des Mittels wurden Phthisiker mit weit vorgeschrittener Erkrankung und mit unregelmäßigem hektischen Fieber gewählt. Mit 5 Gramm über den Tag verteilt, gelingt es ab und zu, fast völlige Entfieberung herbeizuführen, nur schien es, als ob die Wirkung bei den hohen Abendtemperaturen nur eine weniger gute und zuverlässige sei, als bei den hohen Tagestemperaturen. Bei schwerem akutem Gelenkrheumatismus, zum Teil mit schweren Nachkrankheiten, hat das Mittel, nachdem die gewöhnlich auf der Klinik angewendeten Antipyretica, wie Antipyrin, Natrium, Salicylicum, Phenacetin, Antifebrin, versagt hatten, in Tagesgaben von 5 Gramm einen guten Einfluß auf die schmerzhaften Gelenkerkrankungen gehabt. Zweifellos werden Versuche, in großem Maßstabe fortgesetzt, über den Wert des neuen Heilmittels genaue Erfahrungen liefern.
Der deutsch-österreichische Handelsvertrag, welcher am Sonntag zum Abschluß gelangt ist, soll am 1. Januar 1892 in Kraft treten und bis zum 31. Dezember 1903 in Gültigkeit bleiben. Vorläufig ist ein Protokoll über den Vertrag unterzeichnet worden, die eigentlichen Vertragsinstrumente werden erst später von dem Grafen Kalnoky und dem deutschen Botschafter, Prinzen Reuß, unterfertigt. Er enthält außer dem Tarifvertrag eine vollständige Seuchen- Konvention und überdies Bestimmungen, welche im Verkehr aus den Eisenbahnen beider Reiche eine gleiche Behandlung in der Ein-, Aus- und Durch- firhr verbürgen.
Wie in der Reichshauptstadt, so ist auch in allen übrigen Arbeiter-Zentren Deutschlands die Maifeier in Ruhe und Ordnung verlaufen, und wenn die Veranstalter der Arbeiterkundgebung mit ihrem Erfolg zufrieden sind, so haben wir keine Ursache, ihnen die Freude nicht zu gönnen. Fast überall haben die Arbeiter Ausflüge nach den Nachbarorten unternommen, wo die Feier durch Musik, Gesang und Tanzvergnügen begangen worden ist. Der politische Teil des Programms, die Annahme der bekannten Resolution zu Gunsten des Achtstunden-Arbeitstages, hat ebenfalls allerwärrs glatte Erledigung gefunden. Leider kommen aus dem Ausland, namentlich den romanischen Ländern, immer noch Nachrichten, welche die Maifeier dort als ein weniger harmloses Vergnügen erscheinen lassen. Das beklagenswerteste Ereignis nächst den Kämpfen in Rom ist der Zusammenstoß zwischen Arbeitern und Militär in Four- mies im nördlichen Frankreich, bei welchem 14 Personen, darunter auch Frauen und Kinder, getötet und 40 verwundet worden sein sollen.
Luxemburg.
Verlobung der jüngsten Schwester Kaiser Wilhelms. Aus Luxemburg schreibt man dem „Franks. Journ.", daß das Gerücht von einer bevorstehenden Verlobung des Erbgroßherzogs Wilhelm von Lux- emburg mit der Prinzessin Margarethe, der jüngsten Schwester Kaiser Wilhelms, seit der Annahme des großherzoglichen Majorats mit größerer Bestimmtheit auftrete.
Frankreich.
Die französische Regierung hat die Beisetzung des Prinzen Jerome Napoleon auf der Insel Korsika verboten.
Die letzte Pariser Volkszählung ergab eine Einwohnerzahl von 2 423 000 gegen 2 261 000 im Jahre 1886.
Zu dem Leichenbegängnis de* Opfer des 1. Mai in Fourmies wird berichtet: Der Maire von Fourmies hatte erklärt, daß die Stadt die Kosten der Beerdigung der Toten tragen wolle, was jedoch von den Arbeitern entschieden zurückgewiesen wurde. Stach der kirchlichen Einsegnung begab sich der Zug zum Friedhof. Mehr als 10 000 Personen beteiligten sich hierbei. Zur Freihaltung des Weges war stellenweise Militär aufgestellt. Am Friedhof selbst sah man keinerlei Wache. Mehrere Arbeiter, Sozialsten und Abgeordnete hielten ziemlich erbitterte Steden, doch wurde die Ruhe nirgends gestört.
Paris, 6. Mai. In Fourmies streiken die Arbeiter aufs neue; sie verlangen eine Lohnerhöhung von 10 pCt.
Serbien.
Die Exkönigin Natalie hat der serbischen Regierung jetzt endgiltig erklärt, sie werde nicht eher aus Belgrad gehen, als bis sie mit Gewalt fort- grbracht werde. Die Anwendung besonderer Maßnahmen soll nun auch gleich nach dem jetzt statt
findenden griechischen Osterfest erfolgen. Das letztere Fest ist übrigens in allen Balkanländern ohne irgend welche Zwischenfälle begangen.
