^ 454

kam es zur Katastrophe. I. erschoß auf dem Grabe seiner ersten Frau /T/ seine schöne lebenslustige Gattin und dann sich.

Ä nttaberg, 18. Septbr. Ein interessanter Prozeß wird demnächst Schier zur Entscheidung gelangen. Eine Herde Ratten hatte ein dortiges Haus heimgesucht. Eine derselben wurde gefangen, bekam eine kleine Schelle um den Hals und dann die Freiheit wieder, um durch ihr Klingeln die anderen Natten zu vertreiben. Die List gelang, das Haus war vorläufig von der Rattenplage befreit. Nach kurzer Zeit wurden in dem Nebenhause dunkle Gerüchte laut, daß dort ein nächtlicher Spuk sein Unwesen treibe. In der Nacht wurde heimliches Gehusch, verbunden mit Klingeln, gehört und das ganze Haus lebte in der größten Aufregung, bis der Spuk durch ein Ge­spräch der Dienstmägde beider Häuser aufgeklärt wurde. Der Hausherr forderte von seinem Nachbar, der der Ratte die Schelle angehängt, seinen nächtlichen Hausfrieden wieder und hat, da der Nachbar dieser Forderung,, natürlich nicht entsprechen konnte, Klage gegen denselben gestellt.

Paris, 19. Sept. Die ungeheuchelte Begeisterung der elsässischen Landleute für den deutschen Kaiser bringt die chauvinistischen Blätter ganz aus Rand und Band. Natürlich fahren die Blätter fort, den glänzenden Empfeng des deutschen Kaisers in den Reichslanden als bezahlte Mache hin­zustellen. Heute erzähltSoleil", daß die jungen Bauern und Bäuerinnen, welche vorbeizogen, nur wenig Begeisterung an den Tag legten und vom Statthalter Fürsten Hohenlohe, der auf der Terrasse hinter dem Kaiser stand, durch Handbewegungen angefeuert wurden. (!) Den jungen Burschen habe man 5, den Dirnen 3 ^ gegeben und die Kosten der Reise und des Auf­enthaltes noch besonders bezahlt. DerSoleil" spottet dann überdie Be­geisterung zu festen Preisen, welche zweifellos aus den Erträgnissen des Kriegs­schatzes, der mit unfern fünf Milliarden begründet ist, bezahlt wird.

Wevmifchtes.

(Dritter Jahresbericht des Vereins fürArbei- terkolonien in Württemberg für 1885/86.) Aus demselben entnehmen wir Folgendes:Der Besuch der Kolonie hat sich nicht nur nicht verringert, sondern, wie wohl zu erwarten stund, vermehrt, so daß wir auch in den arbeitsvollsten Zeiten, Heu-, Frucht- und Hopfenernte, stets die unfern Betrieb nötigen Arbeitskräfte hatten und von November bis März die ver­fügbaren Räume vollständig besetzt waren. Von Dezember bis Februar konnten wir nur Württemberger aufnehmen; Nichtwürttemberger mußten wir aus Mangel an Raum abweisen. Unsere Kolonie hat sich aufs Neue als will­kommene Zufluchtsstätte für alle Diejenigen erwiesen, welche zeitweilig ohne Arbeitsgelegenheit waren, für alle Diejenigen, welche nach monate- und jahre­langem aussichtslosem Umherziehen den Versuch machen wollten, sich aus dem Sumpfe, in welchen sie mit oder ohne eigenes Verschulden geraten waren, wieder herauszuarbeiten, während sie von Allen gemieden, oder nach kurzem Aufenthalt wieder verlassen wurde, denen eine geregelte Arbeit und eine strenge Hausordnung zuwider ist. Auch dürfen wir hervorheben, wie besonders den entlassenen Strafgefangenen unsere Kolonie als Uebergang für die Rückkehr in die menschliche Gesellschaft von nicht zu unterschätzendem Nutzen geworden ist und können gleichzeitig beifügen, daß das Betragen dieser Leute fast aus­nahmslos ein gutes gewesen ist."Am 31. März 1885 war der Bestand auf der Kolonie 83 Mann. Vom 1. April 1885 bis 31. März 1886 wurden hiezu neu ausgenommen 330 Mann, gibt zusammen 413 Mann. Hievon befanden sich am 3l. März 1886 noch auf der Kolonie 67 Mann, während 63 durch Vermittlung der Verwaltung, 15 durch eigene Bemühungen ander­weitig Unterkommen gefunden haben, 240 wieder in geordneter Weise auf die Wanderschaft gegangen sind. Entlassen wurden 26, (hievon wegen schlechten Benehmens, Trunksucht, Arbeitsscheu, rc. 22), 1 Mann entlief,

