a) aus dem Ertrag öffentlicher Armenstiftungen und den Beiträgen aus gemischten Stiftungen,

b) aus sonstigen eigenen Einnahmen der Ar­menpflege,

o) aus den Mitteln der Amtskörperschaft und Gemeinden ohne Inanspruchnahme der Steuer­pflichtigen/

6) durch Umlage unter dem Amts- bezw. Ge­meindeschaden.

Die Einträge in den Unterrubriken a.6. müssen in ihrer Zusammenstellung die Summe unter 2. wiedergeben.

Pünktlichste Berichterstattung wird erwartet.

Den 16. Aug. 1890.

K. Oberamt. vr. Gugel.

Hages-MeuigkeiLen.

Deutsches Reich.

Nagold, 17. August. (Einges.) Heute verließ Fabrikant Louis Sautter unsere Stadt, um sein wohl renommiertes Geschäft nach Heidelberg zu ver­legen und zu vergrößern. Schon der Abgang seines Personals läßt, zumal im Turnverein, eine fühlbare Lücke zurück. An dem Scheidenden selbst verliert die Bürgerschaft einen Mann, der durch seine stille Treue und die Gediegenheit seines Karakters sich die Achtung aller, die Freundschaft gar vieler er­worben hat. Unsere besten Wünsche geleiten ihn und seine werte Familie zur neuen Heimat!

Nagold. (Waldfest des Liederkranzes.) Am gestrigen prächtigen Sonntag nachmittag ver­sammelte der Liederkranz eine große Anzahl seiner Ehrenmitglieder mit Familien auf dem Schloßberg um sich. Eine schöne Zahl gut vorgetragener Män nerchöre: Ach du klar blauer Himmel; Noch sind die Tage der Rosen ; Das stille Thal; Lützows Jagd Pflanzt die Gläser auf den Tisch u. a. erfreuten die Zuhörer. In den Pausen wurden für die Kin­der Spiele arrangiert, bei welchen die Verteilung hübscher Preise großen Jubel hervorrief. Erst mit Eintritt der Dunkelheit endete das fröhliche. Fest für dessen Veranstaltung wir den Leitern besten Dank zollen.

Hochdorf. (Korresp.) Wegregulierung Kultur-Gesetz. Das sog.Kulturgesetz", welches nach u. nach in allen Gemeinden Württembergs seinen wohlthätigen Einfluß auf die wahre Befreiung des Grund und Bodens ausübt, ist auch hier durch die richtige Einsicht der Mehrzahl der hiesigen Land wirte zur vollen Geltung gelangt; denn schon ist die Kommission mit der Einsteinung von den später in allen Oeschen herzustellenden Feldwegen fertig, und der Plan zur vorgezeichneten Anlegung der Feldwege harrt nur noch der Genehmigung der Königl. Zentralstelle für die Landwirtschaft. So­bald die Genehmigung erfolgt sein wird, geht es an die Herstellung der Feldwege, wodurch jedes Grundstück seinen Weg bekommt und wodurch aber auch die sog.Ueberfahrtsrechte" nach dem Feldweg- Regulirungsgesetz von 1862 wegfallen. Jeder Grund­besitzer kann nun hernach ungehindert und unbe­schädigt von seinem Nebenlieger auf seinem Acker anpflanzen, was er will; die Fesseln des Flurzwan­ges sind damit gebrochen, Fruchtwechsel und Frucht­folge stehen von nun an im beliebigen Gutdünken des Grundbesitzers; denn auch das Trepprecht schafft das Kulturgesetz ab, wodurch natürlich der Wert manches, vorher so sehrvertreppelten" Grundstückes, namhaft steigt. Obwohl die hiesige Feldwegs-Re- gulirungskommission manchmal mit sehr schwierigen Terrainverhältnissen zu schaffen hatte, und obwohl von manchem guten Acker ein schönes Stück Land zur Herstellung der Feldwege abgetreten werden muß, so glaubt der Verfasser dieses Artikels doch, daß im Hinblick auf die vielen und großen Vorteile, welche die Feldwegregulirung bietet, die Kosten gerne bestritten werden, umsomehr, als ein namhafter Staatsbeitrag in Aussicht steht, und daß nach aus­geführter Verbesserung manches Stückchen Land, manch kleines Feldwinkelchen und Feldschnipfelchen, das bei gegenwärtiger Feldeinteilung unbenützt da­liegt, für den Futter- oder Getreidebau gewonnen werden kann; auch kommen die Kosten für das Planieren, Grabenziehen, Steineführen den hiesigen Arbeitern zu gut. Nimmt man nun für den Hektar Land durchschnittlich 1720 ^ Regulirungskosten an, und bedenkt hiebei, daß die Wegäcker im Durch­

schnitte 15 Prozent teurer sitid als die abgelegenen Trepp- und Ueberfahrtsäcker, so kann sich jeder da­heim ausrechnen, um wie viel die Ackerfläche Hoch­dorfs, die, nebenbei gesagt, etwa 450 Morgen beträgt, an wirklichem Wert zunimmt.

