Amts- und Intelligenz-Blatt für -e« O-eramts-Bezirk Nagold.

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Tages-Neuigkeite».

* Nagold, 3. Dez. Ein ungemein großer Leichenkondukt, wie ihn Eb Hausen wohl nicht oft gesehen, begleitete am letzten Freitag die irdische Hülle des Schultheißen Riethmüller zur letzten Ruhestätte. 37 Jahre verwaltete er sein Amt mit Treue und Gewissenhaftigkeit, was ihm auch seine Vorgesetzte Behörde durch den Mund des Herrn Amtmanns Marquardt am Grabe bekundete. Er er­reichte das schöne Alter von 7l Jahren.

Nagold. 3. Dez. Unser Militär-und Vete- ranen-Verein ließ sich auch diesmal nicht entgehen, die ruhmreichem Tage der Kämpfe bei Champigny / und Villiers durch eine Versammlung im Gasthaus zum Engel zu feiern. Stephan Schaible und Metzger Freithaler gedachten hiebei in ehrender Weise durch ausgebrachte Toaste des hochseligen Helden-Kaisers und des Königs Karl. Beschlossen wurde, wie in früheren Jahren so auch Heuer eine Christbaumfeier zu halten.

Tübingen, 30. Novbr. Auszug aus der Gc- sch worencn-Liste für das 4. Qu artal. Als Ge­schworene für die am 12. Dez. beginnenden Schwurgerichts­sitzungen vom 4. Quartal wurden u. a. gezogen: Ludwig Al ding er, Gcmcindcrat in Schwann; Beruh. Gramer, Bauer in Ergenzingen; >C. Hanselmann sen. iit Wildbad; Titus Lutz, Stiftungspflegcr in Unterthalhcim; Chr. Mayer, Gemeinderat in Schönbronn; Gottl. Rauschenbergcr, Ge­meindepfleger in Schietingen; Ed. Rock, Privatier in Neuen­bürg; Fricdr. Schittenhelm, Kaufmann in Haitcrbach; Jak. Söll, Waldmeister in Althengstctt; Chr. Wandel, Gemeindepfleger in Unterjesingen.

Stuttgart, 29. Nov. Vom Landtag. Wie verlautet, werden die Landstünde im Lauf der näch­sten Woche in feierlicher Weise mit einer Thronrede geschlossen werden. Vorher soll noch eine Erklärung ßes Staatsministeriums über den Stand der Ver- sassungsfrage in Aussicht genommen sein. Die Wah­len zu der Abgeordnetenkammer, deren Gesetzgebungs- Periode nunmehr zu Ende geht, fanden am 20. Dez 1882, die Nachwahlen am 2. und 3. Januar 1883 statt. Die Neuwahlen sollen, wie man hört, Mitte Januar vorgenommen werden.

Stuttgart, 29. Nov. Die evangelischen und katholischen Volksschullehrer hatten an die Stände­versammlung Bitten um Aufbesserung der Lehrerge­hälter, um Fürsorge für die unständigen Lehrer in Krankheitsfällen und um Erhöhung der Witwen- und Waiscnpensionen gerichtet. Die Kommission der zwei­ten Kammer beantragt nun mit Rücksicht auf den bevorstehenden Schluß der gegenwärtigen Landtags­periode und den Zusammenhang, in welchem die vor­liegenden Gesuche mit der nächsten Etatsberatung stehen, die Petitionen den Bittstellern mit dem An­fügen zurückzugeben, daß man ihnen überlasse, die Gesuche dem nächsten Landtage wieder vorzulegen.

Stuttgart, 30. Nov. Hr. Geh. Kommer- zienrath Siegle hat sich am 20. v. M. bereit erklärt, der Gemeindevertretung auf 10 Jahre jährlich die Summe von 10,000 ^ zur Verwendung für die Speisung armer Schulkinder zur Verfügung zu stellen. Die Stiftung ist von der Stadt angenommen worden. Ehre solchem Wohltätigkeitssinn.

