Hals und rief mit Thränen in den Augen:Fritz, Du bist's, Du hast mich bei Champigny herausge­hauen!" Derartige Vorkommnisse, die nicht vereinzelt dastehen, befestigen den Kitt der durch Gefahren aller Art bewährten Kameradschaft.

Aus Anlaß der Abschätzung des Mobiliarscha­dens, der bei dem Brand im kgl. Residenzschloß zu Stuttgart entstand, ist bekannt geworden, daß das gesammte Inventar des Residenzschlosses mit rund 1 800000 c/A versichert ist und zwar zu einem Vier­teil bei der württembergischen Privatfeuerversichc- rungsgesellschaft und zu drei Vierteilen bei der Go­thaer Feuerversicherungsbauk.

Ravensburg, 7. Juni. (Katholikenversammlung.) Die Stadt ist festlich beflaggt. Zahlreiche Schaaren zo­gen schon am frühen Morgen in die Stadt. Die Versamm­lung begann heute Vormittag 10 Uhr. Anwesend sind etwa 3500 Personen. Zum Präsidenten wurde der Erb­graf Waldburg-Wolfegg-Waldsee, zum Vicepräsidenten der Reichstagsabgeordnete Stadtpf. Göser von Saul- gan durch Acclamation berufen. Reichskagsabgeord- neter Gröber sprach unter großem Beifall der Ver­sammlung über die Stellung des Zentrums zur Volks­partei und proklamierte eine förmlicheKriegserklä­rung" gegen letztere. Sodann besprach er die Schulsrage und verlangte weiterhin die Gewährung von Ordens-Niederlasfnngen in Württemberg!Zum jetzigen Mininsterium können die Katholiken des Königreiches kein Vertrauen haben." Als zweiter Redner sprach Reichstagsabgeordnetcr Lieber über die allgemeine politische Lage in Preußen und im ganzen deutschen Reiche, ferner über die preußische Schulfrage und schließlich über die Stellungnahme des Zentrums zur Sozialdemokratie. Es wurden Resolutionen angenommen: über die Schulfrage und über die Stellung zur Volkspartei und zur Sozial­demokratie und eine Adresse an den Landesbischof Hefele in Rottenburg beschlossen. Die erste Haupt­versammlung endete mit einem dreifachen Hoch auf den Papst, den Kaiser und den König von Württem­berg. Die zweite Hauptversammlung behandelte die gleichen Themata; sie zählte etwa 4000 Teilnehmer.

Zu den bisherigen elf Verhaftungen in der Jäger'schen Affäre sind am Samstag noch drei weitere Verhaftungen gekommen. Ein früheres Dienst­mädchen der Familie Jäger, Karoline Messer von Hofheim, ferner dieses Mädchens verheiratete Schwe­ster und deren Mann, ebenfalls in Hofheim, sind festgenommen worden, da sie eine bedeutende Geld­summe zur Aufbewahrung von Jäger erhalten und auch versteckt hatten. Der Mann hat ein Geständ­nis abgelegt, daß er die von seiner Schwägerin er­haltene Summe, man spricht von 50 000 bis 70000 Mark, im Felde vergraben habe. Beim Nachforschen an der von ihm angegebenen Stelle wurde das Geld gefunden. Ferner soll sich herausgestellt haben, daß Jäger einem in Rußland lebenden Verwandten eine Summe, die 50 000 betragen soll, zugcsendet hat.

Mannheim, 8. Juni. Im Kurort Oberweiler ermordete in einem Anfall von Delirium der pen­sionierte württembergische Hauplmann Grundier seine Ehefrau.

InLadenburg bei Mannheim hat ein furcht­barer Wirbelwind ungeheuren Schaden angerichtet, Hunderte von Bäumen entwurzelt, zahlreiche Gebäude aufs schwerste beschädigt; mehrere Personen wurden verletzt.

Kiel, 7. Juni. Zur Zusammenkunft Sr. Maj. des Kaisers mit Sr. Maj. dem Kaiser von Ruß­land waren im hiesigen Hafen 25 deutsche Kriegs­schiffe versammelt. Das gesammte im Hasen verewigte Geschwader löste 2 t Kanonenschüsse zum Salut des russischen Kaisers. Brausende Hochruse erklangen, als die russische JachtPolarstern", im Vortopp die deutsche Kriegsflaggr, passierte. Auf den deutschen Schiffen wurde die russische Nationalhymne, auf dem Polarstern"Heil dir im Siegerkranz" gespielt. Kurz nach 1l Uhr erfolgte die Landung beider Kaiser und des Thronfolgers an der Barbarossa­brücke. Darauf begaben sich der Kaiser und seine Gäste zu Fuß in das Schloß, wo großer Empfang, darauf Frühstückstasel stattfand. Beide Kaiser tranken einander aufs herzlichste zu; die Unterhaltung war außerordentlich lebhaft. Um 7 Uhr abends fand Diner von 60 Gedecken im Schlosse statt. Kaiser Alexander übernachtete aus demPolarstern" und ketsil erst am Mittwoch zurück. Zuvor soll noch ein Parademanöver der deutschen Flotte stattfinden.

