im Badischen eingeliefert worden, aber dort wieder entflohen und wurde dann auf dem Ruhestein fest­genommen und hieher verbracht.

Stuttgart, 11. Okt. Das Befinden der beim Eisenbahnunglück von Vaihingen a. d. F. ver­letzten Personen ist ein zufriedenstellendes. Auch der Zustand der Frau Wurster, die am Mittwoch abend von einem Mädchen glücklich entbunden wurde, ist ein befriedigender.

Stuttgart, 11. Oktober. Vorletzte Nacht stürzte aus dem dritten Stockwerk der großen Jn- fanterickaserne ein Soldat der 9. Kompagnie des Grenadierregiments Königin Olga, nur mit Hemd und Unterhose bekleidet, in den Kasernenhof herunter. Bald nach der Verbringung ins Garnisonslazaret ist derselbe seinen schweren Verletzungen erlegen.

Urach, 10. Okt. Auch hier haben die bürger­lichen Kollegien beschlossen, von den Hundebesitzern «ine Ortssteuer zu erheben, und zwar soll dieselbe 8 ^ betragen, so daß jetzt hier für den Hund 16 Mark Steuer bezahlt werden müssen. Die Hunde der Schäfer und diejenigen auf der Bleiche sind von der örtlichen Abgabe frei.

Ulm, 11. Okt. Die Bierbrauerei zum gol- denen Ochsen ist um den Preis von 900 000 ^ in den Besitz der bisherigen Mitbesitzerin, August Leibingers Witwe, übergegangen. Der seitherige! Mitbesitzer Paul Leibinger tritt aus. j

München, 10. Okt. Fürst Ferdinand von Bulgarien ist vergangene Nacht in Begleitung eines Kavaliers mit dem Orientexpreßzug über Wien hier eingetroffen und im Hotel Bayerischer Hof ab­gestiegen. Vormittags 11 Uhr besuchte er seine Mutter, Herzogin Clementine von Sachsen-Koburg, auf Schloß Biederstem, sowie seine Schwester und seinen Schwager, Herzog und Herzogin Max Jma- nuel. Wie denN. N." mitgeteilt wird, soll sich Fürst Ferdinand nach Berlin begeben.

München, 10. Okt. Ernährung der Solda­ten. DieM. N. N." schreiben: In der hiesigen Garnison werden zur Zeit Erhebungen darüber an­gestellt, ob die den Soldaten gereichte Nahrung aus­reicht oder nicht. Es hat sich nämlich herausgestellt, daß diejenigen Soldaten, die eines privaten Zuschus­ses entbehren, unmöglich die verlangte körperliche Leistungsfähigkeit darbieten können. Die Aerzte sind angewiesen, nach den monatlichen Berbrauchstabellen der Küche die einzelnen Nahrungsmittel auf Gehalt an Eiweiß, Fett, Kohlehydraten zu berechnen. Die Berechnung geschieht hauptsächlich nach den Werten von Pettenkoser und Voit. Dabei ist, wie die Mün­chener Forscher oft betont haben, noch lange nicht ein Genüge geschaffen mit der Darreichung der be­rechneten Menge an Nahrungsstoffen, sondern es müssen Genußmittel gereicht, für Schmackhaftigkeit muß gesorgt werden, ebenso muß viel Wechsel in der Nahrung fei«. Sobald diese Erhebungen beendet sind, soll je nach dem Ausfall derselben eventuell eine Vorlage an den Landtag gehen.

Augsburg, 10. Oktober. Die vereinigten Feingoldschlügereibesitzer Bayerns beschlossen dahier die Einführung der lOstündigen Arbeitszeit, sowie eine Preiserhöhung von 34 Prozent.

Saarbrücken, 10. Okt. (Kohlenmangel.) In verschiedenen Saar-Eisenwerken ist wegen Koh­lenmangels eine partielle Arbeitseinstellung erfolgt. Man befürchtet für den Winter größere Kalamitäten

Mit einer an Wahnwitz grenzenden Grausam­keit hat ein zeitweilig in Chemnitz wohnender Schuhmacher seine 5jährige Tochter gequält. Er band dem unglücklichen Wesen Hände und Füße mit Draht fest zusammen und ließ es in dieser Lage während einer ganzen Nacht auf dem Fußboden der Stube liegen. Er hielt auch die Hände des Mäd­chens gegen den glühenden Ofen und schlug dann,. als er sah, daß die Brandwunden heilen wollten,' mit dem Stock darauf, bis die Haut barst und Blut ^ hervorspritzte. Er wurde zu 1 Jahr und 3 Mona­ten Gefängnis verurteilt. !

Gegen die schlesischen Bergleute, die am 14. Äai an den Ausschreitungen auf derGlück-! hilf-" undFricdenshoffnungs-Grube" teilgenommen ^ hatten, ist am Mittwoch von dem Schwurgericht in > Urteil gefällt worden. Die 3-!

friedensbruchS zu Gefängnisstrafen von 1 bis 1*/, Jahren verurteilt worden.

