Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägcrlohn) 80 4, in dem Bezirk 1. außerhalb des Bezirks 1 20 4.

Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Samstag 6. Juni

Insertions-Gebühr für die Ispaltige Zeile aus

gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4, bei mehrmaliger je 6 4.

Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei anfgegeben sein.

1891

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an das inserie- ^4) rende 'Uubtikurn!

Durch Aenderung des Postkurses Herrcnberg Oberjettingen sind wir genötigt, das Blatt bälder als bisher abzuschließen, um die Exemplare für den Bezirk Herrenberg zeitig liefern zu können.

Wir bitten daher das verehrt, inserierende Pub­likum, die in einer bestimmten Nummer des Gesell­schafters aufzunehmenden Inserate immer am Tage vor dem Druck des Blattes, also am Sonntag, Diens­tag und Donnerstag, der Druckerei aufzugeben.

Redaktion des Gesellschafter. Amtliches.

Nagold. An die Ortsvorsteher,

Aushebung 1891 betreffend.

Diejenigen Ortsvorsteher, welche mit der Vorlage der Stammrollen pro 1889, 1890, 1891 noch im Rückstand sind, werden hiemit aufgefordert, Ver­säumtes ohne Verzug nachzuholen, (ek. Erlaß des Civikvorsitzenden der Ersatzkommission v. 26. Mai 1891.)

Den 5. Juni 1891.

Der Civitvorsitzende der Ersatzkommission:

Obcramtmann Or. Gugel.

Tcrges-WeuigkerLen.

Aeritsches WeicH.

Tübingen, 4. Juni. Nächsten Sonntag er­folgt der Schluß der Gewerbeausstellung: einer klei­nen Feierlichkeit im Ausstellungssaal selbst soll ein Bankett folgen.

Stuttgart, 3. Juni. DerStaatsanz." mel­det: Obgleich der König letzte Nacht wenig geschlafen, ist doch sein Allgemeinbefinden nicht unbefriedigend. Die Unterleibsstörung zeigt eine Besserung. Immer­hin ist der König noch genötigt, das Bett zu hüten. Die Truppenrevue der Garnisonen von Stuttgart und Ludwigsburg, die am Samstag stattfinden sollte, ist abbestellt.

Stuttgart, 4. Juni. Seine Majestät der König hatte eine ziemlich ruhige Nacht, der Schlaf war wenig unterbrochen, doch muß Allerhöchstderselbe das Bett noch weiter hüten. Ein Wildunger Arzt Dr. Mart ist angekommen und hat sich sofort zum Krankenlager Seiner Majestät begeben. Derselbe konstatierte, daß in dem Zustand des Kranken ein Grund zur Besorgnis nicht liegt, und daß binnen kurzem das Verschwinden der jüngst aufgetretenen Störung wieder erwartet werden darf.

Biberach, 3. Juni. Die Dorn'sche Buchhand­lung dahier ist durch Blitzschlag in Brand geraten und abgebrannt.

Mannheim, 2. Juni. Die Getreidearbeiter Mannheims und Ludwigshafen legten die Arbeit nieder, weil mehrere bei dem vor einigen Wochen wegen Lohndifferenzen stattgehabten Streik beteiligte Wortführer von den Oberarbeitern entlassen wurden.

Wie Pfarrer Kneipp in Wörishofen schreibt, giebt die gelbe Schlüsselblume, die gegenwärtig zu tausenden auf den Wiesen blüht, einen wirksamen Thee gegen Gliederkrankheit. Man zieht die Blüten aus ihren Kelchen aus, trocknet sie im Schatten, nimmt zu einer Tasse eine Prise des getrockneten Thees, wie man sie mit drei Fingern fassen kann, siedet sie einige Minuten und trinkt längere Zeit hindurch täglich 1 Taffe von diesem Thee.Die heftigen Schmerzen werden sich lösen und allmählich ganz verschwinden".

