die Minister eS ablehnen würden, wenn sie in die Lage kommen sollten, über dieses Projekt zu be­schließen. Daß es noch Leute gibt, die das Projekt hinter dem Rücken der Regierung betreiben", ist möglich, sie werden aber nichts dabei gewinnen.

Posen, 8. April. Der Dekan Koninsky in Kos- cielec bei Jnowrazlaw wurde von vier verkleideten Männern meuchlerisch überfallen und durch viele Re­volverschüsse tötlich verwundet. Die Attentäter ent­flohen, wurden aber energisch verfolgt, wobei es schließlich zu einem harten Kampf kam. Zwei Men­taler fielen dabei; die zwei anderen erschossen sich selbst. Bei den Toten wurden rote Zettel gefunden mit der Aufschrift:Exekutionskomite der polnischen Anarchisten!"

Berlin, 7. April. Die Kommision für das bürgerliche Gesetzbuch hat derNationalztg." zufolge in der vielbestrittenen Frage, ob der Kauf die Miete bricht, jetzt dahin entschieden, daß Mietsverträge durch den Verkauf eines Grundstücks nicht aufgehoben werden.

Berlin, 8. April. DieNord. Allg." meldet, es sei thatsächlich richtig, daß sich die leitenden Kreise mit Erwägungen über Verstärkung der Wehrkraft eingehend beschäftigen.

Berlin, 8. April. DieNordd. Allg.-Ztg." dementiert erneut auf das Bestimmteste die Meldung, daß Deutschland die Initiative behufs einer handels­politischen Annäherung an Rußland ergriffen habe. Falls russischerseits jemals Schritte geschehen seien, sich über die deutsche Handelspolitik zu informieren, dürste in Petersburg die Gewißheit bestehen, daß der deutsche Konventionaltarif nur gegen gleichwertige tarifarische Konzessionen und gegen das Aufhören der Beschränkungen gegenüber dem deutschen Import zu erlangen seien.

Die Sendung von 2888 Millionen Thalern, die die deutsche Regierung am 1. April an die öster­reichische Staats-Zentralkasse in Wien abgeliefert hat, ist von dieser bereits an das Münzamt abge­gangen und soll in den nächsten Tagen eingeschmol- zen und in österreichische Ein-Guldenstücke umgeprägt werden. Der Einschmelzung wird ein Vertreter der deutschen Botschaft m Wien beiwohnen.

Der deutsche Bundesrat hat nun in der That den Gesetzentwurf betr. die Unterstützung der Fami­lien der zu Friedensübungen einberufenen Mann­schaften in der vom Reichstag demselben gegebenen Farm angenommen.

Befterreich-Ungarn.

Wien, 7. April. Was ist Nächstenliebe? Der niederösterreichische Landtag beschäftigte sich gestern mit dem Armengesetzentwurs und polemisierte hiebei in antisemitisch rüder Weise gegen den Talmud. Hiebei sprach Mechanikus Schneider von katholischen Bischöfen, die ebenfallsJudenstämmlinge" seien und deren Worte zur konfessionellen Versöhnung daher nur geringen Wert hätten. Der bekannte Hetzcaplan Schnabl aber gab eine Exegese darüber, was Näch­stenliebe heißt.Die christliche Nächstenliebe, sprach derwürdige" Priester, beruht auf dem Satze: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Die Nächstenliebe beginnt bei sich selbst, das ist die wahre Nächsten­liebe, wie sie Christus der Herr gepredigt hat, dann rr,r kommen die Blutsverwandten, erst kommt die eigene Person (Rufe der Entrüstung links), dann kvinmen die Eltern, dann die Geschwister, dann alle Anderen, die uns näher stehen. Das ist das Na­turgesetz. Da uns die Juden am entferntesten stehen, kommen sie zuletzt."

Wien, 7. April. Alle hiesigen Botschafter und Gesandten siedeln sür die Dauer der Festlichkeiten zum 25jährigen Jubiläum der Krönung des Kaisers Franz Joseph zum König von Ungarn nach Pest über. Private Anfragen über die Geneigtheit der Wiener Stadtvertretung zur Teilnahme an dem Feste wurden rückhaltlos bejahend beantwortet. Die Teil­nahme des österreichischen Parlaments gilt zweifel­los, weil es auch bei der Krönung 1867 durch eine Abordnung vertreten war.

In militärischen Kreisen Wiens wird behauptet, daß außer dem deutschen Kaiser auch der König von Italien im September dem Kvrpsmanöver bei Fünf- Urchen in Ungarn beiwohnen werde.

Pest, 8. April. In Szertbenedek äscherte Line Feuersbrunsr die Kirche, zwei Schulhäuser und 67 Gebäude ein.

Frankreich.