Berlin, II. Okt. DerReichs-Anzeiger" schließt eine Begrüßung des Zaren mit folgen­den Worten: Mit den kaiserl. Majestäten vereinigt sich das deutsche Volk in dem Wunsche, daß der hohe Besuch beiden Nationen zum Heil und Segen ge­reichen möge.

Berlin, 11. Okt. Der Z a r ist Punkt 10 Uhr hier eingetroffcn, der Lehrter Bahnhof war festlich geschmückt. Die Begrüßung des Kaisers mit dem Zaren war herzlich; außer dem Kaiser waren der Reichskanzler, der Staatsminister Graf Herbert Bismarck, die Generalität und die obersten Hof­chargen bei der Ankunft zugegen.

Berlin, 11. Okt. An dem von dem Bot­schafter Grafen Schuwaloff im russischen Botschaf­terpalais dargebotenen Frühstück nahmen Kaiser Wilhelm und die übrigen Fürstlichkeiten teil. Graf Schuwaloff hieß, sein Glas erhebend, Kaiser Ale­xander willkommen und brachte ein Hoch auf densel­ben aus. Das Musikkorps des Alexanderregiments, welches die Tafelmusik machte, spielte die russische Nationalhymne. Gleich darauf brachte Kaiser Ale­xander mit kurzen Worten in der französischen Sprache die Gesundheit Kaiser Wilhelm's aus. Der Verlauf des Frühstücks zeigte eine große Herzlich­keit zwischen den beiden Souveränen. Kaiser Ale­xander drückte schon vorher gegen seine Umgebung seine große Befriedigung über den Empfang aus.

Berlin, 11. Okt. Kaiser Alexander fährt heute Nachmittag nach Charlottenburg, um am Sarge Kaiser Wilhelms im Mausoleum einen Kranz nieder­zulegen. Nach der Rückkehr soll der Reichskanzler empfangen werden.

Berlin, 11. Okt. Bei der heutigen Galata­fel zu Ehren des Zaren brachte Kaiser Wilhelm folgenden Trinkspruch aus:Ich trinke auf das Wohl Meines verehrten Freundes und Gastes. Sr. Majestät des Kaisers von Rußland, und auf die Dauer der zwischen Unseren Häusern seit mehr als hundert Jahren bestehenden Freundschaft, welche Ich als ein von Meinen Vorfahren überkommenes Erb­teil zu pflegen entschlossen bin." Kaiser Alexander dankte in französischer Sprache für die freundlichen Gefühle Kaiser Wilhelms und trank auf das Wohl des Kaisers und der Kaiserin. Hierauf trank der Zar dem Reichskanzler zu, welcher sich erhob, ste­hend das Glas leerte und sich tief verbeugte. Da­rauf trank Kaiser Wilhelm dem russische n Botschaf­ter, Graf Schuwaloff, zu, der gleichfalls stehend sein Glas leerte und sich tief verneigte.

Berlin, 11. Okt. Der Reichskanzler ver­weilte über 1 Stunde bei dem russischen Kaiser. Bei seinem Weggang gab der russische Botschafter, Graf Schuwaloff, dem Reichskanzler bis zum Wa­gen das Geleit.

Berlin, 13. Okt. Nach demReichsanzeiger" lautet der Trinkspruch des Kaisers Alexander bei dem Prunkmahl: Ich danke Ew. Majestät für die gute Gesinnung und ich teile vollkommen die Ge­fühle, welche Sie mir soeben ausgedrückt haben. Ich trinke auf die Gesundheit Seiner Majestät des Kaisers und Königs.

Der Empfang des Kaisers von Rußland in Berlin ist seiten) der Bevölkerung, den offiziellen Berichten nach,sympathischst" verlaufen. DerFrks. Ztg." zufolge war der Empfang des Zaren kühl und statt des sonstigen erdrückenden ZusammeusLrömens des Publikums bei derartigen Anlässen hatte sich nur ein vergleichsweise mäßiges Publikum cingefunden, das sich mit achtungsvollem Gruße begnügte. Beide Kaiser sollen, wenigstens auf der Fahrt nach dem Schlosse, sehr ernst ausgesehen haben.

Der Kaiser ist aus Kiel wieder in Berlin eingetroffen. Die englischen Geschwaderoffiziere rechnen es sich zur hohen Ehre an, daß der Kaiser persönlich zu ihrem Empfange im deutschen Reichs­kriegshafen anwesend war, und sind besonders er- freut über die Lobesworte, welche der Monarch ih­ren Schiffen wiederholt spendete. Gut getroffen haben es auch die Arbeiter der kaiserlichen Werft, Schweidnitz das Urteil gefällt worden. Die 3- j denen auf kaiserlichen Befehl in Anerkennung ihrer delsführer werden wegen schweren Landfriedcnsbruchs ! Thätigkeit der doppelte Tagelohn gezahlt worden ist. 2^/2 bezw. 2 Jahre Zuchthaus zu verbüßen Habens Ursprünglich hatte man allgemein angenommen, der 21 Angeklagte, denen mildernde Umstände zugebilligt! Kaiser werde bis zum Eintreffen des Zaren in Kiel wurden, haben Gefängnisstrafen von IU 2 bis 3 bleiben, diese Erwartung ist aber, wie gesagt, nicht, Jahren erhalten, und 14 sind wegen einfachen Land- erfüllt.

