len, was in dem Kaiserprogramm nicht steht. Vor allem steht nicht darin, daß nunmehr eine Herrschaft des Parlamentarismus in Deutschland etabliert wer- den.solle auf Kosten der kaiserlichen Rechte, für welche im Gegenteil Kaiser Friedrich Achtung fordert. Mit Nichten ist aus dem Abschnitt, betreffend die religiöse Duldung, nunmehr die Wiedereinführung der Wucher­freiheit und das Recht gewisser Blätter herauszule­sen, nach früherem Gebrauch über christliche Einrich-

Auf einer Lehrerkonferenz in Großbottwar (Marbach) kam die Frageder körperlichen Züchti­gung in der Schule" zur Verhandlung. Die einstim­mig ausgesprochene Ansicht ging dahin, daß ohne die­selbe nicht auszukommen sei.

Das Landesfeuerwehrfest wird dieses Jahr am 25. 26. und 27. August in Eßlingen gefeiert werden.

Ein im Ausland verstorbener Tuttlinger hat

rungen mit maßlosem Spott und atheistischem Hasse j seiner Vaterstadt 64 000 ^ vermacht als Stiftung herzufallen. Kein Wort endlich steht in dem Kaiser- für wohlthätige Zwecke.

Programm davon, daß die so segensreiche Aera einer ! Aus München wird gemeldet, Prinz Leopold maßvollen Zollschutzpolitik nunmehr wieder dem blan- von Bayern werde interimistisch für den erkrankten

ken Manchestertum in Handel und Industrie Platz zu machen habe. Auch der sozialen Reformarbeit will der Kaiser durchaus keinen Riegel vorschieben, wenn er der thörichten Ansicht entgegentritt, daß der Staat alle sozialen Nebel heilen oder beseitigen könne. Zum Heile Deutschlands aber sind endlich alle diejenigen um ihre Hoffnungen betrogen, welche den früheren

Kriegsminister die Leitung der Ministerialgeschäfte übernehmen.

Dresden, 19. März. Mackenizie erklärt in einem Brief an eine englische Freundin: er hoffe, daß das Leben des Kaisers Friedrich auf eine Reihe von Jahren erhalten werden würde.

Berlin, 20. März. Der Reichstag nahm

Kronprinzen und jetzigen Kaiser in einen politischen ^ debattelos die Adresse an den Kaiser an. Ebenfalls Gegensatz zu seinem nunmehr Heimgegangenen hoch- debattelos wird einstimmig sodann der von allen seligen Vater und dessen vertrautesten Ratgebern zu ^ Parteien, mit Ausnahme der Sozialdemokraten und

bringen suchten. Dem vielbewährten ersten Diener, treuen und mutvollen Ratgeber Kaiser Wilhelms, dem Fürsten Bismarck verspricht der Kaiser zugleich im Namen seines ganzen Hauses dauernden Dank. Diejenigen, die einst gerufen:Fürst Bismarck muß jetzt fort von seinem Platze" mögen über diese Dank­barkeit des Kaisers Friedrich einigermaßen enttäuscht sein, aber die Gesamtheit der deutschen Nation jauchzt dem dankbaren Kaiser seinen eigenen Dank zu. Was der Kaiser in der That sich vorgenommen hat, um sein Volk glücklich zu machen, das hat er so klar ausgesprochen, als dies in einem für eine lange Zu­kunft berechneten Programm überhaupt möglich ist. Dem Kaiser, der seinem Volke Gerechtigkeit und Treue versprochen, kommt das ganze preußische und deutsche Volk mit Liebe, Treue und Vertrauen entgegen. Der Kaiser und König gehört allen, und es ist ein schö­nes Vorzeichen, daß alle Parteien und alle Klassen

Polen, eingebrachte Antrag auf Errichtung eines Denkmals für Kaiser Wilhelm angenommen. Hier­auf verliest v. Bötticher eine Kabinetsordre vom 12. März, welche den Schluß der Session angeordnet.

