Der GMschaster.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Overamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 4, in dem Bezirk 1 «l,

* außerhalb des Bezirks 1 20 «>, MonatS-

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Samstag 4. April

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wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S bei mehrmaliger je 6 Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blatter der Druckerei auf-

1891

Amtliches.

Nagold. An die Verwaltungsaktuare, das Rechnungsstellwesen pro 189192 betreffend. Die Rechnungsstellgeschäftspläne pro 189^92 sind zuverläsiq bis zum 8. April d. I. hieher vorzulegen. Als äußerster Termin kommt der 1. Dez. 1891 in Betracht.

Den 31. März 18st1. _ K. Oberamt, vr. Gugel.

" Nagold. An die Ortsbehörden für die Alters- und Jnvaliditätsvcrsicherung, betreffend dm Restvorrat von Quittungskarteu. Bis

zum 10. d. Mts. ist zuverlässig anher zu berichten:

1) welcher Restvorrat an Quittungskarten am l. April d. I. vorhanden war,

2) wie groß der nächste Bedarf der Ortsbehörden bis zum Schlüsse des Bcitragsjahrs

3) wie groß der Bedarf für das nächste Beitragsjahr nach den bisherigen Erfahrungen voraussichtlich sein wird.

Den l. April 1891. _ _ K. Oberamt, vr. Gugel.

Nagold. Die Ortsvorsteher

werden gemäß höherer Weisung beauftragt, wie in früheren Jahren (zu vergl. Min.-Erl. vom 24. März 1881, Miu.-Amtsblatt S. 81) die Zahl der am F. April 1881 in ihren Bezirken befindlichen Bri­tischen Unterthanen, deren Alter und Geschlecht zu erheben und das Ergebnis bis zum 20. April d. I. hieher anzuzeigen.

Fehlurkunden werden erwartet.

Den 30. März l89l.

K. Oberamt. Amtm. Ma rquart.

Nagold. Bekanntmachung.

In Warth ist die Maul- und Klauenseuche erloschen.

Den 1. April 1891.

K. Oberamt. Amtm. Marquart.

Hages-Werrigkeiten.

Deutsches Weich.

Nagold, 2. April. (Einges.) Die sozialdemo­kratischeSchwäb. Tagwacht" feiert die Wiederkehr des Geburtstages von Fürst Bismarck mit fol­genden Sätzen, die wir hiemit etwas niedriger hän­gen und der Beurteilung jedes ordentlichen Mannes und ehrlichen Deutschen unterbreiten:In unseren Augen ist der große Mann weiter nichts als ein vom Glück begünstigter Spekulant, dem die Vater­landsliebe nur die Maske war, hinter der er seine durchaus selbstsüchtigen, auf den Gewinn schnöden Mammons gerichteten Pläne verbarg. Ihm, näm­lich immer Bismarck, war das Vaterland und seine Größe nur das Mittel zum Zweck, um für sich selbst Macht, Ehre und Reichtum zu ernten. So ward der preußische Junker zum gefeierten Staatsmann, und so kam das deutsche Reich zu Stande, weniger durch, als vielmehr trotz Bismarck." Also wird der Begründer der deutschen Einheit, der große Mann, der seinem greisen Kaiser bis zum letz­ten Atemzuge treu wie keiner gedient hat, der Mann, um den wir Deutsche von allen Völkern ringsum beneidet wurden, noch zu seinen Lebzeiten öffentlich und systematisch verleumdet und in den Kot gezogen! Um so erfreulicher aber auch notwendig war es, daß, anläßlich des Geburtstages unseres Reichskanzlers von ehemals landauf landab durch öffentliche Kund­gebungen Ausdruck gegeben wurde der unentwegten Verehrung und der unverändert dankbaren Treue, wie sie trotz alledem noch lebt in der deutschen Volks­seele. Hier versammelten sich ohne weitläufige Vor­bereitung und ohne Förmlichkeit eine überraschend stattliche Anzahl von Verehrern Bismarcks im Saale ,,z. Hirsch". In verschiedenen Ansprachen wurde der Verdienste des Füürsten, sowie der Treue zu Kaiser und Reich beredter Ausdruck gegeben. Va­terländische Gesänge hielten die Versammlung in ge­hobener Stimmung noch lange beieinander. Im Laufe des Tages war ein Glückwunschtelegramm nach Fricdrichsruh abgeschickt worden.