Rottenburg, 15. Aug. 'Der Obstertrag im ganzen Oberamtsbezirk ist auf rund 25,000 Zentner Aepfel, 30,000 Ztr. Birnen, 700 Ztr. Steinobst und 150 Ztr. Nüsse geschätzt. Bei 95,000 tragbaren Obstbäumen freilich ein kaum mittelmäßiger Ertag, der aber doch einen Wert von 250,000 ^ reprä­sentieren dürfte.

Stuttgart, 13. (Aug. Im nächsten Monat findet hier die Hauptversammlung des evang. Bun­des statt; vor 2 Jahren wurde dieselbe in Duisburg abgehalten.

Stuttgart, 14. Aug. Wie in ganz Deutsch­land, so ist auch in ganz Württemberg der Stand der Getreidefrüchte ein so ausgezeichneter, wie seit Jahren nicht mehr und infolge dessen begegnet man überall auf dem Lande nur fröhlichen Gesichtern. Es wäre jetzt nur die Wiederkehr anhaltend trocke­nen Erntewetters zu wünschen, damit die Landleute die Frucht auch ordentlich unter Dach und Fach bringen könnten. Leider sind mehrere Gemeinden unseres Landes durch Hagelschlag schwer heimgesucht worden und je größer die Hoffnung auf eine reiche Ernte dort war, mit desto größerem Jammer sehen die Betroffenen dem kommenden Winter entgegen. Um so ernster tritt aber auch an alle diejenigen, welche sich des reichen Erntesegens ungeschmälert erfreuen können, die Christenpflicht heran, den ver­hagelten Gemeinden von ihrem eigenen Ueberfluß reichliche Unterstützung zukommen zu lassen. Seine Majestät hat bereits den Minister des Innern an gewiesen, aus den Erträgnissen der König Karl Stiftung eine ansehnliche Summe der Zentralleitung des Wohlthätigkeitsvereins behufs Unterstützung der verhagelten Gemeinden zu überweisen. So erweist sich wieder einmal die erwähnte Stiftung, deren Zustandekommen seinerzeit so heftigen Angriffen un terworfen war, als ein Segen für die Unglücklichen Anläßlich der erwähnten Hagelschäden, welche glück licherweise doch nicht sehr viele Gemeinden betroffen haben, ist in mehreren Blättern des Landes die Frage aufgeworfen worden, ob die Landwirte Würt­tembergs nicht bald auf eine Landeshagelversiche­rungsgesellschaft rechnen können. Man wird diese Frage um so leichter bejahen dürfen, als, wie man hört, die Vorarbeiten zu einem diesbezüglichen Ge­setzentwurf schon ziemlich weit gediehen sind. Be­kanntlich ist auch der Direktor der Zentralstelle für Landwirtschaft, Frhr. v. Ow., mit einem Regierungs­rat eigens zu diesem Zweck nach München gegangen um die Einrichtungen der bayerischen Landeshagel­versicherung, um die Art und Weise, wie sich die Ausführung derselben bewährt, eingehend zu stu­dieren.

Stuttgart, 14. Aug. Aus Stuttgart läßt sich dieNat.-Ztg." schreiben:Hier ist davon die Rede, daß General v. Verdy, falls er vom Amte des Kriegsministers zurücktritt, kommandierender General des württemb. Armeekorps werden würde Personen, welche den jetzigen Kriegsminister kennen, würden die Wahl für außerordentlich glücklich hal­ten; er sei sehr geeignet, gewisse Mißhelligkeiten, welche in neuerer Zeit entstanden und in der Presse, allerdings aufgebauscht, wiederholt erörtert wurden, für die Zukunft auszuschließen. Hier in Süddeutsch­land, wo man Strammheit an den Leuten nicht so gewohnt ist, wie in Preußen, können umgängliche ormen viel nützen. (Selbstverständlich, bemerkt dazu derSchw. M.", müssen wir derNat.-Ztg." die Verantwortung für diese Mitteilung überlassen. Für den Fall eines Wechsels im Kommando des XIII. A.K. wurde in neuerer Zeit auch schon der Name eines preuß. Generallieutenant genannt, der früher Generalstabsoffizier in Stuttgart war. DasN. Taqbl." sagt, daß von der Angelegenheit in Stutt­gart nichts bekannt sei.)

Stuttgart. Zu dem IV. deutschen Sänger- iundesfest haben sich von den beiden hervorragendsten Gesangvereinen unserer Stadt, dem Liederkrarrz und Gutenbergverein, zusammen 28 Mitglieder nach Wien begeben. Der Schwäbische Sängerbund dürfte im ganzen mit ca. 60 Sängern dort vertreten sein.

