die treue Hingebung zur Sache wurde dem Vicevor- sland Herrn Stadtsörster Weinland und dem Cassier Herrn Apotheker Oesfinger besonderer Dank gezollt. In Folge des Deficits ist es dem Verein un lau­fenden Jahr nicht möglich, seine Thätigkeit, wie er es gerne gewünscht hätte zu entfalten; in der Haupt­sache ist die Ausschmückung des Platzes bei der neuen Kirche durch eine schöne Anlage vorgesehen; manche Vorschläge mußten, obgleich als dringend und wün­schenswert anerkannt, auf bessere Zeiten zurückgestellt werden. Ferner wurde beschlossen, auch heuer wieder Anonncen behufs Empfehlung Nagold als Luftkurort zu erlassen. Bei dieser Gelegenheit wurde besonders erwähnt, es möchten die Besitzer von Wohnungen die Preise nicht zu hoch stellen, vielmehr für den Anfang bescheidenere Forderungen machen, um die Gäste nicht zum Voraus mit zu hohen Preisen ab­zuschrecken, endlich wurde betont, es möchten nament­lich die Geschäftsinhaber, welche von dem Zuzug Fremder die meisten Vorteile haben, wie Wirte, Metz­ger, Bäcker rc. den Verein mit seinen Bestrebungen, die Geldkosten, mehr als seither unterstüsten. Freu­dig wurde die Mitteilung entgegengcnommen, daß Herr Musikoberlehrcr Hegele die Veranstaltung eines Concens zu Gunsten des Vereins in Aussicht ge­stellt hat. Bei den hierauf vorgenommenen Wahlen wurde der Vorstand H. Stadtschnltheiß Brodbeck, der Bicevorstand H. Stadtförster Weinland und der Cassier H. Apotheker Offinger durch Zuruf und als weitere Ansschußmitglieder die Herren Reallehrer Maier, Oberlehrer Hegele, Maler Hespeler, Gemein­derat Schuon, Oberamtsarzt Jrion, Oberförster Römer, Fabrikant Finckh, Kommerzienrat Sannwald und Kaufmann Ir. Schmid, mittelst Stimmzettel gewählt.

Tübingen. (Schwurgericht. Tagesordnung zu den Sitzungen des I. Quartals 1892. t) den 14. März, Sirafsache gegen die ledige Dienstmagd Katharine Kubier von Weilheim u. T. wegen Kindslötung. 2) Am gleichen Tage Sirafsache gegen die ledige Dienstmagd Pauline Wal­ker von Reutlingen wegen Kindstötung. 3) den Id. März, Strafsache gegen den ledigen Korbmacher Georg Mattes von Dußlingen wegen Meineids. 4) den 16. März, Straf­sache gegen den ledigen Eisenbahnarbciter Johann Rein­hardt von Adclbach Gemeinde Eutcndorf O.-A. Gaildorf wegen Verbrechen wider die Sittlichkeit. 5) den 17. März, Strafsache gegen den verhcir. Taglöhner Martin Kaiser von Ohmenhansen wegen Brandstiftung. 6) Am gleichen Tage Strafsache gegen den letzigcn Schuhmacher Heinrich Rein von Willmandingen wegen Verbrechens wider die Sittlichkeit.

Auszüge der Geschworencnliste vom I. Quartal 1892. Gottlob Büchsen st ein, Obermüller von Jsclrhausen; Ehr. Flick, Gemeinderat von Allhcngstett; Friedrich Kalmbach, Gcmeindepfleger von Altensteig-Dorf; Jakob Georg Kirch- herr, Gemeinderat von Stammheim; Chr. Leuscheer, Oekonom von Gärtringen; Jakob Marquardt, Sliftungs- vflcger von Gültslein; I. Mast, Holzhändler von Wildbad; Johann Georg Maurer, Gemttnderat von Entringen; Kon- radNotic r, Stiftungspfleger von Kayh; Georg Ran, Lauer von Slamacheim; Severin Schcrmann, Genuindepfleger von Unlcrthalheim; Friedrich Schmid, Kaufmann von Na­gold; Friedrich Ziegler, jr. Hirschwirt in Gechingc».

