Dem Professor Julius Wolfs ist eine Operation, durch welche der Kehlkopf gänzlich entfernt wurde, gelungen. Der Patient, ein Berliner Zahntechniker, befindet sich noch jetzt, sieben Monate nach der gelungenen Operation, durchaus wohl.

Berlin, 23. Mai. DieNationalzeitung" er­fährt, das Konnte zur Aufbringung des Garantiefonds für die Weltausstellung in Berlin hat sich bereits konstituirt.

Deutschland hat fürArmee und Marine, seit 1872, den Etat für 1892/93 mitgerechnet, an ein­maligen Ausgaben über 2600 Millionen Mark, an laufenden und einmaligen Ausgaben elf Milliarden 450 Millionen Mark verausgabt.

Desterreich-Unga rn.

Wien, 23. Mai. Unter der Anwesenheit der Professoren Billroth, Kraft-Ebing und anderer Aerzte machte ein hiesiger Arzt gestern hypnotische Experi­mente. Die Wirkung war überraschend. Damen und Herren der geladenen Gesellschaft unterlagen trotz des heftigsten Widerstreben dem Willen des Experimen- tirenden.

Frankreich.

Paris, 21. Mai. DemMatin" zufolge sei die belgische Kongoexpedition auf eine Elfenbein-Karawane von 1800 Arabern getroffen. Die Belgier hätten alle Araber getötet und ihnen das Elfenbein abge­nommen.

Paris, 23. Mai Die Untersuchung hat ergeben, daß die vier letzten Brände böswillig angelegt wor­den waren. In Laen zerstörte eine Feuersbrunst die Werften.

Paris, 23. Mai. Pasteur soll ein Heilmittel gegen Epilepsie entdeckt haben. Dasselbe scheint auf denselben Prinzipien zu beruhen wie sein Hundswut­mittel. Ein Versuch, der an einem zehnjährigen Kinde angestellt wurde, ist bis jetzt erfolgreich.

Gründlich gefoppt ist in diesen Tagen ganz P a r i s: ein französischer Fechtmeister sollte unweit Paris hinter einander mit vier Ausländern vier Duelle siegreich ausgefochten haben, und er war dadurch im Nu der Held des Tages geworden, über den der gesammte Anarchistenschrecken in Vergessenheit geriet. Alle Welt bewunderte seine Tapferkeit, die Zeitungen veröffentlichten seine Lebensgeschichte und selbst sein Bildnis. Jetzt stellte sich nun heraus, daß der Fecht­meister diese ganze Heldengeschichte erfunden hat.

Es zieht doch nicht. Der Allgemeine Verein der Studierenden von Nanzy plant für die bevor­stehenden dortigen Feste eine sonderbare deutschfeind­liche Kundgebung. Die Nanzyger Studenten wollen nämlich derK. Z " zufolge Commilitonen 'aller europäischen Universitäten, mit Ausschluß der deut­schen, für den 5 , 6., 7. und 8. Juni zu sich ein- laden und festlich bewirten.

Große Verbrüderungsfeste zwischen Tschechen und Franzosen sind eine ebenso alte Geschichte wie die zwischen Russen und Franzosen; das Bindeglied ist auch bei jenen der Haß gegen Deutschland. Das neueste Fest dieser Art soll zu Pfingsten auf dem großen Turnfest in Nancy stattfinden, wo die tschechi­schen Turnvereine massenweise erscheinen werden.

Nach einer Vorlage, die der französischen De-^ putiertenkammer von der Regierung gemacht worden ist, soll der Witwe des Restaurateurs Very eine Pension von 1200 und der Tochter Verys eine' solche von 800 Frks. jährlich zugestanden werden. , Italien.

Rom, 21. Mai. Der Papst hat das Gesuch' der in Amerika angesiedelten Deutschen, Belgier und Italiener, daß für einzelne Nationalitäten daselbst be­sondere Bischöfe oder wenigstens Generalvikare ernannt werden sollen, abfchläglich beschicken.

Nizza, 21. Mai. Das Schwurgericht verurteilte heute den Amerikaner Deacvn, welcher den Liebhaber seiner Frau, Abeille, gelötet hat, zu einem Jahr Ge­fängnis.

Christoph Kolumbus zu Ehren, dessen 40stjühriges Jubelfest bekanntlich im Herbst dieses Jahres begangen wird, will der vieljchreibende Papst, Leo XIII. eine Encyklika (Rundschreiben) erlassen, in der er sich mst höchster Anerkennung über das Werk und die Verdienste des Columbus äußert, den Glau­venseifer des großen Genuesen rühmt und hervorhebt, in welchem Maße Columbus bei seinem Unternehmen von dem Gedanken beseelt war, dem Christentum neue Bekenner zuzuführen.

Dänemark.

K o p e n h a g e n, 23. Mai. Der Zar und seine Familie sind Vormittags hier eingetroffen; der Zar sah bleich und angegriffen aus.

