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Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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109 .
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1891 .
Amtliches.
Nagold. Bekanntmachung,
die Verleihung des Feuerwehrdieuftehrenzeichens betr.
Durch Entschließung des K. Ministeriums des Innern vom 2 . Sept. d. I. wurde das Feuerwehrdienstehrenzeichen für langjährige, treugeleistete Dienste nachstehenden Mitgliedern der Feuerwehr Nagold verliehen: 1) dem Schuhmacher Christian Wagner in Nagold; 2 ) dem Schuhmacher Johann Stopper in Nagold. Dies wird hiemit zur öffentlichen Kenntnis gebracht.
Den 12 . Sept. 1891.
K. Oberamt. vr. Gugel.
' Eine Weltkrisis.
Die deutsche Wochenschrift, „Der Export", bringt unter obiger Ueberschrift einen immerhin bemerkenswerten Artikel, in dem dargelegt wird, daß der bevorstehende Winter höchst wahrscheinlich eine Industrie-Krisis bringen werde, die in den ärmsten und am meisten durch den Rückgang des Exporthandels und der Produktion geschädigten Gegenden zum Notstand sichren könne, „lleberproduktion, Ueber- spekulation, politische, religiös-politische Unruhen, Mißtrauen in die politische Lage, handelspolitische Exklusivität, schlechte Ernten haben sämtlich gemeinsam unv gleichzeitig eine schlimme Lage für die europäische Export-Industrie erzeugt." Dies wird vom Export im einzelnen ausgeführt und im Anschluß hieran die Rerchsverwaltung ersuchr, bei Zeiten Vorkehrungsmaßregeln zu treffen, welche die Wirkungen der Krisis abzuschwächen geeignet seien. Es sei die höchste Zeit, über diejenigen Landeskulturbauten sich zu entscheiden, durch deren Vornahme die Krisis bekämpft werden könne. Wenn durch den Ausbau des Eisenbahnnetzes, durch Einführung der Goiiath- schine und einer dieser entsprechenden Verstärkung des Unterbaues, durch die als so notwendig empfundene Vermehrung des rollenden Materials, durch Vornahme der Hafen- und Befestigungsbauten in Helgoland und Cuxhaven, durch Anlage und Ausbau der Rhein-, Weser- und Elbkanäle wichtige und dringende Kulturarbeiten angefangen und ausgeführt würden, so könnten große wirtschaftliche Erschütterungen verhütet werden, die notwendigerweise sich auch auf politischem Gebiet, zunächst bei den nächsten Wahlen, sowie bei der sozialpolitischen Opposition im Reichstag geltend und bemerkbar machen würden. Die Maßregeln für jene Arbeiten dürften auch nicht verschoben werden, falls die Konstellation der politischen Verhältnisse für die nächste Zukunft sich ungünstiger gestalten sollte. Würden Arbeiten gedachter Art ausgeführt, so hätten Eisen- und Koh- len-Jndustrie, sowie das binnenländische Verkehrsgewerbe vollauf Beschäftigung und dieser Umstand werde seinen günstigen Einfluß auf alle anderen Produktionszweige, einschließlich der Textil-Jndustrie, nicht verfehlen. Daß ein auch nur kurze Zeit währender Notstand eine bedenkliche politische wie soziale Gärung veranlassen, ferner eine ungemein starke Auswanderung erzeugen würde, sei zweifellos. Die Ausführungen des FachblatteS verdienen, wenn sie auch etwas übertrieben sind, jedenfalls Beachtung. Wenig erfreulich lautet, was der „Export" über unsere Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten schreibt. Während der Herrschaft der Mc Kinlry-Bill würden erst sehr allmählich die Lücken sich finden lassen, durch welche deutsche Industrie-Spezialitäten in größeren Mengen eingeführt swerden könnten. Zahlreichen Artikeln werde durch die hohen Zölle für längere
Zeit der Eintritt in die Union gänzlich verwehrt
sein, andere Waren würden durch schlechtere amerikanische Erzeugnisse ersetzt werden, diejenigen aber, welche nach wie vor wegen ungenügender Entwickelung der nordamerikanischen Industrie aus Europa bezogen werden müßten, würden infolge der Verteuerung durch die hohen Zölle auf einen kleineren Kreis von Abnehmern als früher beschränkt bleiben. An diesem Ergebnis würde selbst der günstigste Erfolg der deutschen Abteilung auf der Ausstellung in Chicago nichts Wesentliches zu ändern vermögen.