Der junge König von Serbien hat am Sonntag seiner Mutter einen Besuch abgestattet, welcher volle zwei Stunden gedauert und wahrscheinlich ebenfalls den Zweck gehabt hat, die Königin zur Abreise zu bewegen. Wie aus Belgrad berichtet wird, ist die Regierung noch fest entschlossen, nach dem Scheitern der gütlichen Einigungs-Versuche zur Gewalt überzugehen. Inzwischen bemüht sich eine Hofdame der Königin, die Stimmung der Bevölkerung durch allerlei Klatsch über den Wandel des Exkönigs Milan zu Gunsten ihrer Herrin zu beeinflussen. Milan habe sofort nach Empfang der Abfindungssumme 40 000 Franken an die Schneiderin seiner Belgrader Geliebten gesandt; Belgrader Frauen hätten ihm einen Liebestrank eingegeben, auch sei er in Folge übermäßigen Morphiumgenusses unheilbar krank u. s. w. So unerquicklich und der Würde des Landes wenig zuträglich der Streit im serbischen Königshaus auch sein mag, das Gute hat er jedenfalls für die Belgrader, daß für ihre Unterhaltung stetig gesorgt ist.
England.
Aus London wird gemeldet: Die finanzielle Lage des Prinzen von Wales soll so mißlich sein, daß die Königin wird eingreifen müssen.
Dem Mai-Meeting in Hydepark in London für die Achtstunden-Demonstration haben 120 000 Arbeiter in musterhafter Ordnung beigewohnt.
Rußland.
Barbara Ubrykist, wie aus Krakau berichtet wird, endlich in völliger Geistesumnachtung durch den Tod erlöst worden. Wie man sich erinnert, wurde im Jahre 1869 durch eine Gerichtskommission ermittelt, daß in dem Karmeliterinnenkloster eine Nonne, namens Barbara Ubryk, seit einundzwanzig Jahren in einer finsteren kloakenähnlichen Zelle eingesperrt war. Die Nonne, welche sich in einem trostlosen körperlichen und geistigen Zustande befand, war damals 52 Jahre alt; sie war also seit ihrem 31. Lebensjahre aus den Reihen der Lebenden gestrichen worden. Es kam in Krakau zu großen Straßenexzessen, die nur durch ein starkes Aufgebot von Militär und Polizei bewältigt werden konnte. Die Menge wütete gegen die Klöster der Karmelite- rinnen und der Jesuiten und wollte dieselben in Brand stecken; es mußte mit blanker Waffe eingeschritten werden und erst, als die Unglückliche aus ihrem Grabe befreit und dem Jrrenhause übergeben war, trat wieder Ruhe ein. Trotzdem Barbara Ubryk damals noch zuweilen vernünftige Momente hatte, erwies sich ihre Heilung als unmöglich. Sie versank immer tiefer in Geistesnacht, und nun hat der Tod sie erlöst.
Amerika.
New-Dork, 4. Mai. In der Stadt Paducal Mntucky) hat ein gewaltiger Wirbelsturm mehrere hundert Häuser der Dächer beraubt und einige gänz- ich zertrümmert. Die Methodistenkirche wurde in die Höhe gehoben und in Trümmern auf die Straße geschleudert. Die Bahnhöfe und Fabriken sind stark reschädigt. Eine Anzahl von Personen erhielten eichte Verletzungen.
Wie streng die Temperenzler in einzelnen Staaten Nordamerikas die Verletzung des Prohibitionsgesetzes ahnden, mag folgender Fall beweisen: Der Wirt F. Ribling in Norwich war überführt worden, mit Verletzung des Prohibitionsgesetzes n 750 Fällen geistige Getränke verkauft zu haben und das Gericht verurteilte ihn zur Zahlung einer Geldstrafe von 8000 Doll. Da er diese Summe nicht aufbringen konnte, so wurde die Geldstrafe in Gefängnisstrafe umgewandelt, welche 61 Jahre, 7 Monate und 20 Tage dauern soll! Der Unglückliche befindet sich bereits im Korrektionshaus in Rutland, wo man ihn mit Marmorschleifen beschäftigt. Im Fall er nicht begnadigt wird, hat er nicht die geringste Aussicht, das Gefängnis je wieder zu verlassen.
Afrika.
Ueber das Befinden Emin Pasch ah's giebt ein aus der deutschen Station Bukoba am Westufer des Viktoriasees eingegangener Privatbrief Aufschluß. In demselben heißt es: „Aus einem Auge sieht er so gut wie gar nicht und das andere ist auch vom Star affiziert. Doch ist keiner so fleißig wie er, er ist ein leuchtendes Beispiel für uns alle. Abgesehen von den Augen, die ihn recht hindern,
ist er gesundheitlich uns allen überlegen, nie müde und nie krank. Wenn Casakis Buch erschienen ist, will er vielleicht auch einmal seinen Mund gegen Stanley's Angriffe öffnen." — Da hiernach Emin Paschah die Absicht hat, mit einem Buche an die Oeffentlichkeit zu treten, begrüßt er die Absicht der deutschen Kolonialgesellschaft, ihm einen Stenographen zu senden, mit besonderer Freude.
