Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für de« Oberamts-Bezirk Nagold.

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Donnerstag den 19. Juli

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A mLLiches.

Die Gerichtsvollzieher

werden aus nachstehende Bekanntmachung des Ju­stizministeriums aufmerksam gemacht.

Nagold, den 14. Juli 1888.

Oberamtsrichter Dase r.

Bekanntmachung des Justizministeriums vom 7. Juli 1888, betreffend die Berichtigung des 8 100 der Dienstanweisung für die Gerichtsvollzieher vom 23. September 1879.

Ter tz 100 der Dienstanweisung für die Ge­richtsvollzieher vom 23. September 1879 (zu vgl. auch neue Justizgcsetzgebung Bd. VI, Theil 2, S. 774) wird hiemit dahin berichtigt, daß es in dem Abs. 1 Satz 2 des 8 100 anstatt:

Außerdem hat sich der Schuldner u. s. w." heißen muß:

Außerdem hat sich der Gerichtsvollzieher u. s. w."

Die Amtsgerichte werden angewiesen, die ihnen unterstellten Gerichtsvollzieher auf diese Berichtigung aufmerksam zu machen.

Stuttgart, den 7. Juli 1888.

_ Faber.

Tages-Neirigkeiterr.

Deutsches Reich.

* Nagold, 17. Juli. Heute vormittag wurde bei der Köhler'schen Bierbrauerei ein 2*/sjähriges Kind durch eine leergehende, aber zu rasch geführte Chaise überfahren; dasselbe ist zwar noch am Leben, die inneren Verletzungen machen aber dessen Davon­kommen zweifelhaft.

j>z Gültlingen. (Unliebsam verspätet.) Am Mittwoch den 11. Juli versammelten sich im Gasthaus zum Hirsch hier trotz Regenwetters die Lehrer des untern SprengelS zu einer gemeinsamen Abschiedsfeier für ihren nach Gündelbach bei Knitt- lingen abgehenden Kollegen Schullehrer Le uze hier. In mehreren Ansprachen von Seiten seiner Kollegen, sowie von Seiten des die Versammlung mit seiner Gegenwart beehrenden Herrn Pfarrers hier, wurde tiefes Bedauern ausgesprochen über das Scheiden des lieben Kollegen aus dem Bezirk Nagold. Es wurde auch dabei seiner Tüchtigkeit als Lehrer, sei­ner Kollegialität. seiner pflichtlichen Erscheinung bei den Lehrergesangvereinen, sowie seiner regen, Güti­gen Anteilnahme an den Besprechungen bei den Leh­rerkonferenzen rühmend gedacht. Abends schloß sich nach Abgang der Lehrer noch eine Abschiedsfeier von Seiten des hiesigen Männergesangvereins an, bei welcher in mehreren Reden und Toasten die Ver­dienste des Scheidenden als Direktor des Gesangs­vereins mit großer Anerkennung hervorgehoben wur­den. Ehre seinem Andenken!

* Nach einer statistischen Zusammenstellung der Bevölkerungsbewegung in Württemberg für das Jahr 1887 betragen im Oberamt Nagold die Ehe­schließungen 187, Geborenen 932, Gestorbenen 576; in Calw die Eheschließungen 150, Geborenen 975, Gestorbenen 622; in Freudenstadt die Eheschl. 193, Geborenen 1295, Gestorbenen 769; in Her­renberg die Eheschließungen 137, Geborenen 841, Gestorbenen 539; in Horb die Eheschließungen 104, Geborenen 770, Gestorbenen 512; in Neuenbürg die Eheschließungen 198, Geborenen 1064, Gestor­benen 575.

Am letzten Montag abends gegen 11 Uhr hatte

Tübingen und Umgegend, erstreckend bis Metzingen,

ein solch heftiges Gewitter mit Hagelschlag, Regen und Sturm, daß manche glaubten, der jüngste Tag breche , an. Zahllose Bäume hatte der Sturm ent­wurzelt und die Obstbäume ihres Segens beraubt.