In Paris ist der Kellner L'herot, der Ent- decker Ravachols, noch immer der Held des Tages. Er empfängt nach wie vor allerlei Geldspenden und versichert, daß seine Einnahme seit der Entdeckung Ravachols sich bereits auf mehr als 5000 Fr. be­laufe. Sehr sicher fühlt er sich aber nicht, und er lebt in der fortwährenden Besorgnis, daß die Anar­chisten sich an ihm rächen werden. Die Polizei hat ihn jedoch unter ihren väterlichen Schutz genommen und er wird bei allen Ausgängen von einem wohl­bewaffneten Geheimpolizisten begleitet. Auch die Kneipe am Boulevard-Magenta, wo L'horot ange­stellt ist, wird Tag und Nacht aufs sorgfältigste be­wacht. L'horots Schwager aber, der Besitzer der Wirtschaft, soll trotz der unerwarteten Einnahmen, die er jetzt hat, in Folge der vielen Drohbriefe in einen Zustand so hochgradiger und nervöser Erre­gung versetzt worden sein, daß er beabsichtigt, sein Geschäft zu verkaufen, denn er habe, wie er sagt, keine Neigung, denMartertod" für die Bourgeoisie zu erleiden.

In der Provinz werden allenthalben Entdeckungen gemacht, welche zeigen, daß die Anarchisten so viel Dynamit haben können, wie sie wollen. Auf der Ebene von Rully bei Chagny im Departement Seine- et Marne wurden hundert Dynamitpatronen aus- gegraben; in Levigan in einem Holzschuppen 12 Kilo­gramm Dynamit gefunden. Ravachol hat bekannt, daß er für den 1. Mai eine Massensprcngung von wenigstens 12 Häusern plante. Der Siocle beklagt sich sehr bitter über die feige Angst der reichen Leute, welche aus Paris ausreißen und ihre Häuser der Polizeiaufsicht überlassen, anstatt an der gemeinsamen Gesellschaftsarbeit, der Abwehr der wahnsinnigen, anarchistischen Verbrechen pflichtgemäß teilzunehmen. Die als Frau verkleidete Person, deren Verhaf­tung wir meldeten, ist. wie sich heransgestellt hat, nicht der gesuchte Anarchist Matthieu.

Paris, 7. April. Dem Vernehmen nach hat die Regierung beschlossen, zur Verstärkung der Trup­pen in Dahomey einen Kredit von 2 925 000 Frs. zu verlangen.

Paris, 7. April. Die Kammer hat für die Beschickung der Weltausstellung in Chicago 3 250000 Frs. bewilligt mit 458 gegen 3 Stimmen..

Paris, 9. April Kammer. Bischof Hulst fragt wegen der jüngsten Ruhestörungen in den Kirchen an und beschwert sich über die Instruktionen, welche die Polizei erhielt. Ministerpräsident Loubet er- wiedert, die Polizei habe ihre Pflicht gethan, die neuerlich eingeführten Gepflogenheiten in den Kirchen seien nicht zu billigen. Der Republikaner Jourdan fordert die Regierung auf, Maßnahmen gegen die antirepublikanischen Angriffe der katholischen Prediger zu ergreifen und führt Beschwerde über das Rund­schreiben des Bischofs Mende. Justizminister R card kündigt an, der Bischof werde vor den Staatsrat gestellt und sein Gehalt werde gesperrt werden. Jeder Priester, welcher gegen die Republik reden sollte, werde verfolgt werden. Die Kammer nahm mit 317 gegen 165 Srimmen die Tagesordnung Jourdan an, welche die Erklärung der Regierung billigt, das Ver­trauen der Kammer zu der Energie der Regierung ausdrückt und den Anschlag der Rede des Justiz­ministers in allen Gemeinden Frankreichs anordnet.

Portugal.

Auch in Oporto in Portugal hat die Polizei am vorigen Freitag 4 Kilo Dynamit, 14 Gewehre und 56 Revolver im dortigen Königspalast gefunden. Vier beteiligte Anarchisten find verhaftet worden. Das Verhör ergab die Absicht der Anarchisten, nach Sprengung des Königsschlosses die Regiernngsge- baude und die Polizeipräfektur zu besetzen.

Italien.

Rom, 6. April. Die Einfuhr von Most- und Verschnittweinen nach Deutschland kann fortan, in- alge eines Antrages unserer Regierung beider deut- chen, außer in Fässern auch Z, Reservoirwagen ge- chehen.

Rom, 8. April. Das Dekret, betreffend die Ernennung des Grafen Taverna zum Botschafter in Berlin, ist nunmehr ergangen.

England.

London, 7. April. In Alexandrien (Louisiana, Vereinigte Staaten von Nordamerika) ermordeten 8 Neger einen Kolporteur und wurden daraus ge­lyncht.

Rußland.

St. Petersburg, 9. April. Der Zustand des Finanzministers v.Wyschnegradsky wird als bedenk­lich angesehen. Der Minister hatte nach dem schweren Ohnmachtsanfall, von dem er gestern heimgesucht worden war, heute früh das Bewußtsein noch nicht wieder erlangt.

