Der Gesellschafter.
Amts- und Intelligenz-Blatt für den Overautts-Bezirk Nagold.
W 41.
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Dienstag 7. April
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einmali«
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1891.
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auf den
„Gesellschafter."
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Redaktion des Gesellschafters.
Amtliches.
Nagold. Bekanntmachrmg.
In Unterthalheim ist die Maul- u. Klauenseuche ausgebrochen.
Den 4. April 189l.
_ K. O beramt. Amtm. Marqna r t._
Nagold. Bekanntmachung.
In Ettmaunsweiler ist die Maul- u. Klauenseuche wiederholt ausgebrochen.
Den 4. April 1891.
_K. Oberamt. Amtm. Marquart.
Nagold. Bekanntmachung.
In Sinnnersfeld ist die Maul- u. Klauenseuche
erloschen.
Den 4. April 1891.
K. Oberamt. Amtm. Marquart.
Nagold. Bekanntmachung.
In Beuren ist die Maul- und Klauenseuche
erloschen.
Den 4. April 1891.
K. Oberamt. Amtm. Marquart.
Tages-WeuigkeiLen.
Deutsches Weich.
s-fNagold. Gestern hatten wir in der hiesigen Kirche Gelegenheit, der Ordination eines Kandidaten der Theologie anzuwohnen. Nach einer Predigt unseres Herrn Dekans über den Text: „Friede sei mit euch!" trat sein Sohn Eberhard Schott vor den Altar, um sich vom Vater für das geistliche Amt weihen zu lassen. Der Geistliche wollte nicht über des Amtes Bürde und Würde sprechen sondern betonte die Wichtigkeit der persönlichen Stellung eines Seelenhirten zu Christo in Glauben und Leben. Unter Beihilfe zweier Zeugen, Rektor Brügel und Pfarrer Schott, (Bruder des Kandidaten), erfolgte sodann die Einsegnung, worauf mit Gebet und Gesang die erhebende Feier geschlossen wurde.
Deckenpfronn, 1. April. Gestern kamen die bürgerlichen Kollegien von Gültlingen und Deckenpfronn auf dem Rathaus in Gültlingen zusammen, um gemeinsam unter Leitung der beiden Bezirksbeamten Herrn Oberamtmann Supper in Calw und errn Oberamtmann Dr. Gugel in Nagold über das traßenprojekt Wildberg, Gültlingen, Deckenpfronn und Gärtringen zu verhandeln und zu beraten. Dasselbe beläuft sich nach dem Voranschlag für die Gemeinde Deckenpfronn auf ca. 18000 ^ und für die Gemeinde Gültlingen auf ca. 31000 Der
große Wert dieser Verkehrs- und Verbindungsstraße zwischen der Nagold- und Gäubahn wurde von sämtlichen Anwesenden allgemein anerkannt und auf Grund dessen fragliches Stra'ßenprojekt einstimmig genehmigt, so daß mit den Vorarbeiten in Bälde begonnen werden kann. (C. Hausfr.)
Herrenberg, 3. April. Die Bierbrauer des hiesigen Bezirks haben auch, wie in vielen andern Bezirken, eine Petition an die hohe Ständekammer gerichtet und darin beantragt, die Malzsteuer für die ersten 500 Zentner auf 3 ^ 60 herabzusetzen und von 500—1000 Zentner auf 4 ^
Tübingen, 3. April. (Schwurgericht.) Der frühere Schultheiß und nachherige Bauer und Weinhändler Georg Friedrich Landherr von Heselbronn wurde von der Anklage des Bankerotts freigesprochen, dagegen wegen unterlassener ordnungsmäßiger Führung seiner Bücher, woraus die Bilanz seines Vermögens ersichtlich gewesen, zu einem Monat Gefängnis verurteilt, die durch die Untersuchungshaft als verbüßt betrachtet wird.
Stuttgart, 1. April. Die mißliche Witterung über Ostern verursachte der hiesigen Eisenbahnkasse eine Mindereinnahme von 15—20000 Während
in den letzten 12 Jahren regelmäßig 50—60000^ eingingen, erreichte die Summe Heuer noch nicht 40000
Stuttgart, 2. April. Der weit um sich greifenden Agitation der kleineren Brauer um Herabsetzung der Malzstener für die kleineren Betriebe gegenüber nimmt die Finanzkommission schon seit vergangenem Jahre eine wohlwollende Haltung ein. Sie ist auch in einem neuerdings ausgegebenen Bericht der Ansicht, daß die finanzielle Lage kein Hinderniß bilden soll, dem wohlbegründeten Wunsche der Bittsteller in irgend einer angemessenen Weise entgegenzukommen. In diesem Sinne wird auch wohl ein Kammerbeschluß zu Stande kommen. — Es ist insbesondere in den Kreisen der kleineren Kapitalisten mit Befriedigung ausgenommen worden, daß die Finanzkommission der Regierung empfiehlt, bei der Aufnahme eines neuen Anlehens an Stelle des gekündigten 4*/,prozentigen im Betrage von 15 Mill. Mark einen Zinsfuß von 4 Prozent anzuwenden. Eine Eingabe von Stuttgartern Bankhäusern hatte das Gleiche befürwortet und in der That hat sich der Zins zu 3*/, Prozent nicht so allgemein befestigt, als es noch vor 2 Jahren den Anschein hatte.
