der Rat dieses Mannes jetzt weniger wertvoll sein als früher? Daß Bismarck dem zeitigen Reichs kanzler unnötige Schwierigkeiten bereiten würde, steht bei einem so patriotisch gesinnten Manne nicht zu erwarten. Der Reichstag könne durch die An Wesenheit eines so klar denkenden Mannes, der mit weitem Blick die Ziele der einzuschlagenden Politi! erkennt, nur gewinnen; auch werde Fürst Bismarck, der ja parteilos im Reichstag erscheinen wird, als Abgeordneter mit seiner Beredtsamkeit und seinem Gedankenreichtum weit wirksamer in die Verhand langen eingreifen können, wie er es als leitender Staatsmann konnte. Da sich auf Anfrage des Vor- sitzenden, des Herrn Senators Schmidt, Niemand zum Worte meldete, schloß derselbe die Versammlung mit einem Hoch auf Fürst Bismarck, in welches die Versammlung lebhaft einstimmte.
Hamburg, 27. März. Die sozialdemokratischen Konfirmanden-Gelage sind wieder auf der Ta gesordnung. Von der kirchlichen Einsegnung wird abgesehen, an demselben Tage aber, an welchem die Kinder nicht sozialdemokratischer Eltern vor dem Al tar knieend ihr christliches Glaubensbekenntnis wiederholen. versammeln sich die in das Leben eintretenden Söhne und Töchter „aufgeklärter- Eltern mit diesen zu Gesang und Tanz in öffentlichen Lokalen. Nachdem einige Reden gehalten worden sind, wird am Schluffe des Gelages gemeinsam die Arbeiter-Marseillaise gesungen. In dieser Weise verläuft, wie die „Deutsche Arbeiterzeitung- berichtet, die Feier der sozialdemokratischen Konfirmation.
Der neue Lehrer in Kamerun. Als Nach folger des kürzlich verstorbenen Lehrers Flad ist jetzt ein Schlesier Herr Skorzenski aus Mallnie für Kamerun gewählt. Außer freier Hin- und Rückreise wird ein Jahresgehalt von 5000 ^ gewährt.
Desterreich-Nngarn.
Wien, 28. März. Die „Polit. Korresp." erhält aus Sofia nachstehende von Stambuloff gemachte Mitteilung über ein sensationelles Attentat: Nach der Sitzung des Ministerrats kehrten Stambuloff und Beltscheff in ein in Mitte der Stadt nahe dem Stadtpark gelegenes Cafe ein, welches sie nach halb 8 Uhr Abends verließen; beide schlugen den Weg ein, welcher an der Umzäunung des Stadtparkes entlang führt. Als beide an den um diese Zeit gewöhnlich unbelebten Punkt gegenüber der Wohnung Karawe- koffs gelangten, ertönte plötzlich der Ruf: „Halt!", dem beide Minister unwillkürlich Folge leisteten. Es fielen sofort zwei Schüsse von zwei Männern, ohne zu treffen. Beltscheff wollte den Weg durch den Park nehmen, als zwei weitere Schüsse von zwei anderen Männern folgten, welche diesmal ihr Ziel nicht verfehlten. Die Mörder ergriffen die Flucht, zwei von den Fliehenden glaubte man im Hofe Karaweloff's verschwinden zu sehen. Die Schüsse wurden auf zwei Schritte Entfernung abgegeben, darum wird gefolgert, daß die Mörder ihre Opfer nicht kannten. Stambuloff erhielt zahlreiche Glückwünsche und Beileidstelegramme. Man erwartet die unmittelbare Rückkehr des Fürsten. Die Stimmung in Stadt und Land ist ruhig.
Abbazia, 27. März. Heute ertranken infolge Umkippens eines Bootes bei heftigem Sturm Sirokko Majoratsherr Arthur Graf Kesselstatt (geb. 1867) und Anna Gräfin Fries (geb. 1851.) Der junge Graf Fries und zwei Bootsleute sind gerettet.
Frankreich.
Paris, 26. März. Auf ein Begrüßungstelegramm des Präsidenten Carnot hat die Königin von England von Grosse ans telegraphisch folgendermaßen geantwortet: „Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für Ihre liebenswürdige Depesche und bin tief gerührt von dem herzlichen Empfange, welchen ich überall auf meiner Durchreise durch Frankreich und bei meiner Ankunft hier in diesem entzückenden Lande gefunden habe.
Belgien.
Der Pariser „Figaro" läßt sich aus London die Sensationsnachricht melden, König Leopold von Belgien habe bei seiner jüngsten Anwesenheit in London mit der englischen Regierung ein Abkommen getroffen, daß im Falle europäischer Ver- Wicklungen englische Truppen Antwerpen besetzen, so daß die ganze belgische Armee für die Maasverteidigung verfügbar werde.
