denselben, samt den aufgegebenen Rechnungen, ein zusenden.

Nagold, 18. Febr. 1891.

K. Bezirksschulinspektorat.

Schott.

Hages-Weuigkerten.

AeutscHesWeicH.

Es wird Wohl noch bekannt sein, daß in letzter eit Dr. Heinr. Frankel aus Weimar in mehreren tädten Württembergs Vorträge gehalten hat, die sich gegen Bellamy und seinen Zukunftsstaat ge­richtet haben. (Von einem früheren Vortrag über das Kunstgewerbe auch in Nagold rühmlich be­kannt.) Jetzt hat Frankel seine Vorträge bearbeitet und in Buchform herausgegeben unter dem Titel: Gegen Bellamy!" Eine Widerlegung des sozialisti­schen Romans: Ein Rückblick aus dem Jahre 2000 (Würzburg, Stübers Verlag.) Die Ausführungen in diesem Büchlein decken sich im Wesentlichen mit dem Inhalt der jeweils gehaltenen Vorträge, sind aber viel ausführlicher und erschöpfender behandelt. Wenn Fränkels Ausführungen, besonders die prak­tischen Andeutungen zur Lösung der Arbeiterfrage, auch hie und da auf Widerspruch stoßen werden, so ist doch nicht zu verkennen, daß das klar geschrie­bene Buch die große Sachkenntnis des Verfassers verrät.

Calw, >3. Febr. Hirschwirt Andler, Besitzer des weithin bekannten Gasthofes in Bad Teinach, hatte vor einigen Wochen das Mißgeschick, in seinem Hause auszugleiten, und den Fuß zu brechen. Trotz sofortiger ärztlicher Hilfe schwoll lt.Schw. B." der Fuß aber in einigen Tagen so unförmlich an, daß der Verunglückte in höchster Lebensgefahr schwebte und unrettbar verloren schien. Professor Dr. Bruns von Tübingen erklärte, daß eine Amputation noch das einzige Rettungsmittel sei. Die Amputation wurde denn auch in der Klinik von Professor Bruns ausgeführt und der Zustand des Patienten ist nun derart, daß die größte Hoffnung auf Erhaltung des Lebens vorhanden.

Stuttgart, 15. Febr. Der Tod Wagner's hat in allen nationalen Kreisen schmerzlich berührt. Wir werden es dem trefflichen Mann nie vergessen, daß er 1868 auf den Ruf des Königs in die Bresche trat und trotz allen Wütens der damals fast allmäch­tigen Demokratie das preußische Wehrsystem bei uns durchführte. Der berüchtigte Miliz-Petitionssturm vom März 1870 richtete sich namentlich gegen Wagner und weil das Cabinet dem rasenden See das Opfer des Abstrichs einer halben Million am Heeresbud­get bringen zu müssen glaubte, so trat Wagner charaktervoll lieber zurück, als daß er das gethan hätte, was er persönlich nicht voll verantworten konnte. Im Gegensatz zu solchen Ministern, welchen ihr Amt über die Grundsätze geht, hat Wagner seine Stellung sofort aufgegeben, als er sie nicht mehr so ausfüllen konnte, wie er es für nötig hielt, und das gereicht ihm zu bleibender Ehre.

Stuttgart, 15. Febr. Da in naher Zeit weder auf gesetzlichem Wege noch durch polizeiliche Vorschriften eine den billigen Wünschen entsprechende Aufhebung der Sonntagsarbeit nicht zu erwarten steht, so sehen sich unsere kaufmännischen und ge­werblichen Kreise auf Selbsthilfe angewiesen. Der Stuttgarter Handelsverein erläßt -neuerdings einen Aufruf und bringt zugleich Fragebogen in Umlauf zur Einzeichnung für diejenigen Firmen, welche so­wohl Verkaufsräume als Comptoire am Sonntag, vielleicht nur mit Ausnahme der Weihnachtszeit, zu schließen bereit sind. In dem Aufruf wird darauf hingewiesen, daß in sehr vielen Geschäften die Ar­beit am Sonntag mehr einem alten Brauche als einem eigentlichen Bedürfnis entspreche. Daß eine Einigung erzielt werden könnte, bewiesen die Vor­gänge in der Eisenbranche und im Buchhandel.

