Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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Dienstag den 28. Januar
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nimmt entgegen jede Poststelle.
Nagold.
Bekanntmachung.
Die Räudekrankheit unter der Schafherde des Schäfers Kienzle in Sulz ist nunmehr wieder erlösche«.
Den 25. Jan. 1890.
K. Oberamt. Amtm. Marquart.
K. Amtsgericht Nagold.
Die Ortsvorsteher
haben die Psandvisitarionsprotokolle sofort hieher einzusenden, da dieselben der Civilkammer des Kgl. Landgerichts Tübingen zur Ensichtnahme vorzulegen sind.
Diejenigen von Nagold, Oberschwandorf, Pfrondorf liegen bereits hier vor.
Nicht einzusenden sind diejenigen von Beuren, Garrweiler, Gaugenwald, Ueberberg, Wenden.
Von Enzthal ist das Güterbuchvisitationsprotokoll mit einzusenden.
Den 22. Jan. 1890.
Oberamtsrichter Daser.
Die Prüfung im Hufbcschlag hat u. a. mit Erfolg bestanden: Johann Georg Rapp von Halter buch.
Gestorben: Den 22. Jan. in Herrenberg: Karl Wünsch, Lehrer; den 22. Jan. in Dornstetten: Georg Schiiten Helm z. Bahnhof; den s4. Jan. in Berg b. Stuttgart: Kommerzienrat G. Kuhn, Mitbesitzer der weit über die Grenzen unseres Landes hinausbekanntcn Maschinen- und Kesselfabrik, Eisen- und Gelbgießerei.
Zu des Kaisers Geburtstag.
Am 27. Januar begeht Kaiser Wilhelm II. seinen 32. Geburtstag. Das deutsche Volk und mit ihm auch wir danken Gott, daß er unserem Vaterlande einen Fürsten gesetzt hat, um den andere Völker uns beneiden. Der Jugend Mut und Feuer wie des gereiften Mannes Weisheit und Besonnenheit vereinigen sich in ihm. Das deutsche Schwert zu Schutz und Trutz nicht rosten zu lassen und durch Anknüpfung persönlicher Bande der Freundschaft und Bundestreue mit anderen Monarchen seinem Volke den Frieden zu sichern: das war seine Arbeit, sein Ehrgeiz, sein opferfreudiges Bemühen bisher. Wie uns erst neuerdings wieder die Abschiedsrede unseres Kaisers an den Reichstag bezeugt, hat er rin warmes Herz für die berechtigten Wünsche und Interessen der bedürftigen Glieder des Volkes, der Arbeiter zumal. Ihnen zu helfen, soweit es überhaupt menschenmöglich ist, will er „als die ernste und erhabene Aufgabe" seines hohen Fürstenberufs betrachten. Aber mit Kraft und mit Ernst tritt er auch ftir die Ueberzeugung ein, daß „eine befriedigende Gestaltung der Lage des Arbeiter» nur auf dem Wege friedlicher und gesetzmäßiger Ordnung zu erreichen sei". So soll die Lösung der immer ernster werdenden sozialen Frage sich vollziehen im vertrauensvollen Zusammenwirken von Fürst und Volk aus dem Boden einer starken und nach allen allen Seiten gerechten Monarchie. Gott erhalte, Gott ^gne den Kaiser!
Zum 27. Januar.
Kaiser Wilhelm II. begeht zum zweiten Male, seitdem die deutsche Kaiserkrone sein Haupt schmückt, seinen Geburtstag. Vor einem Jahre zitterten die Trauerklänge aus dem Jahre 1888 noch leise herein in die Festfeier, in diesem Jahre wirft das plötzliche Hinscheiden der erhabenen Großmutter des Herrschers, der Kaiserin August«, einen leichten Schatten aus das frohe Begehen des 27. Januar. Aber unser Kaiser selbst ist uns doch in voller, unverminderter Jugendkraft erhalten, der kräftige Körper des an strenge Arbeit und unermüdliche Thätigkeit gewöhnten Herrschers hat alle die zahlreichen Strapazen, welche das letzte Lebensjahr mit sich brachte, erfolgreich überstanden. Des deutschen Kaisers Leben ist Thätigkeit; wie Kaiser Wilhelm I. noch in seiner Sterbestunde sprach: „Ich habe keine Zeit, müde zu sein!", wie Kaiser Friedrich in der Erfüllung seiner Regentenpflichten seine qualvollen Leiden vergaß, so gilt auch für Kaiser Wilhelm II. das Wort: „Arbeit ist Leben!" Der Monarch, der, wie er in seiner ersten Thronrede aussprach, sich nur als des Staates ersten Diener ansieht, hat nicht viel Gelegenheit zu langer Maße; der Herrscher, der nicht nur unterschreibt, sondern streng jeden Erlaß prüft, der ins Land hinausgeht, muß sich die freien Minuten sorgsam absparen. Und auf die rastlose Arbeit blühen dem Kaiser nur mäßige Erholungen. Die Nordlandfahrt im vergangenen Sommer war die einzige größere Ruhepause, denen im Herbst einige kleine Jagdausflüge gefolgt sind, auf welchen der Kaiser, frei von aller Etikette, nur sich selbst lebte. So sind die Tage des Jahres dahingegangen; sie haben dem Oberhaupte des deutschen Reiches manche glänzende Ehre, viel Arbeit, viele Regierungssorgen und auch persönlichen Kummer bereitet. Die Kaiserkrone leuchtet strahlend durch die Welt, aber sie will auch mit Kraft und unermüdeter Ausdauer getragen sein. In verschiedenen Kundgebungen weist der Kaiser darauf hin, daß sein Amt schwer, mit der