Stuttgart, 8. März. Die deutsche Partei nah.» heule Stellung zu der Reform der Militär- slrasprozeboidnung. Dr. Karl Elben erstattete den Bericht. Trotz der vielfachen Aufmunterungen im Reichstag zur einheitlichen Gestaltung des militärischen Strafverfahrens in Deutschland sei es wie bei einer württcmbergischen Kommission gegangen:Man er­wägt es schon lange, man erwägt es noch heut und wiro es erwägen in Ewigkeit." Alle Reformen schetterten bisher an dem Widerstand der preußischen mili ärischen Kreise, die fortwährend von derOeffent- lichkcit der Mündlichkeit eine Schädigung der Dis­ziplin des Heeres besorgen. Nach den modernen Anschauungen der Mehrheit des deutschen Volkes liege aber für alle deutschen Staaten ein dringendes Bedürfnis zur Aenderung de» militärischen Straf­verfahrens nach bayerischem Muster vor. So lange Jahre schon Bayern ein liberales Verfahren kenne, so sei doch von einer Lockerung der Disziplin hier nicht im mindesten zu reden. Die Forderungen, welche man berechtigterweise an die militärische Gerichtsbar­keit zu stellen habe, beziehen sich auf folgende Punkte:

1) Oeffentlichkeit und Mündlichkeit des Verfahrens,

2) Ständigkeit der Militärgerichte, 3) Veränderte Stellung der Gerichtsherren. 4) Zulassung einer Verteidigung durch juristische Persönlichkeiten und 5) Einführung der Berufung. Die Oeffentlichkeit und Mündlichkeit schließe zwar Soldatenmißhanblungen nicht aus, aber sic bringe die Uebelthäter zum ab- ichuckcriden Beispiel ans Tageslicht und beseitige daS Mlßt>aucn. welches im Volke gegen geheime mili- lariiche Gerichte besteht. Ausschließung der Oeffent­

lichkeit dürfte nur in vereinzelten Fällen stattfindeu, unter allen Umständen aber sollten drei Verwandte oder Freunde des Angeklagten auch zu geheimen Verhandlungen zugezogen werden.

Stuttgart. 9. März. Wie man hört wird in Eisenbahnkreisen eine Reform der Güterbeförderug geplant. Schon lange ist es als Nachteil empfun­den, worden, daß die Güter so langsam befördert werden. Man kann allerdings die schweren Gütec- züge in große Geschwindigkeit versetzen, aber man hat bisher keine ausreichenden Mittel, diese Geschwin­digkeit zu beherrschen und im Notfall rasch aufzu­heben, denn durch die Handbremsen läßt sich dies nicht machen. Es wird daher vorgeschlagen, Güter­züge mit durchgehenden Bremsen auszurüsten, um die Güterzügc mit der Schnelligkeit von Personen­zügen befördern zu können. Weiter ist es aber auch notwendig, Zeitersparnis herbeizuführen bei dem Rangirgeschäst der Wagen auf den Haupt- und lieber- gangsbahngeleise, was durch Anlegung von Ablaus­geleisen sehr wohl geschehen kann.

Stuttgart, !1. März. Wie der Staatsan- zeiger für Württemberg" meldet, werden der König und die Königin am Montag nach München reisen, um dem Pcinzregenten einen Besuch abzustatten. Der König wird, cm, Dienstag von dort hierher zurück­kehren, während die Königin sich zum Besuch ihrer erkrankten Großmutter, der Prinzessin Marie von Anhalt, nach Schloß Hohmburg in Oberbayern begibt.

Stuttgart, 13. März. (Privattelegr. desGesellschafter".) Darmstadt. Der Großherzog ist Sonntag früh iVi Uhr ge­storben. (Ludwig IV. war am 12. Sept. 1837 als Sohn des Prinzen Karl von Hessen, des Bru­ders des Großherzogs Ludwig III. und der Prin­zessin Elisabeth von Preußen geboren. Im Jahre 1862 vermählte sich der Prinz mit Alice xrinosas ro^al von Großbritannien, einer Tochter der Köni­gin Viktoria, und wurde dadurch ver Schwager des Kronprinzen Friedrich Wilhelm. Ludwig nahm an dem deutschen Kriege 1866 als Kommandeur der zweiten hessischen Jnfantcriebrigade Teil. Am 13. Juni 1877 folgte er seinem Oheim, vem Großher­zog Ludwig III. auf dem Throne und eröffnete da­mit eine Zeit gesegneter Entwickelung für sein schö­nes Land.

