Der Gesellschafter.

Amts- «nd Intelligenz-Blatt für den Oberantts-Bezirk Nagold.

Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donncrs- ^ tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier! /V« 11li». (ohne Trägerlohn) 80 4, in dem Bezirk 1 4,

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Samstag den 25. August

! JnserttonSgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge- l wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4, ^ ^ .

n bei mehrmaliger je 6 4. Die Inserate müssen 1 ) spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der I.OOO« Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegebeu sein.

Amtliches.

Die Ortsvorsteher

werden in Betreff der bevorstehenden Auswahl der Schöffen und Geschworenen pro 1889 auf die Ver­fügung des Justizministeriums vom 16. Juni 1880, Reg.-Bl. S. 156 ff. zur genauen Nachachtung hin­gewiesen.

Bemerkt wird, daß die Urliste eine volle Woche auf dem Rathaus auszulegen ist, daß die Lifte also, wenn sie z. B. an einem Montag ausgelegt wird, nicht vor dem Dienstag der darauffolgenden Woche weg­genommen werden darf.

Fällt das Ende der Frist auf einen Sonntag oder allgemeinen Feiertag (sog. bürgerlichen Feier­tag) so endigt die Frist mit Ablauf des nächstfolgen­den Werktags.

Nagold, den 20. August 1888.

Oberamtsrichter Daser.

In das evangelische Seminar in Schönthal sind in­folge der diesjährigen abgehaltenen Konkursprüfung als Se­minaristen ausgenommen worden: Karl Erhardt, Sohn des Schlossermeisters in Calw, Wilhelm Härle, Sohn des Stadtpfarrers in Wildbad, Ludwig Roser, Sohn des Oberjustizrats in Rottenburg.

Von der K. Regierung für den Schwarzwaldkreis wurde unterm 21. Augnst d. I. der Amtsgerichtsschreiber Friedrich Stirn in Neuenbürg zum Stadtschultheißen da­selbst ernannt.

Dem Kameralkandidatcn Wilhelm Lachenmaier von Wildberg z. Zt. in Hall wurde die Stelle eines Assistenten beim Hauptzollamt Hamburg übertragen.

Gestorben: Münsingen, 18. Aug. vr. msä. Emmert, Oberamtsarzt a. D'. (früher in Nagold) 74 I. alt.

Tages-Neuigkeiterr.

Deutsches Reich.

Stuttgart, 21. Aug. Gegenüber der Mel­dung einiger norddeutschen Blätter, König Karl werde Mitte September hierher zurückkehren und hier dem Besuch des Kaisers Wilhelm entgegensehen, wird aufs bestimmteste versichert, daß von einer Verlegung des königlichen Hoflagers bis jetzt durchaus keine Rede ist. Dasselbe wird, bis kurz vor der Abreise des Königs nach Italien in Friedrichshafen verblei­ben. Dort dürfte auch, der Besuch des Kaisers Wilhelm stattfinden, ind^m sich der Monarch vor­aussichtlich von München nach Lindau und von dort nach Friedrichshafen begeben wird.

Eßlingen, 21. Aug. Bis heute sind nach den Anmeldungen zum Feuerwehrfest von den 64 Bezirken unseres Landes der Neckar- und Jagstkreis vollständig vertreten. Die Zahl der auswärtigen Mannschaft wird 7000 nicht übersteigen; eine Zahl, die. wenn man bedentt, daß die Feuerwehrmänner meist aus Leuten bestehen, die mit der Zeit und dem Geld zu rechnen haben, immerhin schon sehr statt­lich ist. ^

Welzheim, 46. Aug. Ganz ergreifend lau­tet der Inhalt eines demSch. M." überlassenen Privatbriefs aus Kaisersbach. Er lautet:Tief betrübt ergreife ich die Feder, um Euch mitzuteilen, daß ein */istündiger, furchtbarer Hagelschlag alles, alles ver­nichtet hat. Im meinem Leben habe ich noch nie etwas so trostloses mit angesehen. Die Schlossen, harte Eisstücke von Hühnereierngröße, fielen furcht­bar dicht. Die armen, armen Leute find nun ge­radezu bettelarm. Das unreife Obst bedeckt ganz dicht die Erde, zu nichts mehr verwendbar und die Bäume, die so wunderschön voll hingen, stehen da wie Besenreiser. Korn, Kartoffel, Kraut, alles, alles dahm! Im ganzen Ort weint und jammert alles zusammen! Unser Garten sieht aus wie im Winter; kein Blümchen blieb verschont. Alles ist kaput! Das