Stuttgart, 16. Febr. In Bietigheim fand am letzten Sonntag eine Versammlung der Bier­brauer des Bezirks Besigheim und Umgebung statt, welche den Zweck hatte, die behufsniederer Be­steuerung des Malzes beim Kleinbrauereibetrieb" an die Ständekammer einzureichende Petition zu beraten. Unter den mancherlei Vorschlägen wurde als der annehmbarste, weil auch am meisten Aussicht auf Gewährung bietend, von sämtlichen Anwesenden der­jenige gutgeheißen, nach welchem jeder Bierbrauer,

dessen Verbrauch 2000 Ztr. nicht übersteigt, per Zentner nur 4 ^ statt seitheriger 5 zu zahlen hat, während jeder weitere Ztr. mit 6 versteuert werden solle. Dadurch hätte auch der Großbauer den Genuß der Steuererleichterung bis zu 2000 Ztr. und würde für ihn nach dem seitherigen Maßstab erst bei einem Verbrauch von über 4000 Ztr. eine Erhöhung eintreten. Man einigte sich dahin, sämtliche Kollegen des Landes zu ersuchen, sich mit ihren Abgeordneten ins Benehmen zu setzen und zum Zwecke des gemeinsamen Vorgehens dem gemachten Vorschlag ihre Zustimmung zu geben.

Gerabronn, 10. Febr. Nach der heute eingc- troffenen telegraphischen Mitteilung hat bei der allgemeinen deutschen Kochkunstausstellung in Berlin die Hohenlohe'sche Präservenfabrik hier die Goldene Medaille" erhalten. Innerhalb 5 Mo­naten ist es nun die zweite hohe Auszeichnung einer goldenen Medaille und ist dies ein beredtes, ehrendes Zeugnis für die Leistungsfähigkeit der Fabrik.

Brandfälle: Den 13. Febr: In dem zu Offingen gehörigen Weiler Dcmingen das Wohn- und Oekonomiegebäude des Thomas Stumpp.

Augsburg, 16. Febr. Die Augsburger De­putation, welche in Friedrichsruh den Ehrenbürger­brief überreichte, wurde von Bismarck überaus lie­benswürdig empfangen. Die Deputation nahm keine Gereiztheit oder Lust, seinem Nachfolger Opposition zu machen, wahr. Der Fürst äußerte, gleichgiltig sehe er den Ereignissen nicht zu, wenn durch Hand­lungen oder Unterlassungen die Interessen des Rei­ches gefährdet erscheinen. Der Fürst wünscht die Erhaltung des deutschen Bauernstandes als der festesten Grundlage der staatlichen Ordnung. Bis­marck denkt in vollständiger Harmonie mit fast allen nationalgcsinnten Süddeutschen.