- Cann statt er Volksfest. Durch Allerhöchste Entschließung S. M. des Königs soll das Volksfest nun alle Jahre (als staatliches) abgehalten werden, was nicht nur in unserer Sradr, sondern gewiß im ganzen Lande mit großer Freude vernommen werden wird, insbesondere auch seitens der Landwirtschaft, da mit dem diesjährigen Volksfest dem ersten seit dem Regierungsantritt des Königs eine all-.- gemeine große Viehprämierung verbunden werden^ soll. Auch die Rennen sollen in bisheriger Weise) am Volksfest abgehalten werden. Das diesjähriges landwirtschaftliche Hauplfest findtt am 28. Septembers statt. Diesmal soll das Vieh mehrere Tage lang) öffentlich ausgestellt werden, und zwar nicht nur dasH prämiierte, sondern alles zur Schau gebrachte, soZ daß zu hoffen ist, es werde der Besuch des Festes? Heuer ein besonders großer werden. H

Br and fälle: In Herbertingen (Saulgau)j das Brauhaus der Brauerei zumEngel". In- Baihingen a. F. eine Scheuer, sowie ein von 4 Fa-> milien bewohntes angebautes Wohnhaus bei derr Kelter. In Leinfelden die dein Gemeinderat El­ser und Karl Reimold gehörige Doppelscheuer.

-.Nach der Veröffentlichung des Erlasses des Prinzen Georg von Sachsen wurde die deutsche Mi­litärverwaltung ganz speziell wegen der Soldatcn- mißhandlungen angegriffen und in den auswärti­gen Blättern, namentlich Frankreichs, Englands und der Schweiz, fanven diese maßlosen Angriffe ein null fähriges Echo. Es schien, als ob die Soldatenmiß­handlungen nur in Deutschland möglich wären. Jetzt stellt sich aber heraus, daß dieselben Erscheinungen in Frankreich, ja selbst in der Schweiz zu Tage tre­ten, wo doch em eigentliches stehendes Heer nicht vorhanden ist und vonMilitarismus" in dcmokra s rischer Auffassung nicht die Rede sein kann. Und! doch sieht sich das Schweizer Militärdepartement! veranlaßt, unter Androhung strenger Strafen denk Offizieren und Unteroffizieren eine anständige Be-z Handlung der Untergebenen anzubeseylen. Ein Schwei-z zer Blatt bemerkt dazu sehr richtig:Die Hauptsache-

ist, daß er mißhandelte Soldat am zuständigen Ort in aller Form Anzeige macht. Der Soltzät soll ab­solut nicht dulden, daß er unanständig behandelt und beschimpft wird und er soll den Mut haben, aus dem gehörigen Dienstwege gegen solche Fälle Pro­test zu erheben. Aber sich damit begnüge», zu Hause und am Wirtstisch zu schnupfen, das ist uicht geeig­net, Abhilfe zu schaffen. Der So.dal, dir de» Mut nicht hat, ein ihm im Frieden zugesügtes Unrecht entschieden abzulehnen, der stellt auch me den Mann ins Feld." Das Schweizer Blatt triff: den Na­gel auf den Kopf. Hebung vcs moralischen Mutes ist das beste Mittel, die Mißhandlungen aus der Armee zu entfernen.

Aus Dresden wird derKöln. Ztg." als ver­bürgt folgende Thatjache mitgeteilt:Vor einiger Zeit erhielt ein hiesiger sehr angesehener Pädagog, der Direktor eines Seminars, den Auftrag, vem Herzog von Cumberland einen Erzieher für seinen ältesten Sohn vorzuschlagen. Der Direktor reiste nach Gmnuden und stellte in seiner llmerrevnng mit dem Herzog natürlich die wichtige Frage, welche Hal­tung der gewünschte Erzieher zu den Ereignissen von 1866 einnehmen solle. Daraus habe der Herzog den dringenden Wunsch ausgesprochen, daß fernem Sohne die traurigen Verhältnisse jener Zeit möglichst secn- gehalten werden möchten und er ohne Vorurteil auf gut deutscher Grundlage erzogen werden solle." Aus dieser Wendung darf man gewiß ans die Stimmung des Herzogs und ans seinen Wunsch schließen, daß Prinz Georg Wilhem dereinst den Thron Brann- schweigs für die Welsen retten soll. Die Braun- schwciger selbst sind gar nicht für ein Weisenregiment begeistert.