Kiel, 8. Juni. Der Kaiser ernannte den Zaren zum Admiral a 1a suite der deutschen Marine. Er toastierte bei dem Galadiner auf den Zaren als Admiral ä 1a suite der deutschen Flotte. Der Zar erwiderte mit einem Hoch auf den Kaiser; er sprach seinen Dank für den Empfang aus. Der Zar ver­lieh dem Hofmarschall v. Wittich den weißen Adler­orden, dem Grafen Waldersee den Alexander News- kiorden.

Der preußische Kultusminister Dr. Bosse wird demnächst eine größere Rundreise durch sämt­liche Provinzen der Monarchie machen. Man glaubt, daß der Minister auf dieser Reise Material für ein in der nächsten Landtagssession vorzulegendes Schuld­dotationsgesetz zu sammeln beabsichtige.

Kaiser Wilhelm II. und Fürst Bismarck. Die Meldungen von einer nahen Zusammenkunft zwi­schen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck, die in den letzten Tagen verbreitet wurden, aber auf den ersten Blick als müßiger Klatsch zu erkennen waren, werden jetzt allseitig für erfunden erklärt. Weder von Berlin, noch von Friedrichsruhe aus ist eine Anre­gung in diesem Sinne gegeben.

Berlin, 7. Juni. Der Besuch des italieni­schen Königspaares, anfänglich für 9. Juni geplant, ist nach neuesten Berichten auf unbestimmte Zeit vertagt, bis eine Beruhigung der jetzigen Parlaments­bewegung Antritt.

Berlin, 7. Juni. Die Verhaftung Ahlwardts, über die in verschiedenen Blättern merkwürdige Ver­anlassungen angegeben wurden, soll derStaatsbür­gerzeitung" zufolge wegen Beleidigung Löwe's erfolgt und mit Fluchtverdacht begründet sein.

Berlin, 8. Juni. Ein Privattelegramm des Berl. Tageblatts" aus Zanzibar von heute vor­mittag meldet, neuere Nachrichten bestätigen die frühere Meldung, daß Emin Pascha gestorben ist.

Berlin, 8. Juni. DemVorwärts" zufolge beriet die sozialdemokratische Fraktion in der Stadt­verordnetenversammlung über die Beteiligung einiger Mitglieder an der Beerdigung Forckenbecks und be- chloß, es habe keine Veranlassung Vorgelegen, Fork­enbeck eine besondere Ehre zu bezeugen. (Also auch Haß bis ins Grab.)

Berlin, 8. Juni. Der Chicurgenkongreß wurde heute mittag eröffnet. Bruns-Tübingen be- prach die chirurgische Bedeutung der weittragenden Feuerwaffen, besonders des Mannlicher-Gewehrs. Da jedoch der Nahekampf verschwinden werde, seien allzuweitgehende Befürchtungen für die Zukunft nicht gerechtfertigt. Der antiseptische Verband sei so früh als möglich anzuwenden. Das Krankenträgerper- ional sei im Verbandanlegen besser auszubilden.

Der Altreichskanzler Fürst Bismarck wird sich am 17. oder 18. ds. Mts., wahrscheinlich über Schön- bausen, nach Dresden begeben, dort übernachten und am 19. nach Wien Weiterreisen. Nach seiner Teil­nahme an der Hochzeit des Grafen Herbert Bismarck, die nach neueren Dispositionen nicht in Fiume, son­dern in Wien am 21. Juni stattfiaden wird, dürfte ich der Fürst nach Kissingen begeben.

Schweiz.

Bern, 7. Juni. Der Bundesrat hat die Ein­führung der mitteleuropäischen Zonenzeit beschlossen.

Bellerreich-Anga rn.

Wien, 7. Juni. Der Kaiser spendete den Witwen und Waisen der beim Grubenbrande bei Przibram Verunglückten 10 000 fl.I

Wien, 8. Juni. Das neueW. Tagbl." er­hält aus Warschau von sonst gut unterrichteter Seite die Mitteilung von einer Annäherung zwischen Ruß­land und Oesterreich. Cs stehe eine Zusammenkunft zwischen dem Zaren und dem Kaiser bevor. Bot- chafter Lobanow habe diese Verbesserung der Ver- hältnisse herbeigeführt und soll Nachfolger von Giers werden.

Przibram, 7. Juni. Wie amtlich festgestellt wurde, fuhren am 31. Mai nachmittags 807 Arbei­ter ein, wovon 475 rechtzeitig ausgefahren sind. 332 sind abgängig; bis heute 9 Uhr vormittags wurden 304 Leichen ausgesördert. Die Verunglück­ten hinterlassen 292 Witwen und 692 Waisen unter 14 Jahren.

