benommen sei, diejenigen Hunde von der Erhebung eines Zuschlags auszunehmen, welche zum Hüten von Schafen verwendet werden.

Br and fälle: Am 18. ds. die Spinnerei Unter Hausen (Reutlingen); der Schaden beläuft sich auf I'/z Mill. in Wehingen (Spaichingen) am 17. d. das Wohnhaus und ein Teil der Scheuer des Flaschners Joseph Rees; in Oberreute (Kiß- legg) am 15. d. das Anwesen des Joseph Rvgg.

Der soeben verstorbene Bischof Meckert von Pass au war zwar ein aufrichtig frommer Mann, aber nicht nach dem Herzen vieler seiner Geistlichen; denn er war kein Zeterer und Eiferer, verdammte wicht Welt und Menschen und that Gutes an Jeder­mann. Sehr übel nahmen es ihm seine Geistlichen, daß er in seinen Freistunden gern mit den Offizieren der Garnison heiter verkehrte, deren Kasino besuchte und sogar Ehrenmitglied wurde. In seinem Testa­ment vermachte er dem Regiment 20000 ^ zur Erziehung von Kindern der Unteroffiziere.

Berlin, 18. März. Der Kriegsministerwechsel soll nach beendeter Militärvorlagc stattfinden. Als Nachfolger Bronsart v. Schellendorfs wird der Gou­verneur von Straßburg General Werder genannt.

Berlin, 18. März. Die LondonerTimes" berichtet aus Sansibar vom 17. März: Der englische Konsul forderte alle i« Dar-es-Saalam ansässigen Engländer auf, den Ort zu verlassen, da der deutsche Admiral infolge einer amtlichen Kundmachung beab­sichtige, den Ort zu züchtigen.

Berlin, 18. März. Das weitere Erscheinen derVolkszeitung" ist aus Grund des Sozialisten­gesetzes untersagt.

Die kaiserliche Kabinetsordre wegen des Tra­gens des neuen Degens für die Infanterie ist jetzt ergangen. Der neue Degen hat einen vergoldeten Korb mit einem preußischen Adler, steckt in einer Stahlscheide und wird an zwei Riemen getragen, ohne zu schleppen.

Die Samoakonferenz wird Anfang April in Berlin zusammentreten. Die Leitung derselben wird voraussichtlich Fürst Bismarck selbst und für Fälle seiner Behinderung Graf Herbert Bismarck über­nehmen. ^

Deutscher Reichstag. Freitagssitzung. Be-, raten wurde der Nachtragsctat. Saatssekretär Frhr. ^ v. Maltzahn legte kurz dar, daß über die Forde- ! rungen für die Artillerie und die Marine in der Bud- ^ getkommisfion Auskunft gegeben werden sollte. Abgg. v. Bennigsen (natlib.), Graf Behr (freikons.), von ^ Helldorf (kons.) stimmten der Vorlage im Allgemei­nen zu und behielten sich Näheres für die Budget- ! kommission vor. Abg. Windthorst erklärte, er habe bisher die Ueberzeugung von der Notwendigkeit der! neuen Ausgaben nicht gewonnen und werde also die Darlegungen in der Kommission abwarten. Abg. Richter (sreis.) führte aus, daß die Artillerievermeh- > rung durch die Verhältnisse in den Nachbarstaaten nicht begründet sei. jWir hätten verhältnismäßig ebensoviel Material und bespannte Geschütze, wie Frankreich. Tie Teilung der Marineverwaltung ! würde geradezu schädlich wirken, hiegegen hätten sich ! früher schon bekannte Marineoffiziere ausgesprochen. ! Kricgsminister Bronsart v. Schellendors antwortete, daß Frankreich uns weit voraus sei, und wir doch nicht ganz zurückbleiben könnten. Wer Deutschland wehrlos mache, der mache es auch ehrlos. Admiral , Heusncr erklärte, daß die Trennung der Marinever­waltung geboten sei. Die Arbeitslast und der Um- ' fang des Ressorts seien so gewaltig, daß die Kräfte einer Person nicht mehr zur Leitung genügen. Abg. Bebel lehnte die Forderungen rundweg ab. Die Vorlage wurde sodann einer Kommission von 24 Mitgliedern überwiesen.

Deutscher Reichstag. Sonnabendsitzung. Bei äußerst schwach besetztem Hause wurde nach Er­ledigung mehrerer kleiner Sachen der Entwurf betr. die Aushebung des im Branntweinsteuergcsetz vorge- schriebcnen Reinigungszwanges beraten. Ter Abg. Mayer-Halle bat, die Vorlage sofort anzunehmen. Seine Partei habe schon bei der Beratung des Branntwcinsteuergesetzes gesagt, daß es unmöglich sein werde, den Reinigungszwang durchzuführen. Abg. Miguel, snatlib.) giebt zu, daß die Schwierig­keiten allerdings größer seien, als früher erwartet wurde, immerhin empfehle sich eine Kommissionsbe­ratung darüber, ob nicht späterhin eine Reinigung des Trinkbranntweins möglich sein werde. Abgg. von Kardorff (freikons.), von Bnhl (natlib.) schlossen

sich dem an, während Abg. Graf Mirbach (kons.) Rickert (freist) für sofortige Annahme waren. Staats­sekretär v. Maltzahn versichert, die Regierung werde die hygienische Seite der Frage nicht aus dem Auge verlieren und ersucht um sofortige Annahme. Dar- ' auf wird der Antrag auf Kommissionsberatung ab- ! gelehnt. Die zweite Lesung findet also im Plenum ! statt. Nachdem noch die Novelle zum Vereinszoll- ! gesetz in zweiter Beratung unverändert angenommen ist, vertagt sich das Haus auf Dienstag nachmittag 1 Ur. (Anträge.)