Magdeburg, 10. März. JieMagdeburger Zeitung" meidet aus Petersburg: In der Nacht vom Montag auf Dienstag wurden in mehreren-,großen Städten mhilr.tsche Pcokiamailvnen und Maureran­schläge gesunden, in denen die dcvorstchenoe Revo­lution angcknndigt wird. Dem Zaren wird das Schrck- nl seines Vaters angevrvht. D-e Polizei entfernte dre Maureranschläge ohne bisher eine Spür von den Irhebern gesunden zu haben. Die Pcok.'amanoncn wurden zu Tausenden in den Häusern verteilt.

Berlin, 10. März. Der Kaiser ist' leicht er­haltet und genötigt, das Bert zu hüten; er nahm heme eine Borlräge entgegen.

Berlin, 1l. März. Die Nachricht,./daß Herr v. Bennigsen sein Rncktriltsgesuch emgerencht, wird von bester Seite bestätigt; man glaubt jedoch nicht an die Annahme des Gesuchs; jedenfalls..^v.rd sich die Angelegenheit einige Zeit hinziehen.

Berlin, 19. März. Der Reichsbetkag für die Weltausstellung in Chicago wird aus zwei Millio­nen Mark, also auf das doppelte erhöht. Der Nach­tragsetat wird dem Reichstage sofort^ zugehen. Deutschlands Beteiligung an der Ausstellung nimmt immer größere» Umfang an, indem auch solche ge­werbliche Kreise, die sich bisher zurückhielten, die Be­teiligung zugesagt haben.

Dcuticher Reichstag. Ja der Mittwöchssitz.mg wurde die zweite Lesung des Rcichshaushalt.s beendet. Be­raten wurde zunächst der Antrag des Avg. Meußer (kous.) auf Erhöhung des Tabakzolles. Abg. Clcmcn (Nattid.) be­fürwortete die Erhöhung im Interesse der iiotieldeadcu Ta­baksdauer. Abg. Barth (freis.) bestreitet, daß Grund für die Zollerhöhung vorhanden sei und bekämpft die Getreide- zölle, die eine große Belastung für das deutsche Volk bildeten. Staatssekretär Frhr. v. Maltznhn tritt dem entgegen und legt dar, daß der Bundcsrat den Antrag Mengerb wohlwol­lend erwäge» werde, wenn derselbe zur Annahme gelange. Abgg. Burklin (natlib), Szitzio (natlib.s, v. Wmterfeld (kons.) halten Maßregeln im Interesse der bedrängten Tabaksbauer für geboten und widersprechen entschieden den Ansichten des Abg. Barth über die Getreidezölle, ebenso Abgg. Hüffel (frei- kons.) und Tröltsch (natiib.), ferner Abgg. Frhr. o. Stumm (freikons.) und Mcngcr (kons.i Abgg. Brömct und Barth (freis.), Molkenbuhr (Soz.) bekämpfen die Zollerhöhung. Der Etat der Zölle wird hieraus angenommen, bei der Abstim­mung über den Antrag Menger stellt sich die Beschluß»»- fähigkcit des Hauses heraus. Der Präsident .beraumt eine zweite Sitzung ans 5 Uhr nachmittags an. In derselben wird der Rest des Haushaltes genehmigt. Nächste Sitzung: Montag t Uhr (dritte Lesung des KrankcukasseNgescycS). Der Präsident schließt mit der Bitte um künftigen recht pünktlichen i Besuch die Sitzung.

i Nach derRheinisch-Westfälischen Zeitung" er­klärte Fürst Bismarck sein Fernbleiben siom Par- jlamente damit, daß er es vermeiden wolle, die Par­lamentarier zu genieren und sich zum Träger einer ^Opposition zu machen, welche man als gegen eine eyöhere Stelle gerichtet aufsassen möchte; die Dauer Vieser Rücksichtnahme hänge von den Verhältnissen >und von dem Gange der Ereignisse ab.