Herr D r. Peters und seine beiden Begleiter Borchert und Rust sind dieser Tage in Dresden lebhaft gefeiert worden. Nicht nur haben dem Vortrag des Dr. Peters in der Kolonial-Gesellschaft der König, Prinz Georg, die Prinzessin Mathilde, sämtliche Minister, die Spitzen der Behörden und die in Dresden beglaubigten Gesandten beigewohnt, sondern es hat auch nachher noch ein großer Festkommers zu Ehren der kühnen Reisenden stattgefunden. Am anderen Tag hat der König Herrn Dr. Peters und seine Begleiter nochmals empfangen, sie zur Tafel geladen und Herrn Dr. Peters das Ritterkreuz des Albrechts-Ordens verliehen.
Berlin, 11. Nov. Die Thronrede zur Eröffnung des preußischen Landtags betont die Notwendigkeit der Verbesserung des direkten Steuersystems. Der Gesetzentwurf über die Einkommensteuer soll durch die Deklarationspflicht und eine anderweitige Organisation des Einschätzungsverfahrens eine gerechte Steuerveranlagung herbeiführen. Die Ausdehnung der Erbschaftssteuer unter Freilassung kleiner Erbschaften wird eine stärkere Heranziehung des fundierten Vermögens bewirken. Mit dem Gesetzentwurf über die Gewerbesteuer sei keine Erhöhung des bisherigen Betrags beabsichtigt. Der Stand der Staatsfinanzen erfordert keine unmittelbare Vermehrung der Staatseinnahmen, läßt aber auch keine Verminderung zu. Der Mehrertrag an direkten Steuern auf Grundlage der neuen Steuergesetze ist zu weiterer Entlastung der Gemeinden mittels Ueber- weisung von Grund- und Gebäudesteuer bestimmt. Die Thronrede kündigt ferner ein Volksschulgesetz an, welches die Unentgeltlichkeit des Unterrichts zum Abschluß bringen soll, ferner eine Landgemeindeordnung, Regelung des Wagenrechts und eine Eisenbahnvorlage. Die Entwickelung der Arbeiterverhältnisse beansprucht die volle Aufmerksamkeit der Regierung; im Interesse oer Gewerbeverwaltung sei eine erhebliche Vermehrung der Aufsichtsbeamten, eine Neuregelung der Gewerbeinspektion notwendig. „Bei den freundlichen Beziehungen des Reichs zu allen auswärtigen Staaten, welche sich im Laufe dieses Jahres noch mehr gefestigt haben, kann ich vertrauensvoll die fernere Erhaltung des Friedens erwarten."
Berlin, 12. Nov. Dem Bundesrat ging eiu (vom Reichstag mehrfach angeregter und geforderter) Gesetzentwurf, betreffend die Unterstützung der Angehörigen von zu Friedensübungen einberufenen Mannschaften, zu. Hienach sollen die betreffenden Ehefrauen im Sommer 20, im Winter 30 täglich erhalten, sonstige Angehörige 10
Berlin, 12. Nov. Der gestrigen Sitzung des Landes-Oekonomie-Kollegiums hat S. M. der Kaiser beigewohnt und in die Debatte eingegriffen. Er betonte die Notwendigkeit eines erhöhten Schutzes des Lebens und der Gesundheit der Arbeiter bei den landwirtschaftlichen Betrieben und Maschinen.
Die Veröffentlichung eines kaiserlichen Erlasses über das höhere Volks-Schulwesen steht bevor. Es wird darin ein Vertiefen des Religionsunterrichtes unter Beschränkung des Auswendiglernens und eine gründlichere Einführung in die vaterländi- " sche Geschichte gefordert.
Der Reichskanzler v. Caprivi, der am Montag Abend aus Italien in Berlin angekommen ist, hat schon am folgenden Tage dem Kaiser ausführlichen Bericht über seine Reise erstattet. Der Kanzler äußert sich sehr befriedigt über die Erlebnisse desselben.
Fürst Bismarck als Pathe. Am 29. November, mittags 12 Uhr, findet auf der Werft des „Vulkan" in Stettin der Stapellauf des für die Hamburg-Amerikanische-Paketfahrt-Aktien-Gesellschaft im Bau begriffenen Doppelschrauben-Schnelldampfers „Fürst Bismark" statt. — Fürst Bismarck will aus oer Rückreise von Varzin nach Friedrichsruhe in Stettin eintreffen, um den Taufakt persönlich zu vollziehen.
Berlin, 13. Novbr. Die erste authentische Mitteilung über D r. Kochs Mittel zur Heilung der Tuberkulose erscheint morgen in einer Extra- Ausgabe der von Dr. Guttmann im Verlage von Georg Thieme (Berlin-Leipzig) hier ausgegebenen deutschen medizinischen Wochenschrift.
