ner Lümmel!"Das waien Sie auch einmal!" bekam er zur Antwort. Worauf Bebel erwiderte:Aber nicht so einer wie Sie."

DerPol. Corr." wird aus London ganz be­stimmt mitgeteilt, England habe für den Kriegsfall den Schutz der Küsten von Deutschland und Italien in dem Fall übernommen, daß beide Mächte von überlegenen Streitkräften angegriffen würden. Das genügt auch völlig. Die italienische Regierung soll übrigens den Wortlaut der Bündnisverträge ver­öffentlichen wollen.

Aus unseren Kolonien sind wieder einige Mel­dungen eingegangen. In Deutsch-Ostafrika ent­wickelt sich jetzt unter dem General-Gouverneur von Soden die Verwaltung in recht befriedigender Weise. Alle fremden Forschungsreisenden, welche jenes Gebiet aufsuchen, rühmen übereinstimmend die Ruhe und Ordnung, welche dort herrsche. Im Hinterlande von Kamerun herrscht unter den Eingeborenen be­kanntlich eine große Aufregung, welcher auch die deutsche Expedition des Dr. Zintgcaff hat weichen müssen. Es wird nun eine große Straf-Expedilion unter dem Hauptmann von Gravenreuth ausgerüstet, welche im stände sein wird, allen Widerstand nieder­zuwerfen. Von Emin Pascha sind noch keine weiteren Meldungen eingegangen. Wo er also gegenwärtig sich befindet, entzieht sich jeder Berechnung.

Eine Kaiserreise nach Amerika? Uebereinen Zwischenfall bei Gelegenheit der Helgolandreise des Kaiserpaares wird folgendes bekannt: Das Kaiser­paar stand zusammen im Gespräch, als plötzlich die Kaiserin an ihren Gemahl die Frage richtete:Nicht wahr, Wilhelm» wenn wir nach Amerika gehen, fahren wir doch nur mit demFürsten Bismarck" und Kapitän Albers?!" Der Kaiser soll lächelnd mit der Frage geantwortet haben:Meinst Du, Viktoria, daß wir noch einmal dort Hinreisen werden?"

Besterreich-Ungarn.

Massenvergiftung durch Pilze. Ein Ver- giftungsfall hält, wie aus Stuhlweißenburg gemeldet wird, seit einer Woche die Ortschaft Tarnok in fürch­terlicher Aufregung. Trotz des Verbotes, Pilze zu suchen, hatten zwei Knaben solche gesammelt; zahl­reiche Leute in der Gemeinde haben von den Pilzen gegessen, und sämtliche sind bald nach dem Genuß derselben erkrankt. Die Patienten wurden in ein Hospital gebracht; 29 derselben liegen im Sterben, 7 sind schon gestorben, darunter eine Frau, weiche, nachdem ihr Mann die Pilze zum Fenster hinaus- aeworfen hatte, dieselbe wieder auflas und zubereitete. Die Untersuchung hat ergeben, daß die Pilze giftig gewesen sind.

Kaiser Franz Joseph hat den Besuch des jungen Königs Alexander von Serbien auf der Rück­reise von Petersburg nach Belgrad offiziell ange­nommen. Ob die Visite in Wien oder in Ischl erfolgt, steht noch nicht fest. An den diesjährigen großen österreichischen Manövern, welche vor den Kaisern Wilhelm und Franz Joseph, sowie dem König Albert von Sachsen stattfinden, werden 70 000 Mann teil­nehmen.

Die letzte Mißhandlung Deutscher durch Czechen in P r a g hat bereits ihre Sühne vor dem Richter gefunden. Der Hauptschuldige ist mit vier Wochen, seine beiden Spießgesellen mit mehreren Tagen strengen Arrests bestraft worden.

Frankreich.

In Frankreich ist jetzt das Jahrbuch des Ge- neraljiabs erschienen, laut dem die französische Ar­mee gegenwärtig 100 aktive Divisionsgenerale und 200 Brigadegenerale zählt. Unter den hundert Di­visionsgeneralen üben 28 Kommandos aus, die höher sind, als das Kommando einer Division. An erster Stelle befindet sich der Militärgouverneur von Paris, General Saussier, der Vizepräsident des höheren Kriegsrates, der als Generalissimus der französischen Armee im Kriegsfall gilt. Auf den General Saussier folgt der Chef des großen Gencralstabes, General Miribel. Das Durchschnittsalter der Divisions- gencrale beträgt Kl Jahre 7 Monate, während die gesetzliche Altersgrenze V5 Jahre beträgt. General Sauisier zählt bereits 63 Jahre, General Miribel K«: Jahre.

In Grenoble, St. Etienne, Roanne und Calais herrscht unter den Arbeitern und Besitzern mechanischer Webereien große Erregung infolge der in Frankreich geplanten Zölle aus Baumwollgespinnste, da befürchtet wird, daß die Zölle die Schließung vieler Betriebe herbeisühren könnten.