Stuttgart, 15. Juli. An Stelle des in den Ruhe­stand getretenen Generallieutenants v. Triebig ist der Kom­mandeur der 51. Infanterie-Brigade, Generalmajor v. Lupin, zum Kommandanten von Stuttgart ernannt worden und mit der Führung der 51. Infanterie-Brigade wurde der Kom­mandeur des Grenadier-Regiments Königin Olga Nr. 119 ^ Oberst Schott von Schottcnstein unter Stellung ä lg, snito , dieses Regiments beauftragt.

Stuttgart. 16. Juli. Wie ich von zuverlässiger Seite höre, ist der seitherige württembergische Militärbevoll­mächtigte in Berlin, Oberstlieutenant v. Sick, zum Komman­deur des Dragoner-Regiments Königin Olga (1. Württ.) Nr. 25 ernannt worden. Als sein Nachfolger in Berlin wird Major v. Neidhardt im 2. Württ. Feldartillerie-Re- gimcnt Prinzregcnt Luitpold Nr. 29 bezeichnet.

Stuttgart, 16. Juli. Die mit dem VI. deutschen Brauertag verbundene Fachausstellung für Brauwesen hat einen unerwartet günstigen Erfolg erzielt. Der Reinüberschuß von ca. 12 000 ^ soll, wie wir hören, durchaus gemeinnützigen Zwecken zu­gewendet werden, und zwar in der Hauptsache dem i Kaiser Wilhelm-Denkmal in Stuttgart und der Ju- i bilüumsstiftung, welche zu Ehren des 25)ährigen Re­gierungsjubiläums S. M. des Königs Karl im Herbste dieses Jahres angelegt werden soll.

Stuttgart, 17. Juli. Wie aus London verlautet, soll die Königin Viktoria beabsichtigen, dem Dr. Mackenzie wegen seiner ihrem Schwiegersöhne geleistetenDienste" den Peerstitel zu verleihen. Sir Morell Mackenzie wäre der erste Arzt, der seinem Beruf einen Sitz in der erblichen Kammer ver­dankte.

Brandfälle: In Holzbronn am 16. ds. das Wohnhaus nebst Scheuer des Taglöhners Bech­told.

Augsburg, 13. Juli. Im bayerischen Hoch­land, sowie im Allgäu findet seit gestern anhaltender Schneefall statt.

In Leipzig ist ein homöopatisches Kranken­haus eröffnet worden. Es ist dies das erste und ^ einzige seiner Art in Deutschland.

^ Aus Suhl wird derThüringer Zeitung" ge- ! schrieben: In fachmännischen Kreisen wird erzählt, daß ein ganz neues Infanterie-Gewehr für das deutsche Heer eingeführt und mit dessen Bau schon in diesem Monat begonnen werden solle. Das neue Gewehr erhält ein Kaliber von 8 Millimeter, ein niedriges Visier und wird auf 3000 Meter ein­geschossen.

Ein nobel gekleideter Engländer suchte sich in die Villa der Königin Natalie in Wiesbaden Eingang zu verschaffen mit der ausgesprochenen Ab­sicht, ihr, der hohen Geschiedenen nunmehr seine Hand anbieten zu wollen.

Köln, 13. Juli. Heute wurde das Urteil in dem Prozesse wegen Beleidigung des Fürsten Rcuß, ältere Linie, gegen den Cheftedakteur der Köln. Ztg. publiziert. Dasselbe lautet auf einen Monat Festungshaft. (Die Köln. Ztg. hatte behauptet, der Fürst habe erklärt, keinen Fuß breit Land für ein Kaiser-Wilhelm-Denkmal abtreten zu wollen. D. R.).

(W. Ldsztg).

Berlin, 15. Juli. Von Sir Morell Mak- kenzie finden wir in derStaatsbürger-Zeitung" den Zug erwähnt, daß er angesichts der Resultate der Sektton des hochseligen Kaisers, noch ehe sie beendet war, totenbleich, halb ohnmächtig vor Schreck über den entsetzlichen Befund das Zimmer verlassen hat.

Vielleicht kommt es auch daher, daß Herr Mackenzie sich auf seine offizielle Anwesenheit bei

der Sektton so lange nicht besinnen konnte, bis ihm der amtliche Bericht seine Unterschrift unter dem Pro­tokoll in Erinnerung brachte.