Spanien.
Ter in Madrid tagende Arbeiterkongreß hat
sich in seiner zweiten Sitzung am Dienstag für den allgemeinen Streik als das geeignetste Mittel zur Erreichung des 8stündigen Arbeitstags ausgesprochen.
Eine starke Familie. Bor einigen Tagen traf in Barzelona ein 83jähriger Greis, ein geborener Galizier, ein, der im Alter von 20 Jahren seine Heimat verlassen, um sein Glück in Amerika zu suchen. Der ehrwürdige alte Herr, sein Name ist LucaS Negreiras Paag, ist mit seiner ganzen Nachkommenschaft nach Spanien zurückgekehrt, die sich laut dem „Petit Journal" also zusammensetzt: 16 Töchter (6 verwitwet, 9 verheiratet und 1 ledig); (34 Enkelinnen) 23 Söhne (4 verwitwet, 13 verheiratet und 6 ledig); 34 Enkelinnen (3verwitwet, 22 verheiratet und 9 ledig); 47 Enkel (4 verwitwet, 26 verheiratet und 17 ledig); 45 Urenkelinnen (2 verheiratet und 43 ledig): 39 Urenkel (sämtlich ledig); 3 Ur-Urenkel; 72 Schwiegersöhne und -Töch- ter — im ganzen 279 Personen. LucaS Paag war dreimal verheiratet und besitzt ein bedeutendes Vermögen. Paag machte mit seinen Angehörigen die Ueberfahrt auf einem eigenen Fahrzeuge, das einer seiner Enkel befehligte.
Amerika.
Newyork, 20. März. Im Land der Freiheit. Ein hier erscheinendes böhmisches Blatt, „Hlaslidu", berichtet über eine schmähliche Behandlung von 75 armen Böhmen, russischen und polnischen Juden, welche nach West-Virginien zu Arbeiten an einer Eisenbahn gebracht worden sind und dort wie Sklaven behandelt werden. Dieselben erhielten kärgliche und schlechte Nahrung, wurden fast täglich gepeitscht und mit dem Tode bedroht, falls sie sich den Drangsalen durch Entfernung zu entziehen versuchten. Die Behörden scheinen sich um die Unglücklichen nicht zu kümmern.
Als der Präsident Harrison am Sonnabend in Washington mit Gästen beim Diner saß, flogen ilötzlich Steine durch das Fenster und ein Mann, rur mit Hosen, Hemd und Schuhen bekleidet, ver- üchte durch das Fenster zu steigen, wobei er rief: „Der Präsident! ich wünsche den Präsidenten zu prechen!" In der Gesellschaft herrschte große Aufregung und die Diener bemächtigten sich des Ra- enden, worauf derselbe, mit Handschellen versehen, von der schleunigst herbeigerufenen Polizei abgeführt wurde. Der Störenfried war ein bekannter Athlet und Graduierter der Georgetown-Universität Namens ^arry Martin. Der Mann hatte mehrere Tage ang getrunken und befand sich im Delirium.
Der Redakteur einer in Bicksburg (Vereinigten Staaten) erscheinenden Zeitung, Ernst Hardenstein, ist von einem Kollegen bei einem Wortwechsel über die Lynch-Affaire von Neu-Orleans einfach niedergeschossen worden.
Nach einer Meldung des „Herald" aus Chicago greift die Influenza immer mehr um sich; die Todesfälle hätten sich bis zu 150 täglich gemehrt, zahlreiche Aerzte seien erkrankt. Aus Pittsburg werden 10 000 Erkrankungsfälle und aus Cleveland in Ohio 2000 gemeldet.
Nach einer Meldung der „Kölner Ztg." aus Sansibar ist in B a g a m o y o die erste Elfenbeinendung von Emin Pascha im Werte von 80 000 ^ angelangt.
Lehrling machte, das Messer in der Hand, eine schnelle Seitenwendung, wobei das Messer dem Gesellen ins Herz drang. Der Getroffene war bald eine Leiche. Nach Lage der Umstände trifft den Lehrling keine Schuld.
Francisko Bazaine, Sohn des verstorbenen Marschalls, dient im mexikanischen Heer und hatte kürzlich einen Kasernenbau zu überwachen. Sech Vorgesetzter Hauptmann, Pena, war mit der Bauarbeit nicht zufrieden, tadelte den Lieutenant Bazaine heftig, warf ihm Unfähigkeit vor und beleidigte das Andenken seines Vaters. Letzterer erwiderte, der Hauptmann könne ihn tadeln, solle aber seinen Vater aus dem Spiele lassen. Hauptmann Pena befahl dem Lieutenant, sich sofort in Arrest zu begeben. Dieser gehorchte aber nicht, sondern stellte sich dem Korpschef, Oberst Mier. Lieutenant Bazaine erschien nun am 12. Febr. vor dem Kriegsgericht, wurde aber einstimmig freigesprochen.