Der französische Kriegsminister teilte der Budgetkommissiou mit, er werde infolge der Erhö­hung des Fleischzolles einen Nachtragskredit von 5 Millionen Franks für die Fleischlieferungen für die Armee fordern müssen.

Belgien.

Brüssel, 10. Juli. Das Dorf Billette, Ge­meinde Vaujany, ist vollständig abgebrannt; kein Haus und nur weniges Vieh konnte gerettet werden.

England.

London, 8. Juli. Berichten aus Hayti zu­folge fanden daselbst am 16. Juni neue Hinrichtungen statt. Präsident Hippolyte ließ 52 Gefangene er­schießen.

London, 10. Juli. Unterhaus. Ferguffon erklärte, die Beziehungen zu allen Mächten seien befriedigend. England ging keine Verpflichtungen mit Italien ein, sondern tauschte mit ihm Ansichten, betreffend die Aufrechterhaltung des statuo guo und des Friedens im Mittelmeere, aus. England ist dem Dreibund nicht beigetreten und kennt auch die Be­dingungen desselben nicht. Er bedauert, daß Labou- chsre eine Sprache geführt, die Frankreich ermutigen könnte, einen Krieg zur Rückerlangung von Elsaß- Lothringen zu führen. Englands Sympathien würden mit der Macht sein, die den Frieden erhält, nicht mit derjenigen, welche ihn bricht; Englands Interessen und Wünsche gelten der Erhaltung des Friedens.

London, 10. Juli. Folgendes ist der Wort­laut der Antwort des Kaisers auf iste Adresse des Lordmayors in Guildhall:Mylord! Empfangen Sie Meinen herzlichsten Dank für das warme Will­kommen, welches Mir seitens der Bürger dieser alten und edlen Metropole geworden. Ich bitte Eure Herrlichkeit, denjenigen, in deren Namen Sie ge­sprochen, den Ausdruck Meiner Gesinnungen gütigst übermitteln zu wollen. In diesem reizenden Lande habe Ich Mich stets zu Hause gefühlt als Enkel einer Königin, deren Name stets in der Erinnerung bleiben wird als ein edler Charakter und eine Dame, die groß ist in der Weisheit ihrer Ratschläge und deren Regierung England dauernde Segnungen verliehen hat. Ueberdies läuft dasselbe Blut in englischen und deutschen Adern. Dem Beispiele Meines Großvaters und unvergeßlichen Vaters fol­gend, werde ich stets, soweit es in Meiner Macht liegt, die historische Freundschaft zwischen diesen unfern beiden Nationen bewahren, welche, wie Eure Herr­lichkeit erwähnte, man so oft neben einander gesehen zum Schutze der Freiheit und Gerechtigkeit. Ich fühle Mich in Meiner Aufgabe ermutigt, wenn Ich sehe, daß weise und fähige Männer, wie sic hier versammelt sind, dem Ernste und der Ehrlichkeit Meiner Absichten Gerechtigkeit widerfahren lassen. Mein Ziel ist vor allem die Aufrechterhaltung des Friedens, denn der Friede allein kann das Vertrauen einflößen, welches zur gesunden Entwicklung der Wissenschaft, der Kunst, des Handels erforderlich ist. Nur so lange Friede herrscht, steht es uns frei, ernste Gedanken den großen Problemen zu widmen, deren Lösung mit Billigkeit und Gerechtigkeit Ich als her­vorragendste Aufgabe unserer Zeiten betrachte. Sie dürfen sich daher versichert halten, daß ich fortfahren werde, Mein Bestes zu thnn, die guten Beziehungen zwischen Deutschland und anderen Nationen zu er­halten und beständig zu stärken, und daß man Mich stets bereit finden wird, Mich mit Ihnen und den­selben zu vereinen in einer gemeinsamen Arbeit flir friedlichen Fortschritt, freundschaftlichen Verkehr und Förderung der Zivilisation."

London, lO. Jul». Die Fahrt vom Bucking­ham-Palast nach Gnildhall glich einem Triumphzuge, die Feierlichkeit in Guildhall verlief programmmäßig. Der Lordmayor brachte den Tovst auf die Königin, sodann auf das Kaiserpaar aus und sagte, die Stadt habe oft Gelegenheit gehabt, auswärtige Herrscher zu bewillkommnen. Der gegenwärtige Anlaß sei von einzig dastehendem Interesse, da der kaiserliche Gast der Enkel der geliebten Königin, der Sohn der älte­sten Tochter derselben sei. Zu dem Kaiser gewendet fuhr der Lordmayor fort: Eure Majestät erwies sich als würdiger Nachfolger des ehrwürdigen Großva­ters, des großen Gründers der deutschen Einheit. Wir haben Eurer Majestät merkwürdige körperliche und geistige Thätigkeit, den unermüdlichen Eifer in allem, was die Wohlfahrt des Volkes fördern könnte, mit Bewunderung beobachtet. Er schloß mit dem Dank für den Kaiserbesuch. Der Kaiser dankte mit der obenstehenden Antwortrede. Während des De­

jeuners spielten alle Kirchenglocken der Umgegend. Nach der Revue über die Freiwilligen besuchte der Kaiser die Marine-Ausstellung, welche während­dessen für das Publikum geschlossen war.