Das fünfundzwanzigjährige Jubiläum der un­garischen Königskrönung wird jetzt in Pest mit außerordentlichem Pomp gefeiert. Die ganze Haupt­stadt ist festlich geschmückt, Tausende von Besuchern sind von nah und fern eingetrosfen. Der am Pfingst­

montag eintreffende Kaiser Franz Joseph wurde von der Bevölkerung mit stürmischem Jubel empfangen, der glanzvolle Einzug fand unter unaufhörlichen De­monstrationen statt. Malerisch stellte sich besonders eine Reiterschaar im reichsten Magnaten Kostüm dar. Der Kaiser dankte tiefbewegt für alle ihm dargebrach­ten Huldigungen und sprach besonders seine Freude über den großartigen Aufschwung aus, den der unga­rische Staat in dem letzten Vierteljahrhundert genom­men. Königtum und Volk seien unauflöslich mit einander verbunden.

? r an k r ei ch

Das große Turnfest in Nanzy hat begonnen, und, wie vorauszusehen war, ist es ohne diverse An­spielungen auf Deutschland nicht abgegangeu. Das war besonders beim Empfange der als fanatische Deutschenhasser bekannten Prager Sokols (Turner) der Fall, deren Führer unter großem Gejouchze die Verbrüderung der Slaven und Franzosen gegenüber den germanischen Stämmen feierte. Nach dieser schö­nen Leistung wurde der Redner von den enthusias- mirten französischen Turnern auf die Arme gehoben und unter einem Blumcnregen in die Stadt getragen. Die Beteiligung von Nichtfranzosen an dem Feste ist nur schwach, am meisten sind noch Belgier ver­treten. Präsident Caruot, in dessen Begleitung sich der Premierminister Loubet befindet, wurde mit gro­ßem Enthusiasmus empfangen und antwortete auf' die an ihn gehaltenen zahlreichen Ansprachen in seiner bekannten verbindlichen und beruhigenden Form. Ec hob hervor, daß Frankreich, im Bewußtsein seiner Stärke, getrost den Frieden pflegen könne. Die Macht und die Würde des Staates würden heute allseitig respektiert. Die Anwesenheit des Staatsoberhauptes giebt wohl die Gewähr dafür, daß alle groben Aus­schreitungen während der Festlichkeiten vermieden werden.

Bei dem Bankett im Stadthanse zu Nancy hob Carnot in Erwiderung auf den Toast des Maires hervor, unter der republikanischen Aegide schreite Frankreich auf dem Wege des Fortschrittes vor, in­dem es als seine Mission die Eintracht und die Einigung aller Kräfte der Natron ansche. Indem Frankreich unerschütterlich in seiner ruhigen, friedli­chen und würdigen Politik verharre, welcher cs kost­bare Freundschaften verdanke, werde die französische Republik auch fernerhin das Ansehen und die Äch­tung der Welt bewahren.

Paris, 8. Juni. Carnot kehrte gestern abend 9 Uhr hieher zurück. Er wurde von einem zahl­reichen Publikum am Bahnhose begrüßt mt den Rufen:Es lebe Carnot, cs lebe Rußland!"

Paris, 8. Juni. Es herrscht in der Presse immer noch große Befriedigung über den Besuch des Großfürsten m Nancy, welcher unter allen Umständen bekunde, welchen Wert der Zar darauf lege, Rußland die Freundschaft Frankreichs ungeschmälert zu er­halten. Der Kieler Besuch, meinen die Blätter, sei eine Höflichkeit, der Nancyer Besuch eine Herzlichkeit.

Italic n.

Als der deutsche Botschafter in Rom, Graf Solms, am Samstag nach der Parade in Uniform den Quirinal verließ, wurde derselbe von der ver­sammelten Menge mit den Rufen:Es lebe Deutsch­land!"Es lebe unser Verbündeter!" begrüßt.

Dänemark.

Kopenhagen, 8. Juni. Der Czar ist heute vormittags 10 Uhr hierher zurückgekehrt.

Amerika.

Auf der Weltausstellung in Chicago wird auch Ulm vertreten sein und zwar in der Hutbranche.

z/iaso Kinrlor werden von Dixhkritis und Keilchhutlen »Ivlv IVIIIUVI zur jetzigen Zeit befallen und unter­liegen diesen bösartigen Krankheiten. Würden die Eltern den Kleinen beim geringsten Unwohlsein und selbst bei Wohlbefinden die absolut uuWdlichen Lalnu-Zonhons reichen, so wäre manches vor der Krankheit bewahrt oder dieselbe im Enrstehen unter­drückt und dadurch die Kleinen am Leben erhalten. Es sollen deshalb in keinem Hause, wo Kinder sind, die Sa1us-§a«bau» fehlen, welche Pr. Schachtel ä, 1. in den Apotheken und Droguerien zu haben sind. Nieder!, in Nagold bei H. Lang.

Ganz seid bedruckte Ponlaräs Mk 1.3»

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Hiezu das Uuterhaltungsblatt Nr. 24 ._

Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. Druck und Verlag der G. W. Z a i s c r'j ch e n Buchdruckerei.

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