auf, im Wahlkampfe zusammenzugehen, alle Eifersüchteleien zu vernieiden und nur das Ziel im Auge zu halten, die jetzige Majorität zu brechen.

Berlin, 14. Jan. Eine kaiserliche Verordnung ordnet die Vor­nahme der Reichstaqswahlen am 21. Februar an. _

Kages- Wenigkeiten.

Stuttgart, 10. Jan. (Landgericht.) Der Glaser Andreas Beilharz von Münster, Oberamts Cannstatt, hatte sich heute wegen durch Fahrlässigkeit verübter Tötung zu verantworten. Der der Anklage zu Grunde liegende Vorfall ereignete sich am 30. September v. I. folgendermaßen: Beilharz, der in der Reparaturwerkstätte in Cannstatt beschäftigt ist, bezog, um die Miete zu sparen, sein in Münster abseits der Dorfstraße neuerbautes Haus, bevor dasselbe ganz ausgebaut war. Thüren und Fenster waren zwar bereits vorhanden, auch die Küche konnte benützt werden, dagegen fehlte noch das Geländer der Treppe. Während er seinem Berufe nachging, brachte eine Nachbarin, Frau Elsäßer, die mit der Frau Beilharz auf dem Felde zu thun hatte, ihre Kinder, darunter einen 5jährigen Knaben in die Beil- harz'sche Familie. Die Frau Beilharz schärfte ihrer 12jährigen Tochter ein, die Kinder nicht die Treppe hinauf zu lassen. Trotzdem entschlüpft der kleine Elsäßer feiner jugendlichen Hüterin, um sich aus der im ersten Stock gelegenen Küche einen Apfel zu holen, und fiel nachher ca. 2 Meter hoch von der Treppe auf die Kellerstaffeln hinab, wobei er so schwere Verletzungen erlitt, daß er am 6. Oktober starb. Der Vertreter der Anklage, Dr. Cleß , beantragte, da hier eine außergewöhnliche Fahrlässigkeit vorliege, für die der Hausbe­sitzer verantwortlich zu machen sei, eine Gefängnisstrafe von 5 Wochen. Die Strafkammer verurteilte den Angeklagten zu 7 Tagen Gefängnis und in die Kosten. Verteidiger war Rechtsanwalt Levi.

Lomersheim, 13. Jan. Gestern wurde hier in der Enz die Leiche des am 14. Dezember in Pforzheim auf unerklärliche Weise verschwun­denen 4jährigen Knaben aufgefangen. Das Kind scheint demnach in die damals angeschwollene Enz gefallen zu sein, was seinerzeit auch vermutet wurde, weshalb der Vater desselben die Enz auf große Strecken durch Fischer absuchen ließ, aber ohne Erfolg. Hierauf verbreitete sich das Gerücht, das Kind sei durch Schaubudensitzer, die anläßlich des Jahrmarkts in Pforzheim waren, entführt worden. Heute früh eilte der Vater hierher, der die Leiche sofort als die seines Lieblings erkannte. Im Laufe des Vormittags traf auch das K. Amtsgericht und Physikat hier ein. Die kleine Leiche ist noch ganz unversehrt, und sind die bevauernswerten Eltern jetzt wenigstens von der peinlichen Ungewißheit über den Verbleib ihres Kindes befreit.

Weingarten, 13. Jan. Eine Taglöhnersfrau in Hintermoos, Gemeinde Schlier, welche schon seit mehreren Jahre an Schwermut litt, erhängte sich heute auf dem Heuboden, nachdem sie gerade eben noch ihrem Mann das Vesperbrod hingerichtet und diesen in die Stube gerufen hatte. Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos.

