Saalesteg zu Fuß den Heimweg an, aufrecht und stramm, ungebeugt von der Last der Jahre. Ja, ja sie mögen sagen was sie wollen; aber er ist ein einziger Mann und getragen von der Liebe seiner Volksgenossen. Das zeigte sich in elementarer Weise bei der gestrigen großartigen Kundgebung wie bei der heutigen Begegnung. Er ist und bleibt unser Bismarck.

Der Prozeß gegen Rudolf Jäger und seine Mitangeschuldigten wird binnen drei Wochen die Frank­furter Strafkammer beschäftigen, und zwar mehrere Tage hindurch, da nicht weniger als 15 Personen als Angeklagte in die Affaire verwickelt sind, neben denen nach zuverlässigen Vermutungen rund ein Vier­telhundert Belastungszeugen und eine weitere Anzahl von Entlastungszeugen auftreten werden.

Cleve, 14. Juli. Im Prozeß Buschhoff erklärte in seinem gestrigen Plaidoyer Oberstaatsanwalt Hamm, er erachte Buschhoff der ihm zur Last gelegten That nicht für überführt, sondern seine Unschuld als nach­gewiesen und beantrage aus voller Ueberzeuauna ein Nichtschuldig.

Berlin, 11. Mai. Bismarckkrieg. In unfern politischen Kreisen spricht man die Ueberzeugung aus, daß die Regierung auf die jüngsten und auf weitere Angriffe derHamburger Nachrichten" nicht antworten werde.

Berlin, 13. Juli. Dr. Werner Siemens und Bürgermeister Zelle nannten in einer Unterredung das Jahr 1897 als den geeigneten Zeitpunkt für eine Weltausstellung in Berlin. Siemens meinte, daß die Deutschen verpflichtet seien, zu zeigen, daß sie auch Mark in den Knochen haben.

Kein neues preußisches Volksschulgesetz in Vorbereitung. DieNordd. Allg. Ztg." erklärt im offiziellen Aufträge, die Mitteilung, im Berliner Kultusministerium werde ein neues Volksschulgcsetz für die nächste Landtagssession ausgearbeitet, sei völlig erfunden.

Die Hamburger Nachrichten setzen ihre Aus­führungen über die Politik der Reichsregiernng fort, aber seit den bekannten Veröffentlichungen im Reichs­anzeiger ist der Ton der Veröffentlichung Fürst Bismarcks doch ein viel ruhiger geworden. Hoffent­lich geht es auf diesem guten Wege weiter, dann wird der Altreichskanzler schließlich bei der sachlichen Kritik anlangen, gegen welche Niemand etwas hat. Die Reichsregierung dürfte den letzten Publikationen kaum noch weitere folgen lassen. Was sie zu sagen hatten, ist geschehen und jeder weiß nun, wie die Dinge stehen. Neue und interessante Vorteile sind in den letzten Artikeln der Hamburger Nachrichten übrigens nicht enthalten. Höchstens wäre ein Seitenhieb des Blattes gegen dieKöln. Ztg." zu erwähnen, worauf die letztere mit allerlei Enthüllungen über Artikel droht, welche Fürst Bismarck ihr während seiner Amtszeit zusandte, deren Publikation aber das rhei­nische Blatt verweigerte.Reden ist Silber, aber Schweigen ist Gold!" Daran sollten wirtlich alle Teile denken.

Eine lebhafte Agitation gegen die neuen Be­stimmungen über die Sonntagsruhe wird aus ver. schiedenen Städten, besonders aus Großstädten, be­richtet. Der Einnahmeausfall für eine Anzahl von Geschäftsleuten ist seit dem Inkrafttreten der Sonn­tagsruhe so empfindlich, daß um Abänderung des neuen Gesetzes dahin petitioniert werden soll, wenig­stens den Geschäftsinhabern den Verkauf an den Nachmittagen und Abenden der Sonntage zu gestatten.

Die deutsche Ansiedlung in Posen und Weßt- preußen. Wie aus Posen geschrieben wird, soll das Ansiedlungswerk in Westpreußen und Posen in diesem Sommer eine möglichst gesteigerte Förderung erfahren. Mit dem Ankauf geeigneter Liegenschaften soll fortgefahren werden, soweit sich die Gelegenheit darbietet. In den abgelaufenen 6 Monaten dieses Jahres ist der Besitzstand der Ansiedlungskommission beträchtlich vermehrt worden.

