sus, im Dongebiete, in den Provinzen Samara, Saratow, Simbirsk. W'iatka und Oranburg. In jedem dieser Gouvernements fordert sie täglich Hunderte von Opfern.
Dem Zaren geht es schlecht mit den fortgesetzten Enthüllungen über die russische Mordpolitik auf der Balkanhalbinsel, und seinem ehemaligen „einzigen Freunde", dem Fürsten Nikola von Montenegro. wird gleichfalls das Leben sauer gemacht. Auch der über die Schandwirtschaft des Berglaudes gelagerte Schleier ist gelüftet worden und wir sehen ein Bild von „väterlicher Regierung", das der rus- fischen vollkommen gleich ist. Der absolute Fürst, der seine Unterthanen aussaugt, die blutig aufgebrachten Steuergelder nur zu eigenen Zwecken verwendet, die Gehalte schuldig bleibt, die für die Notleidenden aus Rußland gesammelten Summen seit Jahren der fürstlichen Privatkasse einverleibt, die Getrcidespenden sich bezahlen läßt, der die erbärmlichsten Günstlingswirtschaft eingeführt und sogar die Justiz in seinen persönlichen Dienst gestellt hat, erlebt endlich den Zusammenbruch des Vertuschungssystems. Alles, was noch Charakter und Bildung besitzt, verläßt diesen einstigen Freiheitshort der Balkanchristen; vrrdiente Männer, die in unzähligen Schlachten für ihr Vaterland gegen den Türken gekämpft, ziehen nach Oesterreich oder Rußland, in der eigenen Familie des Fürsten beginnt die Opposition und sein Vetter Blascho Petrowitsch hat Cetinje verlassen uud nimmt Dienste im russischen Heere.
Bulgarien.
Während Rußland grollt, schmollt und heimlich schürt, tritt der bulgarische Ministerpräsident mit offenem Visier in die europäischen Schranken. Die Frage der Anerkennung des Prinzen Ferdinand durch den Sultan ist offenbar durch Stambulows Reise nach Konstantinopel erheblich gefördert worden. Der Sultan beglückwünschte den Ministerprä- sidenten.zu der Art, in welcher er die Angelegenheiten Bulgariens verwalte und leite. Er erklärte, daß er großes Interesse für das Fürstentum hege, und empfahl Stambulow, seinen Ratschlägen zu folgen. Die Anerkennung des Prinzen Ferdinand werde er aussprechen, wenn der günstige Augenblick dazu gekommen sei. Bei der Verabschiedung überreichte der Sultan Stambulow eine mit Diamanten reich besetzte Tabakdose.
Amerika.
New York, 22. Aug. Nach einer Meldung aus Callao sind daselbst 32 Häuser niedergebrannt. Der Schaden beträgt 400,000 Dollars.
Der in Buffalo in Nordamerika soeben ansgebrochene Streik der Eisenbahnarbeiter ist wohl der bedenklichste, welcher jemals in Nordamerika stattgefunden hat, weil die Ausständigen, ohne ernsten Widerstand zu finden, die mit Waarengütern gefüll
ten Eisenbahnwagen angezündet und dadurch schon unberechenbaren Schaden angerichtet haben. Seit Sonnabend gehen Tag für Tag Waggons in Flammen auf, wodurch der regelmäßige Zugverkehr ganz erheblich beeinträchtigt wird. Es sind bereits über 200 Wagen durch Feuer vernichtet worden. Außerdem verhindern die Streikenden auch mit gewaffne- ter Hand das Auslaufen der Züge. Der Stariff von Buffalo hat zur Wiederherstellung der Ordnung die Milipe einberufen.
Kleinere Mitteilungen.
Ebersbach, 20. Aug. Dieser Tage würden dem Gastgeber Grupp zum „Löwen" dahier 264 Hopfenstöcke abgeschnitten und damit der ganze Ertrag und Kosten unmittelbar vor der Ernte vernichtet.
Fürst Bismarck und die Kellnerin — unter dieser Ueberschrif teilt die Wiener „Neue Fr. Presse" aus dem jüngsten Aufenthalt des Altreichskanzlers in Kissingen folgenden Zwischenfall mit: Fürst Bismarck machte in den letzten Tagen seines Aufenthatls allein einen Spaziergang in dem Walde bei dem „Altenburger Hause" und wurde daselbst von einem Gewitterregen überrascht. Die Kellnerin im „Alten- burger Hause," die den Fürsten ohne Regenschirm gewahrte — er kam sehr eilig aus dem Walde heraus — eilte sofort mit einem Regenschirm auf ihn zu. Der Fürst nahm denselben dankend an. „Ja, liebes Kind," sagte er, „es ist doch immer besser, ein sicheres Obdach zu haben, als so unbeschirmt unter dem Regen einherzuwandeln." Dabei bot der Fürst dem gefälligen Mädchen seinen Arm und die beiden wandelten einer Schutzhalle zu, wo sich der alte Reichskanzler niederlieb. Nachdem der Regen aufgehört hatte, gab der Fürst dem Schwabenmädchen einen herzhaften Kuß, worüber dasselbe ganz überglücklich war und zum Fürsten äußerte: „Eine große Ehre für mich." Doch der Fürst antwortete lächelnd: „Die Freude ist für mich eine noch größere, mein Schatz." So hat die Schwabenkellnerin die Geschichte erzählt.
