Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
IS 24
Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag nnd Samstag, und kostet vierteljährlich hier lohne Trägerlohn) 80 in dem Bezirk 1 ^l — <1, * außerhalb des Bezirks 1 20 «>, Monats
abonnement nach Verhältnis.
Dienstag 24. Februar
JnserttonSgebühr für die Ispaltige Zeile aus gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S 4, bei mehrmaliger je S Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei auf»
1891
Westellungen
auf dm
„Gesellschafter"
für den
Monat März
nimmt jede Poststelle nnd die Postboten entgegen.
Amtliches.
Nagold. An die Ortsvorsteher,
das Feuerlöschwesen betr.
Die Ortsvorsteher der Gemeinden mit Pflicht- Feuerwehren werden unter Hinweisung auf § 9 der Verfügung des K. Ministeriums des Innern vom 24. Nov. 1885, Reg.-Bl. S. 503, beauftragt, bis 1. März d. I. zuverlässig hicher anzuzeigen, daß die Verzeichnisse der Pflichtmannschaften angelegt, daß diese Verzeichnisse zur allgemeinen Einsicht aufgelegt sind und daß bezügliche öffentliche Bekanntmachung ergangen ist. Bezüglich derDauer der Feuerwehr-Pflicht wird auf Art. 14 und 15 der Laudesfeuerlöschordnuug verwiesen.
Den 15. Februar 1891.
K. Oberamt. Or. Gugel.
N,am o l d. An die Ortsvorsteher.
Dienste Lieferung des Handbuchs von Amtmann Frisch, dir Vermögensverwaltung d^ Gemeinden betreffend, ist den Ortsvorslchern per Post zugegangen.
Die quittierten Beträge sind alsbald an das Oberamt einzusenden.
Den 23. Februar 1891.
K. Oberamt. Or. Gugel.
Nagold. An die Ortsvorsteher.
Dieselben werden unter Bezugnahme auf die Ziff. 3 des Min.-Erlasses, betr. die Vornahme einer allgemeinen Schafschau vom 30. Jan. d. I.. Nr. 1138, Miu.-Amtsbl. S. 25 fl., aufgcsordert, binnen einer Woche dem Oberamt ein Verzeichnis der Schafbestände ihres Gemeindebezirks unter Angabe der Stückzahl derselben und Bezeichnung derjenigen Herden, welche zur Sommerwcide aus eine andere Markung verbracht werden, vorzulegen.
Den 21. Februar 1891.
_ K. Oberamt. Amtm. Marquart.
^ Nag°?r>. Bekanntmachung.
Nach Mitteilung K. Oberamts Herrenberg ist die Maul- und Klauenseuche in Mötzingen, Oeschel- bronn, Affstätt ausgebrochen, und das Durchtreiben von Wiederkäuern und Schweinen durch Oberjesingen und Kuppingen verboten worden.
Den 19. Februar 1891.
_ K. Oberamt. Amtm. Marquart.
Nagold. Bekanntmachung.
Im Stalle des Michael Roman in Bösingen ist die Maul- und Klauenseuche ausqebrochen.
Den 21. Febr. 1891.
_ K. Oberamt. Amtm. Marquart.
Der Maurer Jakob Brenner von Pfrondorf, OA. Nagold, wurde zum Schultheißen der genannten Gemeinde ernannt.
Tages-WerrigkeiLen.
AeutscHesWeicH.
-fs- Nagold, 23. Febr. Der von den Brüdern Dr. Franz Paulus und Bildhauer Christoph Paulus
angekündigte Vortrag über die deutschen Kolonien in Palästina und deren Streben hatten eine zahlreiche Zuhörerschaft im Gasthaus „z. Hirsch" versammelt. Zuerst ergriff das Wort Christoph Paulus, um die Kolonien Haifa bei Akko, Jaffa, Sarona und Jerusalem zu schildern und zu zeigen, wie dieselben durch den zähen Fleiß der schwäbischen Kolonisten trotz der ungünstigen Verhältnisse allmählich emporgeblüht sind und jetzt den umgebenden Arabern als nacbahmungswerte Beispiele dienen. Redner nennt die Einwanderung der Kolonisten einen friedlichen Kreuzzug und schreibt die Erfolge derselben ihrem eigentümlichen Streben zu. Ueber letzteres gab Dr. Franz Paulus einige Auskunft. Bekanntlich ist die Gemeinschaft der Templer lKirschenhardthöfer) von dem Pfarrer Christoph Hoffmann gegründet. Ueber ihre Grundsätze sagte Redner etwa folgendes: Ihr Glaube beruhe aus der Bibel, betone namentlich die Bestimmung des Menschen zur Gottebenbildlichkeit, wie sie in der Person Jesu Christi dargestellt sei. Es sollen die Grundsätze der Bergpredigt, es soll namentlich die Liebe, als das Kennzeichen der Jünger Jesu, Gemeingut der Menschen werden. Erst wenn die Selbstsucht bekämpft, die Menschheit auf eine höhere Stufe der Gesinnung erhoben werde und unverückbar das höchste Ziel der Vervollkommnung im Auge habe und demselben mit einem festen Willen zustrebe, dann könne es mit den sozialen Verhältnissen und mit der Menschheit überhaupt besser werden. Durch die Bemerkung, daß Christoph Hoffmann dieses Ziel als das Wesentliche und die Dogmen als Nebensächliches bezeichnet?, war leise angedeutet, warum dessen Ausschließung aus der Landeskirche verfügt wurde. Gegen letztere wurde übrigens kein Wort gesagt. Ueberhaupt war der Vortrag so gefaßt, daß er fast ebensogut von einer evang. Kanzel aus hätte gehalten werden können. Im nachfolgenden Privatgespräch freilich zeigte es sich, daß die Templer in wesentlichen Stücken (z. B. von den Sakramenten, v. der Dreieinigkeitslehre, namentlich der Person Christi, von der Kirchenlehre entschieden abweichen und auch manche klare Aussprüche der h. Schrift willkürlich auslegen. Aber das muß man gestehen, daß sie für eine erhabene Idee und zwar für eine spezifisch christliche Idee begeistert sind, und auch daß die Erfolges, die sie in irdischen Dingen erreicht haben, aller Anerkennung wert sind.
