Der Gesellschafter.
Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Rag old.
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Dienstag den 18. Dezember
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Tages-Reuigkeiren.
Triitsches Reich.
— Nagold, 16. Dez. Heute sprach im Saale ^ der Sautter'schen Brauerei der Vorstand des Landesvereins, Eduard Elben, über die Bestrebungen des Evangelischen Bundes. Zahlreich hatten sich Angehörige aller Stände nicht nur aus der Stadt, sondern auch von mehreren Bezirksorten Geistliche und Laien eingefunden. Der Vortrag Elbens, der ^ zugleich von wahrhaft evangelischer Duldsamkeit wie ^ von protestantischer Entschiedenheit zeugte, folgte eine i weitere Ansprache von Professor Wetzel über die i Verdienste der Reformation um Staat, Schule, Wissen- schast, Familie und Wertschätzung der Berufsarbeit. Die Bildung eines Bezirksvereins erfolgte hernach ^ und es traten demselben noch am selben Abend weitere 70 Mitglieder bei. In Alten steig bildete sich am Samstag Abend, im Anschluß an eine von Eduard Elben dort in der „Traube" gehaltenen Vortrage ein fjvkalvcrein mit 60 Mitgliedern.
^ Nagold, 16. Dez. Das hiesige Museum mit dem hauptsächlichen Zweck der Unterhaltung und Belehrung durch Bücher und Zeitschriften, und dann und wann auch durch ein Conzert, Ball, Herbstfeier, Christbanmfeier :c., hielt am letzten Freitag im Vereinslokal, Gasthof zum Hirsch, seine Generalversammlung, uni über Anschaffung von Büchern und Zeitschriften neu zu beschließen auch über den Stand - der Kasse und Mitgliederzahl Rechenschaft geben zu, lassen. In beiden letzteren Punkten wurde nur Er-! freuliches berichtet, indem zum erstenmal ein Kaffen- ^ Vorrat und eine weitere Zunahme der Mitglieder (73) ^ konstatiert werden konnte. Die Vorstands- und Aus-! schußwahl brachte keine besonderen Veränderungen in den Personen.
2 Nagold, 16. Dezbr. Wie bekannt, -fand. am 10. und 1l. Sept. d. I. in Kirchheim die 30. Wanderversammlung der württ. Gcwerbevereine statt, zu welcher der hieß Gewerbevereinsausschuß die Herren Carl Reichert, Fabrikant, und Senn-^ naroberlehrcr Schwarz mayer durch Verhinderung des Vorstandes Fabrikant Sannwald abordnete. Von dieser Wanderversammlung sollten nun beide genannte Herren in der gestern abend im Engel an- beraumtcn Gewerbevereins-Versammlung Bericht erstatten, welcher Aufgabe sie sich nur teilweise entledigen konnten, indem der Verein so schwach besucht war, daß der Vorstand vorschlug, den Bericht über den interessanten Vortrag des Regierungsbaumeister Unseld über die Erfahrungen, die bisher bei den freiwilligen Lehrlingsprüfungen gemacht wurden, einer spätem Versammlung vorzubehalten, die hoffentlich eines besseren Besuchs sich erfreuen werde. Und so erstattete Carl Reichert nur den Bericht über den geschäftlichen Teil jener Wandcrversammluug: den Rechenschaftsbericht, Statutenänderungen, Wahlen, über die abgeänderte Vorlage des Reichsgesetzes-Entwurfs über Alters- und Jnvaliden-Versorgung und eine Zuschrift des Gewerbevereins Mezingen, welche die Bitte enthielt, daß die Aufschriebc und Bücher der gesetzlichen Krankenkassen zu Steuernachforschungen gegen Arbeiter und Arbeitgeber nicht benützt werden dürfen. Oberregierungsrat von Schicker gab hierauf einen sehr beruhigenden Bescheid. Eine Eingabe des Handelsund Gewerbevercins Biberach über den Hausierhandel und die Wanderlager fand von demselben Vertreter der Regierung ebenfalls eine befriedigende Beantwortung. Ecminaroberlebrer Schwarzmayer, der das Referat über die in der Wanderversammlung