Schwei).

Annecy, 12. Juli. Ein furchtbarer Orkan, der heute Nacht das Chamonnixthal hinanfuhr und einen Gletscherrutsch verursachte, zerstörte den Bade­ort St. Gervais. Das Dorf und die Badecinrich- tungen wurden halb vom Erdboden weggefegt, zahl­reiche Bauernhöfe thalaufwärts bis zum Gletscher hinauf zerstört, ganze Heerden und zahlreiche Per­sonen getötet und verwundet. Die gesamte Touri­stenstraße von Cluse bis Chamonnix ist von Trüm­mern und Leichen bedeckt, angeblich sind über 150 Menschen der Katastrophe zum Opfer gefallgn. Die genaue Zahl ist indessen vorläufig nicht festzustellen. Die Arve ist stromartig angeschwollen und führt zahlreiche Trümmer, Menschen- und Tierleichen mit sich.

Bonneville, 13. Juli. Die Zahl der Getö­teten von Saint Gervais wird auf 140 angegeben, dürfte aber 200 betragen. Bon 54 Angestellten des Badeetablissements sind 9 gerettet. Das Etablissement wurde fast vollstäudig fortgerissen. Die Hälfte des Dorfes Fayet ist zerstört. Die Leichen sind entsetz­lich verstümmelt, viele unkenntlich. Der Verwunde­ten sind es ebenfalls viele. Die Hilfeleistung ist or­ganisiert, die Bevölkerung zeigt großen Eifer.

Deflerreich-Ungarn.

Die österreichische Regierung hat sechzehn deutsch­nationale Studentenverbindungen aufgelöst. Als mittelbarer Anlaß oder Vorwand werden die neu- lichen Kundgebungen für den Fürsten Bismarck bezeichnet.

Frankreich.

Paris, 13. Juli. Das JournalEclaix" meldet, daß Pasteur im Sterben liege.

Paris, 14. Juli. Aus Bonneville wird ge­meldet: 17 Touristen, welche den Montblanc bestie­gen, sind verschollen. Der Tod aller wird befürchtet.

Marseille, 7. Juli. Der PostdampferMar­schall Canrobert" wurde heute, als er auf der Fahrt von Bone nach Marseike vor dem Mittelmeerge­schwader vorüberfuhr, 20 Seemeilen östlich vom Leuchtthurm von Planier, also vor der Bucht von Marseille, von dem PanzerschiffHoche" angerannt.

Der Sporn desHoche" schnitt den DampferMar­schall Canrobert" mitten durch. DerCanrobert" sank sofort; von seinen 85 Fahrgästen rettete der Hoche" alle, mit Ausnahme von zwei Soldaten und drei Kinder. Nach einer anderen Meldung sind fünf Personen tot, zwei vermißt; Schiff und Ladung sind vollständig verloren.

Italien.

Rom, 12. Juli. Hc. v. Schlözer wurde heute vom Papste in Abschiedsaudie,z empfangen und be- giebt sich demnächst nach der Schweiz. In der lange währenden Audienz brachte der Papst seine Hoch­achtung und sein herzliches Wohlwollen für Hrn. v. Schlözer zum Ausdruck.

Catania, 13. Juli. Die Aetna-Ausbrüche sind neuerdings wieder stark in Zunahme begriffen, es erfolgen fortwährend Detonationen; im Laufe des Tages wurde in Giarre ein starkes Erdbeben ver­spürt. Die Bevölkerung ist verhältnismäßig ruhig.

Spanien.

Barcelona, 13. Juli. Die Kattundruckerei von Saint-Martin wurde gestern durch Dynamit teilweise in die Luft gesprengt. Die Aufregung ist groß. Unter der katatonischer Bevölkerung zeigt sich Nei­gung zur Emeute. Lokale Aufstände werden von da und dort gemeldet. Gestern stürmte eine Menge die Bürgermeisterei von Ocos, mißhandelte die Be­amten und steckte die Archive in Brand.

Sch weden-Nor wegen.

