Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

131.

Ersckcnit wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 4, in dem Bezirk 1 <l,

anderhalb des Bezirks 1 ^ 20 Monats­abonnement nach Verhältnis.

Donnerstag den 7. November

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wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4, bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegcben sein.

1889 .

Z,»m Abonnement

auf den

für die Monate

Bovembe^ & Dezembers

laden wir freundlichst ein. Neu eintrctendeu Abon­nenten wird Eiscnbahnfahrplan und Plauderstübchen mit der Erzählung nachgeiiefert.

Die Expedition.

Amtliches.

Nagold.

Arr die Hrstsvorstehev.

Liquidirung des Aufwands für die Bezirksstraßen­unterhaltung betreffend.

Den OrILvorstehern gehen mit der morgigen Post 5 Formularen nebst einem gedruckten Erlaß des K. Ministeriums des Innern vom 14. Okt. d. I. Ziffer 10934, betreffend die Ermittlung des Auf­wands für die Unterhaltung der Nachbarschastsstraßen, sowie der Etterstreckcn derselben und der Etterstrecken der Staatsstraßen pro >. Ap. 1884 bis 31. März 1887, mit dem Aufträge zu, diese Formulare genau ausznfüllen und

längstens bis 25. Nov. d. Js.

entsprechend beurkundet hieher vorzulegen.

Den 4. Nov 1889..

K. Oberamt. Or. Gugel.

Nagold.

An die H. Bcrdvaltungsactnare des Bezirks.

Dieselben werden zufolge des eben angeführten, auf jedes Rathaus des Bezirks hinausgegebenen Ministerialerlasses Nro. 10934 Ziff. 3 Abs. 3 ange­wiesen, von jetzt ab, wenigstens in den Unterrubriken der öffentlichen Rechnungen, den Unterhaltungsauf­wand für Nachbarschaftsstraßen, Etterstrecken von Nachbarschaftsstraßen und Etterstrecken von Staats­straßen so zur Darstellung zu bringen, wie er in dem genannten Mimsterialerlaß beigelegten Formular 2 ausgeschieden ist.

Den 4. November 1889.

K. Oberamt. Or. Gugel.

l. Oberamt.

An die Gemeinderäte.

Die Gemeinderäte werden an die Vornahme der in Art. 8 des Gesetzes vom 19. Mai 1852 (Reg.-Bl. S. 125 ff.) vvrgeschriebenen alljährlichen Prüfung der Mobiliarversicherungsverträge erinnert und zugleich veranlaßt, hiebei mit der größten Ge­nauigkeit zu verfahren. Falls Zweifel bestehen, sind die versicherten Gegenstände durch eine gemeinde- rötliche Deputation zu besichtigen. Die geschehene Prüfung ist auf dem Verzeichnis über die Mobi­liarversicherungsverträge oder im Gemeinderatspro­tokoll vorzumerken.

Nagold, den 5. Nov. 1889.

K. Oberamt. Or. Gugel.

Nagold.

Bekanntmachung.

s Durch Erlaß K. Kreisregierung Reutlingen vom 4. d. Mts. ist die Abhaltung des auf den 7. d. Mts. fallenden Rindvieh und Schweinemarkts in Haiterbach wegen der herrschenden Maul- un- Klauenseuche untersagt worden.

Den 5. Novbr. 1889.

K. Oberamt. Amtm. Marquart.

Am 1. Nov. wurde von der evangelischen Oberschul- tchörde die zweite Schulstclle in Erpfingen (Reutlingen), dem Schullehrer Weber in Hochdorf (Freudenstcidt), die Schul­stelle in Sternenfcls (Knittlingen), dem Schullehrer Schimpf in Kuppingen (Herrcnbecg), die in Unterreichenbach (Calw), dem Schullehrer Singer in Maichingen übertragen.

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

* Nagold, 5. Nov. Am vergangenen Sonn­tag nachts zwischen 9 und 10 Uhr machten sich zwei junge Bürschchen das Vergnügen, mehrere junge Bäumchen an der Calwerstraße auf hiesiger Mar­kung auszureißen und an einigen Sicherheitsschranken, Grabenbrückchen und dem Grenzstock ihre Zerstörungs­wut auszuüben. Zum Glück schon am andern Morgen früh gelang es dem Landjäger Knödel, die Gutedel ausfindig und dingfest zu machen, wofür ihm die Stadlpslege eine angemessene Belohnung zusicherte.

Das Leichenbegängnis der Frau Oekonomierat Ruoff von Sindlingen auf den Friedhof von ünterjettingen war ein ungemein zahlreiches. Dabei waren Leidtragende von Rottenburg, die Be- zirksbcamten von Herrenberg, die Ortsvorstände und viele Geschäftsleute der umliegenden Gemeinden zu bemerken, Wohl ein Beweis der Achtung und Teil­nahme gegenüber der in tiefe Trauer versetzten Fa­milie. Auch zur Beerdigung des Schultheißen Klenk in Gündringen fanden sich so viele Leid­tragende ein, daß den Friedhof daselbst nicht oft eine so zahlreiche Menschenmenge betreten haben wird.

Ergenzingen, 29. Okt. Gründung einer Darlehenskasse. In der neuesten Versammlung im Gasthofz. Linde", bei welcher Hr. Pfarrer Reiter aus Vollmaringen den äußerst zahlreich versammelten Zuhörern die Darlehenskassen eingehend beleuchtete, ist nun ein solches Institut gegründet worden. So­fort traten 88 Mitglieder dem Vereine bei.