gehaltenen Vorträge übernommen hatte, beschränkte! sich nur auf die Wiedergabe des Vortrags von j Prof. Beiswanger über das Wandern der Gewerbe-! gehilfen, der so viele treffliche Wahrheiten, beherzt- l genswerte Winke für Meister und Arbeiter enthält, ! daß wir ebenfalls die Ansicht des Referenden teilen, ! daß es eine Verstümmelung des Vortrags wäre,! wenn wir denselben auszugsweise mitteilten. Wir werden denselben deshalb in einer der nächsten, Nummern vollständig zum Abdruck bringen. Weiter machte der Vorstand die Mitteilung, daß auf Anregung der Centralstelle der Handels- und Gewerbe- ^ kammer aus Anlaß des König-Karl-Jubiläums eine ^ Ausstellung von Lehrlings- und Schüler-; arbeiten in Stuttgart stattfinden solle, und machte die Meister jetzt schon hieraus dringend aufmerksam, daß sie in ihrem Teil dazu beitragen mögen, daß diese Ausstellung in unserem Bezirke als eine zahlreiche, würdige und ehrenvolle befunden werde. Zum Schluß dankte der Vorstand den beiden Herren Re- > ferenden für ihre gemachten Mitteilungen sowohl als für ihre bereitwillige Vertretung unseres Gewerbe- ^ Vereins bei jener Wanderversammlung.
ZEbhausen, 16. Dezbr. (Korr.) Vor äußerst zahlreich versammelter Wählerschaft sprach heute nachmittag im Schullokal der für die hiesige Ortsvorsteherstelle als Bewerber aufgeforderte geprüfte Berwaltungskandidat David Dengler über die Grundsätze, die ihn, falls ihm die Eb- und Wöll- häuser ihr Vertraueu schenken würden, als Ortsvor- sicher leiten würden. Der ruhige, klare, eingehende Vortrag, das bescheidene, taktvolle Auftreten, die günstigen Zeugnisse des Kandidaten wurden sehr beifällig ausgenommen, so daß wir nicht im mindesten zweifeln, Herr Verwaltungskandidat David Dengler werde als Sieger aus der Wahlurne hervorgehen. Zu dieser Wahl dürfte sich die hiesige Gemeinde gratulieren.
Tübingen. Schwurgericht. Der 26Jahre alte led. Manrer Job. Jak Großmann und der vcrh. Polizci- diencr Bcrnh. Groß mann von Warth je wegen eines Verbrechens von Meineids schuldig gesprochen, wurde elfterer zu 4, letzterer zu 2 Monat Gefängnis verurteilt. Gottlob Roller, verh. Bauer von Kuppiugen wurde wegen versuchter ! Notzucht zu 6 Monat Gefängnis verurteilt.
Stuttgart, 13. Dez. Die Anwesenheit des Eisenbahnunternehmers Baron Jaffa, welcher, wie es heißt, mit einem Kapital von 100 Millionen ^ ausgerüstet ist, um dem ganzen Lande Württemberg die Segnungen von Nebenbahnen zu teil werden lassen, hat an allen Ecken und Enden des Landes ein förmliches Eisenbahnsieber hervorgerufen und in den bis jetzt eisenbahnlos. gebliebenen Bezirken hofft man durch Herrn v. Jaffas Geld an das Eisenbahnnetz angeschlossen zu werden. Man wird aber doch gut thun, die Erwartungen nicht zu hoch zu spannen. Vor allem wird die Regierung — und das absolute Sichausschweigen des Ministerpräsidenten Frhr. v. Mittnacht bei der treulichen Eisenbahndebatte in der Kammer über die Projekte des Herrn v. Jaffa, welcher, wie wir bestimmt wissen, schon im Juni d. I. mit Vorschlägen an unsere Eiscnbahnverwaltung herangetreten ist, dürste als bester Beweis dafür gelten — keineswegs geneigt sein, in unser Staatsbahnnetz Verbindungsmaschen von Privatbahnen einstigen zu lassen. Das braucht bei der bekannen eisenbahnpolitischeu Haltung Preußens, welche die kleineren Staaten ja natürlich beeinflußt, gar nicht weiter ausgeführt zu werden. Bei den Jaffa'schen Projekten kann es sich nur um sog. Sackbahnen handeln.