1 Mann starb während dieser Zeit. Die 413 Mann, welche in der Zeit vom 1. April 1885 bis 31. März 1886 auf der Kolonie sich befanden, haben im Ganzen 23354 Tage daselbst zugebracht. Es ergibt sich ein Durch- schnittsaufenthalt für den Einzelnen von rund 56 Tagen." In dem zweiten Teile des Berichtes wird der Wunsch ausgeführt, daß an Stelle der schlechten

sittenverderbenden Schnapskneipen immer mehr Herbergen zur Heimat gegründet werden möchten. Der finanzielle Abschluß ergibt eine Unzulänglichkeit des Geldvermögens auf den 31. März 1886 von 57,673 , daher weitere regelmäßige Jahresbeiträge und ein­

malige Gaben sehr willkommen sind. Zu deren Annahme sind sämtliche Aus­schußmitglieder, insbesondere der Vorstand Eduard Elben und der Vereins­kassier A. Pelargus bei der Allgemeinen Rentenanstalt, beide in Stutt­gart, sowie für das Oberamt Calw Herr vr. Gundert jederzeit bereit. Von denselben können auch weitere Exemplare des Jahresberichts bezogen werden.

Meyer: Was malen Sie denn dort auf die Postkarte? Müller: Ein Vergißmeinnicht. Ich habe nämlich einen faulen Kunden. Ihn per Postkarte direkt zu mahnen, könnte mir eine Jnjurienklage zuziehen. Deshalb -niahne ich ihn durch die Blume.

KcrnöeL «L WertkeHrr.

Kartoffel-, Obst- und Krantmarkt.

Stuttgart, 21. Sept. Leonhardsplatz: 200 Säcke Kar-, toffeln zu 2 50 H bis 2 80 ^ pr. Ztr. Wilhelmsplatz:

200 Säcke Mostobst zu 6 40 H bis 7 H pr. Zentner. Markt­

platz: 2000 Stück Filderkraut zu 12 bis 15 pr. 100 Stück.

Eßlingen, 20. Sept. Auf dem Güterbahnhof stehen 14 Wagen österreichisches Obst zum Preis von 5 20 H und 2 Wagen württ. Obst

zum Preis von 6 ^ 30 H per Zentner zum Verkaufe.

Hopfcnpreiszettel.

Metzingen, 19. Sept. Die Hopfenernte ist beendigt und die meiste Ware sackbar. Die Dolden sind schön und schwer, auch schlägt die Quantität vor. Das erste gekaufte Quantum wurde gestern zur Bahn ge­bracht. Erlös per Zentner 4045 ^

Littevarrrsetzes.

