Die Maler, Lackierer und Anstreicher in Magdeburg sind gleichfalls m die Lohnbewe­gung eingctreten. Sie fordern die Beseitigung der Akkordarbeit, die neunstündige Arbeitszeit und ein Mindcstlohn von 45 -ff für die Stunde. Falls die Meister die Forderungen der Gesellen nicht anerken­nen, soll die Arbeit am 26. April niedcrgelegt werden.

Die Lohnbewegung der Schuhmacher in Weimar ist beendet. Die Gesellen haben sich auf eine Lohnaufbesserung von 20 pCt. für geringere und von 25 pCt. für bessere Arbeiter, unter Weg­fall der bisher gewährten freien Wohnung beschränkt. Die Arbeitszeit ist zehnstündig.

Krupp macht bekannt: Wenn die gestern auf ZecheHannover" Streikenden bis zum 9. April die Arbeit, nicht wieder aufnehmen, würden dieselben sofort entlassen, sowie deren Wohnungen gekündigt werden.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 5. April. Die Maurerstrikes währen fort, sind aber aussichtslos bei dem bestehenden Ar­beitsmangel. Bisher verließen über 6000 Wien. Die Polizei verbietet alle Arbeiterversammlungen.

Schweiz.

Wie dieNeue Züricher Ztg." meldet, hat Scazzigo, der Staatskassierer des Kantons Tessin, 700000 Franken (560006kL) unterschlagen.

Frankreich.

Der erste französische Delegierte zur Berliner Konferenz, Herr Jules Simon, spricht sich in Paris mit lebhafter Befriedigung über seine Berliner Erlebnisse aus, sowie über die ihm und seinen Kol­legen von allen Seiten erwiesenen Aufmerksamkeiten. Vom Kaiser Wilhelm II. erzählt Simon, daß er ohne jeden Accent fließend französisch spreche. Er fügte hinzu, daß er über die Sicherheit und die Fülle des Wissens des deutschen Kaisers ganz betroffen gewe­sen sei. Jules Simon sagt wörtlich:Der deutsche Kaiser hat sich sehr verändert; seit einigen Monaten bat man ihn uns ganz falsch geschildert!" Er hob auch die besondere Leutseligkeit der beiden Kaiserin­nen zu den französischen Delegierten hervor, ferner das liebenswürdige Entgegenkommen Moltkes und des Fürstbischofs Kopp, sowie des Ministers von Berlepsch. In Bezug auf die Berliner Konferenz erklärt Jules Simon, dieselbe werde, wenn auch kein unmittelbares praktisches Ergebnis haben, doch nütz­lich gewesen sein und, was auch die Skeptiker sagen mögen, ein Dalum bilden. Fürst Bismarck, den Jules Simon bis dahin nicht kannte, hat sich ihm selbst mit den Worten:Ich bin Bismarck!" vorgc- stellt und ihm unter anderem gesagt, er ziehe sich zurück, weil cs Zeit sei, daß er sich mit seinen Wal­dungen beschäftige. Simon erachtet das Ausscheiden Fürst Bismarcks ans dem politischen Leben für endgiltig.

Paris, 2. April. fSpion".) Ein deut­scher Sprachlehrer Max Meyer aus Bebra, der bei Argcnteuil mit einer Karte der Pariser Umgebung spazieren ging, ist als Spion verhaftet worden.

Der Minister des Innern, Constans, hat die Tcpartementsprüfektcn angewiesen, am I. Mai keinerlei Kundgebung zu dulden.

Der Boulangismus scheint in Frankreich wieder auf der Bildflächc erscheinen zu wollen. Die boulangistischen Führer werden morgen nach Jersey zu ihrem Oberhaupt pilgern, bei welchem am Freitag eine wichtige Beratung stattffnden soll. Offenbar bandelt cs sich darum, durch irgend eine Kundge­bung die Menge an das Vorhandensein des Ex- generals und seiner Gruppe zu erinnern.

Italien.

Rom, 4. April. Das JesuitenorganVoce della Verna" kündigt an, daß die deutsche Zentrums- partci vor allem die Rückberufung der Jesuiten fördern wird. Die Rückkehr dcs ausgewiesenen Or­dens sei das Hauptsächlichste der von Kaiser Wil­helm als Ideal erträumten christlichen Reform. (??)

M ailand, 28. März. Kön i g H u mbcrt hat den hiesigen brodlosen Arbeitern 10 «WO Lire gespendet.

Der Chcs des mit l5 Millionen Lire Pas­siven fallierten Bankhauses Diana in Bari, Scna- :or Marquis Dimiä, wurde verhaftet und nach Rom gebrächt. Auch der Schwiegersohn Dianas, sowie dessen Sohn Michele, ferner der Prokurist Telmar- chefe wurden vcrlmstet.

Belgien.