Obst bedeckt den Rasen simriweise. Und so wie bei uns, so sieht es überall aus, bloß daß es sich bei unseren armen Leuten um die Existenz handelt. Sie müssen geradezu bis zur nächsten Ernte verhalten werden, denn was ihnen bleibt, das sind ihre Schul­den. Da thut Hilfe dringend not!

München, 21. Aug. Der Magistrat be­schloß, auch in diesem Jahre den Sedantag durch Beflaggung der städtischen Gebäude und Musik von den Türmen zu begehen; jedoch soll die Feier, ent­sprechend einer Aeußerung des Grafen Moltke in seinem vorjährigen Dankschreiben, statt am 2. schon am 1. Septbr. stattfinden, welchen Tag Moltke als das richtige Datum des Sieges bezeichnete.

München, 20. Aug. Graf Blumenthal hat sich über die Leistungen der ihm heute vorgestellten Infanterie-Regimenter außerordentlich befriedigt aus­gesprochen.

München, 23. Aug. Der Kaiser von Oe­sterreich wird morgen auf einige Tage hier eintref- sen. Die Kaiserin von Oesterreich begiebt sich heute nach Bad Kreuth.

Augsburg, 22. Aug. Bei strömendem Re­gen fand die Inspizierung der hier vereinigten Trup­pen durch Generalfeldmarschall Gras Blumenthal und den kommandierenden Corpsgeneral Prinzen Leopold statt. Die Besichtigung fiel glänzend aus.

Berlin, 20. Aug. 436 Taubstumme aus allen Teilen des Reiches und aus Rußland und Schweden waren gestern (Sonntag) in Berlin vereinigt, um das 20. allgemeine Taub- stummen-Kirchenfest zu begehen. Am Sonntag mittäg erfolgte in der Dorotheenstädtischen Kirche der Festgottesdienst. Die Predigt hielt über die Heilung des Taubstummen Pastor Schönberner, welcher der Zeichensprache kundig ist. Nach der Predigt spendete der Geistliche das hl. Abendmahl.

Berlin, 21. Aug. Der zweite Kongreß des Zentralverbandes der homöopathischen Laienvereine Deutschlands ist gegenwärtig hier versammelt. Am Sonntag tagte der Kongreß im Festsaal des Zoolo­gischen Gartens. Es wurden Huldigungsadressen an den Kaiser und die Kaiserin abgesandt. Auch General v. Pape, der als eifriger Förderer der Homöopathie gilt, erhielt ein ehrerbietiges Begrüßungstelegramm. Im Sitzungssaale waren eine reiche Kollektion Ver­bandsstoffe in Kästen und homöopathische Apotheken in großer Anzahl, sowie homöopathische Werke aus­gestellt. Dem vom Vorsitzenden des Zentralverbandes Hofrat Dr. v. Guerard vorgelegten Bericht entnehmen wir, daß für ein geplantes Krankenhaus in Berlin mit rein Homöopath. Behandlung bereits 2530,63 gesammelt sind. In Berlin, Stettin, Wilster u. a. O. haben sich Damenkomites zur Betreibung der Samm­lungen gebildet. Wegen einzelner Apotheker, welche unwirksame homöopathische Arzneien verabreicht hatten, wurden von der Direktion in 89 Apotheken Prüfun­gen angestellt. 77 Apotheken haben die Prüfungen nicht bestanden, die andern führten entweder nicht ho­möopathische Medikamente oder zeigten sich zu vor­sichtig. Die Presse sowohl, wie die zuständigen Be­hörden nahmen sich der Sache an und die betreffenden Apotheker sind auch bestraft worden. Das Verhältnis der homöopathischen Aerzte zu den Laienvereinen läßt immer noch zu wünschen übrig.

Wie verlautet, hat der Kaiser von Ruß­land sein Bild an Kaiser Wilhelm übersandt mit eigenhändiger Widmung, bei welcher er an die schönen Tage von Peterhof erinnert und den Kaiser bittet, das Bild zum Andenken an diese Tage freundlichst entgegenzunehmen.