Stuttgart, 30. Nov. In Sachen des Häu selmannschen Konkurses wird von der Vorstandschaft des Süddeutschen Verlags-Instituts erklärt, daß Hr. Hänselmann nichtDeligierter des Aussichtsrates" des Süddeutschen Verlagsinstituts ist. Hänselmann habe dem Aufsichtsrat niemals angehört; aus dem Vorstande sei er seit anfangs Juli ausgeschieden und stehe seither in keinerlei offiziellen Beziehungen mehr zu der Gesellschaft. Das Institut selber werde durch die Zahlungsunfähigkeit Hänselmanns in Beziehung auf die Geschästslestung gar nicht, in finanzieller Beziehung verhältnismäßig wenig berührt, sofern Hänselmann nur mit ca. 30000 ^ debitiert sei, für welchen Posten bereits eine entsprechende Reserve­stellung in gleicher Höhe vorgesehen gewesen sei.

Heilbronn, 1. Dez. Heute wird eine Depu­tation des Gemeinderats in Audienz vom K. Mini­ster v. Schmid empfangen werden und dort den einstimmig gefaßten Antrag Vorbringen, gegen den Stadtvorstand Paul Hegelmaier eine Untersuchung wegen seiner Amtsführung anzuordnen und denselben inzwischen von seinem Amte zu suspendieren.

Stuttgart, 1. Dez. Eine Abordnung des Gemeinderats von Heilbronn, welche sich heute beim Minister des Innern über den Oberbürgermeister Hegelmaier beschwerte und beantragte, ihn des Amtes zu entsetzen, erhielt befriedigende Zusicherungen.

Cannstatt, 30. Nov. Der um 9 Uhr 49 Min. abends nach Gmünd abgehende Personenzug überfuhr gestern aus der Strecke CannstattFellbach eine Schafherde, die während der Abwesenheit des Schäfers ausgebrochen, der Bahn zugerannt und unter den Zug geraten war, wobei 56 St. zu Grunde gingen.

Eßlingen, 30. Nov. Bei der gestrigen Stadt- schultheißcnwahl haben von 2755 Wahlberechtigten 2340 abgestimmmt.

Eßlingen, 1. Dezbr. Die nunmehr fertigge­stellte Zählung der Stimmen ergab für Stadpfleger Weith 1294 Stimmen für Gewerbebankdirektor Krauß und Gcmeinderat Hartmann 1257 St., Bälz-Leut- kirch erhielt 937 St., Gauger-Ncresheim erhielt 124 Stimmen.

Brand fälle. In Horb am 30. ds. der Dachstuhl der Brauerei und des Wirtschaftsgebäudes Schenk. Ein bedeutendes Quantum Gerste und Malz und viele versicherte Mobiliarien sind zu Grunde gegangen.

Ein schlechtes Geschäft machte der Metzger Mo­ses Rosenthal in Würzburg. Er verkaufte einem Lehrling für 30 Pfg. Wurst, die nicht frisch, sondern gesundheitswidrig war und wurde dafür vom Schöf­fengericht zu 60 -/A Strafe verurteilt.

Berlin, 28. Nov. Gerüchtweise verlautet, die auf Sansibar gelegene große deutsche Kohlensta­tion für Kriegsschiffe sei mit ihren Vorräten abge­brannt, was angesichts der beabsichtigten Blokade be­sonders fatal wäre. Angeblich läge Selbstentzün­dung vor.

Berlin, 28. Nov. Die sozialdemokratische Fraktion des Reichstags hat nach dem bekannten freisinnigen Muster einen Aufruf an ihre Parteige­nossen erlassen, in welchem sie die Anordnung von Neuwahlen zum Reichstage schon im Herbst 1 889 für wahrscheinlich erklärt und zur Sammlung von Geldern auffordert.