K Altensteig-Dorf, 28. März. Am Grün­donnerstag hielt der Schwarzwaldbienenzüchter-Verein seine Frühjahrs-Hauptversammlung hier imHirsch" ab, welche trotz Schneegestöber ziemlich zahlreich besucht war. Nach einer kurzen Ansprache seitens des Vorstandes, H. Schullehrer Schlack, erfolgte die Mitteilung des Rechnungsabschlusses vom Jahr 1890/91. Nach demselben ist der Kassenbestand ein befriedigender. Den durch amtliche Abhaltung an der Teilnahme bei der Versammlung verhinderten Kassier, H. Verwaltungsaktuar Maier, wurde vom Vorstand öffentlich alle Anerkennung für seine äußerst pünktliche Buchführung ausgesprochen. Hierauf erhielt H. Schullehrer Kümmel das Wort zu einem Vortrag über die Bienenweide in unserer Gegend. Nachdem in freier Weise die in den verschiedenen Monaten von den Bienen bei uns beflogenen Pflanzen aufgezählt und in Kürze beschrieben worden waren legte der Redner der Versaistmlung nahe, wie die Bienenweide verbessert werden könne durch reichliche Anpflanzung von Beeren in Gärten, Gesträuchen (Schneebeere), Akazien, Linden. Insbesondere würde unsere Bienenwcide eine wesentlich bessere durch Anpflanzung des sogen. Bastardklees auf unfern Feldern, der auch landwirtschaftlich sehr wichtig sei. Dieser Klee sei dem einheimischen dreiblättrigen Rotklee ähnlich, habe aber kürzere Blütenkelche und biete dem Landwirt deswegen' bedeutende Vorteile, weil er auch auf sehr magerem Boden gut gedeihe, ästige Stengel treibe und sich durch großen Blätterreichtum auszeichne, weswegen das Heu davon ein ganz vorzügliches werde. Ihn mit unserem einheimischen Klee gemischt anzubauen, sei sehr empfehlenswert. Den Ausführungen Hrn. Kümmels, hinsichtlich des Bastardklees, schloß sich in der dem Vortrag folgenden Besprechung H. Oekonom Ruoff von Spielberg vollkommen an und teilte noch weiter mit, daß der­selbe in den Vogesen sehr häufig gepflanzt werde und man mit ihm nur günstige Erfahrungen gemacht habe. Hierauf wurde zur Wahl eines neuen Vorstands geschritten. Der seitherige Vorstand, H. Schlack, erklärte, sein angegriffener körperlicher Zu­stand erlaube ihm nicht, auch fernerhin mit voller Kraft für den Verein thätig zu sein. Auf seinen Antrag wurde Herr Schullehrer Kümmel durch Akklamation einstimmig zum Vorstand gewählt. Durch das Ausschußmitglied, Herr Traubenwirt Sailer, wurde im Namen des Vereins dem zurückgetretenen Vorstand der Dank ausgesprochen für die demselben schon geleisteten Dienste, und der Vorschlag, Hrn. Schlack als Ehrenmitglied aufzunehmen, fand all­seitigen Anklang. Nachdem noch verschiedene Ver­einsangelegenheiten besprochen worden, wurde be- schlossen, daß sich der Verein bei dem diesen Herbst in Altensteig in Aussicht stehenden landwirtschaftl. Fest durch Ausstellung von Bienengerätschaften, sowie Erzeugnissen aus der Bienenzucht beteiligen werde. Als Ort der nächsten Hauptversammlung wurde Simmersfeld bestimmt. Verschiedene neueingetretene Mitglieder verstärkten den Verein.

