schätzt. Ein Feuerwehrmann wurde schwer verletzt. Der Hausinspektor wird vermißt.

Friedrichsruh, 2. April. Herzlich empfangen wurde von Bismarck eine Deputation aus Bochum, bestehend aus 24 Herren, die sämtliche Berufszweige vertraten, nicht nur Arbeitgeber und Fabrikbesitzer, sondern auch Handwerker, Landwirte, Kaufleutc. auch uniformierte Bergleute. Die Deputation überreichte ein Faß Bier, einen Pumpernickel und einen west- phälischen Schinken für die Frau Fürstin. Auf die Rede des Sprechers, welcher auf die unliebsame Pro­zeßgeschichte zu reden kam, erwiderte der Fürst, wel­cher Ehrenbürger von Bochum ist, u. a.:Von Bo­chum ist in letzter Zeit ja viel geschrieben worden, aber ich bekenne Ihnen offen, daß ich den mißgün­stigen Verleumdungen gegen Bochum und seine Söhne niemals Glauben geschenkt habe. Es passieren ja überall Unregelmäßigkeiten und Nachlässigkeiten: das ist in der menschlichen Natur begründet. Mir ist bekannt, daß Bochumer Schienen sich überall be­währt haben und diese Thatsache sicht so fest, daß dagegen keine Fußangelei aufkommen kann. Deshalb die gesackte deutsche Industrie vor dem Auslande zu schädigen, das kann nur auf ausländische Bezah­lung geschehen sein, denn freiwillig thut ein deutscher Mann so etwas nicht."

Friedrichsruh, 4. April. Fürst Bismarck er­hielt insgesamt gegen 7000 Depeschen, Packete und Einschreibbriefe.

Fürst Bismark empfing an seinem Geburtstage auch Glückwunschtelegramme des Königs von Sach­sen, des Großherzogs von Weimar und der Groß­herzogin-Mutter Alexandrine von Mecklenburg.

Der von einem Militärposten in Berlin nieder­geschossene Arbeiter Franz Brandt ist am Freitag seinen Verletzungen erlegen; das Befinden des am Oberschenkel schwer verletzten Arbeiters Wilhelm Treber giebt zu keinen Besorgnissen Anlaß; derselbe versicherte aber, daß er an dem Skandal, wegen dessen der Posten geschossen, gänzlich unbeteiligt ge­wesen sei. Das Verhalten des Grenadiers, der den tätlichen Schuß abgegeben, wird von seinem Regie- mentskommandeur als durchaus seinen Vorschriften gemäß bezeichnet.

Eine neue kurze Reichstagssession ist noch vor dem Herbst möglich, aus Anlaß des Abschlusses eines Handelsvertrages mit Spanien. Die Regierung ist allerdings selbständig ermächtigt, einen neuen deutsch-spanischen Handelsvertrag vom l. Juli bis l. Dezember d. I. profisorisch in Kraft zu setzen, jedoch nur dann, wenn er sich nur auf die Anwen­dung von Sätzen bezöge, die bereits in den am 1. Februar in Giltigkeit getretenen Handelsverträgen enthalten sind. Dies wird aber voraussichtlich nicht zurreffen und deshalb ist, sofern ein Vertrag mit Spanien zu Stande kommt, mit der Wahrscheinlich­keit einer kurzen Nachtagung im Sommer zu rechnen.

DerReichsanzeiger" veröffentlicht die Ernennung des Direktors im Reichsjustizamt, Hanauer, zum Staatssekretär und des Geheimen Oberregierungsrats Gmbrod (Württemdergcr) zum Direktor im Reichs- jusNzamt.

Fürst Bismarck wird in diesem Jahre noch ein seltenes Jubiläum feiern, das sich auf die Verleihung feines ersten Ordens bezieht. Es sind in kurzer Zeit 50 Jahre verflossen, daß der damalige Sekondelieute- nant im 1. Bataillon des 9. Lendwehrregmients v. Bismarck seinen ersten Orden, die Rettungs­medaille am Bande, erhielt und die der Fürst noch heute neben den Sternen der höchsten Orden trägt.

Der ältere Bruder des Fürsten Bismarck, Herr v. Bismarck auf Külz, der im hohen Alter von dl Jahren steht, liegt dort an Lungenentzündung darnieder.

