Amts- «nd Intelligenz-Blatt für -e« Oberarnts-Bezirk Nagold.
W 3.
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Samstag den 7. Januar
JnsertionSgebühr für die Ispaltige Zeile aus ge wöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 bei mehrmaliger je 6 Die Inserate Mffen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.
1888 .
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„das Plauderstübchen"
für das erste Halbjahr oder auch Quartal 1888. können bei allen Postboten bezw. den betreffenden Poststellen gem acht werden. __
Amtliches.
3k a g o l d.
An die Ortsvorsteher,
betreffend die Krankenversicherung der ständigen
land und forstwirtschaftlichen Arbeiter.
Die ständigen land- und forstwirtschaftlichen Arbeiter sind feit 1. Januar d. I. krankenverfiche- rungspflichtig.
Die Ortsvorsteher werden hiemit angewiesen, die in Frage stehenden Arbeiter sofort bei der betreffenden gemeinsamen Ortskrankenkasse anzumelden.
Den 4. Januar 1888.
K. Obcramt.
_ vr. Gugel. A.-V.
Gestorben: Den 8. Jan. zu Rottenburg O:-Amts- pfleger V o g t, LandtagSabgcordnetcr für den Bez. Rotteuburg von 1868—1870. 1870—1874, 1875 und 1876 und daun wieder von 1883 bis jetzt, R. 1. Kl. des Fr.-Ord., 63 I. a.; in Altenstei g Kunstmüllcr M aier. _
Tages-NeriigkeiLen.
* Nagold, 7. Jan. Vergangenen Mittwoch abend geriet ein Arbeiter der Genosfcnschafts-Loh- mühle in Alten steig durch Ausgleiten in das Gangwerk derselben, wodurch er von zwei Nädern erfaßt und ihm der Kopf so zerquetscht wurde, daß er augenblicklich eine Leiche ward. Derselbe, Wurster von Berncck, soll Vater von 7 Kindern sein.
K Haiterbach, 2. Jan. In letzter Woche hielten die hiesigen Vereine ihre Christbaumfeiern, verbunden mit Gabenverlosungen: Der Lefeverein am Stephanstag im Gasthaus z. Ochsen, der Liederkranz am Johannisfeiertag im Gasthaus z. Traube und der Kriegerverein am Sylvesterabend im Gasthaus des Kameraden Rapp z. Lamm. Bei letzterer Feier wurde unserem durch seine Leutseligkeit allgemein geachteten u. geliebten Dr. Wagen Häuser, der seit einem Jahr zum Ehrenvorstand dieses Vereins erwählt ist, ein kunstvoll gearbeitetes Ehrendiplom überreicht. — In Betreff des Personenstandes unserer Stadt wurden am Neujahrstage folgende statistische Notizen bekannt gegeben: Im abgelaufenen Jahr wurden hier geboren 37 Kinder, gestorben sind 45 Personen, konfirmiert wurden 61 Kinder, die Zahl der Schüler betrug 379, die der Kommunikanten 1002. Die Gesamtseelenzahl beziffert sich hier auf 1802, in der Teilgemeinde Altnuifra auf 71.
Stuttgart, 4. Jan. Das gestern eingerre- tene Tauwetter wurde in einer Unzahl von Stuttgarter Familien als ein Erretter aus der Not begrüßt, denn die Kalamität mit eingefrorenen Wasserleitungen und geplatzten Wasserleitungsröhren, sowie verstopften und zugefrorenen Abzugskanälen hatte Herrschaften wie Dienstboten in den letzten Tagen aufs ärgste gequält. Man darf sagen, daß der große Frost den mannigfachsten Schaden in den Häusern angerichtet hat. In den Kellern ist Wein und Mineralwasser gefroren; ein verbürgter Fall wird uns erzählt, wonach in einem Keller eine Menge von Mineralwasserkrügen dadurch zersprengt
wurde, daß das Wasser im Innern gefror. Uebri- geus ist seit gestern die Temperatur vollständig geworden. (N. Tagbl.)
