Die Einwohnerschaft wird zu zahlreicher Be­teiligung an diesen Feierlichkeiten einqeladen.

Den 4. März 1896.

Stadlschultheißenamt.

Brodbeck.

Durch mutvolle und aufopfernde Thäligkcit bei Brand­fällen haben sich u. a. ausgezeichnet: am 20. Okt. v. I. in Warth, die Feuerwehr von da;

Zu der Vorprüfung für den Volks schul lehrer­de ruf haben sich die Aspiranten je morgens 7 Uhr einzufin- dcn: Im Seminar zu Nagold, Dienstag den 11. März: die aus dem Generalat Reutlingen mit Ausnahme des Bezirks Nürtingen, sowie die aus den Bezirken Besigheim, Knittlingen, Vaihingen. Böblingen uno Leonberq. Donnerstag den 18. März die aus den: Generalat Tübingen.

TagesNerrLgkeiten.

Deutsches Reich.

(Obstbauverein.) Am Matthiasfeiertag den , 24. Februar hielt der Bezirksobstbau-Verein eine Plenarversammlung im Gasthaus zumHirsch" in Wildberg. Der Vereinsvorstand, Oberamtsbaum­wart Bihler begrüßte die zahlreich erschienenen Mitglieder in einer Ansprache,, und forderte dann den Kassier Raas auf, den Rechenschaftsbericht vom Jahre 1889 vorzutragen, wobei wir vernehmen, daß die Vereinskasse an einem Defizit von 26,93 laboriert, doch glaubt der Kassier, daß der Ausschuß des landwirtschaftlichen Bezirksvereins eine Bitte um materielle Unterstützung gütigst entsprechen und dem Verein damit unter die Arme greifen werde. Im weiteren Verlauf wurde die Vorstands- und Aus- schußwahl vorgenommen, wobei Oberamtsbaumwart Bihler einstimmig wieder gewählt wurde. In den Ausschuß wurden gewählt: Raaf-Nagold, Helber- Haiterbach, Walz-Walddorf, L. Seeger-Rohrdorf, Harr-Rohrdorf, Handte-Ebhausen, Broß-Egenhausen, L. Mangold-Wildberg. Zum Schluß hielt Baum­wart Broß von Egenhausen noch einen belehrenden Vortrag über die Kultur der Johannis- ».Stachelbeeren, sowie über die Bereitung des Beerenweins. Redner bezeichnte die Knltur dieser Beerenarten als eine sehr gewinnbringende, besonders wenn solche im Großen betrieben werden. Mißernten seien selten und trete dieser Beerenwein von Jahr zu Jahr mehr an die Stelle des Haustrunks. Er empfiehlt deshalb allen Besitzern von geeigneten Grundstücken die Anlagen von Beerenobst.

Stuttgart, 2. März. (Die württcmbergischen Reichstagswahleu.) Nachdem gestern die letzte der neun Stichwahlen entschieden worden ist. steht das Ergebnis unserer gesamten Wahlen zum Reichstag fest, daß wir 9 Demokraten, 4 vom Zentrum, 3 Na­tionalliberale und nur 1 von der Reichspartei nach Berlin entsenden werden. Damit haben wir selbst den tiefsten Stand, den eine Gesamtwahl je­mals bei uns aufwies, den vom Oktober 1881 noch überschritten; denn damals behaupteten wir doch noch fünf Kreise: Calw, Böblingen, Freudenstadt, Göppingen und Ulm. Erst im Herbst 1882 ging in einer Nachwahl auch Ulm noch verloren und es wurden die nationalen Parteien auf 4 Vertreter herabgebracht. Das Traurigste ist diesmal, daß selbst zwei bisher noch niemals verlorene Bezirke, Böblingen und Freudenstadt, an die Demokratie verloren gingen, und zwar an diejenigen Kandidaten derselben, welche im eigenen Lager ohne das be­kannte Lächeln der Auguren nicht genannt zu wer­den pflegten. In diesem Uebermaß des demokratischen Erfolges liegt aber auch die Gewähr, daß er keinen Bestand hat. Schon jetzt sollten wir nach dem Ver­hältnis der abgegebenen Stimmen nicht nur vier, sondern sieben Vertreter im Reichstag haben; die Zeit wird kommen, wo wir sie haben werden und noch mehr dazu. Es gilt jetzt nur, die Organisation der Partei zu verbessern, wo sie hand­greifliche Mängel aufweist, und in der Arbeit der Sammlung der Gesinnungsgenossen nicht nachzulas- sen. Wenn auch eine Auflösung des Reichstages nicht so rasch erwartet wird das wäre unseres Erachtens auch ein schwerer Fehler, so ist doch nicht wahrscheinlich, daß dieses Produkt der Be- thörung sein normales Leben auslebt.