Der berühmte Pottasche Verlag in Stuttgart
geht teils an die Firma Kröner, teils an eine Vereinigung von Geldleuten unter der Firma v. Erlanger und Söhue in Frankfurt a. M. über; diese Vereinigung wird zu einer Aktiengesellschaft gemacht werden.
Heilbronn, 15. Dez.. Der Gemeinderat veröffentlicht heute in der Neckarzeitung eine Erklärung, in welcher es heißt, daß die vom Oberbürgermeister Hegelmaier gemachten Zugeständnisse keine befriedigenden und nicht ausreichend sind, das tief verbitterte Einvernehmen zwischen dem Oberbürgermeister und dem Gemeinderat wieder herzustellen.
Brand fälle: In Sulzbach am 14. d. das Haus des Schuhmachers Pfleiderer; in Weingarten das Brauhaus der Klvsterbrauerei.
Nach einer Meldung aus Dresden beendigte Prinz-Regent Alb recht die Massagekur, der er sich daselbst mit dem besten Erfolge unterzogen hatte, und kehrt morgen nach Braunschweig zurück.
Berlin, 14. Dez. Der Reichstag genehmigte heute in dritter Lesung den Zusatzvertrag zum Handelsverträge mit der Schweiz. Die Vorlagen über Vorarbeiten für das Nationaldenkmal Kaiser Wilhelms und über die Nationalität der Kauffahrteischiffe wurden gleichfalls in dritter Lesung genehmigt. Abgeordneter Windthorst begründet seinen Antrag, betreffend das Verbot des Negerhandels und der Sklaverei ; der Antrag stütze seine Tendenz aus die Thronrede selbst. Deutschland müsse mit anderen Mächten Zusammengehen. Das Weißbuch ergebe, daß der Reichskanzler mit seinen Maßnahmen auf dem allein richtigen Wege sich befinde. Redner hofft, der Reichskanzler werde mit gewohnter Energie weiter Vorgehen. Die volle Initiative sei der Regierung zu überlassen; der Reichstag könne sich nur auf allgemeine Vorschläge beschränken, müsse"aber ohne Unterschied der Konfession und Partei vor aller Welt bezeugen, wie er über die Angelegenheit denke. — Staatssekretär Graf Bismarck konstatiert die allseitig günstige Stimmung des Reichstags für das Unternehmen und betont die Notwendigkeit der Niederwerfung des Sklavenhandels im Interesse der Cultur und des Handels. Er erkennt ferner das freundliche Entgegenkommen Englands an und erklärt, es werde nötig sein, um die Marine zu entlasten, an eine Colonialtruppe zu denken, worüber indessen das weitere vorzubehalten sei. Er hofft auf weitere freundliche Unterstützung des Reichstags und beziffert die Höhe der Colonialtruppen auf je 100 Mann für 3 bis 4 Punkte und 500 Mann Reserve. Nach weiterer Debatte wird der Antrag Windthorst gegen die Stimmen der „Freisinnigen" angenommen. — Die nächste Sitzung findet am 9. Januar statt.
Berlin, 14. Dezbr. Von nationalliberaler Seite ist beim Reichstag beantragt worden, das Gerichtsverfassungsgesetz dahin zu ändern, daß die Gerichtsvollzieher ein festes Gehalt mit Ausschluß von Gebühren beziehen. Die in der Gebührenordnung für Gerichtsvollzieher festgesetzten Gebühren und Auslagen sollen für die Reichs- bezw. Staatskasse erhaben werden. Des weiteren wird in dem Anträge vorgeschlagen, daß in die Civilproccßordnung eine Bestimmung eingeschaltet wird, wonach in dem Verfahren vor den Amtsgerichten die Festsetzung der Prozeßkosten im Urteile oder in einem unmittelbar nach dessen Erlaß zu errichtenden Beschlüsse erfolgen kann.
Berlin, 14. Dez. Einer Stuttgarter Corre- spondez der it" zufolge wird mit den neuesten