Das dänische Königspaar wird am näch­sten Dienstag das Fest seiner goldenen Hochzeit fei­ern. Die Kaiser von Deutschland und Oesterreich- Ungarn werden ihre Vertreter senden und des Königs Sohn, der König Georg von Griechenland, ist am Freitag bereits mit seiner ganzen Familie über Lübeck nach der dänischen Hauptstadt gereist. Am Dienstag werden auch noch der Prinz und die Prinzessin von Wales nebst deren Kindern Georg, Viktoria und Maud erwartet. Auch der Erbgroßherzog von Luxemburg, sowie ein Prinz von Lippe-Schaumburg haben ihre Ankunft angemeldet.

England.

London, 20. Mai. Der Standard meldet aus Odessa: Drei Dörfer bei Eriman wurden durch ein Erdbeben zerstört, 27 Personen wurden getötet.

London, 23. Mai. Einer Meldung der Times aus Lagos zufolge schlugen die Engländer die Armee der Jebus völlig in die Flucht. Der Jebuskönig ist gefangen; 400 Jebusleute sind gefallen. Englischer- seits sind mehrere Mann gefallen, 3 Offiziere und 30 Mann verwundet.

London, 24. Mai.Times" meldet aus Kal­kutta, 23. Mai, daß die Cholera stark epidemisch im Kaschmirthale aufgetreten ist. In Sprinagar fanden gestern 296 Erkrankungen und 146 Todesfälle statt.

Rußland.

Petersburg, 19. Mai. Hier erzählt man sich, der Zar habe, als ihm General v. Wahl zum Nach­folger Gressers als Stadthauptmann in Vorschlag, ge­bracht wurde, gefragt:Er ist ein Deutscher und Lutheraner?" Als ihm das bestätigt wurde, habe er hinzugesügt:Wahr ist's, für dergleichen arbeits­schwere, verantwortliche Posten eignen sich die Deut­schen bei ihrer Zuverlässigkeit, Ehrlichleit und Ar­beitsliebe stets am meisten."

lieber den Notstand in Rußland meldet der brittische Konsul von Taganroq in seinem letzten Be­richt dem englischen auswärtigen Amt, daß in Folge der Hungersnot in der Provinz Samara 500 000 Pferde zu Grunde gegangen sind. Man dürfe sagen, daß von einer Million Pferden Ende April nicht mehr als 400 000 am Leben geblieben sind. Diese aber wären in einem solchen erschöpften Zustand, daß sie keinen Pflug mehr ziehen könnten. Die Dorfbe­wohner können kaum Leib und Seele zusammenhalten. Das Brot, das sie genießen, ist kein Brot zu nennen. Am meisten scheinen die Tartaren zu leiden. Diese leben von Abfällen.

Natürlich fehlt unter den llnglücksnachrichten auch der Brand einer russischen Stadt nicht, nämlich der Stadt Biala in Russisch-Polen. Das Feuer war wie gewöhnlich angelegt, die Stadt ist gänzlich nie­dergebrannt, 15 Menschen sind dabei umgekommen.

Scheusäliges aus demheiligen" Ruß­land. Aus Ostrowo wird gemeldet: In dem be­nachbarten russischen Garnisonsorte Kalisch wurde auf freiem Felde vor der Stadt einem russischen Soldaten zweihundert Kautschuhhiebe verabreicht. Der Unglück­liche, der Frau und Kinder besitzt und polnischer Na­tionalität. ist, war als Wachtposten am Pulverturm eingeschlafen, und man hatte ihm in Folge dessen oiese barbarische Strafe zudiktiert. Wohl über 1000 Personen wohnten der Execution bei. Die russischen Offizicrsfrauen sahen von ihren Equipagen aus diesem entsetzlichen Schauspiele zu. Bis zum fünfzigsten Hieb schwieg der Delinquent. Dann begann er zu stöhnen, rief einmal nach Wasser und gab nach dem hundert­sten Hieb kein Lebenszeichen mehr von sich. Ein Freiwilliger erbarmte sich des Unglücklichen und goß ihm Wasser über das Gesicht, was dem Mitleidigen einen Rüffel seitens eines Offiziers eintrug. Der blutige und regungslose Körper des ausgepeitschten Soldaten wurde dann auf einem Karren ins Lazareth gefahren. Einen geradezu widerlichen Eindruck auf die Zuschauer machten mehrere Offiziersdamen, welche sich an diesem barbarischen Schauspiele aufs höchste ergötzten.

Bendzin (Russisch-Polen), 19. Mai. Zwei. Arbeiter sprengten das Haus des jüdischen Handels­mannes David Merin .mit Dynamit teilweise in die. Luft. Als Grund wird religiöser Fanatismus ange­nommen.

Amerika.