In einer anläßlich des Geburtstags Luthers gestern abend stattgehabten großen Versammlung kirchlicher Männervereine sprach Stöcker über Luther und das deutsche Volk. Der Fr. Ztg. wird darüber
wie folgt berichtet. Als er auftrat, rief ein begeisterter Jüngling: „Gott mit uns, Gott mit Stöcker!" Stehend sang die Versammlung: „Ein feste Burg." Stöcker sprach gegen den Katholizismus, der mächtiger sei als je, der selbst von Evangelischen verhätschelt werde. Er schilderte in bekannter Weise die Verderbnis der Päpste, den römischen Lug und Trug und ging dann etwas milder auf das Judentum über. Er gelobte Gott dem Herrn einen Freiheitskrieg zur Zerreißung der Ketten des Judentums, des Katholizismus und des sozialdemokratischen Unglaubens. Ein Pastor Burkhard sprach unter stürmischem Beifall dem verehrten Manne Dank und Liebe aus. Die Versammlung sang unter Posaunenbegleitung den Schlußvers des Lutherliedes. (Was soll aus den religiösen Hetzereien noch werden!)
Die Ansiedelungskommission kaufte, wie aus Posen gemeldet wird, von Herrn von Grudzielski dessen 2000 Morgen umfassendes, im Kreise Wreschen gelegenes Gut Sodziewojewo für 378 000 an.
Oesterreich-Ungarn.
Der österreichische Minister des Aeußern, Graf Kalnoky, hat sich 4 Tage in Paris aufgehalten, aber während dieser Zeit weder Besuche abgestattet, noch solche empfangen. Am Sonntag Mittag hat er die französische Hauptstadt wieder verlassen.
Pest, 11. Nov. Eine überladene Fährte kippte gestern auf der hochgehenden Waag um, 60 Personen sind ertrunken.
Prag, 10. Nov. Heute vormittag ist das Dachgesimse eines Neubaues aus dem Kohlenmarkt eingestürzt; dasselbe schlug das Gebäude durch und führte den Einsturz von vier Stockwerken herbei; bisher wurden 5 Tode und 6 Verwundete geborgen. Die Rettungsarbeiten werden fortgesetzt.
Frankreich.
Paris. 11. Nov. Die Kammer lehnte in der weiteren Beratung des Budgets des Innern einen Antrag der Rechten auf Wiedereinrichtung von Findelhäusern mit 322 gegen 184 Stimmen ab, da der Berichterstatter Reinach ausführte, daß jauch jetzt die Armenpflege alle Kinder annehme, ohne die Mutter zur Nennung ihres Namens zu nötigen.
Das Pariser Journal „Französisch-russische Allianz" deckt wahre Schauergeschichten auf, die beweisen, daß ein guter Teil von Pariser Zeitungslesern in politischer Beziehung doch noch gewaltig beschränkt ist. Das Blatt betont also zunächst die ja buchstäblich wahre Thatsache, daß Rußland heute weniger als je wegen Einführung einer neuen Bewaffnung an einen Krieg denken könne. Dann kommt's aber: „Also im deutschen Generalstabe plant man einen Ueberfall Rußlands, um das Zarenreich zu vernichten. Oesterreich-Ungarn, die Türkei, Rumänien und Bulgarien sollen dabei helfen. Damit sich Frankreich nicht einmischt, sind Italien, England, Belgien und Holland angewiesen, dies in Schach zu halten. Und das Alles wird nicht etwa als Jux, sondern mit heiligem Ernst vorgetragcn.
Marseille, 11. Nov. Major v. Wißmann u. Dr. Bumiller sind hier eingetroffen. Die deutsche Kolonie veranstaltet zu Ehren Wißmanns morgen ein Abschiedsessen.
Italien.
Rom, 13. Nov. Die Londoner und Pariser Morgenblätter teilen aus Rom mit: In dem Handschreiben des Kaisers Wilhelm, welches Caprivi dem König von Italien überbracht, hätte er seine Einwilligung zur Heirat des Prinzen von Neapel (des Kronprinzen von Italien) mit Margareta, der Schwester des Kaisers, ausgesprochen. Die Prinzessin werde zum Katholizismus übertreten. (?)
Mailand, 11. Nov. Nach Mitteilungen des Blattes „Jl Sole" wurden von Crispi und Capr'vi auch wirtschaftliche Fragen besprochen. Bei Erneuerung des Zolltarifs sollen dem italienischen Wein und anderen Bodenprodukten Erleichterungen zugestanden werden.
Belgien.
Brüssel, 11. Nov. Die große Manifestation zu Gunsten des allgemeinen Stimmrechts ist in guter Ordnung verlaufen; der Zug umfaßte etwa 10 000 Personen. Bei Entgegennahme der Petition entgegnen der Bürgermeister, er sei für die Erweiterung des Stimmrechts, aber ein Gegner des allgemeinen Stimmrechts. Der Senator Deleronkere erklärte sich entschieden gegen eine Verfassungsrevision in diesem Augenblick.