Hages-WerrigkeiLen.
Deutsches Weich.
* Nagold. 14. Sept. Ein sehr bewegtes Leben bot unsere Stadt seit Samstag den 12 . Sept. bis heute früh durch die Einquartierung von Manövertruppen der 26. Division mit 7 Komp. Infanterie, 2/4 Eskadron Ulanen und etwa 25 Mann Feldartillerie mit zus. über 1000 Mann. Wie wir vernehmen, waren es nur wenige Quartiergeber, die zu Klagen über schlechte Verköstigung und mangelhafte Schlafstätte Veranlassung gaben, die aber in aller Munde dem Spott und derVerachtung über ihr Benehmen u.die Knauserei ausgesetzt sind. Die Musik, die als eine der besten unseres Militärs bezeichnet wird, erfreute uns am Samstag abend durch ein stark besuchtes Konzert und am Sonntag nachmittag auf Veranlassung des Museums auf dem Schloßberg durch eine herrliche musikalische Unterhaltung, welche mit einem kleinen Tanzvergnügen und Feuerwerke schloß. Daß die Wirte, Bäcker und Metzger solche Tage recht oft wiederholt sich wünschen, scheint ohne Frage, nicht so die Quartiergeber, die aber gerne und mit Freuden sich zu den Opfern bereit zeigten. Heute früh 7 Uhr rückten sämtliche Mannschaften zur Fortsetzung des Manövers auf die Höhen des oberen Gäues ab, denen eine große Zahl sogen. Schlachtenbummler zu Fuß und Wagen folgten. Wie viele werden diesen Abend aus ihren Bivouaks in ihre Quartiere sich zurücksehnen.
Herrenberg, 10 . Sept. Gestern tagte hier die Amtsversammlung unter dem Vorsitz des Oberamtmanns Völter. Das bedeutendste Geschäft hiebei war die Feststellung des Amtspflegeetats, der mit einem Abmangel von 48 073 abschließt und eine Umlage von 48 000 nötig macht.
Stuttgart, 10 . Sept. Eine häßliche Scene, welche auf das Familienleben der dabei Beteiligten ein bezeichnendes Schlaglicht wirft, spielte sich gestern spät abends im Bierkeller des Kaiserhofs ab. Sitzt da ein älterer gesetzter Herr ruhig bei seinem Glase Bier, als plötzlich ein junger 17- bis 18jähriger Mann hereingestürmt kam und sich sofort zu dem Herrn setzte. Binnen kurzem gerieten die beiden in einen heftigen Wortwechsel, in dessen Verlauf der junge dem älteren eine Ohrfeige verabreichte. Der mit Recht über diese Ruhestörung indignierte Direktor des Kaiserhofs ließ den jungen Menschen durch den Hausknecht zum Lokal Hinausweisen. Beim Verlassen des Lokals wandte sich der Ausgewiesene nochmals um, und auf den von ihm grohrfeigten Herrn deutend, rief er mit lauter Stimme: „Wissen Sie auch, wer dieser Mann ist? Es ist mein Vater!" Die allgemeine Eütrüstung der Gäste, die dieser Er- öffnung folgten, läßt sich denken. (Schade, daß bei uns da- Lynchen in diesem Falle nicht Mode ist.)