Eine fidele Hochzeitsfeier ohne Brautpaar wurde dieser Tage in Karlsruhe abgehalten, und das kam so: Nach langem Warten auf diesen wichtigen Lebcnsschritt war endlich für ein Brautpaar der Tag gekommen, an welchem der Standesbeamte seines Amtes walten solle. Bis zur Treppe des Standesamtes war man gekommen, da plötzlich machte der Bräutigam Kehrt und folgte seinem Herrn Papa, welcher mit der Heirat feines minderjährigen Sohnes nicht einverstanden war. Die Hochzeitsgäste machten verdutzte Gesichter, die Braut fiel in Ohnmacht, das Beste, was sie in diesem Falle thun konnte. Später gelang es vereinten Ueberredungs- künsten, den fahnenflüchtigen Bräutigam umzustim
men, zur Trauung aber wars zu spät. Um das Hochzeitsmahl zu retten. wurde nun vergnügt die Hochzeit gefeiert, die Trauung wurde ein paar Tage später nachgeholt.
Der Genuß von Pferdefleisch nimmt in Berlin ständig zu. das zeigt die Thatsache, daß die Zahl der Roßschlächter in den letzten zwanzig Jahren von 17 auf 36 gestiegen ist. Die erste Rohschlächterei wurde im Jahre 1847 mit besonderer Rücksicht auf die in jenem Jahre herrschende allgemeine Theuerung errichtet. Die Zahl der geschlachteten Pferde ist seit dem Jahre 1872 von 3l4l auf 8398 gewachsen. In den letz en Jahren mußten erheblich mehr Pscrde als früher vom Schlachten zurückgewiese» werden. Der größte Teil der geschlachteten Pferde stammt nicht aus Berlin, sondern wird von Roßschlächtern oder deren Hand crn auf den Pferdemärktcn in den Provinzen gekauft und oft über 40 Meiler weit hergeschafft.
In Montpellier wurden in einer Kirche die Kronen der Mutter Gottes und des Jesuskindes gestohlen.
— Muskalisch. A. .. . . Sind Sie denn auw musikalisch?" — Studiosus: „O ja, — ich pfeif auf meine Schulden!"
Handel und Berkehr.
Stuttgart, 20 . Aug. (Mo st ob st mar kt.) Zufuhr auf dem Wilhclmsplatz. 150 Zrr. Mostobst (Fallobst) zu
2.50 per Ztr.
Stuttgart, 22. Aug. (Landcsproduktcnbörse.) Die Börse ist heute schwach besucht. Wir notieren per 100 Kilogr. Weizen, Wctterauer .« 19, Land 19, Dinkel.« 12, Haber
15-
Stuttgart, 22. Aug. (Mehlbörse.) SuppengrieS
32.—., Mehl Nro. 0 ^ 31.50 bis OL 32.50, Nro. 1
29.50 bis OL 3 >.50, Nro. 2 .« 28.5 > bis OL 29,-. Nro 3 OL 26.50 bis OL 27. .. -Nro. 4 OL 24 50 bis OL 25. Kleie mit Sack, OL 9, pro 100 Kilo je nach Qualität.
Nürnberg, 20. Aug. (Hopsen.) 1891er sind wenige begehrt, obwohl davon immerhin noch einige Hundert Ballen in passender Ware auf Lager sind. Er notieren: 1891er Badische, Württemberger, Hallertauer von OL I2>a —130, Marktware (noch wenig zugcfahren) 90-115, 189lcr 100—125.
Tettnang, 19. Aug. Gestern wurde hier für Prima Hopfen bis zu 120 pro Zentner bezahlt.
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Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. — Druck und Verlag der G W. Zaiser'scheu Buchdiuckerci.
Amtliche- und Privat-Bekunntmuchirngen.
Warth.
Danksagung.
Im Namen der Gemeinde Warth und insbesondere der bürgerlichen uud kirchlichen Kollegien sagen wir unseren tiefgefühltesten Dank allen denen, welche uns bei dem Brand am 19. August Hilfe geleistet haben, besonders der Feuerwehr Wenden, Ebershardt, Berneck, Altensteig, Gaugenwald und Schönbronn, sodann den Arbeitern die an der Wasserleitung beschäftigt sind, den Frauen und Jungfrauen, welche Wasser getragen haben.
Das gemeinschaftliche Amt:
Pfarrer Ströle. Schulth. Großmann.
Gemeinde Sulz, OA. Nagold.
Uerakkordierung von Wegbau-Arbeiten.
Die Arbeiten beim Bau eines 486 Meter langen Feldwegs in der Stollenhalde auf Markung Sulz sollen im Wege schriftlicher Submission vergeben werden. Die veranschlagten Kosten betragen:
Für Erdarbeit .1 010 ^ 88
„ Chaussierung. 656 10 ^
„ Döhlen- und Pflaster. 99 ^ ^
Plan und Kostenvoranschlag liegen auf dem Rathaus in Sulz zur Einsicht auf. Gefl. Offerte wollen spätestens bis Samstag den 27. Aug., mittags 12 Nhr, mit der Aufschrift „Angebot auf Wegbauarbeiten" auf dem Rathaus in Sulz abgegeben werden, woselbst zu dieser Zeit die Eröffnung dieser Angebote stattfinden wird.
Sulz, den 23. August 1892.
HemeinöeraL.
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^ Hochzeits-(
^ Zur Feier unserer ehelichen T
wandte, Freunde und Bekannte auf Gasthaus zum „Anker" zu einem ^
l Wilhelm Friedr. Schneider,
^ Müller,
Sohn des Gottlieb Schneider,
^ ^ Fuhrmanns hier.
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Einladung. Z-T
Verbindung erlauben wir uns Ver- ; ! Sonntag den 28. August in das i llase Wein frcundlichst einzuladen. Wilhelmine Wirth, -
Tochter des
Tobias Wirth, Müllers
in Freudenstadt. >
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