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Samstsg den 15. April
1893
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Wildbad, 9. April. Polizeidiener Gutbub, der einen Fuhrmann, welcher ohne vorschriftsmäßige Beleuchtung durch die Stadt fuhr, aufhalten wollte, geriet hiebei unter das Fuhrwerk, das über ihn hinwegging. Er erlitt einen Rippenbruch und noch andere innere Verletzungen und liegt nun schwerkrank darnieder, Der betreffende Fuhrmann ist ermittelt und verhaftet worden.
Karlsruhe, ll. April. Ein Mord wegen einer /unbedachten Aeußerung. In Bietigheim bei Rastatt befanden sich in einer Gesellschaft am Biertisch der Gemeindcrat Gans und der Landwirt Essig. Es wurde über die bevorstehenden Gemeindewahlen debattiert, wobei die Unterhaltung erregter wurde. Eisig äußerte zu Gans, er komme das nächstemal auch nicht mehr auf das Rathaus, was diesen in Harmsch brachte. Ec verließ die Wirtschaft, lauerte dem Essig im Versteck aus, überfiel ihn, als er sich auf dem Heimweg befand und brachte ihm mit einem Messer einen Stich bei, der den Tod des Essig unmittelbar zur Folge hatte.
Berlin, lO. April. Die Romreise des Kaiserpaares geht über den Brenner, Ala, Verona und Florenz; die Rückreise über Spezia, Genua, Mailand, Chiasso. Am 23. April nehmen die Majestäten das Frühstück bei dem preußischen Gesandten beim Vatikan, Herrn v. Bülow, und begeben sich dann mit Letzterem zum Besuch des Papstes in den Vatikan.
Berlin, ll. April. Der Domturm, dessen erneute Sprengung heute vormittag mißglückte, ist infolge schwerer Erschütterung heute nachm. 4 Uhr in sich zusamwengestürzt.
Hannover, II. April. Der „Hann. Cour." bezeichnet die Nachricht, Herr v Bennigsen beabsichtige, nach einer eveniuellen Reichstagsauflösung kein Mandat mehr anzunchmen, als falsch.
Ä e ll e r r e j ch -11 n » a r n.
Pest, 10. April. Gegen den Fürstprimas Vaszary versuchte dessen entlassener Kellermeister ein Attentat. Der Secrelär Vaszary's, Kohl, warf sich dazwischen und erhielt fünf Messerstiche. Der Attentäter wurde verhaftet, der Primas blieb unverletzt. Das Bckanunverdcn des Attentats rief allgemeine Aufregung heivor.
Wien, II. April. Der Kaiser hat gestern den Prinzen Ferdinand von Bulgarien und heute auch Stambulow empfangen. Ebenso sprach der Fürst bei dem Grasen Kalnoky vor, der auch mit Stambulow Besuche austauschle. Russischerseits schenkt man, wie aus Petersburger Berichten hervorgeht, der hiesigen Anwesenheit des Prinzen Ferdinand große Aufmerksamkeit, um die Nachrichten über den ihm zuteil gewordenen Empfang ausbeuten zu können. In Wirklichkeit bietet aber dieser Empfang hiezu nicht die geringste Gelegenhnt, denn er vollzog sich in derselben Weise wie bei der jedesmaligen Hieher- kunst des Fürsten.
Frankreich.
In Paris macht sich die Influenza wieder stark bemerklich. Das in Melun garnisoniercnde 2. Husaren-Regiment soll so stark von der Diphtherie heimgesucht sein, daß es 18 Tote und ISO Kranke hat.
Mons, 11. April. Gegen 5000 Bergarbeiter haben gestern den Beschluß gefaßt, mit dem heutigen Tag einen allgemeinen Streik im Borinage zu beginnen.
Italien.
Aus allen Landesteilen Italiens kommen Nachrichten über langanhaltende Trockenheit, welche der Landwirtschaft gefährlich zu werden beginnt. In höher gelegenen Orten sind die Brunnen ausgctrocknet, und eS fehlt Wasser für Menschen und Tiere. In den Südprovinzen und auf den Inseln werden Bittpro- zefsionen um Regen veranstaltet. '
En g t a n d.