Kleinere Mitteilungen.
Stuttgart, 4. Mai. Ein tragikomisches Geschick waltete über einem Transport von 2000 Stück junger Hühner und Enten, die eine hiesige Delikateßwaren- handlung in einem Güterwagen aus Italien zugesandt erhielt. In Eßlingen nämlich entflatterten einige von den Tierchen dem Wagen. Der begleitende Gepäck-Kondukteur schloß hierauf in übertriebener Vorsicht die Schiebethüre desselben und legte eine Plombe an. Entfliegen konnte ihm nun allerdings kein Huhn und keine Ente mehr, aber leider hatte er außer Acht gelassen, daß die erste Lebensbedingung auch für die Tiere frische Luft ist. Als der Wagen hier ankam und man ihn öffnete, lagen 946 Stück seiner gefiederten Insassen verendet in ihren Käfigen, und die Feinschmecker Stuttgarts sind um so viel Backhändl und Entenbraten ärmer.
Von der Jagst, 30. April. Auf eine ganz eigentümliche Weise hat sich ein verschmähter Freier an seiner Auserkorenen gerächt. Im Dorfe D. war dies Mißgeschick einem Jagdbeflissenen passiert und der Abgewiesene praktizierte nun in einen großen Käfig einen halbzahmen Fuchs und zwei Hähne. Die Zwischenwand des geräumigen Käfigs bildeten eiserne Stäbchen und nachts um 11 Uhr wurde die Zierde über dem Kammerfenster der spröden Schönen, einer Wirtstochter, sehr solide befestigt. Man kann sich denken, was für einen Lärm die in Todesängsten befindlichen Tiere samt dem Fuchse die Nacht vollführten. Kein Mensch im Hause konnte schlafen, aber niemand konnte in der Dunkelheit den Käfig wegbringen. Das Mädchen ging, um dem Gespötte zu entgehen, auf einige Zeit fort. Der Schabernacksbeflissene ist aber wegen groben Unfugs angezeigt.
Auch ein Streik. Man schreibt aus Trier: Im Saargebiet ist es zu einem eigenartigen Streik gekommen. Allerdings haben ihn nicht die Bergleute, sondern die Hausfrauen von Neunkirchen durchgeführt. Was den Arbeitern so sehr mißlingt, den Neunkirchener Frauen glückte es — ihr Streik war von glänzendem Erfolg begleitet, sie setzten alle ihre Forderungen durch. Der Streik richtete sich gegen die Bäckermeister von Neunkirchen. Diese Herren hatten frevelhafter Weise beschlossen, vom 28. April ab die bisher in Neunkirchen üblichen Brödchen abzuschaffen und nur noch Brödchen zu 5 Pfennige zu verkaufen. Den Hausfrauen von Neunkirchen war diese Neuerung indessen ein Greuel und so unterließen sie es eines morgens, die gewohnten Brödchen zu kaufen. Die Herren Bäckermeister machten lange Gesichter und führten am nächsten Morgen die alten Brödchen wieder ein.
aß die meisten Katarrhe der Luftwege verschleppt werden und hierdurch der Keim zu langwierigen und ernsteren Leiden gelegt wird, ist eine bekannte Thatsache. Wer daher im Interesse seiner Gesundheit handeln will, der lasse den sich einstellenden Schnupfen, Husten, die Heiserkeit und sonstige katarrhalische Erscheinungen nicht unberücksichtigt und greife zu einem Mittel, welches nach langjähriger Erprobung von Seiten der Aerzte in ganz kurzer Zeit oft schon in wenigen Stunden die Ursache der Erkrankung: die Entzündung der Schleimhaut, beseitigt. Dieses Mittel sind die Apotheker W. Boß'schen Katarrhpillen (erhältlich ü Dose vkL 1 in den meisten Apotheken'», welche in Folge ihres Chiuingchalts den Entzündungsvorgang hemmen und das Fieber herabsetzen. Alle übrigen sogenannten Katarrhmittel beschwichtigen und lindern vorübergehend, — die Ursache des Katarrhs zu beseitigen vermögen sie aber nicht. Jede ächte Dose muß auf dem Berschlußrei- fen den Namenszug des kontrollierenden Arztes Dr. med. Wittling er tragen.
In Nagold bei Apotheker Oeffinger;
in Wildberg bei Apotheker Bach.
Hiezu das Uuterhaltungsblatt AZ 19.
Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. — Druck und Verlag der G. W. Zaiser'scheu Buchdruckerei.