Stuttgart, 2. April. (Landtag.) In der Kammer der Abgeordneten brachte heute bei Kap. 39 des Etats des Ministeriums des Jnncm der Abg. Sachs Klagen über das Alters- und Jnvaliditätsgesetz zur Sprache, Klagen, die sich namentlich auf die Ausschließung des Bauern- und Handwerkerstandes von den Wohlthatcn des Gesetzes und die hohe Belastung der Arbeitgeber durch dasselbe bezogen. Nachdem Minister v. Schmid die guten Seiten des Gesetzes, dessen Wirkung in der Zukunft liege, hervorgehoben hatte, glaubte Abg. Haußmann kein gutes Haar an dem Gesetz lassen zu sollen und von oben herab in dem von ihm beliebten süffisanten Ton dasselbe als eine Arbeit hinstellen zu sollen, an welcher schließlich Niemand schuld sein wolle. Abg. Haffner wollte dieses herbe Urteil über das ganze Gesetz auf die schwachen Seiten desselben reduziert wissen und gab zu, daß es wohl Unzufriedene, aber keine allgemeine Unzufriedenheit erzeugt habe. Es kurzer Hand zu verurteilen, wie der Abgeordnete Haußmann gethan, heiße, das Kind mit dem Bade ausschütten. Abg. Haußmann faßte die Worte Haffner'S seinerseits als einen verdeckten Angriff auf die Volkspartei auf, die sich ein Verdienst daraus vindiziere, an dem Gesetz nicht mitgewirkt zu haben. Sehr treffend erwiderte darauf Lecmann, die Befriedigung, an dem Zustandekommen von möglichst wenig Gesetzen mitgewirkt zu haben, könne die Volkspartei allerdings genießen. Uebrigens müsse die Unzufriedenheit gegen die sozialpolitische Gesetzgebung doch nicht so groß sein, sonst würde sich die OpposttionSpreffc nicht den
Anschein geben, als sei das Krankenkassen- und Unfallgesetz unter der Mtwirkung der Opposition zu Stande gekommen. Haußmann erwidert darauf, Leemann müsse als Reichstagsabgeordneter doch wissen, daß die Volkspartei für das Krankenkassengesetz gestimmt habe, worauf Leemann unter allgemeiner Heiterkeit sich schuldig bekennt, dies nicht zu wissen, aber man müsse ihm dies zu Gute halten, denn die Volkspartei sei im Reichstag entweder gar nicht oder so schwach vertreten, daß man sie wohl übersehen könne. Wenn er von der Opposition gesprochen, so habe er die anderen Parteien gemeint. Damit wurde diese Debatte, die einen ziemlich heftigen Charakter annahm, geschloffen. — Im Uebrige» erledigte die Kammer heute das Kapitel ü er das Landesgestüt. Die allgemeine früher bestandene Vorliebe für den kaltblütigen Pferdeschlag scheint schon nachgelassen zu haben, wenigstens plaidieren heute einige Redner dafür, das edle Blut nicht bei der Zucht zu vernachlässigen. Mit dem Re- montedepot hat man gute Erfahrungen gemacht; die Militärverwaltung zahlt für die Depotpferde gute Preise. — Die nenorganifierte Fabrikinspektion scheint sich zu bewähren.
Brandfälle: Den 1. April in Baienfurt (Ravensburg) die Scheuer des Bauern Fidel Berle; den 2. April in Weisbach (Künzelsau) die Kochermühle samt Scheuer.
In Pforzheim wurde in einer außerordentlichen Stadtrats-Sitzung hinsichtlich des Rathausbrandes beschlossen, zur Beseitigung der Gefahr die Brandstätte abzuräumen und einen Rathaus-Neubau in Aussicht zu nehmen.
Der „Reichsanzeiger" meldet in seinem amtlichen Teile die Abberufung des Grafen Rantzau vom bayerischen Hofe.
Die „A. R.-K." bringt folgende Mitteilung aus Dresden, für welche ihr die Verantwortung überlassen bleiben muß: „Man spricht hier viel davon, daß der katholische Teil der Gesellschaft, welcher zur Einsegnung der Schwester der Kaiserin, der Prinzessin Feodora von Schleswig-Holstein, eingeladen war und die Einladung angenommen hatte, im letzten Moment ausnahmslos absagte. Man sagt, der katholische Bischof habe die Teilnahme der Katholiken an der Feier verboten."
Das „Frkf. Journ." meldet aus Berlin, 3. April: Graf Waldersee wird wahrscheinlich in größter Bälde aus dem Militärdienst ausscheiden, wenn nicht ein besonderer Wunsch des Kaisers für sein Verbleiben vorliegt. Die Gerüchte von seiner Ernennung zum Statthalter der Reichslande sind nicht verbürgt.
Der Staatsminister a. D. v. Goßler hat am Ostermontag Berlin mit seiner Gemahlin verlassen und sich nach Naumburg begeben, wo er seinen Aufenthalt nehmen wird.
Der „Vorwärts" bringt eine ganz pikante Nachricht. Darnach hat auch Herr Liebknecht Familienrücksichten, und diese Familienrücksichten lassen es möglich erscheinen, daß der „Vorwärts" seinen Chefredakteur verliert. Bei der Landesversammlung der sächsischen Sozialdemokraten in Chemnitz hat nämlich Herr Liebknecht erklärt, daß er sein Mandat unbedingt noch nicht aufgiebt, weil er den Wohnsitz in Sachsen noch beibehaltcn hat und die Rückkehr nach Sachsen, aus Familienrücksichten, als möglich ins Auge faßte. Nun kann man selbstverständlich in Borsdorf nicht Chefredakteur des „Vorwärts" sein, außerdem ist aber auf Beschluß des Kongresses in Halle Herr Liebknecht durch diese seine Eigenschaft Mitglied der Parteileitung. Giebt er den Posten auf, so hat er auch aufgehört, Mitglied der Parteileitung zu sein. Und das alles aus Familienrücksichten ?
Friedrichsruh, 1. April. Gegen 12 Uhr trat Fürst Bismarck in Kürassieruniform auf den Balkon