Das Manöverterrain in der Gegend von Ditz­ingen, Leonberg rc. wird zurzeit auch von einer An­zahl Offiziere des XIV. Armeekorps einer genauen Besichtigung unterzogen. Die fremden Offiziere stat­teten gestern auch unserer Residenzstadt einen Besuch ab, nahmen mehrere Sehenswürdigkeiten in Augen­schein und vereinigten sich abends zu einem Diner im Hotel Marquardt. Nachts fuhren die Herren wieder in ihre gegenwärtigen Quartierorte zurück.

Ehingen, 16. Aug. Das Hagelwetter am 12. Juli ds. Js. hat nahezu sämtliche Gemeinden des Oberamts betroffen. In 12 Gemeinden wurde amt­liche Schätzung wegen Steuernachlasses beantragt und vorgenommen, wobei ein Schaden von 143000 erhoben worden. In den weiteren Gemeinden dürfte der Schaden immerhin noch weitere 20 000 ^ be­tragen. Nichts destoweniger hat der Bezirk eine schöne Mittelernte zu verzeichnen, von welcher das meiste schon unter Dach gebracht ist. Die Felder standen Heuer außerordentlich schön, wie dies seit SO Jahren nicht mehr der Fall gewesen sein soll. Auch giebt es Obst, Kartoffeln und Hopfen genug, so daß ungeachtet des vorerwähnten Aderlasses all­gemeine Freude und Zufriedenheit ob des reichlich gesegneten Jahrgangs im Bezirke herrscht.

Steinheim, a. Albuch, 15. Aua. Heute vor­mittag spielten Kinder an einer Zutterschneidmaschine, wobei ein bjähriger Knabe dem Schwungrad zunahe kam und ihm die rechte Hand vollständig abgeschnit­ten wurde.

Biberach, 15. Aug. Vergangene Nacht um 12 Uhr brach auf einem an der Staatsstraße nach Ochsenhausen liegenden Holzlagerplatz. Feuer aus, und über 7 000 verschiedene Reisbüscheln und etwa 36 Raumeter Buchenscheiter wurden ein Raub der Flammen. Mit größter Anstrengung gelang es un­serer wackeren Feuerwehr, einen großen Schopf, der etwa um 10,000 ^ Seegras enthält, zu retten. Wahrscheinlich liegt Brandstiftung vor.

Brandfälle: Den 12. Äug. In Neckarweihin­gen das Wohnhaus und Scheuer des Bauern Jetter. Den 14. Aug. in Ottendorf (Gaildorf) das von Schuhmacher Beißwenger und Küfer Frank gemein­schaftlich bewohnte Doppelwohnhaus.

München, 16. Aug. Ein zwanzigjähriger Comp- toirist stahl seinem hiesigen Prinzipal sechstausend -46 bar, er wird steckbrieflich verfolgt.

In Waldsee (in der Pfalz) sind in der Nacht von Sonntag auf Montag I l Anwesen niederge­brannt. Ter Schaden beträgt über 100000

Köln, 13. Aug. Der frühere Vorsitzende des hiesigen antisemitischen Vereins Julius Grüner, wurde heute von der Strafkammer tvegen Unterschlagung und Diebstahl zu fünf Monaten und einem Tage Ge­fängnis verurteilt.

Hamburg, 13. Aug. In der hiesigen Presse wird augenblicklich die Idee angeregt, falls die Welt­ausstellung in Berlin nicht zu Stände kommen sollte, in Hamburg aus Privater Initiative eine internatio­nale Industrie-Ausstellung am Ende des Jahrhunderts zu veranstalten. Man ist bemüht, zunächst ein Agi- lations-Komite hierfür zu bilden.

Vom Kaiserhofe. In besonders festlicher Weise ist am letzten Sonntag am deutschen Kaiserhofe der Geburtstag des Prinzen Heinrich» Bruders des Kaisers, begangen worden; der Prinz vollendete an diesem Tage sein 30. Lebensjahr und feierte zugleich fein zwanzigjähriges militärisches Doppeljubiläum, da er am 14. August l872 gleichzeitig in den Ma­rinedienst eintrat und als Sekondlieutenant in das 1. Garderegiment z. F. eingereiht wurde.

Einen ausführlichen Bericht über die Fahrt des Fürsten Bismarck nach Kolberg bringen die «Hamb. Nachr." Der Bericht bietet kaum etwas neues bis auf eine Aeußerung, die der Fürst in Treptow gethan. Sie lautet in der Fassung der H. N. wie folgt: Er könne nach seiner jetzt vollen- deten Reise, die ihn durch viele Gegenden Deutsch­lands und jetzt dicht vor die Dünen der Ostsee ge­führt, wohl sagen, daß vom Fels zum Meere, von Bayern bis Pommern, dieselbe dankbare Stimmung herrsche über die nationale Einigung, sowohl wegen der inneren Sicherung wie auch der würdigen Stell­ung dem Auslande gegenüber, die dadurch erreicht worden sei^ und er glaube, daß die Bande, die uns vereinigen, unzerreißbar geworden sei; am aller- wenigsten strebe die Bevölkerung selbst danach» sie zu zerstören. Mit erhöhter Stimme wiederholte er:'

Ich bin sicher, wir halten fest zusammen, und bitte Sie, dies fest im Herzen zu bewahren und auch Ihren Kindern zur Lehre einzuprägen, daß der Deutsche, sobald er seine Grenzpfähle verläßt, an Ansehen verliert, wenn er nicht sagen kann: 50 Millionen meiner Landsleute stehen geeinigt hinter mir. Mir bleibt am Abende meines Lebens nur übrig, zu sagen: halten wir unzertrennlich zusammen, vom Fels bis zum Meere."