Berlin, 3. April. Für die glückliche Entbin­dung der Kaiserin wird seit kurzer Zeit in den Kir­chen wieder das übliche Gebet gesprochen.

Berlin, 4. April. Vergangene Nacht wurde eine Prostituierte grauenhaft erdrosselt. Vom Mör­der ist keine Spur zu finden.

Berlin, 4. April. Der Direktor des Zirkus Renz, Kommijsionsrat Renz ist Sonntag früh ge­storben.

Berlin^ 4. April. Große Teilnahme findet der gestern früh erfolgte Tod des Zirkusdirektors Renz. Sein Zirkus ist einstweilen geschlossen; der Nachlaß soll einschließlich der Liegenschaften 6 Millionen betragen.

Berlin, 5. April. Das Berliner Tageblatt meldet aus Rom: Herr v. Schlözer beantragte neuerdings den Purpur für Bischof Kopp; der Va­tikan, von Rampolla inspiriert, ist diesem Antrag abgeneigt.

Aus Posen, 2. April, meldet man dem Berl. Tagebl.: Bei einer in letzter Nacht in der Luisen, straße ausgebrochenen Feuersbrunst verunglückte eine ganze Familie. Die Waschfrau Witwe Kabacinski warf ihre fünf Kinder vom vierten Stockwerk in das Sprungnetz und sprang dann selbst auf die Straße. Drei Kinder, sowie die Mutter verfehlten das Sprung­netz und erlitten lebensgefährliche Verletzungen. Die Mutter ist bereits auf dem Transport zum Kranken­hause gestorben.

O je! die Aemterteilung kommt dem Königreich Preußen teuer zu stehen! Aber das ist die gerechte Strafe für die Ablehnung des Volksschulgesetzent­wurfes, werden Zentrum und Konservative sagen. Der dem Abgeordnetenhaus zugegangene Nachtrags- elat fordert für das Gehalt des Ministerpräsidenten 36 000 -Mi, ferner 18 000 Repräsentationsgelder und, da eine Dienstwohnung nicht vorhanden ist, für eine Mietwohnung ebenfalls 18 000 -M. End­lich für Ausstattnng (als ob es sich um eine Braut handelte!), für Silberzeug, Tischzeug, Porzellan, Glas rc. eine einmalige Bewilligung von 60 000 -M, macht summa summarum 132 000 Schweis.

Bern, 4. April. Auf dem Greifensee bei Nie- deruster (Kanton Zürich) ist gestern nachmittag ein Dampfer untergegangen. Einzelheiten ffehlen noch. Bisher sind zwei Leichen aufgefunden worden.

Zürich, 4. April. Bei dem Schiffsunglück auf dem Greifensee sind 4 von 40 Personen ertrunken. Die Katastrophe wurde durch Ueberfüllung des Schiffs verursacht.

Frankreich.

Paris, 3. April. Ravachol hat eingestanden, der Urheber der beiden Explosionen auf dem Boule­vard St. Germain und in der Rue de Clichy ge­wesen zu sein, und behauptet, das hierbei nicht ver­wendete Dynamit sei vernichtet worden.

Paris, 4. April. Trotz aller Ausweisungen dauert die anarchistische Aktion ungeschwächt fort, gegenwärtig geleitet durch den Advokaten Merlins. Die Polizei sucht vergebens nach 38 fremden Anar­chisten, die ausgewiefen werden sollen. Die Photo­graphie Mathieus wurde nach allen Grenzstationen ergebnislos gesandt. Die Polizei will ein großes europäisches Anarchistenkomplott entdeckt haben, das gleichzeitig Attentate in sämtlichen Hauptstädten Europas für den 1. Mai vorbereitete; die Organi­sation gehe von London aus.

Nancy, 5. April. Gestern fand in der Ka­thedrale während der Rede des Bischofs Tuznax über die Arbeiterfrage eine tumultuarische Scene statt. Ein Teil der Anwesenden lärmte, schrie, schleuderte Stühle umher und zerschlug die Kron­leuchter. Fünf Personen wurden verletzt.