Sturm und Unwetter haben wieder furchtbar gehaust: im Mississippi-Thal in Nordamerika sind durch Überschwemmungen und Sturm entsetzliche Verheerungen angerichtet. Nach den letzten Nach­richten wird die Zahl der ums Leben gekommenen auf 1200 angegeben, über 20000 Menschen sind obdachlos, da ihre Behausungen total zerstört sind. 27 Schiffe sind an die Küste geschlendert. Gegen­wärtig fällt das Wasser. Der Schade dürfte 80 100 Millionen Mk. betragen. Von einem entsetzlichen Orkan ist die Insel Mauritius heimgesucht, die Stadt Port Louis ist zum dritten Teil zerstört. 24 Kirchen und Kapellen, zahlreiche Fabriken liegen in Trümmern, 900 Menschen sind getödtet, über 1000 mehr oder weniger schwer verletzt. Durch ein Erdbeben sind drei Dörfer in der Nähe von Eriwan zerstört. 27 Personen sind dabei getödtet.

Zu den in Nordamerika stattgehabten Ueber- schwemmungen wird noch folgendes berichtet: der durch die Ueberschwemmungen verursachte Schaden welcher auf zwei Millionen Dollars abgeschätzt wurde, soll nach neuerlichen Meldungen noch größer sein. An eine Ernte kann in den betroffenen Landstrichen in diesem Jahre überhaupt nicht gedacht werden. Gegen 8000 Menschen sind obdachlos geworden, und in Saint Louis allein befinden sich 15000 Arbeiter ohne Beschäftigung. Die durch das Hochwasser ver­wüsteten Ufer des Mississippi zwischen Kairo und Saint Louis gewähren einen überaus traurigen An­blick. Auch dort haben mehrere tausend Menschen ihr Obdach verloren, zahlreiche Viehherden sind er­trunken. Die Saat auf etwa 500000 Aeckern ist total zerstört worden. Bei einer plötzlichen Senkung des Ufers haben fünf Menschen das Leben verloren.

Kleinere Mitteilungen.

Tötung der Majkäfer, bezw. der Engerlinge. Prof. Dr. Löffler hat den Vorschlag gemacht, die Feldmäuse dadurch zu vernichten, daß sieverseucht," also infiziert werden, und zwar mit einem nur den Mäusen schädlichen Mittel. Das übrige bleibt dann der gegenseitigen Ansteckung überlassen. Bekanntlich hat er im Auftrag der griechischen Regierung jüngst sein Mittel im großen in Thessalien angewendet. Wie die Südd. Apotheker-Zeitung berichtet, wollen nun französische Forscher ein Mittel gefunden haben, um in ähnlicher Weise die Engerlinge und somit die Mai­käferplage zu beseitigen. Sie fangen eine Anzahl dieser Engerlinge (ca 100), stecken sie mit den Spo­ren von einem Pilz, »Lotr^tw tsnslla", an, indem sie die Larven in einer Schüssel mit nassem Sande mit den fraglichen Sporen bestreuen. Nach kurzer Zeit sind sämtliche Maikäferlarven angesteckt, welche ihrerseits, auf die Felder zerstreut, ihre Genossen in­fizieren. Die Entdecker beabsichtigen, den Pilz in Massen zu züchten und an die Landwirte zu ver­werten.

Ebingen, 15. Mai. Gestern morgen ereignete sich in Frohnstetten ein entsetzlicher Unglücksfall. Pflästerer Häse daselbst, ein Mann von 68 Jahren und Vater eines Kindes, schnitt sich den Bauch mit einem Rasiermesser ganz auf, so daß ein Teil der Eingeweide später in der Kammer herumliegend auf- gefunden wurde. Natürlich konnten die herbeige­rufenen Aerzte nur konstatieren, daß da Hilfe un­möglich sei. Der Verstorbene litt schon längere Zeit an Geistesstörung, auch war er im höchsten Grade unterleibsleidend.

Feuchtwangen, 20. Mai. Der Ehemann der als Hexe in der Wemdinger Teufelaustreibungsge­schichte bezichtigten Frau Herz stellte Klage wegen Ehrenbeleidigung beim Landgerichte Ansbach,

Leipzig, 15. Mai. Ein bei einer hiesigen Herrschaft im Dienst stehendes Stubenmädchen ist plötzlich zur Millionärin geworden. Sie ist das uneheliche Kind eines Grafen,, der auf dem Sterbe­bette, aus Aerger über seine Verwandten, die ihre Freude über die in Aussicht stehende große Erb­schaft nicht verbergen konnten, seine ehemalige Ge­liebte zu sich rief, um eine rechtsverbindliche Ehe mit ihr abzuschließen. Die Tochter setzte der ster­bende Graf hierauf als llniversalerbin ein.

Am 15. nachts hat in Berlin ein dreizehnjähriges Mädchen namens Clara Wernecke seinen sieben Jahre alten St.iefbrud e r Herman Büge von der Cott- buserbrücke Herab kopfüber in.den Kanal, geworfen.. Die Kinder trieben sich bis Abend an den Buden der Hasenheide umher und getrauten sich dann aus.