Auch eine höhere Besteuerung des Bieres wird jetzt als Mittel zur Deckung der Kosten der neuen Militärvorlage angekündigt. Es bedarf keines weiteren Nachweises, daß eine höhere Belastung des Bieres erst recht große Mißstimmung Hervorrufen würde. Das Gute liegt ja auch hier so nahe die Börse.

Die amtlich bekannt gegebene Verzichtleistung auf die Veranlassung einer Weltausstellung in Berlin ist eine defintive: in diesem Jahrhundert wird also Deutschland nicht mehr die industriellen Vertreter der Nationen bei sich zu Gaste sehen, denn wenn hier Und da das Gerücht verbreitet wird, man trage sich mit dem Gedanken, in Hamburg eine Weltaus­stellung zu errichten, so ist diese Meldung nur mit einem Lächeln aufzunehmen.

Die Entscheidung in der Frage der Berliner Weltausstellung ist nunmehr erfolgt, und zwar hat die Regierung, wie sich vorhersehen ließ, das Pro­jekt aüfgegeben. Die Bundesregierungen haben, da­von ausgehend, daß die Frage, frei von allen poli­tischen Erwägungen, nach rein wirtschaftlichen Gesichts­punkten beantwortet werden könne, in ganz überwie­gender Zahl das wirtschaftliche Bedürfnis zu einer Ausstellung verneint. Insbesondere hat auch Preu­ßen, dessen Urteil schon deshalb, weil in seiner Haupt­stadt die Ausstellung stattfinden müßte, besonderes Gewicht beansprucht, sich gegen dieselbe ausgespro­chen. Im großen und ganzen schließt die Beurteilung der Bundesregierungen derjenigen der industriellen Kreise sich an. Wenn man das Ergebnis nach der Zahl der Stimmen zusammenfaßt, welche den Ne­gierungen verfassungsmäßig im Bundesrate zustehen, so sind 40 Stimmengegen" und 7 Stimmenfür" die Ausstellung abgegeben , während 11 Stimmen unentschieden lauten. Seine Majestät der Kaiser hat auf Grund dieses Berichts dahin entschieden, daß dem Plane einer Weltausstellung in Berlin von Reichs wegen nicht näher zu treten sei.

In Berlin haben wie schonjmitgeteiltam Donners­tag vor der VII. Strafkammer des Landgerichts I die Verhandlungen gegen den der Untreue angeklagten Kommerzienrat Wolfs und Genossen stattgefundell. Am 5i November wurde über das Vermögen des Wolfs der Konkurs eröffnet. Es fehlten Effekten im Betrage von 6 524283 Nach dem Gutachten des Kon­kursverwalters werden die Gläubiger der Firma et­wa 50 Prozent erhalten, da einer Aktivmasse von 5104013 -46 eine Passivmasse von 10058 946 gegenübersteht.

Das Konnte für die Sammlungen für die Fa- milie Buschhoff und anderer geschädigter Israeliten in Tanten hat heute die Schlußsitzung abgehalten und die Sammlungen geschlossen. Es sind insge­samt 46813 ^ eingegangen. Davon erhalten die in Lauten geschädigten Israeliten 15000 -^j(; die Verwaltung der für Buschhoff bestimmten Summe von 31 813 übernimmt mit Zustimmung Busch- hoffs ein in Köln gebildetes Kuratorium.

Berlin, 13. Aug. DerPost" zufolge wäre der jetzige Reichskanzler als Triebfeder der geplan­ten Militärreform zu betrachten. Die zweijährige Dienstzeit stünde bereits im Prinzip fest, es könne sich nur darum handeln, mit welchen Restriktionen sie ins Leben treten solle. Der Anfang werde mit der Infanterie im Herbst 1893 gemacht werden, wie diePost" annimmt.

Berlin. 14. Aug. Wie verlautet, sind die Vor­schläge des Finanzministers'Miquel zur Kommunal­steuerreform angenommen. Dr. Miquel hat gestern vormittag seinen Urlaub nach Harzburg angetreten.