B r ü s s e l, 1. April. Die Regierung wies sämmtliche Bürgermeister an, die Arbeiterkundgebung am l. Mai zu verbieten.

Spanien.

Madrid, 27. März. Die Kammer hat den Gesetzentwurf, betreffend das allgemeines Stimmrecht angenommen.

Barcelona, 27. März. In der hiesigen Ar­beiterbevölkerung herrscht eine große Gärung. Ein Generalstreik wird geplant, an welchem sich 30,000 Arbeiter beteiligen wollen.

England.

London, 4. April. Die Krankheit des Za­ren ist durchaus bestätigt; er leidet an Nervenkrisen mit folgenden Fieberanfällen.

London, 5. April. Jack der Bauchaufschli- tzer scheint entdeckt zu sein. Ein Chinese ermordete und verstümmelte auf der Straße eine Prostituierte genau wie bei den früheren Jackmorden. Die Po­lizei verhaftete 30 Chinesen, ist aber unfähig, die Person des Mörders selbst festzustellen.

Rußland.

Die aus Petersburg einlaufenden Nachrichten über die Entdeckung einer Verschwörung gegen das Leben des Zaren gewinnen festere Gestalt. Aus London wird eine Nachricht verbreitet, welche meldet, daß in der russischen Hauptstadt ein Mann Selbst­mord verübte, weil er durch das Los dazu erkoren worden war, den Zaren zu ermorden. Der Mann, angeblich ein Hörer der Petersburger technischen Hochschule, habe einen Brief zurückgelassen, in wel­chem er seine Beweggründe auseinandersetzt. Auf Grund dieses hinter! assenen Briefes .erfolgen jetzt zahlreiche Verhaftungen.

Daily Telegraph" erfährt das Anwachsen der revolutionären Bewegung. Die Studenten seien ent­schlossen, in der Bewegung fvrtzufahren.- Der nihilistische Selbstmörder war ein Marineoffizier aus vornehmer Familie. Von einer mehrjährigen Dienst­reise heimgekehrt, erstickte er sich voriges Jahr durch Kohlengas. Er hinteriicß keine Papiere, nur einen Brief, worin er erklärte, er unterlasse eine Ermordung des Zaren aus Rücksichten gegen seine Familie. Wegen letzterer wurde damals die Sache totgeschwie­gen. Jetzt wurden die Mitverschworenen entdeckt und verhaftet.

A U! e r i k a.

Newyorg, 29. März. Infolge der Damm­brüche am unteren Mississippi steht eine Fläche von 40 Meilen Länge und 20 Meilen Breite unter Wasser.

Rio de Janeiro, 29. März. Die hiesige Garnison befindet sich in Hellem Aufruhr. Die Offi­ziere wiegeln die Soldaten auf.

Die Baumwollspinnerei Nhodes Brothers in Aston (Pennsylvanien) stellte die Zahlungen ein. Tausende von Arbeitern sind hiedurch brotlos.gcworden.

Afrika.

Sansibar, 2. April. Emin Pascha ist in deutsche Dienste eingctreten und reist am 20. April mit einer Karawane nach dem Nyanza ab. Bana- Hcri schloß Frieden und kehrt nach Saadani zurück.

In dem Eintritt des bekannten Emin Pa- 'chas in deutsche Dienste erblickt man bei allen Parteien ein Anzeichen für eine neue Aera in un­srer Kolonialpolitik, die nun unzweifelhaft weniger auf private Unternehmungen einzelner Personen mit .Interstützung durch das Reich, als vielmehr auf .kräftiger, zielbewußter Aktion Seitens des Reichs selbst beruhen wird. Es verdient hervorgehobcn zu werden, daß auch ein Teil der Deutschfrcisinuigen diese Thatsachen hervorhebt und zwar mit Befriedi­gung. Es wird eine Zersplitterung der Kräfte vor-- gebeugt werden, wie sie bisher leider oft sich zu un­serem Nachteil geltend gemacht hat. Ebenso ist an- < zunehmen, daß künftig nicht mehr solche Mißgriffe begangen werden, die, wie dies in Ostafrika gesche­hen ist, schwere Verwicklungen nach sich ziehen. Auch werden die Eingeborenen sich vor Unbotmäßigkeiten und dergleichen Dingen mehr in Acht nehmen, wenn sie wissen, daß sie cs nicht mehr mit einzelnen Per­sonen , sondern mit dem deutschen Reiche zu thun haben.

Sansibar, 2. April. 600 sudanesische Sol­daten trafen heute an Bord eines ägyptischen Dam­pfers für Wißmann ein und wurden unverzüglich nach Vagamoyo befördert. Dr. Peters und

Tiedemann sind in Kawirondo am Viktoria-See angekommen.

A n st r a l i e ii.

Sidney, 5. April. Während eines verhee­renden Orkans an der Küste der ucuen Hebriden scheiterte unter anderen Fahrzeugen ein Arbeitcrschiff bei der Malicolo-Jnsel. Fünf Weiße und dreißig Eingeborene ertranken. Dreißig andere, welche das Ufer erreichten, wurden von den Wilden niedergemetzelt.