München, 2. Juni. (Altkatholische Firmung.) Heute morgen um 9 Uhr fand in der festlich ge­schmückten altkatholischen Kirche die Spendung der Firmung durch Bischof Reinkens statt. Es wurden 64 Kinder gefirmt. Einen Pathen hatten die Firm­linge nicht. Nach dem Gottesdienste, den er selbst gehalten, richtete der Bischof an die Firmlinge, bezw. die Gemeinde, eine erhebende Ansprache und spendete alsdann nach deutschem Ritus die Firmung.

Straubing, 1. Juni. In der heute begin­nenden Schwurgerichtssitzung haben sich von 34 Angeklagten nicht weniger als 25 wegen Meineids zu verantworten. (!)

Oberammergau, 2. Juni. Gregor Lechner, welcher früher im Passionsspiele als Darsteller des Judas Jscarioth eine Weltberühmtheit erlangt hat, ist dahier im Alter von 72 Jahren gestorben.

Kassel, I. Juni. Der Maschinenbauer Löding in der Henschel'schen Maschinenfabrik hier hat jetzt sein 50jähriges Arbeiterjubiläum feiern können. Un­unterbrochen hat er der Fabrik angehört und ist noch jetzt, trotz seiner 70 Jahre, der pünktlichste Arbeiter. Von dem Geh. Kommerzienrat Oskar Herrsche! erhielt der Jubilar eine kostbare goldene Taschenuhr mit Kette, sowie die Zusicherung einer Rente von 1000 Mark jährlich auf Lebenszeit, neben dem noch etwa möglichen Arbeitsverdienst. Der Kaiser hat dem Ju­bilar das Allgemeine Ehrenzeichen mit der Zahl 50 verliehen. Das Jubiläum war sowohl für Arbeit­nehmer wie Arbeitgeber ein wirklicher Ehrentag.

Tumult in einer sozialdemokratischen Versamm­lung. Aus Halle wird berichtet: Als Sonntag in eine sozialdemokratische Versammlung in Eisleben Bergleute eintreten wollten, denen (der Zutritt ver­weigert war, entstand eine großartige Schlägerei. Man machte sogar von Schußwaffen Gebrauch, so daß drei Bergleute erheblich verwundet wurden; Fenster, Stühle, Tische, wurden zertrümmert. Blut floß massenhaft. Zahlreiche Verhaftungen sind vor­genommen. (Der Krieg muß aufhören, gegen die Keilereien ist aber nichts einzuwenden!)

Hamm, 3. Juni. Der Führer der hiesigen Sozialdemokraten, der wegen einer Unbotmä­ßigkeit als Reservemann eine 24stündige Haft erhal- ten und während dieser Zeit die Wände seiner Zelle mit dem sozialistischen Programm, sowie Schmähun­gen seiner Vorgesetzten bedeckt hatte, ist derNat.- Ztg." zufolge vom Kriegsgericht zu 5 Jahren Festung verurteilt worden.

Berlin, I. Juni. An der Börse wurden am Sonnabend 120 000 ^ für die russischen Juden gesammelt. Auf dem Bahnhof Charlottenburg ist beständig ein Ausschuß von Damen in Thätigkeit. Dieselben speisen die Ankömmlinge, kleiden sie neu ein und zahlen ihnen Reisegeld aus. Auch Aerzte leisten unentgeltlich Dienste. Fast jeden Nachmittag kommen neue Trupps von Ausgewiesenen an.

Berlin, 2. Juni. Aus Kissingen wird gemel­det, daß Fürst und Fürstin Bismarck gegen den 20. d. M. dort einzutreffen gedenken. Der Aufenthalt dortselbst ist auf 4 Wochen berechnet, nach deren Ablauf das fürstliche Paar nach Friedrichsruh zu­rückkehrt, da der Fürst während der Ernte zu Hause sein will. Die Kur in Kissingen wird unternommen, um das Wohlsein, dessen sich der Reichskanzler er­stellt, dauernd zu erhalten.