Berlin, 20. März. Der Kaiser hat seinen Hofstaat gebildet. Oberhofmarschall ist Graf Rado- linski, Hofmarschall Major v. Lyncker; Oberhof­meister der Kaiserin ist Graf Seckendorfs, Oberhof­meisterin die Fürstin Hatzfeldt-Trachenberg. Der Kaiser hat dem Präsidenten des Reichsgerichts, Dr. Eduard Simson, den Schwarzen Adlerorden verliehen.

Berlin, 20. März. Kaiser Friedrich sandte dem Präsidenten Carnot anläßlich des Todes von dessen Vater ein Beileidstelegramm.

Berlin, 20. März. Der Kronprinz von Italien spendete für die hies. Hedwigskirche 1000 Franks.

Berlin, 20. März. Nach Berliner Blättern

Die Wahl eines Generals, der sich weigert, seinen Degen niederzulegen, würde ein wirkliches Plebiscit darstellen. Das Plebiscit aber würde die Abdankung eines freien Volkes bedeuten. Das Hineindringen höherer Offiziere in die Politik ist nicht nur eine Drohung für die Institution des freien Landes, son­dern auch eine Schwächung unserer Rüstung, indem es unsere Kräfte dem Ausland gegenüber geteilt er­scheinen läßt. Es hat immer die Unterdrückung un­serer Rechte zur Folge gehabt und sich durch eine Niederlage gestraft. Wir fordern alle guten Bürger dringend auf, die gefährliche Manifestation zurückzu­weisen namens der Traditionen Frankreichs und des demokratischen Prinzips, sowie im Interesse der Re­publik und des Vaterlandes.

Paris, 20. März. Die Debatte, betr. die Interpellation Boulanger, verlief skandalös und stür­misch. Cassagnac, obgleich die Maßregelung Bou- langer's billigend, griff das Kabinet in unerhörter Weise an und behauptete, Bismarck habe befohlen und das Ministerium gehorche, worauf Tirard wü­tend aufsprang und Cassagnac dreimal das Wort Infamie zurief, bis er von seinen Kollegen mühsam beruhigt wurde. Schließlich wurde die von der Re­gierung verlangte einfache Tagesordnung mit 349 gegen 93 Stimmen angenommen.

Paris, 20. März. Der Minislerrat hat be­schlossen, den General Boulanger vor den Unter- iuchungsrat zu stellen. Dieser wird darüber ent­scheiden. ob der General aus der Armee zu entlassen ist.

Paris, 22. März. Das nationale Protest- komite für die Wahl Boulangers zog die Kandi­datur des letzteren zurück und stellte seine Wahlthätig- keit ein, um der Regierung jeden Borwand zu weite­rem Vorgehen gegen Boulanger zu nehmen.

Italien.

Rom, 17. März. In der Kammersitzung gab Ministerpräsident Crispi heute erneute Versicherungen über die Notwendigkeit des deutsch-italienischen Bünd­nisses ab; er hob die Interessengemeinschaft beider Staaten hervor und die Unmöglichkeit. daß irgend

des Volkes mit gleicher Innigkeit ihm angehören zu hat der Kaiser am Sonntag auch den Justizminister! ein Staat der Tripelallianz Kriegswünsche hege. Hin-

v. Friedberg empfangen, was mit Begnadigungen zusammengebracht wird.

Berlin, 20. Mäez. Dem Vernehmen nach hat der Kaiser das Gesetz betreffend die Verlängerung der Legislaturperiode des Reichstages unterzeichnet.

Berlin, 21. März. In dem Schreiben des ^ Papstes, welches der Nuntius Galimbertt dem Kai-

Helm und beglückwünscht unseren neuen Herrscher zur Thronbesteigung. Leo XIII. rühmt die in der Pro­klamation enthaltenen Regierungsgrundsätze Seiner Majestät, insbesondere jene über die religiöse Dul­dung und die Erziehung der Jugend.