Nürtingen, 14. Aug. Das Gewitter vom 2. August hat hier das ganze Sommerfeld (Gerste und

Haber) und den größeren Teil des Brachfeldes ver­nichtet, auch sind die Obstbäume schwer beschädigt. Der Schaden beläuft sich lautSt.-A." nach der Abschätzung hier auf ca. 350,000

Brackenheim, 13. Aug. Infolge des in Cann­statt seitens der dortigen Bäcker erfolgten Brotab­schlags von 4 Pfg. pro Kilo wurden auch in an­deren Bezirken die Bäcker darum angegangen, dieses Vorgehen ihren Kollegen in Cannstatt nachzumachen. Da ein Abschlag des Mehls den Meistern des bie­deren Gewerbes nicht bekannt war, so wandten sie sich an ihre Kollegen in Cannstatt um Aufklärung dieses rätselhaften Brotabschlags, und da wurde ihnen die Mitteilung, das dies die Folge eines neuentftan- denen Consumvereins und der dadurch hervorgerufenen Uneinigkeit unter den Bäckermeistern sei. Der Brot­abschlag hat also seinen Grund nicht im Sinken der Mehlpreise, sondern in der Concurrenz, bei welcher einer den andern zu schädigen sucht.

Metz, 15. Aug. Nachdem die Kriegergräber heute am frühen Morgen von 30 Vereinen mit Kränzen geschmückt worden, fand am Vormittag in der Schlucht von Gravelotte eine erhebende Gedenkfeier an die Schlachten bei Metz statt. Nach dem Gesang von patriotischen Liedern sprach Oberregierungsrat von Kramer eine begeisternde Rede. Die Stadt­bewohner hatten sich mittelst Extrazugs über Ars sehr zahlreich eingefunden.

Hamburg. 16. Aug. DieHamb. Nachr." melden, die Unterredung Abranyis mit dem Fürsten Bismarck sei vollständig aus der Luft gegriffen und der Bericht eine Erfindung.

Kaiser Wilhelm wird, derKreuzztg." zu­folge, bei seiner Rückkehr aus Rußland die Stadt Memel und die Stätten besuchen, an welchen seine erlauchten Urgroßeltern in der Zeit der Erniedri­gung Preußens geweilt haben. Auch wird der Kai­ser, dem Vernehmen nach, Truppen-Uebungen bei Insterburg und Lötzen beiwohnen.

Berlin, 14. Aug. Gelegentlich der Parade hat, wie man erfährt, der Kaiser sich zu seiner Umgebung besonders anerkennend über die Führung der Lanzen seitens der Kavallerie ausgesprochen. In der That, so schreibt eine hiesige Korrespondenz, haben sich die Truppen wider Erwarten schnell an die neue Waffe gewöhnt. Während eine bedeutend längere Zeit für die Einübung mit derselben in Aus­sicht genommen war, sind bereits jetzt die Reiter ganz und gar mit der Lanze verwachsen, so daß sie ebenso sicher damit umzugehen verstehen, wie die Ulanen-Regimenter. Was die geplante Einführung der eisernen Lanzen anbetrifft, so soll dieselbe erst erfolgen, nachdem die jetzt in Gebrauch beffndlichen hölzernen Lanzen aufgebraucht sind. Die eisernen Holzschäfte, welche leichter und zugleich widerstands­fähiger sein werden, will man, um der Hand des Reiters, besonders im Winter, besseren Halt zu ge­ben, mit Bindfaden umwickeln, wie es bei den Grif­fen von Radieren zu geschehen pflegt.

Die von verschiedenen Seiten erfolgende Mel­dung, der Reichskanzler von Caprivi werde sofort nach seiner Rückkehr aus Pußland, wohin er sich jetzt mit dem Kaiser begiebt, Wien besuchen, ist un­begründet. Der Reichskanzler wird in Schlesien bei den dortigen Manövern mit den leitenden österreich­ischen Persönlichkeiten Zusammentreffen.

Die russische Reise des Kaisers Wilhelm schafft den Franzosen grimmiges Mißbehagen. Ihr zukünftigerBundesgenosse," der Zar, und der deutsche Kaiser neben einander, das ist auch ein gar zu wenig erfreuliches Bild für die französische Zu­kunstshoffnungen. Die Zeitungen schreiben nun Tag für Tag, Kaiser Wilhelms Reise habe nicht die min­deste Bedeutung, hingegen werde der Kaiser Alexan­der seinen ältesten Sohn im Herbst Frankreich be­uchen lassen. Dieser Besuch wurde schon im vo­rigen Sommer bei Gelegenhei der Weltausstellung angekündigt, aber damals wurde nichts daraus, und etzt wird es nicht anders kommen. Der russische Thronfolger unternimmt allerdings ein Weltreise, aber er besucht den Osten und nicht den Westen. Er geht zunächst nach Konstantinopel, dann nach Palästina, Indien, China und Japan und kehrt über Sibirien nach Petersburg zurück. Die Franzosen werden also umsonst nach dem jungen Prinzen eufzen.

Das bekannte freisinnige AgitationsblattReichs­blatt" veröffentlicht folgende Zuschrift eines Partei-