Berlin. Das Sperrgeldergesetz ist gestern im preuß. Abg.-Haus gegen die Stimmen der National­liberalen und der Mehrheit der Freikonservativen,

sowie der Minderheit der Konservativen angenommen worden. Die Debatte bot nichts Neues. Caprivi erklärte, die Regierung nehme der Förderung des Friedens halber die Kommissionsfassung an. Am Schluß der Sitzung bereiteten die Redner aller Parteien dem scheidenden Eisenbahnminister Maybach eine Huldigung.

Auf Veranlassung der preußischen Regierung sind am 30. Mai aus Berlin von den sämtlichen Hauptzoll- und Hauptsteuerämtern auf telegraphi­schem Wege Nachweisungen darüber eingefordert worden, wie viel Weizen im April und Mai, und wieviel Roggen in denselben Zeitabschnitten vom Auslande eingeführt worden und zur Verzollung ge­kommen sind. Auf Grund dieser sehr übersichtlichen Angaben hat dann der Reichskanzler v. Caprivi seine Erklärung über die Stellung der Regierung zu den Getreidezöllen in der Montagssitzung des preußischen Abgeordnetenhauses abgegeben. Es sol­len in Zukunft weitere Erhebungen in dieser Sache erfolgen.

DiePost" (freikons.) sagt zu den Erklärungen des Ministerpräs. v. Caprivi: Die Regierung hat auf Grund sorgfältigster Prüfung des thatsächlichen Materials unter vollem Bewußtsein ihrer großen Verantwortlichkeit die Ueberzeugung gewonnen, daß ein Notstand nicht zu befürchten, die Versorgung Deutschlands mit Brotstucht bis zur nächsten Ernte vielmehr durchaus gesichert ist. Aus diesem Grunde liegt ein Anlaß zu einer Äusnahmemaßcegel wie der Suspension der Getreidezölle nicht vor. Diese Lage der Dinge ist geeignet, und zwar nicht bloß auf die Handelswelt, beruhigend zu wirken. Die Stelle, welche der Natur der Sache nach die Lage am besten übersieht, versichert unter nachdrücklicher Betonung ihrer Verantwortlichkeit, daß kein Not­stand zu befürchten ist. Allen böswilligen Flau- machereien gegenüber kann diese Erklärung nur Be­friedigung und Beruhigung in den weitesten Kreisen der Bevölkerung erwecken. Auch unter diesem Ge­sichtspunkt kann dies Vorgehen der Regierung nur gebilligt werden."

Zu der Mobilmachung der Sozialdemokraten gegen die Regierung sagt das Hamburger Blatt: Es besteht keine Brotverteuerung auf Grund der Getreidepreise, und es bedarf folglich keiner Abwehr derselben. Wenn die Sozialdemokratie dennoch eine solche unter großem Lärm veranstaltet, so setzt sie sich damit dem Verdacht aus, daß sie im Einverständnis mit be­drohten Interessen handelt. Wir unsererseits sind nie über das Kartell zwischen gewissen Elementen der Börse und der Sozialdemokratie im Zweifel ge­wesen. Wir halten das Geschäft auf sozialdemokra­tischer Seite für ein ganz einträgliches."

Die offizielle Ankündigung des Besuches des deutschen Kaisers in Amsterdam ist nunmehr erfolgt. Der Aufenthalt ist vom 1. bis 3. Juli berechnet.

Der militärische russische Berichterstatter der Köln. Ztg." sagt, durch die Neuorganisation der Reichswehr habe Rußland wiederum einen wichtigen Schritt vorwärts gethan in der Vorbereitung zur Aufstellung des Heeres im Kriege. Nach der Durch­führung dieser Neuordnung werde die Kriegsbereit­schaft der russischen Reichswehr die des deutschen Landsturmes bedeutend übertreffen.

Die Erklärung des Reichskanzlers hinsichtlich der Getreidezölle beschäftigt fortdauernd die gesamte Presse. Was die Berliner Blätter betrifft, so schweigt nur dieKreuzztg." sich befriedigt aus, die übrigen