61. Jahrgang.

Uro. 149.

ÄnÜ8- unä Intelligenzökatt für äen Oezirkr.

Erscheint Sieurtag, Sonuerstag L Samstag.

Die EinrückungSgebühr beträgt 9 ^ p. Zeile i n Bezirk, sonst 12 H.

Diengtag, äen 21. Dezember 1886.

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Amtliche Wekcrnntmcrchungen.

Calw.

An die Standesämter.

Den Standesämtern sind mit der Post die Formulare zu den Standes­registern v. 6. (Haupt- und Nebenregister) und zu den Familienregistern zugegangen.

Die den Sendungen angeschlossenen Bescheinigungsbogen sind nach Empfang der Formulare zu unterzeichnen und alsbald hierher einzusenden. Den 18. Dezember 1886. K. Oberamt.

F l a x l a n d.

politische Wcrchvichien.

Deutsches Reich.

In der M i l i t ä r - K o m m is s i o n des Reichstags sind am Donnerstag verschiedene Anträge über die Abänderungen einzelner Paragra­phen der Vorlage beraten worden. Zunächst der Antrag des Abg. v. Huene und Genossen, v. Huene erklärte, zur Zeit könne man nicht erfahren, ob die Lösung der politischen Verhältnisse eine kriegerische sein werde oder nicht. Da die Centrumspartei das nicht wisse, sei sie bereit, Bewilligungen zur Vermehrung der Armee zu machen. Sie werde die technischen Truppen und die neuen Kadres in den Reichslanden bewilligen, das, was der Kriegsminister selbst als provisorisch bezeichnet habe, nur auf ein Jahr. Der.Kriegsminister erklärte die Anträge des Abg. v. Huene für unannehmbar. Abg. v. Huene

Jeuilleton. <R°cht,r»-°-rb°t°.> ^

Verlorene Ehre.

Roman von W. Köffer.

(Fortsetzung.)

Die alte Dame schwieg erschreckt und auch Elisabeth hatte ein Gefühl, als werde ihr das Herz zusammengeschnürt. Jetzt erst schien Alles verloren.

Schon oft ertappte sich in letzterer Zeit die junge Frau auf einem Gedanken, der, anfänglich mit brennendem Schamgefühl verscheucht und geleugnet, doch immer­fort wiederkehrte, und zuletzt ihr Bewußtsein verließ.

Wenn sie hinging und sich ihrer Feindin zu Füßen warf, wenn sie Alles ge­stand und um Frieden und Gnade bat!

Der Preis war hoch aber dennoch was galt er gegen den Gewinn?

Es gab Nichts mehr zu verlieren, nur die schreckliche Stunde mußte durchlittcn werden, die Schmach und Demütigung des Geständnisses. Vielleicht lag hinter der­selben das Paradies offen.

Die Augen der armen jungen Frau sahen starr in's Leere. Unwillkürlich ge­dachte sie jener Worte des gestohlenen Briefes, die damals auf ihr trotziges Herz den Eindruck vollständig verfehlten!Wahrlich, es ist unmöglich, Trauben zu ernten von den Disteln, oder Rosen von den Dornsträuchern."

Was hatte sie geerntet von der Aussaat der Lüge und des Betruges?

Eng und enger zogen sich die Fäden des Netzes über ihrem Haupte zusammen, Schritt um Schritt war sie vorwärts gedrängt worden auf abschüssiger Bahn bis hart an den Rand des Abgrundes. Noch ein Ruck, ein einziger, und sie stürzte hinein.

Die Betrogene lebte hier, kaum eine Viertelstunde entfernt, ob es zu spät war, den ewigen Mächten die Schuld, die begangene, heiß bereute, abzubitten? Ob nicht die furchtbare Buße des Geständnisses das Schicksal versöhnen mochte?