Stuttgart, 11. Sept. (Zur Kraftübertragung Lauffen-Frankfurt) schreibt der „St.-A.": Die Versuche
sollen, wenn möglich, auch nach Schluß der Frankfurter Ausstellung fortgesetzt werden. Den Beobachtungen der aä boo eingesetzten Prüfungskommission der Ausstellung haben sich mehrere Behörden, voran die technisch-physikalische Reichsanstalt, angeschlossen. Mit großer Spannung sehen diese, ebenso die Eisenbahn- und Bauverwaltungen, sowie die gesamte Technik auf den Verlauf der Versuche. Dieselben werden bahnbrechend wirken für eine gänzliche Umgestaltung der Maschinentechnik. In 10 . 15 Jahren braucht kein Dampfschornstein mehr die Luft der Städte zu verunreinigen. Soweit die „Feuerkraft" nicht der Wasserkraftgewichen sein wird, wird sie ihre wohlthätige Macht im Verborgenen üben können. Der elektrische Strom wird bereit fein, ihre Wirkung suntadelhaft in die weiteste Ferne zu übertragen.
Stuttgart, 11 . Sept. Nach einer vor kurzer Zeit fertiggestellten statistischen Uebersicht der Vermögensverhältnisse der Stadt Stuttgart beträgt nunmehr das reine Vermögen der Stadt Stuttgart 8 325 862 25 und hat im Etatsjahr 1889/90
um 89 125 vkL 17 zugenommen.
Stuttgart, 11. Sevt. Der Geburtstag der Königin wurde in der herkömmlichen einfachen Weise gefeiert. In allen Wohlthätigkeitsanstalten wurden schlichte Feierlichkeiten begangen. Den im Manöver befindlichen Truppen ward heute eine bessere Verpflegung zu teil und die Offiziere hielten Festessen ab, die in Stuttgart zurückgebliebenen hatten ein solches im Cafe Bechtel. Wie alljährlich, wurde auch Heuer wieder einer Anzahl von Sträflingen ein Teil ihrer Strafe geschenkt. Den Glanzpunkt der öffentlichen Feierlichkeiten bildete die Vorstellung im k. Hoftheater bei festlich beleuchtetem Hause. Zu Beginn derselben brachte in herkömmlicher Weise Hofschauspieler Pauli das Hoch auf die Königin aus, worauf das Orchester die Königshymne anstimmte. Als Festoper war von der Königin „Undine" gewählt, die in neuer Ausstattung gegeben wurde. Der Schloßplatz mit den großen Fontänen war bis nach Schluß des Theaters feenhaft beleuchtet.
Stuttgart, 10 . Sept. Nach einem Extrablatt der „Heilbronner Ztg." nahm Hegelmaier sein Rücktrittsanerbieten zurück, zugleich anzeigend, er werde schon in der nächsten Woche sein Amt wieder antreten.
Heilbronn, 11 . Sept. Heute treten hier die Mitglieder des württembergischen Turnlehrervereins zusammen, um ihre Angelegenheiten zu beraten.
Heilbronn. 11 . Sept. Die „Neckar-Ztg." erklärt in einem Extrablatt die in einem von der „Heilbr. Ztg." ausgegebenen Extrablatt enthaltene Behauptung, Oberbürgermeister Hegelmaier habe „die Zugeständnisse seines ersten Briefes widerrufen", für unwahr. Was aus der letzten nicht öffentlichen Sitzung des Gemeinderats in die Oeffentlichkeit gekommen, beruhe auf grober Indiskretion. Die Neckar- Zeitung" veröffentlicht sodann den letzten Brief des Oberbürgermeisters Hrgelmaier, worin derselbe gegen das Verhalten des Gemeinderats in seiner Abwesenheit Verwahrung einlegt und ankündigt, er werde aktenmäßig darthun, daß die gegen ihn gemachten Unterstellungen unbegründet seien. — Weiter teilt die „Neck.-Ztg." mit, eine Beschwerdeschrist des Ge- meinderats gegen Oberbürgermeister Hegelmaier sei an die K. Kreisregierung bereits abgegangen. Die weitere Behandlung der Angelegenheit sei in nichtöffentlicher Sitzung erfolgt.
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