Abgeordneter v. Vollmar über den.Zukunfts- statl." Dieser Tage hat der sozialdemoktätische Ab-' geordnete v. Vollmar die Agitation für die nächst­jährigen bayerischen Landtagswahlen eingeleitet und in seiner Rede nach Mitteilung derM. N. N." dem Sinne, wenn auch nicht dem Wortlaute nach, folgende Ausführungen gemacht:Die Sozialdemo­kratie habe sich früher mit Träumen vom Zukunfts­staate beschäftigt, mit denen man aber heute fertig

geworden sei. Man sei aus den Utopien herausge­kommen; der Sozialismus sei zu einer Wissenschaft erhoben und es gelte jetzt, Verbesserungen, die zu­nächst liegen, anzustreben"

In den staatlichen Militärwerkstätten ist man jetzt, derFrkf.O.-Z " zufolge, mit der Herstellung vonSchießbremsen" für die Lafetten der Feldartil­lerie beschäftigt. Noch zu den bevorstehenden Ma- növern sollen einzelne Batterien aller Regimenter dieser Waffengattung damit verseheu werden. Die Schießbremse, welche aus Drahtseil besteht und den Direktor der Spandauer Artillerieweckstatt zum Ec- sinder hat, ist eine neue Einrichtung und dazu be­stimmt, den in Folge der gewaltigen Kraft des neuen Pulvers starken Rücklauf der Geschütze zu vermei­den. Bei dem in Frankfurt a. O. garnisonierenden Artillerieregiment sind die Lafetten mit der Bremse zum Teil schon versehen.

Nach der auf Grund der Volkszählung vom Jahre 1890 zusammengestellten Statistik der deu t- schen evangelischen Landeskirchen zählt das Königreich Preußen mit 29955291 Einwohnern neben 10252807 Katholiken 19 224 956 landes- kirchliche Evangelische und 100770 von der Landes- kirche separierte Evangelische. In dem evangelischen Landeskirchengebiet des Königreichs Preußen sind 9343 geistliche Stellen, sodaß in ganz Preußen auf je 2058 evangelische Einwohner eine geistliche Stelle kommt, in der Stadt Berlin dagegen erst auf 10 404 Evangelische. Im ganzen deutschen Reiche mit 49426394 Einwohnern sind neben 17646 890 Katho- ken und 141 701 separierten Evangelischen 30 964 274 solche, die zu den Landeskirchen gehören und 24 996 gottesdienslliche Räume sowie 16 400 geistliche Stellen haben, sodaß auf durchschnittlich 1887 evangelische Einwohner je eine geistliche Stelle fällt. Die Zahl der jüdischen Einwohner im ganzen deutschen Reiche beträgt 567441, im Königreich Preußen 372058, und in der Stadt Berlin 79 286. Die bevölkertste Provinz im preußischen Staate ist Rheinland mit Hohenzollern, welches unter 4 776 476 Einwohnern 3414 781 Katholiken, 1298 i80 Evangelische, 14391 Separierte, 1229 ohne bestimmtes Religionsbekennt­nis und 47 895 jüdische Einwohner zählt.

Schwei).

Basel. 15. Aug. Das Volk des Kantons St. Gallen hat das Zivilbestattungsgesetz mit unentgelt­licher Beerdigung und Erlaubnis der Leichenvecbren- nung mit 18745 gegen 16704 Stimmen verworfen.

In Thun in der Schweiz war ein angeblicher Baron Courtier als Spion verhaftet. Hinterher ent­puppte sich derselbe als österreichischer Glasergeselle und bekannter Hochstapler.

Frankreich.

Paris, 14. Aug. Eine Versammlung von 3500 Kutschern aller Gesellschaften beschloß einen Streik und gab die Parole aus, heute nicht an­zufahren.

Deutsche in der französischen Fremdenle­gion. Ein deutscher Forschungsreisender ist in der französischen Kolonie Tonkin in Ostasien mit verschie­denen Deutschen bekannt geworden, die in der Frem­denlegion dienen. Die Schilderungen der Leute ya- ren überaus traurig. Harter Dienst, geringe Löh­nung, schlechte Behandlung, das sind die Errungen­schaften der Legionäre. Die Sterblichkeit ist eine außerordentlich große. Zwei Drittel der Leute sind deutschen Stammes, Reichsdeutsche, Oesterreicher, Schweizer rc.

Spanien.

San Sebastian, lO. Ayg. Die Königin Un­terzeichnete heute das Dekret, wonach dem Geheim- >rat Friedrich Krupp in, Essen das Großkreuz des spanischen Militärverdienft-Ordens verliehen wird.

Serbien.

Sofia, 15. Aug. DerAgence balcanique^ zu­folge erklärte der Sultan gegenüber Stambulow, er werde den Prinzen Ferdinand anerkennen,, wenn der günstige' Augenblick gekommen sei. Der Sultan sprach ferner den Wunsch ausdas bulgarische Volk möge bei seiner Liebe zu dem Prinzen verharren.

Rußland.

Petersburg, 46. Aug. Aus Nishny-Nowgorod wird unter dem 15. August amtlich gemeldet, daß die Cholera im Erlöschen sei. Die Erkrankungen verringern sich täglich, die. Sterblichkeit ist unbedeu­tend. Die Sanitäts-Kommission beschloß, die beiden schwimmenden Hospitäler als nunmehr überflüssig