Christiansund, 12. Juli. Durch Zerstörung sämtlicher Dampfsägewerke bei dem kürzlicheu Brand sind gegen 100 Arbeiter brodlos geworden. Auf den Schiffswerften sind alle im Bau begriffenen Schiffe abgebrannt. Menschenleben sind nicht zu beklagen. Die Anzahl der Obdachlosen beträgt ge­gen 4000.

Rußland.

Aus Petersburg wird gemeldet: Die Cholera dehnt sich hier aus; auch in Riga ist sie zum Aus­bruch gekommen.

Warschau, 13. Juli. In Tyszowce im Gou­vernement Lublin wurden über 150 Wohnhäuser durch Feuer zerstört. Der Schaden ist sehr beträcht­lich. Einige 100 Familien sind obdachlos.

Handel K Verkehr.

* Nagold, 15. Juli. Unsere Metzger überraschten uns gestern mit einem Fleischabschlag, nach welchem das Rindfleisch und Kalbfleisch je per stz Kilo 51 kostet. Eben­so hat uns seit vorgestern der Himmel mit dem lang ersehnten Regen, wenn vorerst für die lechzenden Fluren in nur schwach ausgiebiger Weise erfreut.

Druckfehler. In der Korrespondenz von Oberjet­tingen in letzter Nummer hatten sich in der Wiedergabe des 2ten Telegramms zwei Fehler eingcschlichen, indem in der dritten Strafe Schalle (statt Schallen) und in der vierten, hohem (statt hohen) zu lesen ist.

Hiezu das Unterhaltungsblatt Nr. 29.

Verantwortlicher Redakteur Stein wandel in Nagold. Druck und Verlag der (8. W. Z a i s e r'i ch e n Buchdrvckerei..

Amtliche- und Prüvat-Betanntrnuchrrngen. KcrndeLsvegistev-Kintrng.

Tag der Eintragung

Wortlaut der Firma.

Ort der Hauptnie­derlassung und der Zweigniederlassungen

Inhaber der Firma.

Bemerkungen.

>2. Juli 1892.

M. Najcholv Sohn,

Lebkuchen- und Zucker­warenfabrik in Attensteia.

Altensteig Stadt.

Moritz Naschold,

Konditor in Altensteia.

Zur Urkunde: Amtsrichter Lehnemann.

! I» Vanille-Choeolade Mk. 1.20 bis M.1.60.»L I» Gewürz-Bruch-Choeolade Mk. 1.. >Z >* Caeaoprrlver, leicht löslich, offen u. in Büchsen, Carlsbader Caffeegewürz, ä Paket 50 Ps., Thee in diversen, seinen Sorten

empfiehlt zu geneigter Abnahme Ooßtlod LolllQlÄ.

E b h a u s e n.

Hkiuöiger-Aufruf

ergeht in der Nachlaßsache des am 17. Juni d. I. f Jakob Lutz, gewesenen Lammwirts dahier. Termin zur An­meldung der Forderungen unter Vor­legung der Beweisdokumcnte zehn Tage.

Den 14. Juli 1892.

K. Amtsnotariat Altensteig: _Ass. Lindörfer._

Ar-ucHLpreije:

Calw, den 9. Juli 1892.

Neuer Dinkel 7 80 7 71 7 60

Hader 7 30 7 07 6 90

Nagold.

Schwämme,

Fensterleder,

bei Hermann Knödel.

Cocosnuß-Butter,

bestes und billigstes Back- und Kochfett, bringt in empfehlende Erinnerung Nagold. H. Lang.

G ü l t i n g e n.

Jarr- und Wagner- Gichen-Derkauf.

Am Donnerstag den 2l. Juli werden aus dem Gemeindewald Maus- thäle und Burguff 75 Stück von 4 bis 10 Meter lang und bis zu 1,60 Festmeter haltend, sowie 18 Stück Wag­nerstangen verkauft.

Zusammenkunft morgens 8*/, Uhr beim Rathaus.

_ Gemeindepflege.

Nagold.

Kosthaus-Hesrrch.

Für den Ortsarmen, 56 Jahr alten, G. Messerschmid, Weber, wird ein Unterkommen gesucht.

Anmeldungen nimmt entgegen die Ortsarmenpflege.

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bei

G. W. Zaiser.