Berlin, 21. März. Das Befinden des Kai­sers ist durchaus befriedigend. Der gestrige Tag war der beste seit der Operation. Der Kaiser em­pfing u. a. Deputationen russischer Regimenter und

wollen erklären.

Mit umso größerer Sorge erfüllt aber jedes deutsche Herz der Gesundheitszustand unseres erhabe­nen Herrschers, der auch als Kaiser bleibt, was er als Kronprinz war:Unser Fritz!" Mit wahrer Bewunderung schauen wir alle zu dem Helden auf, der unbekümmert um ein tückisches Leiden sein Leben der übernommenen Arbeit widmet und alle Schmer­zen und Beängstigungen seiner Krankheit mit heiter­ster Miene, wie ein wahrer Märtyrer duldet. Tau­send Segenswünsche steigen täglich zum Himmel em­por, daß er unserem treuen, geliebten Kaiser Gene­sung schenke. Möge der Himmel ihm gewähren, feine edlen Ziele zum Heile Deutschlands verfolgen zu können und ihm ermöglichen, seinem Volke wohl- thätig, seinem Lande nützlich und dem Reiche ein Segen zu sein. Und wenn wir auch noch betrüben­den Herzens sagen:Kaiser Wilhelm ist tot," so ru­fen wir in echter deutscher Begeisterung:Lang lebe Kaiser Friedrich!

Tages-Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

In Hirsau wurde das Grabmal des Abts Johann II. ausgesunden. Die Gebeine desselben wur­den herausgenommen und in ein neues Grab gebracht.

Tübingen, 19. März. (Tagesordnung der Schwur- gerichrssitzungen vom I. Quartal 1888.) 1) Strafsache gegen den verheir. Weingartner Joh. Ludwig Mang von Tübingen wegen vorsätzlicher Körperverletzung und dadurch verursachter Tötung: 2) Straf!, gegen den verheir. Wcingärtner Max Schiebel von Rottenburg, wegen versuchten Totschlags;

3) Strass, gegen den verheir. Taglöhncr Georg Gottl. Katz ^ von Londorf wegen Brandstiftung; 4) Strass, gegen den verheir. Fabrikarbeiter Job. Fr. Bo ihn er von Stammheim wegen Brandstiftung: 5) Strass, gegen den ledigen Metzger der Kommune wie üblich begangen worden und wie Karl Gottl. Roth von Reutlingen wegen Meineids; 6) Strass, üblich auch verlaufen. Die sozialistischen und revo-

W ÄM -MM, Md b-s-ch.

Bahlinger von Mönchbcrg wegen Verbrechens im Amte; ' und haben sich u. a. sämtlich gegen Boulanger aus- 8) Strass, gegen den ledigen Flaschner Christ. Ernst Kcpp- > gesprochen.

ler von Renningcn wegen Verbrechens wider die Sittlichkeit ' Paris. 20. März. Eine von zahlreichen Dc-

und gegen den ledigen Ziegler Karl Geiger von Wangen ^ 9ink--nntorrmrbnote Srklä-

wegen Beihilfe zu diesem Verbrechen; 9) Strass, gegen den Mierten der äußersten Linken unterzeicyneie Mlla-

Schuhmacher Gottl. Lohr mann von Gächingen (Urach) we- rung proteitlert gegen die Wahlkundgebung für Bou-

gcn Brandstiftung. langer und sagt: Wir haben uns zwei Aufgaben zur

Stuttgart. Nach neuerem Vernehmen wird Wiederherstellung des Vaterlandes gestellt. Wir

I. M. Königin Olga nicht schon zum russischen Oster- ^ wollen die Republik auf demokratische Reformen stützen

fesi, sondern erst mit ihrem hohen Gemahl in die ^ und sind entschlossen, ohne Unterlaß den Kampf fort-

Heimat zurückkchren. und zwar gilt als Termin der S zusetzen gegen jegliche Gegenanstrengungen, welche

Rückkunft des Königspaarcs Mitte Mai. die Geister entnerven und die Ansichten irreleiten.

sichtlich Afrikas erklärte Crispi, Italien erstrebe ein­zig die Zurückeroberung verlorener Positionen und die Befestigung seiner Verteidigungslinie, aber nicht die Eroberung von Abessynicn.