Kaiserwürde auch Bürde verbunden sei. Nun. wir können stolz darauf sein, daß das deutsche Reich ein Oberhaupt behalten hat, welches nicht nur Kaiser heißt, sondern auch Kaiser ist, es trotz seiner Jugend verstanden hat, bei allen großen Monarchen Zuneigung und Freundschaft zu erwecken. Eine politische That ist es vor allem, auf welche Kaiser Wilhelm II. stolz sein und die er als persönliches Verdienst in Anspruch nehmen kann, nämlich die Thatsache, daß eS ihm gelungen, den russischen Kaiser in gewissem Sinne für sich und damit für Deutschland zu gewinnen. Es giebt keinen Fürsten der Jetztzeit, welcher schwerer als Alexander III. zu behandeln wäre, und der persönliche Erfolg deS deutschen Kaisers hat sich auch zu einem Erfolge der deutschen Politik gestaltet. Unser Kaiser hat Vorteile für das Reich errungen, das ist zweifellos, und kein willkdmmeneres Geschenk konnte er zum neuen Jahre den Deutschen aller Stämme bereiten, als indem er aussprach: „Der Friede ist gegenwärtig vollständig gesichert!" Damit ist ein Herzenswunsch von Alldeutschland erfüllt, und Alldeutschlands beste und herzlichste Wünsche fliegen dem Monarchen zu zu seinem 3l. Geburtstage. Möge eine lange und gesegnete Regierung ihm und Glück dem deutschen Volke unter dieser Regierung beschieden sein! Ein junger Fürst ist manchen Gefahren auSgesetzt, und je größer der Staat, über den er das Scepter führt, um so größer diese Gefahren. Kaiser Wilhelm II.
bestieg den Thron mit 29 Jahren; aber bis heute hat er sich als voller und ganzer Mann, als ächte Herrschergestalt bewiesen, der die Offenheit und geraden Wege liebt, auf den alle künstlich gesponnenen Jntriguen und Machinationen keinen Einfluß haben. Der Kaiser hat seine Autorität nach jeder Seite hin unbedingt gewahrt, und daß dies ungemein schwer war, unterliegt keinem Zweifel. Ganz wider Erwarten schnell wurde der Monarch auf den Thron berufen, er, der noch vieles lernen wollte, sollte nun uut einem Male Meister sein, die entscheidende Stimme über die höchsten Güter der Nation, über das Wohl und Wehe des Volkes abgeben. Mit seinem klaren Blick und scharfen Geistesgaben hat der Kaiser eine eminent selbständige Stellung gewonnen und behalten, indem er nichtsdestoweniger zu lernen fortfuhr, wo es zu lernen gab. Die persönliche Kommandoführung, die heute ein gewaltiges Wissen und große Erfahrung erheischt, hat der Kaiser auch bei den vorjährigen großen Manöver» wieder übernommen, obgleich es selbstverständlich für den obersten Kriegsherrn nicht leicht sein kann, seine persönlichen Anordnungen der Kritik auszusetzen. Aber nur die Uebung läßt de« Meister erstehen. Daß Kaiser Wilhelm II. bei seiner praktisch und arbeitsam angelegten Natur einen weitgehenden Einfluß auf die gesamte Reichspolitik ausübt, ist außer Frage. Dafür spricht die Thatsache, daß jetzt zum ersten Male eine ganze Reichstagssession vergangen ist, ohne daß der Reichskanzler Fürst Bismarck in Berlin war. „Der Kaiser wird einst sein eigener Kanzler sein!" Wer denkt nicht an diese Worte?
Der hochstehende deutsche Kaiser ist persönlich ein schlichter deutscher Mann, der gern dem Volke nahe tritt. Sein Amt ist schwer; der Kaiser hat eS selbst gesagt. Aber den reichen Mühen folgt auch reicher Lohn, denn höher als alles, was Fürstenglanz und die Herrlichkeit der Königsschlösser je gewähren kann, steht die Liebe des Volkes zu seinem Kaiser. Und das geeinte deutsche Volk bricht heute aus in den einmütigen Ruf:
„Heil unserem Kaiser Wilhelm II."
Tages Neuigkeiten.
Deutsches Reich.
Unterjettin gen, 24. Jan. In der Lande- rer'schen Heilanstalt in Göppingen ist gestern der frühere hiesige Schultheiß Ren schier gestorben.
Stuttgart, 24. Jan. Die Erholung I. M. der Königin macht die erfreulichsten Fortschritte. Der Kräftezustand hat sich wesentlich gehoben und Ihre Majestät bringt wieder einen großen Teil des Tages außer Bette zu.
Stuttgart, 24. Jan. Das Urteil in der Straffache wegen des Vaihinger Eisenbahnunglücks lautet: Finanzrat Lang und Bahnhofverwalter Schwenninger werden zu je 6 Monaten, Bahnwärter Degenfelder zu 3, Bahnwärter Griebzu 2 Monaten Gefängnis verurteilt, der Heizer und provisorische Lokomotivführer Wiedmann wird freigesprochen. An den Kosten des Verfahrens haben Lang und Schwenniger je */», die beiden Bahnwärter je '/io zu tragen. Die Urteilsgründe besagen: Bei Schwenninger war soviel als sicher anzunehmen, daß er von dem Wärter auf Posten Nr. 13 eine Telephonnachricht erhalten hat, bei der es nicht vollständig erwiesen ist, ob er sie verstanden hat oder nicht, von der erjaber wissen mußte,, daß sie nur statt-
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