Handel und Verkehr.
Aidlingen, 26. März. (Hopfen.) Hier besteht seit 8 Tagen so lebhafte Nachfrage, als wäre man im Anfang der Saison statt am Schluss». Täglich sind fremde Käufer am Platz, jedoch ohne daß ein Geschäft zu Stande kommt, obwohl gestern und heute.im Ernstfall 135 p. Ztr. geboten wurde. Die niedersten Ausgebote sind aber 150 Vorrat zwischen 150—200 Ztr.
Nürnberg, 27. März. (Hopfen.) Die Preise gestalteten sich von 110—120 ^l, 125-130 für einige Posten Württemberger wurden 140—145 X und für Auer Siegelgut 150 gelöst.
Kleiuere Mitteilungen.
Vom Unterlande, 30. März. Einem schändlichen Betrug ist die „Neckar-Zeitung" zum Opfer gefallen. Dieselbe bringt in ihrer heutigen Nummer eine regelrechte Trauer-Nachricht, worin der „nach kurzem Unwohlsein erfolgte Tod des (protestantischen) Schullehrers Bär in Affaltrach" angezeigt wird, während dieser bis zur Stunde sich des besten Wohlseins erfreut.
In Ko bürg hat sich ein in einem dortigen Handelsgeschäft bediensteter junger Mann in seinem Bett erschossen. Sein Kamerad, der mit ihm in demselben Zimmer schlief, erfreut sich eines solch gesunden Schlafes, daß er über den Schuß nicht erwacht ist, sondern erst am anderen Morgen das Geschehene entdeckt hat.
Saarbrücken, 25. März. Der 16jährige Lebrling eines Metzgers war gestern mit Zerkleinern von Fleisch mittels eines großen Messers beschäftigt. Ein hinter ihm stehender, 23 Jahre alter Geselle namens Marx, aus Leipzig gebürtig, neckte den Lehrling und umfaßte dabei denselben. Der erschreckte
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ZUAiele Leute haben gar keine Ahnung davon, welche ^ ernste Folgen mitunter ein vernachlässigter Katarrh nach sich führen kann. Es würde hier zu weit führen, alle die schweren Krankheiten und ihren Zusammenhang mit der ursprünglichen leichten Erkältung des Näheren zu beschreiben und dürfte die Warnung einen Katarrh in keinem Falle zu leicht zu nehmen, genügen. Nachdem uns die heutige Wissenschaft ein Mittel an Händen gegeben, die Entzündung der Schleimhäute der Luftwege (die Ursache des Katarrhs) in ganz kurzer Zeit (oft schon nach Stunden) durch Chinin-Präparate zu beseitigen und damit das llebel selbst zu heben, wäre es Leichtsinn sich dieses Mittels, der Apotheker W Botz'schen Katarrhpillen, nicht rechtzeitig zu bedienen. Dieselben sind auf Basis der neuesten Forschungen der Wissenschaft dargestellt und deren Fabrikation der fortlaufenden Kontrole des Herrn Dr. med. Wittlinger in Frankfurt a. M. unterstellt. Zu haben ä Dose ^ 1 in den meisten Apotheken.
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Verschleimung«»», hervorgerufen durch den Genuß von geistigen Getränken oder starken Tabaken finden durch Kay s To-euer Mineral-Pastille«, in allen Apotheken und Droguerien L 85 -t zu haben, die denkbar beste und gründlichste Bekämpfung. Man nimmt 3—4 Pastillen morgens früh und abends vor dem Schlafengehen. Günstiger Erfolg wird nie verfehlt!
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Lebensverficherungs- und Ersparnis-Bank in Stuttgart. Seit Bestehen der Bank wurden bis Ende 1890: 52 Millionen Mark an Versicherungssumme und 27»/z Millionen Mark an Dividenden an die Versicherten ausbezahlt. Im Jahre 1891 kommen 2,544,274.29 als Dividende zur Rückvergütung. Nach Plan rill, der erst im Jahre 1887 eingeführt wurde, konnten im Jahre 1888: 37o/o, 1889 : 33»/a, 1890: S9°/<, und 1891: 40<>/o der einfachen ToLesfallprämie als Dividende verteilt werden. Nach Plan L ist seit dem Einführungsjahr 1882 eine jährlich um 30/0 steigende Dividende verteilt worden. Der Versicherungsstand ist derzeit rund 330 Millionen Mark. Die Sterblichkeit läßt sich im laufenden Jahre sehr günstig an, bis Ende Februar waren 238,10!) Sterbefälle weniger angemeldet, als in derselben Zeit des Vorjahres.
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