Mainz, 13. Jan. Wir lesen imMainzer Tagblatt": Das Mainzer Journal" muß voraussetzen, daß seine Leser sich Alles ge­fallen lassen. Bringt es da einen Bericht über die vorgestrige Reichstags­sitzung, in welchem die Reden der Abgg. v. Stauffenberg und Windthorst den breitesten Raum einnehmen, die politisch hochwichtige, in ganz Europa Aufsehen erregende Rede des Fürsten Bismarck aber mit 7 sage sieben Zeilen abgethan wird I Es steht dieser Fall wohl einzig da in der Geschichte parteiischer Berichterstattung und er beweist 'zugleich, was ein ultramontanes Blatt seinem Publikum Alles bieten darf! Der Offenb. Ztg." wird von hier gemeldet: Von der militärischen Brief- tauben-Station hier werden eben von den Außenwerken der Festung aus häufig Versuche und Proben mit den geflügelten Briefträgern angestellt. Eine interessante Beobachtung hat man dabei auf dem Fort Erbenheim gemacht, indem die dort freigelassenen Tauben erst nach langem Kreisen über dem Fort ihren Flug über den Rhein nach der Station antraten. Trotz der verhältnismäßig kurzen Strecke von dem Fort Erbenheim bis zur Station sind auf dieser Tour schon vielfach Tauben ausgeblieben, wodurch die ander­weitig schon gemachte Erfahrung bestätigt wird, daß Brieftauben, sobald sie Flüsse überschreiten müssen, nicht mehr als zuverlässiges Verbindungsmittel angesehen werden könnte.

Aus Lothringen, 13. Jan. (Wölf e.) Vor einigen Tagen wurde von dem Förster in Angweiler in Lothringen eine starke Wölfin und kurz darauf ein alter Wolf erlegt; der letztere wog 130 Kilogramm. Das

häufige Vorkommen dieses Raubtieres in Lothringen, welche» sonst fast im ganzen Europa ausgerottet ist, Legt wohl einesteils an dem dichten Wald­gestrüpp, welches hier häufig vorkommt und zum Versteck sehr geeignet ist, andernteils aber noch an dem letzten Kriege, in dem der einheimischen Bevöl­kerung, wie bekannt, sämtliche Waffen abgenommen waren, und Meister Jse- grimm ungestört Gelegenheit hatte, sich an den vielen unverscharrten Kadavern zu nähren (!?) und zahlreiche Nachkommenschaft zu produzieren. Seit Jahren wird ihm allerdings unbarmherzig nachgestellt und dürften seine Tage auch bald gezählt sein.

Wevrnischtes.

Von der Firma Lüderitz in Bremen ist eine Mitteilung an die Berliner Südwest-afrikanische Gesellschaft gelangt, wonach für die positive Meldung mehrerer Blätter über den Tod des Herrn Lüderitz keine Bestätigung vorliegt. Lüderitz hatte mit einem Zug von Ochsen­wagen nach dem Oranjefluß eine Expedition gemacht und hatte dann auf einem Segeltuchboote, welches man zusammengelegt unter dem Arme tragen kann, die Fahrt auf dem Flusse abwärts gemacht, um zu zeigen, daß man die gefürchtete Barre desselben thatsächlich überschreiten könne. Er hat, da er ein gewandter und kräftiger Mann ist, auch die Barre überschritten, ist dann aber auf der Fahrt von dort nach Angra Pequenna verschwunden, so daß man seit zwei Monaten nichts von ihm gehört hat. An sich ist eine solche Zeit nicht bedenklich, da zuweilen fünf oder sechs Monate vergehen, ehe man dort von Reisenden oder Karawanen wieder etwas hört. Hierbei ist aber in Betracht zu ziehen, daß das kleine Boot nicht auf so lange Proviant hätte mit sich führen können. In Bremen nimmt man an, daß Lüderitz ent­weder von Eingeborenen gefangen gehalten wird, oder von einem vorbeifahren­den Schiffe ausgenommen worden ist.

Berliner Journalistik. 497 Zeitungen und Zeitschriften er­scheinen gegenwärtig in Berlin, und zwar täglich, halbwöchentlich, wöchentlich und monatlich. Von den Zeitungen haben 49 einen amtlichen Charakter, 75 sind politischen Inhalts, 60 dienen der Kunst und Wissenschaft, 211 be­handeln Gegenstände des Handels, der Gewerbe und der Landwirtschaft, 23 verfolgen religiöse Tendenzen und 79 geben die verschiedensten Zwecke als Grund ihrer berechtigten oder unberechtigten Existenz an.

Eine einfache Lederprobe. Ein kleiner Abschnitt des Leders wird in Essig gelegt; wenn das Leder vollkommen gegerbt ist, ver­ändert sich nur die Farbe desselben in eine etwas dunklere. Ist jedoch das Leder nicht vollkommen mit Tannin getränkt, so schwellen die Fasern in kurzer Zeit stark an, und nach und nach verwandelt sich das ganze Ober­leder in eine gelatinöse Masse. Landw. W.

