dafür Sorge tragen, daß die Abonnements­gebühr für den Staatsanzeiger vom 1. Juli 1893 bis 30. Juni 1894 mit

8 Mark 4« Pfennig

binnen 8 Tagen an die Oberamtspflege hier einge­sendet wird.

Nagold, den 10. Mai 1893. _ K. Oberamt. Vogt.

Die Ortsvorsteher

haben bis 16. d. MtS. hieher zu berichten, ob und welche Aenderunge» bezüglich der im Gesellschafter Nr. 8 pro 1890 bekannt gemachten Wahlvorsteher, Stellvertreter und Wahllokale beantragt werden.

Ortsacciser, Postexpeditoren, Gerichts- und Amts­notare sind von den in § 9 des Wahlgesetzes be­zeichnten Funktionen ausgeschlossen.

Nagold, den 12. Mai 1893. __ K. Oberamt. Vogt.

Bekanntmachung.

Nachdem die den Schafbesitzern Friedrich Haug und G. Bolz von Egenhausen gehörigen räudekranken Schafe, welche auf Markung Oberschwandorf weideten, aus dem Bezirk verbracht worden sind, wird die Räude auf der Markung Oberschwandorf hiemit als erloschen erklärt.

Nagold, den 10. Mai 1893.

_ K. Oberamt. Vollmar, Amtm.

Infolge der vorgenommenen ersten Dienstprüfung sind u. a. nachstehende Kandidaten zur Versehung von unständigen Lehrstellen an Volksschulen für befähigt erklärt worden: Eugen Bachtelervon Gräfenhausen, Joh. Georg Brenner von Pfrondorf, Friedrich Dölker von Nagold, Karl Eisen­hardt von Gcchingen, Gustav Gräßle von Dennach, OA. Neuenbürg, Eugen Lutz von Deckenpfronn, Jakob Luz von Deckenpfronn, Ernst Ringwald von Dietersweiler, OA. Freudenstadt, Friedrich Talmon-Groß von Egenhausen, Wilhelm Wurster von Ebershardt.

Mages-Wenigkeiten.

Deutsches Hleich.

Q Nagold, 11. Mai. Die durch das hiesige Blatt zu gestern Abend im Lokale desHirsch" zwecks Vorbesprechung zur Reichstagsneuwahl ein- berufene Versammlung hatte eine zahlreiche Teil­nahme deutscher Patrioten. Herr Kommerzienrat Sannwald leitete dieselbe, nach mannigfachen Er­örterungen beschlossen die anwesenden Herren ein­stimmig, zwei Herren zu wählen, die in Form einer Deputation Hrn. Freiherrn v. Gültlingen persön­lich dringend bitten sollen, wiederum als Reichstags­kandidat in unserem Wahlkreise zu figurieren. Mit Bildung eines provisorischen Komitees aus fünf Herren endete der offizielle Teil der Versammlung.

Auf dem Schießplatz der Mauser'schen Gewehr­fabrik in Oberndorf a. Neckar ist kürzlich das zweihunderttausendste Stück der für die türkische Re­gierung zu liefernden kleinkalibrigen Jnfanteriegewehre zum Einschuß gekommen. Es werden nun noch 80060 Stück solcher Gewehre für die Türkei anzufertigen sein. Bon den großkalibrigen (9.5 mm.) Gewehren hat dieses Land seinerzeit 220 000 Stück erhalten. Das Kaliber des in Ausführung begriffenen Gewehres beträgt 7.65 mm. Täglich gelangen im Durchschnitt 500 Stück zum Einschuß.

Bingen, 9. Mai. Ludwig Bamberger hat aus Alters- und Gesundheitsrücksichten eine Wiederwahl abgelehnt.

Bückeburg, 9. Mai. Der seitherige Erbprinz hat als Fürst Georg die Regierung des Fürsten­tums Schaumburg-Lippe übernommen und eine Pro­klamation erlassen.

Eugen Richter und Payer haben bereits einen Wahlaufruf erlassen. In dem Aufruf er­klingt das alte Lied, es handle sich gar nicht um die Militärvorlage. Die bekannten Schreckgespenster: Verkümmerung der Preßfreiheit, des Vereins- und Versammlungsrechts', Bedrohung der Freizügigkeit, der Solidität der deutschen Währung, werden wieder einmal vorgeführt und zum Schluß der Haupttrumpf ausgespielt:Schon wird im reaktionären Lager die Abschaffung des allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts, dieses Grundpfeilers unserer Reichsver­fassung mit dreister Stimme gefordert." Das sind Wahlflunkereien, die zu abgenutzt sind, als daß sie irgendwie verfangen könnten.

DieVoss. Ztg." schreibt, die Person des Kaisers, die verfassungsmäßig über den Parteien stehe, werde in den Parteikampf hineingezogen werden, weil zu erwarten sei, daß jene Minorität des Reichstags die ihr allein von höchster Stelle zuerkannte Anerkennung patriotischer Gesinnung als wohlverdientes Schlag- wort ausnutzen werde. Der Wahlaufruf der frei­sinnigen Vereinigung fordert unter anderem dauernde gesetzmäßige Festlegung der zweijährigen Dienstzeit. Die Vereinigung lehnt es ab, die Kosten der Heeres­vermehrung auf die Schultern der ärmeren Klassen zu legen. Sie will die Handelsvertragspolitik der Regierung unterstützen und dem Streben nach Ein­führung der Doppelwährung entgegentreten; im übri­gen enthält der Aufruf die Forderungen des bishe­rigen freisinnigen Programms. Ueber die Lösung des Fraktionsverbandes wird gesagt: Wir sind zu dieser Trennung gedrängt worden, weil wir nicht gewillt waren, uns von langjährigen treuen Mit­kämpfern zu scheiden, deren Üebereinstimmung mit ihren Kollegen in allen übrigen politischen Fragen keinem Zweifel unterliegt. Es handle sich nunmehr darum, die gemeinsame freisinnige Sache vor weiterer Schädigung zu bewahren. Bon der freisinnigen Presse erklärt sich einstweilen nur derKurier" rück­haltslos für die freisinnige Bereinigung. Wo Deutsch­lands Fahnen wehen, da sei das Herz des deutschen Freisinns. Die nicht zum Abschluß gelangten Gesetzentwürfe werden im neuen Reichstage voraus­sichtlich sämtlich wieder eingebracht werden. Der Handelsvertrag mit Serbien soll dem Reichstage unverzüglich zur Beschlußfassung zugehen.

Italien.

Rom, 9. Mai. Der Papst empfing heute die deutschen Pilger (etwa 500) unter Führung des Bischofs von Eichstätt. Derselbe verlas eine lateinische Adresse und überreichte 48 000 ^ Der Papst be­lobte die Pilger, die aus allen Teilen der Welt zur Feier seines Bischofsjubiläums herbeigeeilt seien, und folgerte daraus das Erwachen des Glaubens unter den Völkern, trotz der da und dort hervor­tretenden Verbreitung von Irrlehren. Schließlich erteilte der Papst den apostolischen Segen.

Hiezu das UuterhaltuugSblatt Nr. 19.

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Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. Druck und Verlag der G. W. Za i s er'f ch c n Buchdruck''::!.