Die Herbstparade des preußischen Gardekorps, welche am 1. September aus dem Tempelhoser Felde

j bei Berlin stattfinden soll, wird einen besonders

großartigen Charakter tragen. Es ist die erste der­artige Heerschau, welche Kaiser Wilhelm II. abnimmt, und.das Gefolge wird ein sehr glänzendes sein. Bekanntlich wird der König von Schweden, der zur Taufe des jüngsten Sohnes des Kaisers nach Ber­lin kommt, daran teilnehmen, außerdem der Kron­prinz Konstantin von Griechenland, zwei bayerische Prinzen und andere Fürstlichkeiten. Der König von Schweden reist am 2. September wieder ab; die übrigen Fürstlichkeiten werden den Kaiser zu den Herbstmanövern des Gardekorps und des dritten Armeekorps begleiten. Für die letzteren waren seit langer Zeit große Vorbereitungen getroffen, welche die besondere Teilnahme erklärlich erscheinen lassen, mit welcher man den Hebungen in militärischen Krei­sen entgegensieht. Man wird sich erinnern, daß Kaiser Wilhelm bei dem letzten Neujahrsempfange der Generalität, dem letzten vor seinem Tode in der politisch-bewegten Zeit des vorigen Winters, den Ausspruch that:Ihr Hauptaugenmerk werden Sie in dem nun beginnenden Jahre den Herbstmanövern des Gardekorps zuzuwenden haben."

Berlin, 23. Aug. Zu den Kaisermanövern,

E welche am 15. Septbr. beginnen, ist der Besuch des ! Erzherzogs Karl Ludwig von Oesterreich ange- ! meldet. Das Eintreffen eines russischen Großfürsten wird ebenfalls erwartet. Das Bild, welches der Zar dem Kaiser Wilhelm zur Erinnerung an die schönen Tage in Peterhof verehrte, trägt die Wid­mung in deutscher Sprache. Auch Graf Herbert Bismarck ist von dem Zaren durch das Geschenk eines Portraits ausgezeichnet worden.

Die Kaiserin Viktoria hat die erste, wenn auch nur kurze Spazierfahrt im Freien unternommen, welche derselben vortrefflich bekommen ist.

Den vielfach auftretenden Gerüchten von einer Versetzung des kommandierenden Generals v. Alvcnsleben nach Berlin zur Uebernahme des Gar­dekorps glaubt dieKöln. Ztg." auf Grund einge- zogener Nachrichten entschieden widersprechen zu müssen.

Der italienische Ministerpräsident Herr Crispi ist am Dienstag abend in Friedrichsruhe angekommen und vom Reichskanzler Fürst Bismarck selbst herz­lich empfangen worden.

Berlin, 22. Aug. Der italienische Bot­schafter Graf Launay ist infolge einer Einladung ? des Fürsten Bismarck heute nach Friedrichsruh ab- ! gereist.

! Berlin, 22. Aug. Crispi's Besuch in Fried- ^ richsruh wird von maßgebender Seite als ein emi- , nent friedliches Symptom bezeichnet. Abermals werde ! das feste Bündnis zwischen Deutschland, Oestreich- ! Ungarn und Italien markiert. Einen Angriff auf ! einen der drei Verbündeten werde unweigerlich die l thatkräftige Feindschaft der beiden anderen heraus- ! fordern.

Friedrichsruh, 22. Aug. In Begleitung Crispi's befinden sich der Sektionschef des italie­nischen auswärtigen Amtes und der Sekretär des Mi­nisterratspräsidenten. Crispi bleibt einige Tage in ! Friedrichsruh. Kalnoky kommt erst später dahin.

! Bennigsen wird Crispi, seinen langjährigen Freund,

! in Karlsbad sprechen.

! Zwei ausländische Aerzte über Kaiser Friedrichs Krankheit. Lable, einer der ersten französischen Chirurgen der Jetztzeit, besuchte seinen Spezialkollegen und Jugendfreund Dr. Heyfelder aus Petersburg und Beide kamen auch auf die Krankheit des deutschen Kaisers zu sprechen. Die übereinstim-