.-. Alten steig, 2. April. Der Geburtstag des

Fürsten Bismarck bleibt ein Festtag für das deutsche Volk. Das hat sich auch gestern Abend gezeigt, als eine zahlreiche Bürgerschaft sich im Gast- Haus zurLinde" hier versammelte um in gemein­samer Weise den Fürsten Bismarck zu ehren. Schon vormittags von 1112 Uhr versammelte sich eine patriotische Schar treuer Anhänger Bismarcks, um ihm eine Glückwunschadresse zu übermitteln. Bei dem abends stattgefundenen Banket hielt Präzeptor Knödel die Festrede, darauf hinweisend, daß deut­scher Dank und deutsche Treue noch nicht ausge­storben sei. Die städtische Musikkapelle und der Liederkranz übernahmen den musikalischen Teil der Festfeier und erfreuten allgemein durch ihre Vorträge.

In Unterjettingen brach am Gründonners­tag in einem Stalle Feuer aus, welches bald unter­drückt wurde, bei dem jedoch 2 Kühe erstickten.

Herrenberg, 30. März. Auf eine von der hiesigen Deutschen Partei auSgegangene Einladung fand sich im Gasthof zurPost" dahier eine äußerst zahlreiche Versammlung ein, um den Geburtstag des Fürsten Bismarck zu feiern. Die durch die zündende Festrede des Pfarrverwesers Ströle her­vorgerufene Begeisterung fand in einem warmen Glückwunsch-Telegramm an den Gefeierten ihren Ausdruck.

Kronenwirt Fahrner von Baiersbronn, welcher bei dem Vaihinger Eisenbahnunglück am 1. Oktober 1889 auch unter den Verunglückten war, hat eine Entschädigung von 11000 erhalten.

Stuttgart, 31. März. Ein 25jähriges Jubi­läum feiert Heuer Pfarrer Franz Held in Stuttgart in seiner Eigenschaft als Redakteur desStuttgarter Evang. Sonntagsblattes". Der hochbetagte Jubilar hat lautMerk." in seiner Anspruchslosigkeit es von sich gewiesen, seinem Gedenktag irgend welches äußere Gepränge geben zu lassen.

Stuttgart, 31. März. (Landtag.) Die Kammer der Abgeordneten trat heute wieder zusammen und erledigte den Etat des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten. Im Vergleich mit anderen deutschen Staaten herrscht in diesem Ministerium bei uns ein förmlicher Beamtenmangel. Wenn der württemb. Gesandte in Berlin auf Urlaub geht, ist kein Sekretär zu seiner Vertretung vorhanden, sondern ein daher. Sekretär muß darum gebeten werden. Der Abg. Haußmann (Gerabronn) sprach dennoch gegen die Schaffung einer Lc- gationssekretärstelle. Doch wurde dieselbe mit großer Ma­jorität angenommen. Die sämtlichen Gesandtschaften in Berlin, Petersburg, Wien und München und die Konsulate kosten jährlich 102 340 Darnach wurde der Etat des Ministeriums des Innern beraten. Bei Kapitel 2l, Bezirks­verwaltung, brachte Haußmann (Balingen) das Verhältnis der Amtsblätter zu den Oberamtmännern zur Sprache. Durch die Vergebung der amtlichen An­zeigen hätten die Aemter die Blätter ganz in ihrer Macht. Redner führte dann einen speziellen Fall an, in welchem angeblich ein Amtsblatt (Sulz) eine Taktlosigkeit begangen habe. Minister v. Schmid erwiderte, daß cS in Württemberg nur ein offizielles Organ, den . Staatsanzeiger," gebe, welcher jedoch in seinem redaktionellen Teil lediglich die Ansichten seiner - Redakteure wieder spiegele. Das Ver­hältnis der Amtsblätter zu den Aemtern beruhe fast nie auf kontraktischer Vereinbarung, sondern lediglich auf Hebung. Die politische Richtung der Blätter sei lediglich Sache ihrer Besitzer oder Redakteure. Gerade der angeregte Fall beweise