Die besorgte Schöne. Zu einer spaßhaften Scene kam es in Sebnitz in Sachsen bei einer Vorstellung imMagischen Kunstsalon des Herrn Fiebig", als das Kunststück derEnthauptung eines leben­den Menschen" ausgeführt werden sollte. Ein junger Mann, welcher kurz zuvor mit seiner Verlobten Zank gehabt, wollte sich kühn dazu hergeben und alles war schon vorbereitet, als die von Furcht und Liebe geplagte Schöne auf die Bühne stürzte, ihren Adonis herabholte und zum Salon hinauszog. Der Jubel des Publikums war unbeschreiblich.

Apotheke r-A rtikel. Ein Apotheker hält seinen neugebackenen Lehrling eine Büchse Kinderpulver (Pulvis inksntium olüvinalis) mit der Aufschrift: ,?ulv. inksnt. oküo." hin und fragte ihn:Nun, junger Mann, jetzt wollen wir einmal schauen, wie es mit Ihrem Lateinisch aussieht. Was ist das auf Deutsch?" Lehrling:Pulverisierter Infanterie- Offizier."

Oeffentlicher Bortrag

im Hörsaale des Georaenäums, am Mittwoch, den IS. Januar 1887, abends 8 Uhr,

von Herrn Vr VVisIieenrr« in Berlin

über äie gemeinnützigen Kestrebungen äer Gegenwart.

Man wird den Katarrh gar nicht mehr los! ist jetzt das allgemeine Klagelied und doch ist dies rasch möglich, wenn man sich nur entschließen wollte, die seit Jahren rühmlichst bekannten Apotheker W. Voß'schen Katarrhpillen anzuwenden. Erhält­lich in den Apotheken und nur ächt, wenn die Schachtel den NamenSzug vr. msä. Witt- linger's trägt.

Amtliche Bekanntmachungen

Gaben zu Holz

für Arme und Kranke sind neben den Beiträgen anläßlich der Neujahrswunsch- Enthebungskarten, eingegangen von N. N. 3 5 »tL, 4 3 1

50 2 40 M. S. 2 G. F. 5 Hr. Kons. Dörtenbach Stuttg.

100 E. Zn. 20 H. I. 3 K. Bozenh. 5 H. St. 2 Al. 3 --L, S. L. 3 B. 3 Prof. St. 3 vr. Z. 6 Bf. G. 3 Frl. G. 3 E. Sch. 3 W. R. 5 L. Schüz 3 M. Sch. 20 W. W. 2 N. N. 3 I. G. 2 R.-A. Ade 2 Aug. M. 1

Frau Werner 1 C. F. Kr. 1 Frau L. Federhaff 25 M. S. 8 G.-Not. Weism. 2 Frl. Kl. 2 E. Gg. 5 O.-A.-G. B.

1 Ap. S. 4 Bäcker Enz 1 -,-6. Frl. I. 1 50 L, Frl. B. 1

50 L, H. F. Baumann 5 Zusammen 313 -tL 50 L.

Wir danken herzlich für diese Gaben, für welche reichlichel Verwendung vorhanden ist.

Calw, den 17. Januar 1887.

Stadtpfarrer: Stadtschultheiß:

Brrg. Hafsuer.

Revier Hofstett.

Holz-Berkanf

.am Donners« tag, den 27. s Januar, vor- ! mittags 11 Uhr, sin der Rehmühle aus I. Frohn- wald Abt. 10

Heuweg und 13 Buchwald und U. Bergwald Abt. 47 Strohhüttle und 56 Sommerberg:

40 Wagnereichen mit 18 Fm., 31 Buchen mit 3 Fm. und 525 St. Nadelholz, Lang- und Sägholz mit 359 Fm. (worunter 76 Forchen mit 117 Fm.), sowie 14 Rm. eichen Anbruchholz, 10 Rm. Nadelholzscheiter und 49 Rm. dto. Prügel und Anbruch.

Privat-Aryeigen.

Wege« Wegzugs zu verlaufen:

1 älterer doppelter Kleiderkasten, 1 gut erhaltener Schreibtisch,

1 Nähmaschine zum Treten,

1 Waschständer,

1 Kettlade.

Bätzner, Vereinshaus.

Ein Lehrling

wird in eine bessere Brot« und Fein­bäckerei nach Stuttgart gesucht.

Zu erfragen bei

Fr. Pfrommer, Bäcker in Leinach.