Die Kalender für das Jahr 1887 sind nunmehr bereits fast vollzählig wieder da und jeder Hausvater hält allgemach Ausschau nach seinem Lieblinge unter dieser Schar papierner Einjähriger. Keiner dieser kurzlebigen Gesellen wird aber wohl sehnlicher erwartet als der allbekannteLahrer Hinkende Bote", wofür seine weltverbreitete Auflage vollgültigen Beweis liefert. Jetzt liegt dieser lustige Schalk und gemütvolle Freund so mancher deutschenFamiliein verjüngter Gestalt wiederum vor uns; als 87er hat er soeben Einzug gehalten in die Buch­händlerläden, um dort das Mitgehenheißen in die Häuser von reich und arm, hoch und niedrig mit Muße zu erwarten. Er ängstigt sich nicht als Krebs nach Lahr zurückwandern zu müssen, dazu ist er der alten Freunde, seiner Käufer, zu gewiß. Und prächtig ist der Kalender diesmal wieder ausgestattet, sowohl was äußere Er­scheinung als was Wort und Bild in ihm anbelangt. Besonders erfreulich ist es, daß der Hinkende in größerm Umfange als in den letzten Jahren selber das Wort ergriffen hat. So hält er wieder einmal eine seiner gemütreichen, witzsprudelnden Standreden und zwar für diesmal wieder über unsere Allmutter Erde. So anschaulich und lustig, wie der alte Bursche, über dieses gelehrte Thema für Gelehrt und Unge­lehrt zu plaudern versteht, kann's derzeit kein zweiter Kalendermann im ganzen weiten deutschen Vaterlands; denn der Hebel hat ja demselben längst Valet gesagt, um dort oben einen himmlischen Kalender herauszugeben, wofern die lieben Englein und alle die Seligen eines solchen überhaupt benötigt sein sollten. Auch sonstige lustige Sachen weiß der Hinkende im 87er außer seiner Standrede zu bieten; es braucht nur mitgeteilt zu werden, daß der Herr Kanzleirat drei Tage aus seinem Leben er­zählt. An Mitarbeitern hat der Hinkende eine stattliche Schar um sich versammelt, lustiges und ernstes Volk, das insgesammt um die Wette eifert, dem Kalender seinen alten guten Ruf zu wahren. Auch die illustrative Seite ist vorzüglich bedacht. Die Bilder heben sich äußerlich durch ein braunes Kolorit recht gefällig von dem schwarzen Druck des Textes ab. Zum Schluffe sei noch bemerkt, daß die große Ausgabe in steifem, kolorierten Pappeinbande mit Kalikorücken zu 1 Mk., die kleine zu 30 bezw. 40 Pfg. zu haben ist.

Amtliche KeklmntmchMM.

Allburg.

Liegenschafts-Verkauf.

Nachdem durch Beschluß des Vollstreckungsgerichts vom 24. Juli d. I. in das unbewegliche Vermögen des Matthäus Krauß, Taglöhners dahier, die Zwangsvollstreckung angeordnet worden ist, kommt die nachbeschriebene Liegenschaft, zu deren Verwalter der Gemeinderat Kling hier bestellt ist, infolge der gemachten Nachgebote am

Montag, den 11. Oktober d. I., vormittags 1« Uhr,

in hiesigem Rathaus zum zweiten und letztenmal im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf :

Gebäude.

Nr. 20.

1 » 23 gm ein zweistock. Wohnhaus, der untere Stock von Stein, mit Ziegeldach,

- 12 eine einstock. Scheuer, nördlich am Haus,

die Fußmauer von Stein, sonst alles von Fachwerk, hinten mit bretterner Täferung,

- 5 Schweinstall und Backofen mit Ziegeldach,

1 23 H ofraum.

2 s 63 gm in der Hinteren Gaffe, Anschlag 1200

Höchstgebot im ersten Verkaufstermin 1350

Nachgebot 1355

Gärten.

PN. 107. 9 a 41 gm Gras- und Baumgarten an der Gaffe,

Anschlag 300

Höchstgebot im ersten Verkaufstermin 400

Nachgebot 405

PN. 106. 9 s 14 gm Gras- und Baumgarten beim Haus, Anschlag 300 »tL Höchstgebot im ersten Verkaufstermin 430

Nachgebot 435 ^

A e ck e r.

PN. 136. 70 a 64 qm Acker,

19

2

98

53

36

Wiese,

Oede,

Laubgebüsch,

93 a 51 gm in der Halde, Anschlag 1200 ok

PN. 135. 2 s 20 gm Laubgebüsch in der Halde, Anschlag 20 Höchstgebot auf beide Parzellen im ersten Verkauft termin 1320

Nachgebot 1325

PN. 415/2. 11 a 82 gm Acker,

17 33 Wiese,

2 36 L aubholzgebüsch,

31 a 51 qm im Bergacker, Anschlag 500 ^

Höchstgebot im ersten Verkaufstermin 520

Nachgebot 525

Mitglieder der Verkaufskommission sind Schultheiß Roller in Altburg und der Unterzeichnete.

Den 18. September 1886. VollstreckrmgSbehör-e.

Namen« derselben der Hilfsbeamte Amtsnotar Schmid in Teinach.