Stuttgart, 4. Jan. Die weltliche Feier des Papstjubiläums, welche heute abend in der Liederhalle unter Beteiligung von gegen 3000 Personen stattfand, nahm einen großartigen Verlauf. Vom Hofe waren anwesend Herzog Albrecht von Württemberg, der Herzog von Urach, viele Mitglieder des hohen Adels mit Damen, ferner Minister v. Mittnacht, v. Schmid. Justizrat Eckert brachte den mit Begeisterung aufgenommenen Toast auf den heiligen Vater aus. Dekan Schneider toastete auf Kaiser Wilhelm und König Karl. Die vier lebenden Bilder aus der Geschichte der Päpste mit Namen Leo machten durch prachtvolles Arrangement einen mächtigen Eindruck.
Aus dem Oberamt Hall, 1. Jan. Bei den Bohrungen auf Sole in der Nähe von Tullau ist man nun, wie dem H. T. mitgeteilt wird, auf Salz gestoßen.
Brandfälle: Am 3. Jan. in Feuerbach das in der Jägerstraße neben dem Waldhorn stehende Gebäude der Witwe Mößner, Brandstiftung wird ! vermutet; am 3. ds. in Biberach die Wirtschaft
> z. Rose; am 3. ds. in Asperg zwei aneinanderge- ! baute Scheunen, drei angebaute Schweineställe und ! ein zweistöckiger Stall mit Futterkammer.
j Den Bayern braucht's um die Thronfolge ! nicht bang zu sein. Die Prinzessin Ludwig hat dieser ! Tage dem 12. Kind das Leben gegeben.
! Straßburg i. E., 31. Dez. Zur Ausmun- ^ terung beim Erlernen der deutschen Sprache werden j durch kriegsministeriellen Erlaß vom 24. Dez. v. I.
' denjenigen Kompagnien, Schwadronen)und Batterien,
> unter deren Ersatzmannschaften sich mindestens 10
^ Prozent nicht deutsch sprechende Elsaß-Lothringer be- , finden, 15 ^ jährlich ausgesetzt. Der Betrag kann ! zur Zahlung von 2 Prämien — eine zu 9 und eine ! zu 6 — für solche Leute verwendet werden, die
^ sich durch Fleiß in Erlernung der deutschen Sprache j und durch Fortschritte in derselben der Anerkennung ! würdig gemacht haben.
Berlin, 3. Janr. Nach einer Aeußerung ! der „Nordd. Allg. Ztg." darf man annehmen, daß ! die Veröffentlichung der Aktenstücke im Reichsanzei- - ger mit Wissen und Einwilligung des Zaren erfolgt ist. Sie hebt, wie schon gestern erwähnt, hervor, daß „durch diese Veröffentlichung für die loyalen Gesinnungen des russischen Herrschers ein beredter Beweis geliefert werde", und tadelt den Versuch, „an der Thatsache der vollzogenen Veröffentlichung zu mäkeln und gar anzudeuten, als sei dieselbe ohne Zustimmung des Kaisers Alexander erfolgt. Dieser Versuch sei mindestens ganz willkürlich und lege den Verdacht nahe, daß man es hier entweder mit einem durch politische Befangenheit getrübten, oder aber tendenziös beeinflußten Urteil zu thun habe. Man dürfe in voller Ruhe dem Klärungsprozeß der öffentlichen Meinung entgegensetzen." — An anderer Stelle betont die „Nordd. Allg. Ztg." die Haltung des „Nord", den sie ein „russisches Jnteressenorgan" nennt und der trotz aller Zeitungspolemik an der Friedenszuversicht festhalte, und sie verzeichnet ferner die von der Kopenhagener „National-Tidende" aus Peters- , bürg mitgcteilten Aeußerungen eines hochstehenden ^ Offiziers, der sich dahin aussprach, daß Rußland nicht an einen Offensivkrieg denke. Auch der Präsident , der französischen Republik habe den Neujahrsempfang j des diplomatischen Korps zur Betonung seiner Frie
denswünsche benutzt, und wenn Oesterreich seine Reserven behufs Einübung mit dem neuen Gewehr zu kurzer Uebung heranziehe, so sei daran zu erinnern, daß vergangenes Jahr in Deutschland dieselbe Maßregel vorgenommen wurde, ohne daß jemand sich bemüßigt gefunden Härte, alarmierendes Kapital daraus zu schlagen. — In der neuesten Nummer sagt die „N. A. Z.". die Politische Lage zeige momentan eine Entlastung. Man dürfe aber nicht übersehen, daß Tendenzen thätig seien, welche an einer systematischen Verwirrung Interesse haben. Es werde im günstigsten Falle noch eine geraume Zeit verfließen, ehe wieder eine völlige Sicherheit Platz greifen könne.