London, 12. April. Aus Pontypool wird gemeldet: Gestern nachmittag brach Feuer in der Maschinenhalle des benachbarten Kohlenbergwerks Great- western aus. 300 Bergarbeiter, welche in den Schächten arbeiteten, konnten nicht heraufbcsördcrt werden. Das Feuer ergriff die Schächte. Bisher sind fünf Tote aufgefnnden. Das Schicksal der übrigen Bergarbeiter ist noch unbekannt.
London. 12. April. Aus Pontypool wird gemeldet: 70 Bergarbeitern gelang es, im Zustand äußerster Schwäche ans Tageslicht zu kommen, die übrigen sind noch in den Gruben.
Portugal.
Lissabon, II. April. Die Meldung von einem Attentat auf den König bestätigt sich nicht. Der betreffende Vorgang, der die irrige Meldung veranlaßt hat, beschränkt sich darauf, daß ein Mann, während der König vorüderfuhr, schreiend und seinen Stock schwingend gegen denselben vorging. Der alsbald verhaftete Mann ist augenscheinlich geistesgestört.
Amerika.
Chicago, I I. April. Von den beim Bau der Ausstellungsgebäude beschäftigten Arbeitern haben 3500 die Arbeit niedergelegt. Es wird in Folge dessen befürchtet, daß für den Fall der Fortdauer des Streiks die Fertigstellung der Arbeiten zur bestimmten Eröffnungszeit nicht möglich sein werde.
Ein fürchterlicher Schneesturm zerstörte in Chicago, wie eine Kabeldcpcsche des Jll. Wiener Extrabl. von dort meldet, zwei Riesenhotels, welche zur Aufnahme der Besucher der Weltausstellung errichtet wurden. Auch das Panoramagebäude wurde von dem Unwetter demoliert.
Asien.
lieber daS furchtbare Erdbeben in Kleinasien werden aus de» Kazas (Bezirken) von Hassan-Mensur, Bekseni, Kiahte und Aktsche-Dag schreckliche Einzelheiten bekannt. In diesen vier Kazas sind 2719 Häuier, 7 Moscheen, 1 Medrcsse (geistliches Seminar). 1 Tckke (Kloster), 3 Schulen, 1 christliche Kirche, 6 Hans (große Einkehrhäu'cr), l Bad, >06 Magazine und I I Brücken gänzlich zerstört worden; 1345 Häuser, 94 Moscheen und Medressen, 2 Schulen, 1 Kirche, 1 Han, 1 Bad und 64 Magazine sind teilweise zerstört und 216 Häuser, 1 Schule, 2 Kirchen und 112 Magazine sind mehr oder weniger beschädigt worden. Außerdem wurden 28 Gärten, die am Fuße eines Gebirges standen, ganz verschüttet. Von ärarische» Gebäuden wurde eine größere Kaserne in Hassan-Mensur gänzlich zerstört und je eine kleinere Kaserne und das Telcgraphenbureau in Hassan- Mensur und Kiahte wurden stark beschädigt. Der Verlust an Menschenleben ist in den vier Kazas gleichfalls ein bedeutender. Es wurden bis jetzt aus den Trümmern 469 Leichname hervorgezogen, und 42 Personen sind schwer verwundet worden. Vom Viehstand gingen 6450 Stück zu Grunde.