erklärte daraus, daß er auf seinen Anträgen beharre und die Verantwortung trage. Es folgten nun die Anträge der Herren v. Stauffenberg, Richter, Rickert und Bamberger. Einen Zeitraum von einem Jahr hält die deutsch« freisinnige Partei ihrerseits für zu kurz. Man habe ein Mißtrauen gegen den Reichstag, daß er seiner patriotischen Pflicht nicht genüge, dieses Miß­trauen sei nicht gerechtfertigt. Die gesetzliche Einführung der 2jährigen Dienst­zeit verlangten sie jetzt nicht. Der Kriegsminister erklärte darauf, daß er sich auch gegen den Antrag Stauffenbergs entschieden aussprechen müsse. Es werden uns, sagte er, zwar die Bataillone bewilligt, aber es wird gleichzeitig als erstrebenswertes Ziel die gesetzliche Einführung der 2jährigen Dienstzeit bezeichnet.- Die Einstellung am 1. Januar ist ebenfalls unmöglich. Wenn der Reichstag glaubt, daß sich innerhalb der 7 Jahre die politischen und Machtverhältnisse wesentlich zu unseren Gunsten ändern, so kann ja der Reichs­tag innerhalb der 7 Jahre eine Verminderung beantragen, nur muß dann der Reichstag den Beweis liefern. Auch Major v. Schließen trat energisch gegen den Antrag Stauffenbergs ein, das sächsische Bataillon streichen zu wollen. Abg. Windthorst bedauerte die entschiedene Ablehnung der Anträge durch den Kriegsminister. Wir bieten, so schloß er, der Regierung jeden Mann, jeden Groschen, aber nur auf eine gewisse Zeit.Lehnen Sie cs ab, wenn Sie können!" Der Kriegsminister betonte, daß er es für zulässig halte, eine Rekrutenvakanz einzustellen, nur in dem Maß, wie sie verlangt werde, könne er nicht beistimmen. Die Abstimmung über K 2 erfolgte darauf. Der Antrag Stauffenberg - Huene wurde mit 16 gegen 12 Stimmen ange­nommen, der Antrag Stauffenberg auf Bewilligung von 15 Bataillonen bis 1890 ebenfalls mit 19 Stimmen angenommen. Der Absatz betreffend die Rekrutenvakanz wurde mit allen gegen 7 Stimmen abgelehnt. Der ganze

Von Tag zu Tag wurde der innere Widerstand schwächer und endlich waren die letzten Bedenken besiegt. Als das gute, hochherzige Wesen, wie die Fremde von Julius geschildert wurde, konnte sie wenigstens der Bittenden nicht höhnisch oder schadenfroh antworten. Es mußte ihr Inneres erschüttern, so die Schuldbewußte vor sich in den Staub gebeugt zu sehen.

Elisabeth erschrak jetzt, wenn zufällig ihr Blick der Spiegel streifte. Die Augen, dunkel umrandet, lagen tief in den Höhlen, eine fahle Blässe ersetzte die früher so frische Farbe, die Haltung war matt und mutlos. Gewiß, ihr Aussehen konnte auch das härteste Herz rühren.

Und doch schob sie von einem Tage zum andern die Begegnung hinaus. Es war wie gegen den Tod zu kämpfen, dies schreckliche Bekenntnis.

Erst als damals Julius in so heftigen Worten die Fremde verteidigte, kam ihr der ganze Umfang der Gefahr zum Bewußtsein. Heute noch mußte sie ihre Nebenbuhlerin aufsuchen.

In einer Nachmittagsstunde, als Julius durch eine sehr schwierige Operation im städtischen Krankenhause gefesselt war, ging sie schweren, angsterfüllten Herzens nach der Schützenstraße. Jetzt blühte in tausend reichen Farben um sie herum der Hochsommer. Monate waren vergangen seit ihrer Hochzeitsreise und dem ersten leisen ^Beginn des Zerwürfnisses, das seitdem so erschreckende Dimensionen angenommen, Monate des Schmerzes und der Verzweiflung, unter deren Druck ihre Seele erlag. Was sie jetzt that, war ein letzter verzweifelter Schritt. Würde er von Erfolg begleitet sein?

Das Gartenhäuschen lag vor ihren Blicken, schon von Weitem vernahm sie die Klänge eines Pianinos:

Es ist bestimmt in Gottes Rat, daß man vom Liebsten, was man hat, muß scheiden.

Eine sanfte, zum Herzen sprechende Mädchenstimme sang; hinter dem Fenster grünte und blühte es, das ganze kleine Heim lag zwischen Blätterdunkel und Blumen, wie ein Paradies des Friedens. Bist welchen Gefühlen Elisabeth durch den Vorgar- garten ging, das wollen wir nicht zu schildern versuchen. Und dann stand Elisabeth in der Thür, wortlos, ihrer Gegnerin Auge in Auge gegenüber, unfähig auch nur