Nach demTagblatt" bemerkte der Kaiser in seiner Schlußrede im Staatsrate:Was die Sozial­demokratie betrifft, ist das meine Sache. Mit dieser »erde ich schon allein fertig werden."

Die nunmehr geschlossenen Beratungen der Abteilungen des Staatsrats haben, wie man ver­nimmt, zu dem ganzen gehofften Ergebnis geführt. Der Kaiser schloß die Beratungen mit einer An­sprache, von welcher diePost" folgendes berichtet: Der Kaiser dankte in warmen Worten der Aner­kennung dem Staatsrate und den zugezogenen Sach­verständigen, namentlich aber den Referenten, für ihre Thätigkeit und fügte etwa folgende Worte hinzu: Treten Sie, meine Herren, der in der Oeffentlich- kcit verbreiteten Meinung entgegen, als wären wir hier zusammengekommen, um etwa ein Geheimnis zur Heilung aller sozialen Schäden und Leiden zu entdecken. Wir haben uns redlich bemüht, die Mit­tel zu finden, um manches zu bessern und die Gren­zen der Möglichkeit zu bestimmen, bis zu welchen die Maßregeln für den Schutz der Arbeiter gehen können und dürfen. Ich hoffe daß Gutes aus Ihren Ratschlägen hervorgehen wird."

Berlin, 28. Febr. DerReichsanzeiger" schreibt:Auf Allerhöchsten Befehl sind die Bot­schafter in London, Paris, Rom und Wien und die Gesandten in Bern, Brüssel, Haag, Kopenhagen und Stockholm angewiesen worden, die dortigen Regie­rungen zu einer Konferenz hehufs Regelung der Arbeit in den industrieellen Anlagen und Bergwer­ken einzuladen. Die betreffenden dem Minister des Auswärtigen übergebenen Schriftstücke besagen: Der Kaiser schlage vor, es solle eine Versammlung statt­finden von Vertretern der Regierungen, welche sich dafür interessieren, das Los der Fabrik- und Minenarbeiter zu verbessern, damit diese über die Fragen von internationaler Bedeutung beraten können. Da die Fragen, welche im Programm erscheinen, ohne politische Tragweite sind, erscheinen dieselben I geeignet, zunächst der Prüfung von Fachmännern unterworfen zu werden. Um die Eröffnung und den weiteren Verlauf zu erleichtern, ließ die kaiserliche Regierung eine der Note beiliegendes Programm entwerfen. Das Programm enthält folgende Haupt­punkte: 1. Regelung der Arbeit in den Bergwer­ken mit den Unterfragen, ob die Beschäftigung unter Tag zu verbieten ist für Kinder unter einem bestimm­ten Lebensalter und für weibliche Personen. Ferner, ob für die Bergwerke, worin die Arbeit der Gesund­heit besonders gefährlich ist, eine Beschränkung der Schichldauer vorzusehen sei; ob es möglich sei, die Regelmäßigkeit der Kohlenförderung und die Siche­rung der Arbeit in den Kohlengruben internationa­ler Regelung zu unterstellen. 2. Die Regelung der Sonntägsarbcit mit der Unterfrage, ob die Arbeit am Sonntag vorbehaltlich der Notfälle zu verbieten und welche Ausnahmen eventuell zu gestatten sind, ob die Ausnahmen durch ein internationales Ab­kommen, durch Gesetz oder Vcrwaltungsmaßregeln zu bestimmen sind. 3. Regelung der Kinderarbeit mit den Unterfragen, ob die Kinderarbeit bis zu einem gewissen Lebensalter von der industriellen Arbeit auszuschließen ist, wie eventuell das aus­schließende Lebensalter zu normieren ist und ob für alle Industriezweige oder nur für verschiedene, und welche Beschränkungen der Arbeitszeit und der Be­schäftigungsart für die Kinderarbeit vorzusehen sind. 4. Die Regelung der Arbeit junger Leute mit den Unterflogen, ob die Arbeit jugendlicher Personen, welche das Kindesalter überschritten haben, zu be­schränken ist und eventuell bis zu welchem Lebens­alter; welche Beschränkungen sind vorzuschreiben, sind für einzelne Industriezweige Abweichungen vor­zusehen? 5. Die Regelung der Arbeit weiblicher Personen mit den Unterfragen, ob die Arbeit ver­heirateter Frauen tags oder nachts einzuschränken ist, ob die Arbeit aller weiblicher Personen einzu­schränken ist, welche Beschränkungen zu empfehlen und ob für einzelne Industriezweige Abweichungen vorzusehen sind, ewentuell für welche? Den Schluß der Fragen bildet die Ausführung der vereinbarten Bestimmungen mit den Unterfragen: Ob Bestimmungen über die Ausführung der zu vereinbarenden Vor­schriften und deren Ueberwachung zu treffen sind, ob wiederholt Konferenzen von Vertretern der be­teiligten Regierungen abzuhalten und welche Auf­träge denselben zu stellen sind.