Auch dieK. Ztg." wendet sich heute gegen die Preßthätigkeit des Fürsten Bismarck, der gleich- am als politischer Zensor jede Wendung der inne­ren und äußeren deutschen Politik mit kritischen Be­merkungen begleite und dadurch den maßgebenden Männern die Arbeit vielfach erschwere.Große Männer gehören nicht sich selbst, sondern der Nation an, und wir empfinden cs als eine Verringerung und Beeinträchtigung eines idealen Besitztums der Nation, als welches wir das Andenken des Begrün­ders des Deutschen Reiches betrachten, wenn im dent- chen Volkes betrachten, wenn im deutschen Volke ich die Anschauung festsetzt, daß Fürst Bismarck ein großer Mann und ein kleiner Mensch sei. Gerade weil uns das Andenken großer und verdienter Män­ner als ein kostbarer Besitz gilt, können wir nur mit Schmerz und Ingrimm sehen, wenn Fürst Bismarck nörgelnd und polternd hinter dem deutschen Reichs­wagen hcrläuft. Gewiß hat der allverehrte Staats­mann unter Umständen sogar die Pflicht, seine ge­waltige Stimme zu erheben; diese Pflicht entsteht unseres Erachtens dann , wenn die Nation einer- schweren Krisis zutreibt, vor welcher sie nur durch ein rücksichtsloses Eingreifen eines bewährten Arztes gerettet werden kann. Ein solcher Fall ruft alle le­bendigen Kräfte der Nation zur Bethätigung auf. Aber ein solcher Fall liegt heute nicht vor. Wir haben nicht gezaudert, freimütig nnscr Bedenken gegen die Regierungspolitik und mehr noch gegen das, was durch die schweigende Duldung der leitenden Kreise als Rcgierungspolitik hingestellt werden konnte, vor­zutragen und auf Abhilfe zu drängen. Aber wir haben uns nie die Ueberzeugung nehmen lassen, daß unsere Staatslenker von den reinsten voiksfreund- lichen Absichten und dem edelsten Wollen geleitet werden .... Uns wird eine wohlwollende kritische Thätigkeit lediglich erschwert, wenn in die freie Mei­nungsäußerung ein verbitterndes und vergiftendes persönliches Element hineingetragen wird. Aus allen diesen Gründen sind wir genötigt, Front zu machen gegen die Preßthätigkeit des großen Mannes, dem das deutsche Volk gern ein ungetrübtes Andenken bewahren möchte, wie es ihm jedenfalls unerschütter­lich seine Bewunderung und eine dankbare Gesinn­ung bewahrt." (Ist es denn ganz unzweifelhaft, daß Fürst Bismark wirklich der Verfasser jener Ar­tikel derHamburger Nachr." ist, und wenn ja, wer wills ihm verwehren, auch jetzt seine eigene Ansicht in politischen Dingen zu haben? Wir teilen diesen Artikel unfern Lesern auch nur deshalb mit, damit sie sehen, welcher Wind gegenwärtig in den höheren politisch leitenden Regionen weht. Red. d. Gcfellsch.)

Berlin, 16 . Febr. Einem in parlamentarischen Kreisen verbreiteten Gerüchte zufolge sollen in der gestrigen Sitzung des Staatsministeriums auf aller­höchsten Befehl wegen der Preßüußerung des Fürsten Bismarck Verhandlungen stattgefunden haben. (?)

Der Reichskanzler v. Caprivi feiert am 24. ds. seinen 60. Geburtstag.

Berlin, 12. Febr. (Reichstag.) Das Haus tritt nun­mehr in die zweite Beratung des Gesetzentwurfs, betr. die Abänderung der Gewerbeordnung (Arbeiterschutz) ein. Nach­dem Abg. Hitze im Namen der Kommission den Bericht er­stattet, wird zunächst der Antrag Orterer beraten: Nur solche Arbeiten Sonntags znzulassen, welche nach der Natur des Gewerbebetriebes leinen Ansschub gestatten (anstatt nach Z 165 a, solche, welche nach den Bestimmungen dieses Gesetzes Sonntags zulässig sein sollen.) Der Antrag wurde nach längerer Debatte gegen die Stimmen des Zentrums und der Sozialdemokraten abgelehnt. Z iOb b (Bestimmung über die Ruhezeit Sonntags und Festtags) wird unter Ablehnung anderer Anträge mit einem Antrag Guifleisch angenommen, nach welchem bei regelmäßigen Tages- und Nachtschichten die Ruhezeit frühestens um 6 Uhr am vorhergehenden Abend und spätestens um 6 Uhr früh des Sonntags und Festtags beginnen kann, wenn danach der Betrieb 24 Stunden ruht. Die Beratung wird morgen fortgesetzt.

Deutscher Reichstag. (Freiingsiitzung.) Die zweite Beratung des Arbeitcrschntzgeietzes wiro'dn Absatz 2 des Z 165 d fortgesetzt. Derseidc bestimmt, dag im Handclsgc- werbc Gehilfen, Lehrlinge, Arbeiter am ersten WcihnachtS-, Oster- und Pfingsifei.rlage überhaupt nicht arbeiten dürfen, an den übrigen Sonn- und Festt.gen nicht länger als 5 Stunden. Durch Beschluß der Komuiunalbehördcn kann auch diese Arbeitszeit noch abgekürzt werden. Längere Arbeitszeit ist zulässig in der Weihnachtszeit und bei bewndcren lokalen Borkommnissen. Abg. Entfleisch und Genossen beantragen dazu, an den ersten Feiertagen eine zweistündige Arbeitszeit znzulassen. Abgg. Wöllmer und Hirsch (sreis.) beantragen, daß die Sonniagsardert im Kompkoir nicht länger als 5 Stunden, im offenen Laden auch nicht länger als 5 Stunden dauern darf und nachmittags 3 Uhr beendet sein muß. Abg. Auer (Soz.) beantragt, daß die Beschchtignng au Sonntagen nicht länger als 3 Stunden dauern darf und mittags 12 Uhr beendet sein niuß. Abg. Buhl (nnrlib.) empfiehlt mit Rücksicht auf die kleinen Geschäftsleute, die a.f Landknndschast ange­wiesen sind, die KomniissionSbeschlilsse. 'Abg. Singer (Soz.) will von der Arbeit an Sonntag-Nachmittagen nichts wissen, weil der ganze Sonntag dadurch gestört winde.