In dem Nachtragsetat, den unsere Stände zu erledigen haben, sind zur Erbauung eines Kameral- amtsgebäudes in Herrenberg 59500 vorgesehen.
Stuttgart, 18. Febr. Ministerpräsident von Mittnacht erkrankte vor etwa 14 Tagen an der Gürtelrose, befindet sich aber jetzt schon wieder auf dem Wege der Besserung. Dennoch kann sich Se. Exzellenz nicht mit den Geschäften befassen und bedarf noch dringend der Schonung.
Brandfälle: Den 18. Februar in Hardt (Oberndorf) das Wohnhaus und die Scheuer des Schreiner und Wirt Gentner.
Berlin, 20. Febr. Das Gerücht von der Erkrankung des^kaisers wird von der „Nationalzeitung" entschieden dementiert. Es war bis nach Wien gedrungen, wo an der Börse erzählt wurde, der Kaiser werde einen viermonatlichen Urlaub nach Italien nehmen und Prinz Heinrich die Regentschaft führen. — Die „Nordd. Allgem. Ztg." dementiert die Mitteilung der Blätter, daß der Ministerrat am letzten Sonntag sich mit 4>em Fürsten Bismarck beschäftigte.
Berlin, 21. Febr. Bei dem gestrigen Diner des brandenburgischen Provinziallandtages hielt der Kaiser eine Rede, worin er anknüpfend an den Großen Kurfürsten als des Kaisers leuchtendes Vorbild hervorhob, wie in den vergangenen Jahren manches sich ereignet habe, was auch ihm bitter gewesen sei. Er freue sich aber, daß Bestrebungen der gemeinsamen Arbeit nicht auf unfruchtbaren Boden gefallen seien. Das Fürstenhaus müsse festen Gottesglauben und Treue in der Pflichterfüllung bewahren, das Volk müsse aber zu seinen Führern Vertranen haben. Darin beruhe das Geheimnis der Größe des Vaterlandes. Wenn ein gewisser Stillstand eingetreten zu sein scheine, so begreifen vielleicht manche die Wege nicht, die zu beschreiten seien. Durch die Welt gehe jetzt ein Geist des Ungehorsams, der bemüht sei, die Gemüter zu verwirren. Er lasse sich aber auf seinem Wege nicht beirren. Der Kaiser sprach die Zuversicht aus, jeder einzelne werde ihm in treuer Pflichterfüllung zur Seite stehen und auf den beschrittenen Bahnen folgen. Er handle im Aufträge eines Höheren und richte jeden Abend und jeden Morgen ein Gebet zum Himmel für das Wohlergehen seines Volkes. „Folgen Sie mir, Brandenburger, alle, Mann für Mann! Es lebe Brandenburg. Hurrah!"
Berlin, 22. Febr. Das Befinden des jüngsten kaiserlichen Prinzen ist seit gestern Abend wesentlich besser und gibt zu Besorgnissen keinen Anlaß.
Der Kaiser hat den Professor Dr. Liebreich in Berlin, welcher selbständig ein neues Mittel gegen die Tuberkulose gefunden hat, zum Geheimen Medizinalrat ernannt.
Die Kaiserin Friedrich ist mit der Prinzessin Margarethe am Dienstag Abend von Berlin über Paris flach England abgereist. Der „Figaro" weiß zu berichten, daß die Kaiserin Friedrich, deren hoher Kunstsinn bekannt ist, bei dieser Gelegenheit ihren Einfluß auf die Pariser Malerkreise zu Gunsten der Beschickung der Berliner Ausstellung geltend machen werde, da die brieflichen Verhandlungen erfolglos geblieben seien. Der „Figaro" edel und genial wie immer, empfiehlt, die Berliner Ausstellung zu beschicken, um München zu ärgern und so „den Feind zu teilen!" diese Art der Teilung wird dem „Figaro" und seinen Freunden wenig nützen.
Berlin, 19. Febr. Die Vermutung ist allgemein, daß der Besuch der Kaiserin Friedrich in Paris im Einverständnis nicht blos mit dem Kaiser sondern auch mit dem Reichskanzler stattfindet und daß er politische Bedeutung hat. Mehrere Blätter widmen dem Ereignisse Leitartikel.
— Der hier versammelte Deutsche Bauernbund sandte an den Generalfeldmarschall Grafen von Moltke folgendes Begrüßungstelcgramm: „Euer Exzellenz haben 1870—71 Deutschlands Grenzen gegen den äußeren Feind geschützt, wie Eure Exzellenz jetzt friedliche Schutzmaßregein gegen den inneren Feind mit anbahnten. — Gott erhalte ferner in Eurer Exzellenz dem Reiche den Beschützer nach außen und auch nach innen, indem Eure Exzellenz uns Bauern für Familie nnd Scholle im deutschen Reich eine Schutzwehr errichten helfen. — Der Vorstand des deutschen Bauernbundes: v. Plötz." — Noch im Laufe des Nachmittags traf folgendes Antworttelegramm ein: Herzlichen Dank uud glücklichen Erfolg unseres gemeinsamen Strebens. Graf Moltke, Bauer.