Berlin, 2. März. Es bestätigt sich, daß die deutsche Arbeiterschutzgesetzgebung nicht von den Er­gebnissen der internationalen Konferenz abhänig ge­macht werden soll. Man erwartet die alsbaldige Einberufung des Reichstages zur Entgegennahme

eines Arbeiterschutzgesetzes, welches bestem Vernehmen nach im wesentlichen mit den vom vorigen Reichs­tage gefaßten Beschlüssen übereinstimmen wird. Eine gleichzeitige Beratung der sozialpolitischen Materie durch die Konferenz und den Reichstag ist nicht aus­geschlossen. Die Teilnahme des Staatsrates an den Vorbereitungsarbeiten für die Sozialgesetzgebung ist mit den beendigten Beratungen der Abteilungen abgeschlossen; die Berufung des Plenums des Staats­rats findet nicht statt. Daß der Reichstag mit der Frage des Sozialistengesetzes befaßt werden wird, gilt nicht als wahrscheinlich; man nimmt an, daß die Verbündeten Regierungen ihre Ansichten über die Zweckdienlichkeit des geltenden Gesetzes geändert haben, und giebt sich der Erwartung hin, daß bei der Aussichtslosigkeit auch einer abgeänderten Vor­lage die Angelegenheit gar nicht an den Reichstag gebracht werden wird.

Berlin, 3. März. Es verlautet hier gerücht­weise, der neue Reichstag werde spätestens gleich nach Ostern einberufen werden. Die Thronrede werde große Ueberraschungen bringen. Das So­zialistengesetz solle aufgehoben, dagegen ein Anarchi­stengesetz eingebracht werden.

DieKölnische Ztg." versichert auf das Be­stimmteste, der Reichskanzler erklärt? noch in allerjüngster Zeit seiner Umgebung in unzweideutiger Weise, er denke nicht daran, abzugehen.

Der Reichskanzler Fürst Bismarck ioü über den neuen Reichstag bereits sein Urteil gefällt und damit gleichzeitig den deutschen Volksvertretern eine recht angenehme Aufgabe gestellt haben. Er soll gesagt haben:Man muß den neuen Reichs­tag zunächst in seinem eigenen Fett schmo­ren lassen."

DieBerl. Pol. Nachr." enthalten einen zwei­fellos inspirierten Artikel, wonach infolge des Wahl­ergebnisses eine liberalere Richtung in der Regierung unmöglich sei. Die Regierung könnte nach Zer­störung der Kartellmehrheit sich lediglich mehr nach rechts wenden.

(Die Krankheit Kaiser Friedrichs.) Aus Lon­don wird gemeldet: In dem Prozesse Sir Morell Mackenzie's gegen Steinkopf, den Berliner Korre­spondenten derSt. James Gazette", wegen Ver­leumdung beschwor Mackenzie, der Krebs sei bei Kaiser Friedrich erst acht Tage vor der Thronbe­steigung definitiv erkannt worden. Steinkopf wurde in die Kosten und zu 1500 Pfund Geldbuße ver­urteilt.

Frankreich.

Der Besieger Boulangers und Minister des Innern, Herr Constans, ist zurückgetreten, angeblich aus persönlichen Differenzen mit dem leitenden Mini­ster Tirard. Man glaubt, daß dieser Rücktritt dem Ministerium, das für französische Verhältnisse ziem­lich lang am Ruder ist, sehr gefährlich werden kann.

Belgien.

Brüssel, 3. März. Belgien wird auf der Berliner Conferenz mit Ausnahme der Sonn­tagsruhe alle Vorschläge bekämpfen, welche die In­dustrie zu Gunsten der Arbeiter belasten. Die bel­gischen Delegierten werden in diesem Sinne instruiert. Bulgarien

Sofia, 3. Marz. EinStandard-Tele­gramm berichtet, Rußland hätte General Dunnato- witsch vor der Verschwörung zum Diktator Bul­gariens ernannt; die gegen Rußland vorliegenden Beweise seien sehr gravierend.

Spanien.

Wie aus Madrid gemeldet wird, sind die dortigen politischen Kreise empfindlich darüber, daß Spanien nicht zur Arbeiterkonferenz eingeladen ist.

Australien.

Ein großes Schiffsunglück wird aus der Südsee gemeldet: Nach einer bei Lloyds in London eingegangenen Depesche ist der PostdampferQuetta", auf der Fahrt von Brisbana nach London, in der Meerenge von Tor res auf einen Felsen gestoßen und sofort gesunken. Etwa 200 Personen sollen er­trunken sein, die Eigentümer des Dampfers erhielten ein Telegramm, nach welchem hundert Personen, darunter der Kapitän, gerettet wurden. Brisbana ist eine bedeutende Stadt in Australien. Die Meer­enge von Torres liegt zwischen Australien und einer Insel-Gruppe von Neu-Guinea.