Der Kaiser und die Kaiserin verlassen am 17. Oktober Berlin, treffen am 19. in Monza ein, bleiben daselbst 2 Tage und schiffen sich dann von Genua aus nach Athen ein. Der ursprünglich beabsichtigte Besuch Neapels ist aufgegeben.

Der Reichskanzler ist vormittags zum Vortrage bei dem Kaiser nach Potsdam gefahren. Die Anwesenheit des Reichskanzlers in Berlin gilt nur dem Besuche des Zaren. Er kehrt nach dem­selben nach Friedrichsruhe zurück.

Wie Berliner Blätter Mitteilen, wird einer der beim Fürsten Bismarck in Friedrichsruhe mit Edisons Phonographen aufgenommenen Aussprüche in unzähligen, wenn nötig >0 000 Abdrücken, her- gestellt werden. Edison wird jedem nennenswerten Institut in Deutschland, allen Behörden und Ver­einigungen, die für die Dauer gegründet sind, je einen Abdruck zugängig machen, damit noch nach Jahrhunderten überall in Deutschland neben dem Bilde des Kanzlers auch seine Stimme lebendig werden könne.

Berlin, 11. Okt. Aus Petersburg hört das B. T.", daß dortige Blätter die Rückkehr des Prinzen Ferdinand von Coburg nach Bulgarien bezweifeln.

Berlin, 12. Okt. Einer Konstantinopeler , Depesche desBerliner Tageblatt" zufolge würde der König von Griechenland auf dringende ! Einladung des Sultans mit dem deutschen Kaiser ! nach Konstantinopel kommen.

! Berlin, 12. Okt. Von den 249 Mill. Mark, ! die der Anleiheentwurf verlangt, sind 120 Millionen ! für das Heer bestimmt. Die Errichtung einer Land­wehrartillerie ist in Aussicht genommen.

! Berlin, 12. Okt. Laut einer gestern abge- ! gebenen Erklärung in der Tonhalle treten Stöcker ! und die christlich-soziale Partei von einer öffentlichen Thätigkeit bei der Wahlagitation zurück. Aus i München wird gemeldet: Fürst Ferdinand von Bulgarien reiste über Lindau nach der Schweiz ab.

Die Ausrüstung der Armee mit rauch­freiem Pulver soll, wie dieKreuzzeitung" meldet, nahezu vollendet sein. Nur für die Artillerie fehle die Munition noch.

Aschaffenburg, 10. Okt. In Stetten bei Karlstadt brach vorgestern ein großer Brand aus, der trotz der Hilfe der rasch herbeigeeilten Feuerwehr und der Einwohnerschaft so schnell um sich griff, daß binnen kurzer Zeit zwölf Wohnhäuser, dreißig Scheu­nen und zwanzig Nebengebäude ein Raub der Flam­men wurden.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 11. Okt. DasFremdenblatt" schreibt: Das Erscheinen des Zaren in Berlin zeige den besten Willen dieses mächtigen Monarchen, die freund­schaftlichen Beziehungen der Höfe und Reiche weiter zu pflegen; auch sei die Möglichkeit gewährt, Miß- Verständnisse und Mißdeutungen über die Ziele des Dreibundes auszuschließen.

Essegg, 9 Okt. (Enthüllungen über Bischof Stroßmayer.) In der heutigen Verwaltungs-Aus- schnßsitzung des Veröczer Komitates machte Vizege­span Cuvay Enthüllungen, denen zufolge sich Bi­schof Stroßmayer im Laufe der Jahre auf gesetz­widrige Art um viele Millionen Gulden bereicherte. In den Enthüllungen über die Verwaltung des bestdotierten Kirchengutes in Oesterreich betont Vi­zegespan Cuvay, daß Bischof Stroßmayer durch volle 40 Jahre die Eichenbestände, welche früher einen Urwald bildeten, gänzlich ruinierte.

Belgien.

Brüssel, 10. Okt. Die Regierung beschloß endgültig die Einführung des Mausergewehres für die belgische Armee. Die Delegiertenversammlung der liberalen Vereine Belgiens beschloß die Einbe­rufung eines liberalen Kongresses behufs Aufnahme der Verfassungsänderung in das liberale Partei­programm.

Brüssel, 12. Okt. DerNord" feiert heute den Besuch des Zaren in Berlin, welcher neue Friedensgarantieen biete.

Brüssel, 12. Okt. Der Bergmannsstreik im belgisch-französischen Grenzgebiete wächst; bisher streiken 10 000 Bergleute.

Frankreich.

Paris, 11. Okt. König Milan von Serbien ist heute hier angekommen.