Unser politisches Verhältnis zu England hat in der jüngsten Zeit erheblich an Wärme gewonnen. Der Reichskanzler hat wiederholt im Reichstage mit besonderem Nachdruck von dembefreundeten Eng­land" gesprochen und das englische Ministerium hat in der auswärtigen Politik mit dem deutschen Reiche nicht nur in Afrika, sondern sogar in Samoa ini Wesentlichen kooperiert. Nun brachte letzter Tage ein Berliner Blatt die Nachricht, der englische Bot­schafter Sir E. Malet überbringe Vorschläge zu einer förmlichen Allianz zwischen beiden Staaten. Heute meldet das gleiche Blatt aus London: Es wird mit Bestimmtheit versichert, der Prinz von Wales habe eine höchst freundliche Einladung des Kaisers Wilhelm II. angenommen und werde an Ostern über Darmstadt nach Berlin kommen. Ob aber ein förmliches Bündnis der Erörterung unterliegt, scheint uns doch noch sehr zweifelhaft. Man will übrigens bekanntlich wissen, zwischen England einer- und Ita­lien und dem deutschen Reiche andererseits seien Verträge abgeschlossen, welchen zufolge England im Fall eines Krieges den beiden letzteren Staaten mit seiner Flotte im Schutze der Küsten bcizustehen hätte. Schweiz

Der Schweizer Bundesrat hat für den von ihm vorgeschlagcnen Kongreß zur Regelung sozialpo­litischer Fragen folgende Punkte in Aussicht genom­men: das Verbot der Sonntagsarbeit, Festsetzung einer Minimal-Altersgrenze für die Zulassung von Kindern zu fabrikmäßigen Betrieben, Festsetzung eines Maximal-Arbeitstages für jugendliche Arbeiter, Ver­bot der Beschäftigung von jugendlichen Arbeitern und weiblichen Personen in besonders gesundheits­schädlichen und gefährlichen Betrieben, Beschränkung der Nachtarbeit für jugendliche und weibliche Per­sonen. Wenn die Einladung zu der Konferenz von den europäischen Staaten angenommen wird, soll. dieselbe im September beginnen.

Oesterreich Ungarn.

Wien, 17. März. In dem Unglücksschlvsse Mayerling ist die Inventaraufnahme nun vollständig ^ beendet. In 36 Zimmern, wovon 22 Zimmer zur Aufnahme von Gästen vollständig eingerichtet waren, ^ befindet sich der Nachlaß des Kronprinzen. Alles wird weggenommen werden, da das Schloß wieder in den Äesitz des Klosters Heiligkreuz gelangen soll.

Wien, 18. März. DerPresse" zufolge wird sich die Kaiserin wegen Wiedereinstellnng des früheren Leidens aus Anraten der Aerztc und auf Wunsch des ! Kaisers in Begleitung der Erzbcrzogin Valerie zu ; dreiwöchentlichem Kuraufenthalt nach Wiesbaden zu ° Professor Mezger begeben. !

Den Spitzbuben ist nichts heilig. In der , Kapuzinergruft in Wien hat der silberne Lorbeer- i kranz, der von dem russischen Regiment, dessen Chef i der Kronprinz war, auf dem Sarg des Entschlafe- ! ucn niedcrgclegt worden ist, entfernt werden müssen, ^ weil 7 Blätter abgebrochen worden waren. Auch ^ der Goldborten find mehrere Kränze von rohen ! Händen entledigt worden.

Eine ganze Anzahl Selbstmorde von Offizieren ! wird aus der österreichischen Armee gemeldet. Zwei s Rittmeister erschossen sich, ferner ein Oberst, und der ! Sohn des Feldmarschalllieutenants Mangesius, Lieu- ^ tenant M., ließ sich von einem Soldaten erschießen, ! dessen Gewehr er heimlich mit einer scharfen Patrone ! geladen hatte.

Prag, 19. März. Bei Cerean-Pischely vcr- ! uuglückte ein Eisenbahnzug. Der Zag bestand aus ^ elf Personenwagen. Infolge eines Radreifebruchs ! rissen sich die Maschine und der Gepäckwagen vom ! übrigen Zuge ab. Die Insassen der fast durchgängig ^ zertrümmerten Waggons dritter Klasse sind meisten- ! teils verwundet. Bier Personen wurden getötet.