Wie schon seit längerer Zeit feststeht, wird der Kaiser sich unmittelbar nach den Londoner Festlich­keiten nach Edinburg begeben und dort im Hafen von Leith sich am 14. Juli an Bord S M. Schiff Hohenzollern" einschiffen, während das für die Nordlandfahrt befohlene Gefolge und die eingela­denen Gäste schon am 13. Juli in Edinburq ein- treffcn werden. Bereits im Laufe des 15. Juli hofft der Kaiser in Bergen einzutreffen und von dort die Fahrt zu den Lofoten anzutreten. Die Rückkehr von der auf 4 Wochen berechneten Nordlandfahrt wird Mitte August stattfinden. Jedenfalls wird das all­jährliche Festmahl zu Ehren des Geburtstages des Kaisers Franz Josef am 18. August wiederum im Neuen Palais bei Potsdam veranstaltet werden.

Schweden-Nor wegen.

Christiania, 8. Juli. Kaiser Wilhelm wird sich 5 Wochen in Norwegen aushalten.

Rußland.

Petersburg, 4. Juli. Von allen Seiten tref­fen die ungünstigsten Nachrichten über die nächste Ernte ein, welche selbst in jenen russischen Provinzen, die gewöhnlich die besten Berichte liefern, eine sehr schlechte zu werden verspricht, während der Ertrag anderwärts fast Null sein wird. Die Not ist so groß, daß man öffentliche Subskriptionen zur Be­schaffung des Getreides für die nächste Aussaat und der notwendigsten Nahrung für die Bevölkerung veranstaltet. Man muß sich sonach in einzelnen Teilen des Reiches auf eine übermäßige Theuernng, in anderen sogar auf eine Hungersnot gefaßt machen, deren Schrecken noch vermehrt werden durch die außerordentliche Schwierigkeit, den Ausfall an Ge­treide zu decken, weil sich fast nirgends ein Ueber- schuß an Feldfrüchtcn ergeben wird. Aus dieser traurigen Sachlage ergibt sich der Schluß, oaß Ruß­land in diesem Jahre seine Getreide-Ausfuhr ganz, einstellen oder doch auf's Aeußerste werden beschrän­ken müssen. Die neuesten Ernteberichte lauten besser, wie wir bereits mitgeteilt haben.

Petersburg, 9. Juli. Entgegen allen ander­weitigen Meldungen wird das Kaiserpaar seine sil­berne Hochzeit in Kopenhagen feiern. Ebenso steht der Zarenbesuch in Berlin durchaus fest. Von einem Besuche der Kaiserin und des Zarewitsch in Paris ist dagegen keine Rede.

Kiew, 6. Juli. Der Gouverneur von Schito- mir, General Jankowsky, forderte die Bezirksbehör­den auf, gegen die Juden aufs allerstrengste vorzu- gchen, da sonst der Verdacht der Bestechlichkeit erregt werde.

Ueber die russ. Gouvernementsstadt Jekaterinos- law ist ein 4 Stunden andauernder Wolke nbruch niedergegangen. Das Wasser stand fünf Fuß hoch in den Straßen. 58 kleinere Häuser und 4 Brücken wurden weggerissen, 50 Personen ertranken, 5 wur­den vom Blitz erschlagen. Viele Familien kampieren brot- und obdachlos auf den Straßen.

R u m ä n i e n.

Wie dem rumänischen Kronprinzen Ferdinand, dessen Liebesaffaire mit der Hofdame Fräulein Ba- carescu nun definitiv gelöst ist, so war auch dem Fürsten Ferdinand von Bulgarien eine unglückliche Liebe zugeschrieben worden. Fürst Ferdinand sollte sich in die Erzherzogin Marie Dorothea von Oester­reich verliebt haben, deren Hand ihm aber verweigert sei, weil er bekanntlich noch nicht von allen europä­ischen Staaten als bulgarischer Fürst anerkannt ist. Aus seiner Umgebung wird nun mitgeteilt, daß der Fürst nicht auf die Hand der Prinzessin reflektiert. Na, na!!

Frau Vacarescu, die Mutter der jetzt so viel genannten Hofdame der Königin Elisabeth von Rumä­nien, hat sich in Paris interviewen lassen. Sie versichert, Prinz Ferdinand denke nicht daran, auf ihre Tochter zu verzichten. Eine Stunde vor seiner Abreise habe er sich feierlich mit ihr verlobt.

Amerika.

Am Dienstag sind in dem Newyorker Ge­fängnis Sing-Sing 4 zum Tod verurteilte Mörder mittelst Elektrizität hingerichtet worden. Der Tod erfolgte schmerzlos.

AuS New-Orleans wird berichtet: Ein Orkan verwüstete die Provinz Louisiana. Ec zerstörte zahl­reiche Bauernhöfe, schwemmte die Ernte und das