Kleinere Mitteilungen.

Einer 60 Jahre alten Witwe in Biberach wurde, während sie bei einer Tochter zu Besuch war, aus einer Blechkassette 4000 gestohlen.

Der in Pesth verstorbene Or. Burkhardt hat der Gemeinde Buchen zu wohlthätigen Zwecken 200 000 vermacht.

Ein furchtbarer Waldbrand wütete in dem der Gemeinde Daxwciler bei Rheinböllen gehörigen Jngelheimer Walde. 80 Morgen sielen dem wüten­den. Elemente zum Opfer.

An verschiedenen Orten sind falsche Thaler mit dem Bild Friedrich Wilhelms IV. ausgegeben worden. Dieselben sind täuschend nachgeahmt und es bedarf großer Vorsicht, um sich vor dem Betrug zu schützen.

Folgendes Stück vom braven Mann er­zählt die Berliner Volkszeitung:Geht da gestern Abend ein Böttchergeselle die Leipzigcrstraße schwan­kenden Schrittes entlang, dem Potsdamer Thore zu. Acht Wochen hatte er im Kraukenhause gelegen, und voll Sorgen sieht er in die Zukunft. Plötzlich tritt ein Herr auf den ermüdeten Wanderer zu und blickt ihm prüfend und teilnahmsvoll in das blasse Gesicht: Sind Sie krank?"Ich war es, ich komme soeben vom Friedrichshain."Haben Ldie Ar­beit?"Meine Stelle ist längst besetzt; ich weiß auch nicht, ob ich schon arbeiten kann." Der Herr zieht das Portemonnaie.Hier ist etwas zur Bei­hilfe für einen wackeren Handwerksmann!" Der Ge­selle geht dankend weiter; erst nach einigen Minuten wagt er es, das Geldstück auzusehen. Doch was ist das? Goldig glänzt das Mctallscheibchen, ein Zwanzigmarkstück! Da muß der Geber einen argen Mißgriff begangen haben. Sofort macht der Ge­selle kehrt und am Dönhoffptatze holt er keuchend seinen Wohlthäter ein:Mein Herr, Sic haben sich versehen, ein Zwanzigmarkstück!"Meinen Sie? Doch ich sehe, Geselle, Sie haben das Herz auf der rechten Stelle. Hier haben Sie noch einen Goldfuchs, den ich besser nicht verwenden kann. Aber keinen Dank, ich will ihn nicht! Behüt' Sie Gott!" Eine Halde Stunde saß der Böttcher in unserem Redak­tionszimmer und erzählte dies neuste Lied vom bra­ven Mann. Zärtlich lugte er hin und wieder auf das schimmernde Gold.Das eine Stück behalte ich bis zu meinem Tode, und wenn ich hungern müßte. Es giebt doch noch Menschen mit warmem Herzen für ihre Nächsten.

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Die Lebensversicherungs- und Ersparnisbank in Stuttgart halte im Jahre 1889 5452 Anträge mit -17 33 4820oo zu erledigen. Es ist dies der höchste Zugang seit dem Bestände der Bank. Davon fanden 4345 Anträge mit 26050, «>0 Aufnahme, und in, Laufe des Jahres waren infolge dessen 54238 Personen mit 97 3,5 741000 versichert. Der Abgang war äußerst mäßig; von den Lebensversicherten starben 2o3 Personen weniger, als zu erwarten gewesen, und wurden dadurch 97 1304 ooo an Ausgaben gespart. Der freiwillige Abgang beträgt bloß ffzO/o der im Laufe des Jahres in Kraft gewesenen Versicherungen. Als reiner Zu­wachs des Vcrsicheruugsstandes ergeben sich 2317 Personen mit -17 >8 742338. Die Jahreseiunahme stieg von Mark 13391955 auf -<7 14374896. Für Sterbfälle wurden da­gegen auf Todcsfallversicherungen 97 3188987 und für'Aer- waltungsaufwaiid 5,l«.o/o der Einnahmen verausgabt. Die Prämicnreserveu stiegen von -17 57 4563 3 auf -17 62944896, der Extra-Sicherheitsfonds von 07 13802 946 auf 07 l 4671296 und der Bankfonds von 72153971 auf -17 76769041. Die Lebensversicherungs-Abteilung erzielte einen Ncderfchuß von 3451 33 '. Vom 1. Juli ab kommen voraussichtlich nach Tividendeuplau 340jg nach ^.11 390jy und nach O eine um 3»/» steigende Dividende zur Rückvergütung au die Versicherten.

Verantwortlicher Redakteur SteinoiEü'. i in Angola Drrul und Verlaz der ch. W. Zailcr'scheN Auchh udlung in Tüngvt-).