Aus Galizien werden infolge des cingetre- ^ tencn Tauwetters große Uebcrschwcmmungcn gemeldet, i

Frankreich.

Paris, 18. März. In der Kammer brachte Laguerre eine Interpellation ein über Thatsachen, welche die Stellung des Ministers des Innern be­treffen. Konstans ist mit der sofortigen Beratung , derselben einverstanden. Laguerre führte Thatsachen an, aus denen bervorgehe, daß Constans 1882 als Präsident an der Finanzverwaltung des Finanzin­stituts Lyon teilgenommen und 10 000 Fr., sowie . 250 Aktien erhalten habe. Laguerre bezeichnte ! Constans als Betrüger, dafür wurde er zur Ordnung l gerufen und die Zensur über ihn verhängt. Con- ^ stans erklärte, er habe niemals etwas von irgend j Jemand angenommen und wolle sich nicht in eine ^ derartige Diskussion einlassen. (Beifall auf der Linken und im Zentrum.) Die Kammer nahm die l einfache Tagesordnung an, worauf die Sitzung auf­gehoben wurde.

Aus Paris: General Boulanger ist selbst : nach Tours gefahren und hat an dem dortigen Bankett seiner Partei teilgenvmmen. Der Erfolg war nur mäßig. Etwas Neues hat der General in keiner Weise vorzubringen gewußt. Bei seiner An­kunft wurden heftige Rufe gegen Boulanger laut. Italien.

An der Spielbank in Monte Carlo ist's während des Karnevals in diesem Jahr toller denn je hcrgegangen. Nicht weniger als 16 Selbstmorde ! und 15 Duelle, hervorgerufen durch Streitigkeiten ^ am Spieltisch, sind in der letzten Karnevals-Woche i zur Kenntnis der Polizei gekommen. Die Spielpächter haben während der Karnevalszcit die Kleinigkeit von 20 Mill. Frks. eingestrichen.

Spanien.

Gutem Vernehmen nach ist der Tag des Zu­sammentreffens der Königin von Spanien und der Königin von England in San Sebastian auf den 23. d. Mts. festgesetzt worden.

Rußland.

Der Zar hat jetzt den Ukas erlassen, durch welche» für die juristische Fakultät au der deutschen Universität Dorpat die russische Sprache als aus­schließliche Vortragssprache Angeführt wird. Die anderen Fakultäten werden nun auch wohl bald an die Reihe kommen und dann ist das Bollwerk des Deutschtums in den baltischen Provinzen gefallen.

Serbien.

Belgrad, 18. März. Bei der Abdankung des Königs Milan wurde bezüglich der Erziehung des Königs Alexander ein Staatsakt ausgefertigt, von dem König und den Regenten unterschrieben, vom Ministerium gegcngezeichnet, wonach die Re­gentschaft sich protokollarisch verpflichte, den König Milan in seinen Vaterrechten zu unterstützen, jeden Einfluß der Königin Natalie aber auf die Erziehung des jugendlichen Königs von nahe oder ferne aus-- zuschließen.

Belgrad, 18. März. Zu Ehren des Königs Alexander fanden im ganzen Lande Festgottesdienste statt. In der hiesigen Kathedrale wohnten die bei­den Könige, die Regenten, die Minister, das diplo­matische Korps der Feier an. Der Metropolit be­grüßte den König Alexander von der Kanzel, Das Volk begrüßte die Majestäten enthusiastisch ; die Stadt ist mit Flaggen geschmückt. Nachmittags empfing König Milan die Offiziere mit Damen in Abschieds­audienz. Die Damen überreichten ihm prachtvolle Kränze. Abends fand Illumination und zugleich Fackclzug statt. Amerika.

Jack der 5t üssc r. Der berüchtigteJack der Auf- schlitzer" hat sich nunmehr in Amerika in einenJack den Küsser" verwandelt. Ein junger Sportsmann in St. Louis, der sich in Wettfahrten anSzcichnete, verfiel feit einiger Zeit der Verrücktheit, junge Mädchen, denen er in abgelegenen Straßen begegnete, plötzlich zu umarmen und mit.Küssen bis zur Ohnmacht zu überschütten. Danach sprang er jedesmal rasch auf den Kutschbock seines Wagens und mhr davon. Auf diesen fahndet noch die Polizei. Die Zeitungsberichte über diesen knßwütigcn Menschen verleiteten darauf einen Droschenkutschcr zu Ncwyork, sich auf denselben Sport zu verlegen. Er begann mit Mädchen sehr zarten Alters und eines derselben verfiel in Krämpfe und starb dann auf der Gasse. Dies hat zu einer Anklage auf Totschlag durch Küsse geführt.

Ein teures Rennpferd. In Lexington in Amerika ist vor einigen Tagen das berühmte Renn­pferdBell Boy" bei einer Auktion für den kolos­salen Betrag von 51000 Dollars an I. H. Clark, Besitzer des Genesce Valley Gestütes in dem Staat Ncwyork, verkauft worden. Wie die amerikanische Presse versichert, ist dies der höchste jemals in den Ver. Staaten für ein Pferd bezahlte Preis.