Rom, 20. März. Das ArmeeblattEsercito" macht folgende, angeblich auf absolut zuverlässiger Quelle beruhende, Aufsehen erregendeEnthüllung" :

ser gestern übergab, kondoliert der Papst unserem, Vor mehreren Wochen plante Frankreich einen plötz- Kaiserhause wegen des Heimgangs des Kaisers Wil- liehen Handstreich auf den Kriegshafen Spezzia.

Die Flotte mit einem Landungskorps unter Admiral Kranz harrten nur des letzten Befehls. Der Kriegs­plan lag völlig im Marineministerium vor, die Kriegs­erklärung selbst sollte nur wenige Stunden vor der Ankunft der französischen Flotte vor Spezzia erfol­gen, welches trotz seiner großartigen Fortifikationen damals schutzlos gewesen wäre. Im kritischen Mo­ment erhielt aber die italienische Regierung hievon Nachricht, deren Folge die sofortige fieberhafte Ar-

sah zum ersten Mal seine Mutter. Er hat auch mit mierung von Spezzia und Genua, sowie das plötz- mehreren Personen einige Worte. wenn auch nur liche Erscheinen der englischen Mittelmeerflotte in den tonlos gesprochen. genannten Häfen war.

Berlin, 2l. März. Kaiser Friedrich hat be- Rom, 22. März. Die Meldung desEsel­

fohlen, daß das neue Palais in Potsdam unverzüg- cito" von dem geplanten französischen lieder­lich in Stand gesetzt werde, auf daß er sofort beim ^ fall ist bis jetzt noch nicht dementiert.Fanfulla" Eintritt wärmerer Witterung mit seinem Hofhalte von ! nennt die Franzosen ein Volk von Hanswursten, dem

Charlottenburg dorthin übersiedeln könne.

Oesterreich-Ungarn.

Alle Wiener Blätter spenden den Botschaften Kaiser Friedrichs das höchste Lob und betonen die Untrennbarkeit des Friedensbundes. Auch sonst finden die Botschaften überall vollste Zustimmung. Frankreich.

In Paris ist am 18. März der Jahrestag

solche Narrenstreiche zuzutrauen seien.

Portugal.

Lissabon, 21. März. Bei dem gestrigen Theaterbrande in Oporto, wobei das Theater vollständig zerstört wurde, stürzten viele Zuschauer aus den Fenstern auf die Straße. Mehrere sind er­stickt, andere wurden bei dem Ausgange erdrückt. Die Mehrzahl der Verunglückten waren Zuschauer in den Logen dritten Ranges, auf den Galerien sind ganze Familien umgekommen. Die Zahl der Toten wird auf 80 geschätzt. _

Handel L Verkehr.

Stuttgart, 19. März. (Landesproduktenbörse). Wir notieren pr.100 Kilo: Weizen baycr. 20 -20.50, Haber rnss. 14.80-15.50.

Stuttgart, 19. März. (Mehlbörsc.) An heutiger Börse sind von inländ. Mehlen 460 Sack als verkauft zur Anzeige gekommen zu folgenden Preisen: Nr. 0 31.50 32,

Nr. 1 28.50-29. Nr. 2 ^ 27 -27.50, Nr. 3 25 26,

Nr. 4 ^ 22-23 _

(Hiezu das Unterhaltungsblatt ^2 12

_und eine Beilage.)_

Veranrwortllcher Redakteur S t e l n w a n d e i ,n Ra-old. Lrua u»-d Berla- der G. W. Z a i s e r'schen Buchhandlung in Nagcld.