Vor dem Schwurgericht in Aix (Frankreich) stand dieser Tage das Mädchen Guiliani, das seinen un­treu gewordenen Geliebten, den Postbeamten Dela- covix, durch einen Pistolenschuß in deu Rücken ge­tötet hatte, als er am Arme einer neuen Geliebten auf der Straße ging. Die Mörderin und der Ge­tötete sind Corsen. Die Angeklagte ist im Gefäng­nis Mutter geworden und behauptet, das Versprechen der Heirat von Delacovix erhalten zu haben. Sie wurde freigesprochen.

Italien.

Dem Bischof von VivierS, welcher sich ohne Ge­nehmigung des Kultusministers nach Rom begab, wird während der ganzen Dauer seiner Abwesenheit der Gehalt entzogen.

Rußland.

Petersburg, 30. März. Der Gouverneur von Shitomir ordnete die Entfernung von Weg­weisern mit deutschen Aufschriften alsunduldbare Monstrosität" an.

Amerika.

Newyork, 2. April. Die Dynamitfabrik in Passemer (Alabama) ist durch eine Explosion zer­stört worden. 6 Personen sind getötet, zahlreiche Gebäude gerieten in Brand. Die Erschütterung ist 5 Meilen weit verspürt worden.

Aus New-Dork wird berichtet: Die letzte im Zucht­haus von Sing-Sing vollzogene Hinrichtung durch

Elektrizität, diejenige des italienischen Mörders-Zere- miah Cotto; gewährte noch ein schrecklicheres Schau­spiel abs die stüheren. Drei elektrische Ströme er­reichten ihren Zweck nicht; der Unglückliche knirschte mit den Zähnen und die Gliedmaßen zogen sich krampfhaft auseinander und wieder zusammen. Erst als der Strom zum viertenmal angelassen wurde, gab der Verbrecher den Geist auf. Nach solchen Erfahrungen dürfte man wohl bald zur alten Hin­richtungsmethode, dem Hängen, zurückkehren.

Washington, 1. April. Die Abnahme der Staatsschuld im Monat März beträgt 1,256,362 Dollars, an Geld sind in der Staatskasse 800,762,812 Dollars.

In den Nordweststaaten wurde durch Wirbel­winde bedeutender Schaden angerichtet. Es gab zahlreiche Tote, ganze Städte sind zerstört; auch in der Grafschaft Butler (Kansas) kamen arge Ver­wüstungen vor.

In Brasilien scheint das gelbe Fieber im Zu­nehmen begriffen zu sein. Wie aus Rio gemeldet wird, ist dort der Gesundheitszustand sehr schlecht, das Fieber fordere täglich ca. 300 Opfer. , Afrika.

Während des letzten Aufstandes in der Mongo­lei sind, nach Meldungen eus Shanghai, fast 8000 Aufständische mit dem Schwerte getötet und 500 le­bendig verbrannt worden. Im Ching-Chang-Gebiete fielen 1300 Rebellen in die Hände der kaiserlichen Truppen. 800 Mann wurden nicdergemetzelt, die übrigen wurden verbrannt.

Nach einem amtlichen Telegramm aus Tonkill wurden die befestigten Positionen der Rebellen in der Provinz Jentse nach mehreren Kämpfen genom­men. Von den Franzosen blieben 20 Mann tot, darunter 3 Offiziere.

Ein amtliches Telegramm meldet, 909 Dahomeyer hätten mehrere Dörfer in der Nähe von Porto Novo zerstört. Der stellvertretende Gouverneur habe an den König von Dahomcy, Behanzin, einen energi­schen Protest gerichtet unv alle zur Verteidigung ge­eigneten Maßregeln ergriffen. Wie verlautet, erörtert die französische Negierung die Dahomey gegenüber einzuschlagenden «schritte und nameutlrch die Even­tualität einer über die ganze Küste von Dahomey einschließlich Wybdah zu verhängenden Blokade, unr dadurch den Waffen- und Sklavenhandel zu ver­hindern.

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OL 32, Nro. 4 28.5t bis °<L 20, Kleie mit Sack OL 9

per WO Kilo je nach Qualität.

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Mark 75 4 bis 2l OL, rumän. 22 OL 50 4, Dinkel 15 OL,

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Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. Druck und Verlag der G. W. Zaisc r' schcn Buchüruckerei.