Deutscher Rerchstag. (Ionnavendsitzung.) Die zweite Beratung des Arbeiterschntzgejetzcs wird bei den Be­stimmungen über die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe fort­gesetzt. Abg. Bebel (Soz.) erklärt nne öständige Sonntags­ruhe nicht für genügend. Handelsmmister v. Berlepsch er­widert, daß allein in Berlin heule 37 600 junge Leute den ganzen Sonntag arbeiten müßten, deren Thätigkeit nun auf 5 Stunden herabgesetzt werden. Das sei doch wohl der Be­achtung wert. Abg. Dr. Krause (nailib) bittet um Aus­nahmebestimmungen lür die kleine Geschäftswelt, die doch geradezu aus einen Sonntagsvcrdienst angewiesen sei. Abg, Hartmann (kons.) ist dagegen, da die Regelung der Sonnlags­arbeit für alle Betriebe gleichmäßig erfolgen müssen. Darauf wird nach einigen weiteren kurzen Bemerkungen des Geh.-Rats Bohmann und des Abg. v. Stumm, Z 165b, welcher die Vorschriften üb r die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe enthält, angenommen. 8 105 o enthält die Ausnahmcfälle, in welchen Sonntags gearbeitet werden darf, und bestimmt zugleich daß der Arbeitgeber ein Verzeichnis über diese aus­nahmsweise Soiintagsarbeit, die Zahl der Arbeiter rc. zu Uhren und ans Verlangen den zuständigen Behörden vorzu- legen hat. Abg. Payer beantragt die Streichung der letzteren Bestimmung, da hiedurch die Arbeitgeber doch etwas gar zu sehr mit Schreiberei behaftet würden. Geh.-Rat Withclmi ist nicht dieser Ansicht, meint vielmehr, daß die Streichung der Bestimmung den Arbeitgebern größere Belästigung bringen würde, als das Bestehen. Abg. Bebel befürwortet ebenfalls die Bestimmung, weil sonst jede Kontrolle über die Sonn­tagsarbeit fehle.

Berlin, 15. Febr. Allmählich werden die Er­gebnisse des ersten Monats der Giltigkeit der Jn- validitäts- und Altersversicherung seitens der ein­zelnen Versicherungsanstalten bekannt und geben wohl den besten Beweis, daß das Gesetz bereits jetzt eine wohlthätige Wirkung äußert. Bekanntlich wurde eitens der Sozialdemokratie und des Freisinns be­hauptet, oie arbeitende Bevölkerung bringe dem Ge- etz nicht das geringste Interesse entgegen und werde ich überhaupt nicht um die Erlangung der Rente lemühen. Die Nachweisungen des ersten Monats zeigen nun, daß insgesamt bereits jetzt 27 897 An­träge auf Bewilligung einer Altersrente gestellt wur­den. Von diesen wurden bereits 533 l anerkannt, 238 zurückgewiesen, die übrigen harren noch der Er­ledigung. Die arbeitende Bevölkerung, weiß schon etzt die Vorteile des Gesetzes zu schätzen und wird ich von Tag zu Tag mehr in dasselbe hineinleben.

Berlin, 16. Febr. DieFreis. Ztg." erfährt aus ärztlichen Kreisen, dem Professor Liebreich sei es gelungen, das Koch'sche Verfahren zu verbessern durch Einspritzung einer Substanz, deren Wirkungen diejenigen des Koch'schen Mittels übertreffen.

Berlin, 17. Febr. Von militärischer Seite chreibt man uns:Die Verjüngung der Armee durch allmähliche Pensionierung und Zurdisposi-