Berlin, 29. Nov.Unsere deutschen Schiffe sollen deutsch sein vom Kiel bis zur Flagge". So erklärte gestern im Reichstage der stellvertretende Chef der Admiralität, GM Monts, unter stürmischem Beifall des Hauses, nachdem^ er versichert hatte, er

würde gewiß so hohe Foderungen nicht vorgelegt, haben, wenn er nicht die Ueberzeugung hätte, daß die sämtlichen geforderten Schiffe im Inland gebaut werden könnten und nicht ein Nagel aus dem Aus­lande geholt zu werden brauche. Diese Erklärung wird von den Deutschen im Auslande mit derselben Freude und Genugthuung begrüßt werden, wie vom Reichstag. Haben doch unsere deutschen Landsleute im Auslande, welche die Entwickelung des Schiffs- banes in Deutschland mit Stolz verfolgen, gegenüber den englischen Verkleiuerern der deutschen Fortschritte auch auf diesem Gebiete schon längst erklärt, Deutsch­land könne nicht nur beim Bau seiner eigenen Schisse sich völlig unabhängig vom Auslande machen, son­dern auch getrost auf dem Weltmärkte mit England in Konkurrenz treten.

Berlin, 29. Nov. Der amerikanische Dampfer Allentown", 1283 Tonnen, ist bei Boston gesunken, die ganze Besatzung, 19 Köpfe stark, ertrunken. Die WalfischbarkOhio" scheiterte bei Kap Lisburne, 32 Mann von der Besatzung sind ertrunken.

Berlin, 30. Novbr. Bei der Beratung des Etats des Reichstags erwähnte Minister v. Bötticher, er nehme an, daß das neue Reichstagsgebäude im Herbst 1892 bezogen werden könne.

Berlin, 1. Dez. Das Berliner Tagebl. mel­det: Als gegen den Geh.-Rat Dr. Geftcken das gerichtliche Einschreiten beschlossen wurde, verbrannte derselbe in Helgoland den zweiten noch in seinem Besitze befindlichen Teil des Tagebuches von Kaiser Friedrich.

Halle, 30. Nov. Herr Freiherr von Rog­genbach teilt einem Berichterstatter folgendes mit: Es ist mein unerschütterlicher Grundsatz, in der Geffcken'schen Prozeßangelegenhei keinerlei Mitteilung zu machen, wie stark bei den mannigfachen mich ver­dächtigenden Preßäußerungen die Versuchung der Abwehr auch sein mag. Nur eins kann ich bestimmt versichern, daß ich niemals auch die geringste Kenntnis irgend eines Tagebuches des verstorbenen Kaisers Friedrich hatte. Ebenso wenig hatte ich eine lei­seste Ahnung, daß Geh.-Rat Geffcken im Besitze von Auszügen war, oder, daß derselbe mit der Absicht der Publikation umging. Auch das darf ich sagen, daß ich letztere von allen Gesichtspunkten aus verur­teile. Dieselbe ist moralisch, juristisch und politisch ! gleichmäßig zu verdammen.

^ Zum Prozeß Geffcken teilt dieFreis. Ztg."

^ noch mit, daß die Veröffentlichung auf einer Abschrift j beruht, welche Professor Geffcken genommen hatte,

! als ihm der Kronprinz Friedrich Wilhelm vor 15 Jahren das Tagebuch für einen Tag zur Einsicht überlassen hatte. Die Kaiserin Friedrich hat nach derselben Quelle von dem veröffentlichen Inhalt des Tagebuchs aus der Zeit von 1870/71 bis zu dessen Erscheinen in derDeutschen Rundschau" keinerlei Kenntnis gehabt. Der verantwortliche Redakteur der Freis. Ztg." hat in dem Nachdrucksprozeß gegen seine Zeitung ein Beweisanerbieten gemacht, daß sich das gesummte Tagebuch Kaiser Friedrichs, verschlossen mit oen Privatsiegeln der Kaiserin Friedrich, im HausarAv befindet.

, Der Sozialdemokrat Liebknecht hat in seiner großen Rede im Reichstagzum Fenster hinaus" gesprochen. Aeußerst wegwerfend sprach er sich aus über die Kranken- und Unfallversicherung der Arbeiter, die auf noch weitere Kreise als seither ausgedehnt werden soll. Durch diese Einrichtungen ist jetzt schon der größte Teil der Arbeiter in Krankheits- und Un­glücksfällen in einer weit besseren Lage als früher

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