Auf der Weichselbahn ist dieser Tage nach einer Meldung aus Warschau der Postwagen um Geld­sendungen im Betrage von 200,000 Rubel beraubt worden. Die Doppelthüre. der Packkammer des Wag­gons war erbrochen.

Die Körnhändler in Löbau haben sich aufs neue an das Finanzministerium mit dem Gesuch ge­wandt, ihren Hafer ins Ausland ausführeu zu dürfe», da er bereits zu faulen beginne. Wie die St. Pet, Ztg. vernimmt, soll dem Gesuch gewillfahrt werden, sobald die Schiffahrt eröffnet ist.

Kleinere Mitteilungen.

Saulgau, I. April. Rationelle Viehzucht lohnt sich recht gm. Bauer I. Rist in Oeikofen erlöste für eine Kuh samt Kalb den hohen Preis von 1000 ^

Backnang, 5. April. Keine kleine Ueberrasch- ung wurde nach dem M. B. einem hiesigen Rot­geber zu teil. Derselbe erhielt in letzter Woche in einem Postpaket, Aufgabeort Bruchsal, 2000 (in lauter Doppelkronen) zugesandt, we.che demselben vor einigen Jahren auf der Heimreise vom Heilbronner Ledermarkt im Eisenbahnwagen abhanden gekommen waren und demselben unangenehme Folgen bereiteten. Derredliche Finder" schreibt hiebei, jedoch ohne Namensunterschrift, daß er die 2000 im Eisen­bahnwagengefunden" und sich angeeignet habe, um ein Gütchen zu kaufen. Es sei ihm nun ge­lungen, dasselbe wieder günstig zu verkaufen, und da ihm sein Gewissen ob dieser That keine Ruhe lasse, sende er die 2000 unter Dank zurück Eine That, die allgemeine Anerkennung verdient.

Einem Oekonom in Au bst adl (Bayern) starben an einem Tag die sämtlichen Kinder und zwar 10, 5'/, und 3 Jahre alt an der Diphterilis.

Am 31. März morgens gegen ^4 Uhr fiel in Worms am mittleren Fischmarkt ein Meteor nieder^ der Stein wiegt zwei Zentner. In seinem Falle schlug er ein etwa vier Fuß tiefes Loch in den Erd­boden und zerstörte den Dachstuhl eines Häuschens. Der Stein soll ausgegraben worden, um einer Be­sichtigung unterzogen zu werden.

Handel und Verkehr.

Hellbraun, 5. April. Heute fand im Saal des Gasthofs zum Falken die Ri irden» er sie lg er nag statt. Es kamen 111 Nummern mit ca. 29,260 Ztr. Glanz-, Grob- und RaNelrinde zum Verkauf. Käufer waren zahlreich vor­handen; aber die Preise gingen gegen früher bedeutend zu­rück. Glauzrinde wurde verkauft I. Klasse von ^ 4.80 bis 5.25 per Ztr., II. Klasse 4.10 bis .tL 5.10 per Ztr. Für die mitverkaufte Raitelrinde wurde ?/,<>, für die Grob­rinde s/ig der Glanzrindcupreise berechnet. Für besonders verkaufte Raitclriude wurde-tL 3.10 bis 4.09 per Ztr. erlöst, für Grobiinde 2 bis 2.50 per Ztr. (Idol war der Preis für-Glauzrinde 4.30 bis .«o 6.i5). 49 Num­

mern mit ca. 12,715 Ztr. blieben unverkauft. Der Heilbron- uer Nindenmarkt war für dieses Jahr der letzte in Südwest- üeutschland.

Gel- und Zeit gespart. Bitz, O-Amt Balingen. Ich kann und mutz Ihnen der Wahrheit gemäß bezeugen, daß ich hauptsächlich für Magenleiden, krampfartiges Zusam- menzichen des Magens, sowie des Unterleibs, Darmschmerzen, Seitenstechen und was die Hauptsache ist, für hartnäckige Verstopfung Ihre Aporheker Richard Brandt'S Schweizer­pillen (ä Schachtel Mk. 1. in den Apotheken) gebrauchte, auch war ich dabei müde und matt, daß ich gar nicht arbeiten konnte, konnte auch nicht schlafen und hatte keinen Appetit. Sowie ich nur einigemale Abeuds von den Pillen genommen habe, nämlich 23 Slück jeden Abend vor dem Schlafengehen, so spürte ich gleich bedeutende Erleichterung und jetzt bin ich bereits vollständig von all diesen Leiden befreit, nach dem alle anderen angewandten Mittel nutzlos waren. Ich bin Ihnen deshalb zum größten Danke verpflichtet und werde die Richard Brandt'schen Schweizerpillen Jedermann der mit ähnlichen Leiden behaftet ist, pflichtschuldigst empfehlen. Johannes Lebherz. (Unterschrift beglaubigt). Man achte beim Einkauf stets auf das weiße Kreuz in rotem Grunde.

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