Gift im Munde. Professor W. D. Miller vom zahnärztlichen Institute der Universität Berlin hielt (wie deutsche Blätter berichten) auf dem sie benten internationalen Kongreß für Gesundheitspflege zu London einen Vortrag, welcher großes Aufsehen erregte. Das Thema war: „Der Mund des Menschen als Quelle der Ansteckung." Professor Miller sagte: „Während der letzten Jahre hat sich die Ueberzeugung immer mehr befestigt, daß der Mund des Menschen als eine Brutstätte verschiedener Krankheitskeime zu betrachten sei, welche eine bedeutungsvolle Nolle in der Erzeugung körperlicher Störungen bilden, und daß viele Leiden, deren Ursache geheimnisvoll ist, ihren Ursprungin der Mundhöhle haben. Schadhafte Zähne sind da in erster Reihe als Urheber der verschiedensten Krankheiten zu nennen, die zuweilen sogar, namentlich bei Kindern und schwachen Personen, tödtlich verlausen. Welcher merkwürdig
Zusammenhang zwischen kranken Zähnen und verschiedensten Organen des Körpers besteht, z sich darin, daß oft Geschwüre an Fingern und Ze verschwanden, sobald der krankhaflc Zahn euch war. Die Zahl der Bacillen und anderer Orgai men. die selbst im Munde ganz gesunder Perjoi gesunden werden, ist eine erstaunlich große, ebc die Liste der Krankheiten, welche dadurch hervor rufen werden können. Welche Gffrhöhle der men; liehe Mund daritellr, zeigt sich darin, daß Verl ungen mit frisch gebrauchten zahnärztlichen Inst menten fast immer Geschwüre zur Folge haben. 1 Speichel selbst von gesunden Menschen ist gisug; von III weißen Mäusen, denen der Speichel von ebensoviel Personen eingespntzt wurde, paraen alle bis auf 10. Die Ursache sind eben die winzigen Organismen, welche in der Mundhöh'e angesammelt werden. Im Ganzen sind 22 der Gcsundheir schädliche Mikroorganismen in der Mundhöhle gefunden worden, von denen viele die schwersten Krankheiten hervorzurufen vermögen. Die Wichtigkeit der Reinhaltung der Mundhöhle crgicbt sich da von selbst; es gilt nicht nur die Zähne gesund zu erhalten, sondern auch schlimmen Krankheiten vorznbcugen." Für die Richtigkeit von Professor Miller's Darstellung spricht auch die Thatsache, daß der Biß eines Menschen oft tödtlich wirkt. Blutvergiftungen insolge desselben sind in jüngster Zeit häufig vorgekommen. Darum — Jun;e, Erwachsene, haltet die Mundhöhle rein! Auch ist erwiesen, daß die Reinigung mit Wasser allein nicht genügt, die Gift- stoffe zu entfernen, und empfiehlt sich daher die regelmäßige Anwendung eines bewährten, sorgfältig hergestellten Zahnreinigungsmitlels, wie es Sarg's „Kalodont" darstcllr, dessen Vorzüge am deutlichsten erwiesen werden durch den nach Millionen zählenden Verbrauch und durch die fortwährend cinlaufenüen schriftlichen Anerkennungen ans den höchsten Kreisen wie aus allen Standen des PublcknmS.
— Das Ab kratzen der Bäume wird immer noch von vielen süc unnötig gehalten, deshalb sieht man überall die älteren Bäume dicht voll Moos und loser Rinden oike hängen. Euie dicke Bedeckung der Bäume mit Moos rc. schadet ihrer Gesundheit, sieht schlecht ans und bildet für cmc Reihe von obstbaumschädlichen In eklen eine sichere Brutstätte und einen Unterschlupi. Der Puppe des Apfelblütenstechers macht beispielsweise die strengste Winter- kälte gar nichts, ioials sic aber leucht wird, geht sie zu Grunde. Es empfiehlt sich also sehr, im Herbst oder Frühjahr, ehe es warm wird. Baumstamm u»d Aeste gründlich von Moos und rissiger korkiger Rinde zu reinigen, abzukratzen und abzu- scharrcn und mit Kalkmilch anzupinseln. Alles, was vom Baum genommen wird (Fallobst, Laub, dürr Holz, Rinde, Moos, Flechten rc.). muß sofort ge- sammelt, entfernt und verbrannt werden, es werde» hiedurch eine Menge Feinde des Obstbaues vernichtet.
Heiserkeit, Verschleim««,
usw. und glauben, daß diese llebel, wie sie kommen, von selbst wieder vergehen. Doch hat mancher dieses Abwarten mit einer nachher unheilbaren Krankheit und Siechtum bezahlen müssen. Ein einfaches Mittel, galui- Londons genannt, zur rechte» Zeit angewcndet, bewahrt vor solchen schweren Leiden und sollte es Niemand versäumen, der an hartnäckigem Katarrh leidet, diese unschädlichen diäti- schen Bonbons anzuwenden. Zu haben in Packeten ä 25 ^ und 50 A in roten Schachteln L 1 in den Apotheken und Droguerien. Riederl. bei H. Lang in Nagold, M Gelten dort in Unterjcttingen und Ad. Frauer in Wildberg.
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Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. — Truck und Verlag der G. W. Z a i s e r's ch e n Bnchdrvckerei.