Berlin, 3. Janr. lieber den Empfang der Generalität beim Kaiser berichtet noch die „Nat.- Ztg.": Generalfeldmarschall Graf Moltke erschien an der Spitze der Generalität. Der Kaiser, der an seinem Arbeitstisch mit Schreiben beschäftigt gesessen hatte, stand auf, trat den Eintretenden entgegen und ohne den Grafen Moltke zu Worte kommen zu lassen, rief er ihm zu: „Wie sind Sie in das neue Jahr hinübergekommen, lieber Moltke, schlafend oder wachend?" „Geschlafen habe ich", war die Antwort Moltke's. Der Kaiser lachte und fuhr fort: „Ich hoffe, daß Sie mit dem, was in diesem Jahr dienstlich an Sie herantreten wird, zufrieden sein werden." Die Generale nahmen dann Aufstellung, es reihten sich an einander die Generale v. Blumenthal, v. Stichle, v. Pape, v. Waldersee, v. Heuduck, dann die Divisionsgenerale, deren Reihe Generallieutenant Graf Wartensleben schloß. Der Kaiser ging die Reihe der Generale entlang, reichte jedem die Hand und richtete an sie einige freundliche Worte. Ausführlicher gestaltete sich die Ansprache, die der Kaiser an den General v. Heuduck richtete. Derselbe war, wie jetzt verlautet, um seinen Abschied eingekommen und zur Betreibung des Gesuches nach Berlin gekommen. Am Schluß des Gesprächs sagte der Kaiser: „Sie sind noch viel zu jung zum Abschied, ich kann Sie noch nicht entbehren." Der General verbeugte sich schweigend.
Der Reichsanzeiger veröffentlicht die Kaiserliche Ordre, durch welche beide Häuser des preußischen Landtages zum 14. Januar nach Berlin berufen werden. Minister v. Puttkamer wird die Thronrede verlesen.
Berlin, 3. Jan. Wie bereits mitgeteilt, wird dem preußischen Abgeordnetenhause sofort nach seinem Zusammentritt der Staatshaushaltsetat nebst allem Zubehör vorliegen. Unsere vor längerer Zeit gegebene Mitteilung über die günstige Finanzlage gewinnt volle Bestätigung. Die Gründe werden teils auf die Ueberweisungen vom Reiche, andernteils auf die Einnahmen der Staatseisenbahnen zurückgeführt, welche um 40 Mill. sich erhöht haben sollen.
Der deutsche Botschafter General v. Schweinitz in Petersburg muß seine Sache gut gemacht haben; denn er hat vom Kaiser Wilhelm den Schwarzen Adlerorden erhalten, den man nicht nach einer verlorenen Schlacht bekommt.
Berlin, 4. Jan. Es konnte von vornherein nicht zweifelhaft sein, daß der Zar die Genehmigung zur Veröffentlichung der gefälschten Aktenstücke erteilt hat. Zu allem Ueberfluß ist es durch die „Nordd. Allg. Ztg." bestätigt; ebenso wenig will man aber bezweifeln, daß die Fälscher selbst sich lange im Dunkel verbergen werden, auch wenn die bisherigen Absichten des Hofes von Gatschina und die Dispositionen der Petersburger Politik fortdauern. Die letzteren machen einen Rücktritt des Herrn von
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