Berlin, 16. Juli. Die verwitwete Kaiserin Viktoria führt von nun ab den Namen Kaiserin- Königin Friedrich.

Amtlich wird darauf aufmerksam gemacht, daß die Gemahlin Kaiser Wilhelm's II. den Namen AugustaViktoria (nicht um gekehrt) führt. Haupt- und Rufname ist Viktoria.

Berlin, 16. Juli. (Eine herbe Verurteilung des Treibens derdeutsch-freisinnigen" Partei wäh­rend der RegierungKaiser Friedrich's) enthält das Telegramm, welches Kaiser Wilhelm II. an den Pro­fessor Heinrich v. Treitschke anläßlich des Nachrufs gerichtet hat, welchen dieser Historiker in denPreu­ßischen Jahrbüchern" den beiden ersten deutschen Kai­sern kürzlich widmete. Dieses Telegramm lautet:Ich sage Ihnen Meinen allerherzlichsten Dank für das Denkmal, welches Sie Meinen beiden Vorgängern in der Geschichte gesetzt haben. Sie haben, wie im­mer, so auch hier der Wahrheit die Ehre gegeben." Wie schwer die deutsch-freisinnige Partei von diesem Telegramm des Kaisers an Herrn v. Treitschke ge­troffen wird, ergiebt sich aus folgender Stelle des so hoch belobten Nachrufs:Die Regierung des sterbenden Kaisers (Friedrich) konnte nur eine trau­rige Episode der vaterländischen Geschichte werden, traurig durch die namenlosen Leiden des edlen Kran­ken. traurig durch das lügnerische Treiben des eng­lischen Arztes und seiner unsauberen journalistischen ! Spießgesellen, traurig durch die Frechheit der deutsch- ^ freisinnigen Partei, die sich begehrlich an den Kai­ser herandrängte, als ob er selber zu ihr gehörte, und einmal doch einen Erfolg, den Sturz des Mi­nisters v. Puttkamer, erreichte während die mo­narchischen Parteien durch das Gefühl der Pietät wie durch die Voraussicht des nahen Endes genö­tigt wurden, ihre Stimme zu dämpfen." Da Kai­ser Wilhelm II. jedenfalls ganz genau weiß, wer sich begehrlich an seinen hochseligen Vater heran­drängte, so ist sein Ausspruch, Treitschke habe der Wahrheit die Ehre gegeben, von erdrückender Wucht.

Berlin, 17. Juli. Vom Landgericht wurde hier ein Kaufmann Hellwig, der die Kaiserin-Köni- j gin Friedrich in so unflätiger Weise beleidigte, daß I die Verhandlung bei geschlossenen Thüren stattfinden j mußte, zu einem Jahr drei Monaten Gefängnis ver­urteilt und seine sofortige Verhaftung beschlossen.

Dem Kaiser Wilhelm hat jüngst eine Ab­ordnung der Berliner Studenten eine Adresse überreicht. Bei dieser Gelegenheit sagte der Kaiser zu den jungen Herren:Einen Wunsch lege ich Ihnen an's Herz, lassen Sie das Studium der deutschen Geschichte mehr als seither in den Vordergrund tre­ten ; das war auch immer der Wunsch meines kaiser­lichen Großvaters". Diese Mahnung kam ganz aus dem Sinn des Kaisers heraus. Sein früherer Leh­rer und Erzieher Dr. Hinzpeter sagt in dem interes­santen Schristchen, das er soeben über den jungen Kaiser veröffentlicht hat:An der andächtigen Auf­nahme der deutschen Geschichte entzündete sich seine Begeisterung für deutsche Thaten und Helden, von Karl dem Großen und seinen Paladinen bis zu den Heroengestalten des eigenen Vaters und Großvaters."

Aus Friedrichsruhe wird gemeldet, daß das Befinden des Fürsten Bismarcks ein be­friedigendes ist. Eine Badereise nach Kissingen fin­det voraussichtlich nicht statt. Der bayerische Mi-

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