Horb, 1. Nov. In Eutingen verletzte sich der dortige Lammwirt an der Hand dadurch, daß er sich an einem rostigen Drahtende ritzte, wodurch Blutvergiftung eintrat. Andern Tags schon schwoll Hand und Arm stark an, so daß man befürchtete, der Arm müsse amputiert werden, was jedoch der emsigen Thätigkeit des dortigen Arztes zu danken ist, daß dieses unterlassen werden konnte. Die je­doch vorgenommene Operation soll dem Verletzten große Schmerzen verursacht haben und derselbe noch nicht außer Gefahr sein.

In Feuerbach brach am 4. Nov. nachts zweimal Feuer aus: llz7 Uhr brannte eine Scheuer und um 12 Uhr die Zehntscheuer mit ihren Vor­räten ab. Brandstiftung wahrscheinlich.

Stuttgart, 4. Nov. Heute vormittag er­folgte im Königsbau die feierliche Eröffnung des Bazars zu Gunsten eines evangel. Gemeindehau­ses im südwestlichen Stadtteile.

Stuttgart, 4. Nov. Nach einem Berichte des Zentralimpfarztes Dr. Wiedenmann ist im Vorjahr kein einziger Fall tötlich verlaufender Pocken­krankheit hier vorgekommen, was auf das ausge­dehnte Jmpfverfahren zurückgeführt werden muß. Mit der Lymphe, welche von 48 gesunden Tieren gewonnen wurden, sind innerhalb Württembergs im Jahre 1888 80000 Impfungen bei Kindern und 6000 beim Militär vorgenommen worden.

Balingen, 3. Nov. Se. Maj. der König hat der Amtskörperschaft Balingen einen Beitrag von 10500 zu den Kosten des Baues eines Bezirkskrankenhauses gnädigst verwilligt.

Brand fälle: Am 3. Novbr. in Sindel-

i fingen OA. Böblingen das Wohnhaus des Zeug- i lesfabrikanten Firnrohr und Glasers Ulmer. Am 5.

^ November in Unterthalheim ein einzeln stehen- , des Haus.

Frankfurt a. M., 5 Nov. DieFranks.

^ Zeitung" meldet aus Berlin: Die Entscheidung über ! das Sozialistengesetz wird dadurch noch komplizier­ter, daß die Konservativen aufs entschiedenste sich weigern, den von den Nationalliberalen gestellten - Abänderungsanträgen zuzustimmen.

In dem Coucierzug 4 Pari s-K ö l n ezplo- ! dierte am 3. in Rothe Erde bei Aachen die Lampe im Damen- Schlafkoupe. Die Betten wurden in Brand gesetzt. Die Damen wurden gerettet.

Graf Kalnoky, der österreichische Minister ! des Aeußeren, wellt nun seit Sonnabend Mittag l beim Reichskanzler Fürsten Bismarck in Friedrichs- ! ruh, um mit diesem in aller Ruhe Politik zu treiben.

> Der Besuch des Grafen Kalnoky soll bis 4. No­vember dauern. Ist bereits abgereist.

^ Berlin, 3. Nov. Das Kaiserpaar ist gestern , morgen in Konstantinopel im besten Wohlsein einge­troffen. Der Kaiser sandte dem Reichskanzler nach- i stehendes Telegramm aus Mdiz-Palais, morgens ! 11 Uhr:Konstantinopel bei schönem Wetter soeben erreicht, unbeschreiblich schöner Anblick. Wilhelm."

Berlin, 2. Novbr. Crispi wird sich, wie I das Tagblatt meldet, auf direkte Einladung des Kai­sers Wilhelm gelegentlich des Besuches in Monza demnächst nach Berlin begeben, dabei natürlich auch den Reichskanzler besuchen.

Berlin, 4. Nov. Die Londoner Morgen­blätter, namentlich dieTimes", bringen sehr aus­führliche Berichte aus Konstantinopel. Alle legen i dem Besuche des deutschen Kaisers eine hervor- ! ragende politische Bedeutung bei. Deutschland, so ! bemerken dieTimes" und derStandard" nicht ohne Bedauern, habe den größten Einfluß bei der Pforte gewonnen; das deutsche Element dringe über­all in die Verwaltung und in den Handel ein, und der Kaiserbesuch werde Deutschlands Einfluß für die nächsten Jahre wenigstens ausschlaggebend gestalten. Dies könne bei den unzweifelhaften friedlichen Ten­denzen der deutschen Politik zum Segen Europas und der Türkei ausfallen; es berge aber auch ge­wisse Gefahren in sich. Der Korrespondent der Times" ist überzeugt, daß wenn auch kein offener, so doch ein prinzipieller Anschluß der Türkei an den Drei­bund eines der Resultate des Kaiserbesuches sein werde.

Ein Artikel derKöln. Ztg." bezeichnet es von vornherein als ausgeschlossen, daß bei dem Be­such des Kaisers in Konstantinopel politische Abmachungen getroffen werden und daß versucht werde, die Türkei zum Beitritt in den Dreibund zu bestimmen. Der Besuch werde aber den Sultan ermutigen, die wirtschaftlichen Kräfte des Landes in friedlicher Entwicklung weiter zu heben und zu för­dern. Deutschland versuche seit Jahren, die Türkei in diesem Aufschwünge zu unterstützen. Der Besuch werde wohl bewirken, weitere deutsche wirtschaftliche Kräfte für die Türkei nutzbar zu machen.

Bebel's Reichstagsrede, in der er Frankreich gewaltig heraus strich, wird von den Pariser Blättern natürlich sehr gelobt. Den auf­merksameren Zeitungen entgeht es aber nicht, daß der deutsche Sozialistenführer Rußland schnöde an­gegriffen hat und sie waschen ihm den Kopf wegen seines Mangels an Hochachtung vor dem Freunde Frankreichs.