Spanien.
Madrid, 11. Nov. Heute vormittag brach in einer hiesigen Tabakfabrik eine große Feuersbrunst aus, die den größten Teil der Fabrik eingeäschert hat. An 6000 Personen sind dadurch arbeitslos geworden. Das Feuer war noch am Abend ungelöscht.
Madrid, 13. Nov. An Bord des bei Kap Villano gescheiterten englischen Kreuzers „Serpent" befanden sich 27 6 Personen, wovon nur drei gerettet worden sind.
England.
Wenigstens noch ein Jahr garantiert den europäischen Frieden der englische Ministerpräsident Lord Salisbury in einer Rede, welche er auf dem alljährlichen großen Bankett des jeweiligen Lord-Majors von London gehalten hat. Nun, hoffentlich dauert die Ruhe noch etwas länger.
England wird keine gesetzlichen Bestimmungen über die Dauer der Arbeitszeit einsühren. Der Ministerpräsident Lord Salisbury erklärte, er werde jede Beschränkung der Arbeitszeit ourch Gesetz entschieden bekämpfen. Der einzige Vorteil, den England im Handelsverkehr vor anderen Ländern habe, bestehe in der Freiheit seiner inneren Einrichtungen. Verzichte es darauf, so werde es von anderen Länder,» überflügelt werden. In Deutschland soll dagegen die Dauer der Frauen- und Kinderarbeit jetzt gesetzlich festgestellt werden.
Kleinere Mitteilungen.
Ulm, 11. Nov. Ein hiesiger Schuhmacher fiel unlängst abends in dem ungenügend beleuchteten Hausgang eines Kunden über einen im Weg liegenden Besenstiel und verletzte sich hiebei mit seinem Schustermesser. Er hatte bedeutenden Blutverlust und war einige Zeit arbeitsunfähig. Da der Hauseigentümer den Verletzten nicht entschädigen will, so beabsichtigt dieser, jenen gerichtlich zu belangen.
In Kitzingen sind dieser Tage durch ausströmende Most-Gase die Vorsteherin und ein Zögling der evangelischen Kinderbewahranstalt getötet worden. Der Zögling wurde in den Keller geschickt, um Kartoffeln zu holen, kam aber nicht wieder, was die Vorsteherin veranlaßte, nach ihm zu sehen, wobei sie von dem gleichen Schicksal ereilt wurde. Eine andere Schwester wurde bei dem Versuch, die beiden zu retten, ebenfalls betäubt, aber noch lebend aus dem Keller gebracht.
Hamburg, 11. Nov. Ein 8jähriger Knabe aus Großsanden bei Westerbede hat die vierjährige Tochter des Landwirts Heeren ins Wasser geworfen. Die Wiederauftauchende hat der junge Verbrecher durch Schläge auf den Kopf getötet.
Ein neues Goldfieber droht in Kalifornien auszubrechen. Aus San Francisco wird gemeldet: In dem trocken gelegten Bette des Flusses Feather wurden reiche Goldlager entdeckt, dieselben sollen angeblich eine Ausbeute von 15 Millionen Dollars Gold in Aussicht stellen.
Laut ärztlicher Verordnung
hartnäckigem Husten wie bei veralteter Verschleimung 8vck«nvr Llinvral-I'a.stillen in heißer Milch aufgelöst und den Leidenden in wiederholten Gaben dargcreicht werden. Die so erzielte Wirkung ist eine außerordentliche, der Husten wird gehoben und die Schleimlösung derart begünstigt und gefördert, daß der Kranke schon nach kurzem Gebrauche die wohlthätigste Erleichterung wahrnehmen kann. Dabei ist die Kur sehr einfach und nicht kostspielig. Alle Apotheken und Droguerien halten I? a v' s 8oävn8r Mneral-kastillen ä 85 4 die Schachtel verkäuflich.
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Was soll ich meinem Kinde kausm? Auf diese oft gestellte Frage gicbt das uns vorliegende Buch, betitelt „Des Kindes liebstes Spiel", allen Eltern, Erziehern u s. w., welche für ihre Kinder ein wirklich unterhaltendes, die geistige Thä» tigkeit anregendes und belehrendes Spiel anzuschaffen wünschen, die beste Auskunft. Neben formvollendeten erläuternden Abbildungen, enthält dasselbe zahlreiche pädagogische Gutachten angesehener Personen, welche sich alle dahin aussprechen, daß die Ankcr-Steinbaukasten aus der Fabrik von F. Ad. Richter u. Cie. in Rudolstadt in erster Linie als Geburtstags- und Weihnachtsgeschenk empfohlen zu werden verdienen. Oben genanntes illustriertes Buch wird auf Verlangen von der Fabrik gratis und franko versandt.
Hiezu das Unterhaltungsblatt 45 und eine Beilage.
Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchdruckerei.