die Debatte geschloffen. Abg. Munckel betont, sem weiterer Antrag auf Verweisung der Preß- und politischen Prozesse an die Schwurgerichte solle in keiner Weise ein Mißtrauens­votum gegen die Richter bedeuten, aber die Beamten seien nicht unabhängig genug und deshalb wünsche er eine Aenderung der politischen Rechtsprechung. Abgg. Hartmann und Wind­horst sind schon deshalb gegen den Antrag, weil durch den­selben die Schwurgerichte zu sehr belastet würden.

Die Budgetkommission des Reichsta­ges genehmigte am Mittwoch den Etat des Aus­wärtigen Amtes unverändert. Graf Herbert Bismarck gab mehrfach Aufklärungen über die Kolonialpolitik. Der Kommission lagen auch Proben goldhaltigen Gesteines aus dem südwestafrikanischcn Schutzge­biet vor.

Berlin. Der Aufruf zu Gründung einer deutschen Spirituskommissionsbank ist jetzt veröffent­licht worden. Es wird darin betont, bei der jetzigen Zersplitterung des Spiritusverkaufsgeschäftes würden die Preise ständig gedrückt, nur bei Vereinigung aller Interessen lasse sich eine Besserung erzielen. Es wird deshalb zum Beitritt zu der Bank aufgefordert.

Berlin. Der Ausschuß des Vereins der Spi­ritusfabrikanten in Deutschland hat am Mittwoch hier den Plan zur Bildung einer Kommissionsbank für Spiritus einstimmig angenommen. Es soll große Aus­sicht vorhanden sein, daß das Projekt in dieser ver­änderten Gestalt zu Stande kommt.

Berlin, 8 Dez. Der württ. Staatsminister v. Mittnacht, welcher am 4. Dez. hier eintraf, begab sich am 6. zum Besuche des Reichskanzlers nach Friedrichsruh und kehrte Tags darauf nach Berlin zurück.

Berlin. 9. Dez. Der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnetc Singer wird wegen der Be­hauptung, daß er durch eine verwerfliche Ausbeutung weiblicher Arbeitskräfte reich geworden sei, einen Straf­antrag gegen den Stadtverordneten Dopp und die­jenigen Zeitungen, die gleiches geäußert haben, stellen.

Berlin, 10. Dez. Die Wehrvorlage bestimmt: Die Dienstpflicht im stehenden Heere bleibt wie bis­her eine 5jährige, dann tritt die Landwehrpflicht ein. Die Landwehr zerfällt in ein erstes und zweites Aufgebot und dauert bis zum 31. März des 39. Lebensjahres. Es ist das ein Zurückgreifen auf die alte preußische Wehrverfassung. Die Landwehr zwei­ten Aufgebots häsr keine Hebungen, auch keine Kon- trollversammlungen und hat unbeschränkte Auswande­rungsbefugnis, die Kontrole wird durch Listen ge­führt. Der Landsturm zerfällt ebenfalls in zwei Aufgebote. Zum ersten Aufgebot gehören Rekruten, also Personen bis zum 39. Lebensjahre, die noch nicht gedient haben. Das zweite Aufgebot des Land­sturms besteht aus allen Wehrfähigen bis zum 45. Lebensjahre, also auch aus gedienten Soldaten. Es soll, wenn die Existenz des Vaterlandes bedroht ist, aufgeboten werden, so daß also der letzte Mann ins Feld rückt.

In allen deutschen und österreichischen Ge­wehrfabriken wird mit Hochdruck gearbeitet, auch in der Amberger sind die Arbeiten wieder ausgenom­men , sogar mit Nachtschichten. Es ist nur, damit

wir nicht übermütig werden, weil es eine kurze Zeit etwas friedlicher aussah.

Die günstigere Auffassung über den Zustand des Kronprinzen, die in den letzten Tagen mehr ! und mehr Verbreitung gefunden hat, dürfte zu einem ^ enthusiastischen Jubel sich erheben, wenn eine Nach- ^ richt zweifellose Bestätigung erhielte, die heute einer Reihe deutscher Blätter zugeht. Es heißt in einem ! Privattelegramm, das wir u. a. imHamb. Korr."

> derElberfelder Ztg." finden: Es verlautet, daß ! die in San Remo anwesendenAerzte die Diagnose,

' daß das Leiden des Kronprinzen der Krebs sei, verworfen haben; sie gewannen die Ueberzeugung, daß die Krankheit anderer, gefahrloserer Natur sei. Gebe Gott, daß diese Meldnug sich bewahrheite! Im deutschen Volke würde der Jubel über eine solche Weihnachtsgabe unermeßlich groß sein.

Berlin, 9. Dez. Das Präsidium des Reichs­tags und eine große Anzahl Reichstagsabgeordneter besuchten dieser Tage das orientalische Seminar. Der Direktor desselben, Professor Sachau empfing die Besucher und geleitete sie durch alle Räumlichkei­ten. Am Schluffe des Besuchs wurden in dem gro­ßen Hörsaale auch die fremdländischen chinesischen und arabischen Lehrer vorgestellt, welche ihre Festgewänder angelegt hatten. Der Reichstagspräsi­dent v. Wedell sprach die Freude des Reichstags über das Erstehen des Seminars und die besten Wünsche für dessen weiteres Gedeihen aus.

Schweiz.

Bern, 6. Dez. Es wurden massenhaft Ro­sinen und Traubenabfälle für Schnapsbereitung ein­geführt. Der Bundesrat schlägt der Bundesver­sammlung vor, durch eine authentische Interpretation der Bundesverfassung die Verwendung dieser Importe für Branntwein zu verbieten.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 9. Dez. In Paris sollen Nachrichten eingetroffen sein, wonach der Zar sich entschlossen habe, sich hauptsächlich mit inneren Fragen zu be­schäftigen.

Frankreich.

Paris, 8. Dez. Wilson hat sich derPatrie" zufolge von derPetite France" und allen anderen Preßunternehmungen, an denen er beteiligt war, zurückgezogen.

Paris, 9. Dez. Falliöres nahm den Auf­trag, die Bildung des Kabinets zu übernehmen, an; derselbe soll die meisten Mitglieder des früherensKabi- nets beibehalten, namentlich Rouvier, Flourens und Ferron, und das Portefeuille der Justiz Ribot an­bieten wollen.

Paris, 10. Dez. DasPetit Journal" kündigt Entdeckungen von größter Tragweite bezüg­lich Wilsons Ordensschacher an. Zahlreiche Ver­haftungen seien bevorstehend.

In Paris werden jetzt für die Ueberführuug der Leiche des Generals Carnot, des Großvaters des Präsidenten, der in Magdeburg begraben liegt, sowie für ein Carnot-Denkmal Sammlungen veranstaltet.

der Deputiertenkammer ein Attentat auf J'ules Ferry verübt, indem ein Mensch mit einem Revolver auf denselben schoß. Ferry wurde getroffen, ist aber zum Glück nur leicht verwundet. Der Atten­täter wurde sofort verhaftet.

Belgien.

Brüssel, 10. Dez. Der russisch-offiziöse Nord veröffentlicht ein Commuuiquö, welches kategorisch erklärt, Kaiser Alexander wolle den Frieden und werde denselben auch zu erhalten wissen. Jede Be­unruhigung sei absolut grundlos.

Italien.

R o m, 8. Dez. Der Handelsvertrag mit Oester­reich-Ungarn ist gestern Abend unterzeichnet worden. Die Blätter heben den raschen Erfolg hervor, wel­chen die Verhandlungen gehabt haben und begrüßen dieses Resultat freudig.

Rom, 8. Dez. Nach derFranks. Ztg." be­absichtigte der Papst ein Breve an die bayerischen Bischöfe zu richten, in dem er die Schulgesetze als der Kirche ungünstig hinzustellen und überhaupt die Lage der Kirche gebessert wünschte; jedoch bestimmte ihn die Münchener Nuntiatur, vorläufig den Brief zu unterlassen, um keinen Konflikt mit der bayeri­schen Regierung herbeizuführen.

Rußland.

Petersburg, 9. Dez. Beim Georgsdiner brachte Kaiser Alexander einen Toast auf Kaiser Wilhelm als dem ältesten Georgs-Ritter aus. Amerika.

New-Uork, 9. Dez. Most wurde zu Ijäh- riger Gefängnisstrafe verurteilt. Derselbe wird ap­pellieren.

New York, 10. Dez. Johann Most wurde gegen eine Kaution von 5000 Dollars bis zur Ent­scheidung über die von ihm eingelegte Berufung frei­gelassen.

Handel L Verkehr.

Nagold, 8. Dcz. (Marktbericht). Der heutige Vieh­jahrmarkt war ziemlich stark befahren. Dem Vichmarkt waren zugetricben: 14l Paar Ochsen, verkauft 72 Paar, höchster Preis 848 , mittlerer Preis 490 niederster

Preis 286 pr. Paar. Erlös 37 641 Kühe: 100 St., verkauft 80 St. im Preise bis zu 310 «. Erlös 8444 Kalbeln und Schmalvieh 130 St. verkauft 80 St. im Preise zu 100 bis 200 Erlös 12 000 .L Der Handel war in Mastvieh, sowie in Rindern ziemlich lebhaft und wurden bei steigenden Preisen ziemlich viel umgesetzt. Auch dem Schwei­nemarkt waren 236 St. Läuferschweine und 170 St. Milch­schweine gebracht; verkauft wurden 160 St. Länferschweine im Preise von 3062 46 und 120 St.Milchschweine im Preise zu 1218pro Paar. Erlös 4655 4< Gesamtnmsatzsumme 59740 «

Tübingen, 10. Dez. Von dem gestrigen Wochenmarkt notieren wir folgende Preise: 1 Pfd. Butter 8690 -4. 1 Liter Milch 14 4, 1 Pfund Rindschmalz Mark 1. 15. Schweineschmalz 70 4, 2 St. Eier 12144, 1 Bund Korn­stroh 65 4, 1 Ztr. Heu 3 ^ 50 4. - Fleischpreise: 1 Pfd. Mastochsenfleisch 54 4, Rindfleisch 4048 4 Knhfleisch 30 4 Kalbfleisch 40 u. 46 4, Hammelfleisch 30 4, Schweinefleisch 50 und 56 4.

Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagvld. Druck uri '"erlas der. W. H a i l e r'lcheii 5lvÄbandlun>r in Nagold.

Amtliche und Mivat-NeKarmtmachrmgerl.

11 u t e r s ch w a n d o r f.

Fahrnis-Verkauf.

Aus der Konkursmasse des Johannes

_ Häußler,

Schneiders hier, wird am nächsten Mittwoch den 14. d. M., vormittags 10 Uhr

in der Häußler'schen Wohnung gegen bare Bezahlung im öffentlichen Ausstreich verkauft:

3 Rühe, 1 Kalbin, 2 fette Schweine, 2 Gänse, 6 Hühner. 4 Bienenstöcke mit Kasten, 1 Scheffel Dinkel, 15 Säcke Kartoffeln, 20 Ztr. Heu, 10 Ztr. Stroh, 1 Haufen Brennholz, sonstige Vorräte, 3 Fässer, allgemeiner Hausrat, 1 Futteischneidmaschine, 1 Kuhwagen, I Pflug. 1 Egge und sonstiges Fuhrgeschirr.

Hiezu werden die Liebhaber ringeln­den von der

Konkurs-Verwaltung.

M a r t i n S m o o s.

Fahrms-Berkaus.

Am Donnerstag den 15. d. M., von vormittags 9 Uhr an,

. wird aus der Verlassenschaft des kürz­lich verstorbenen Johannes Klink, Zieglers und Sonnenwirts hier, eine ^ Fahrnis-Auktion gegen bare Bezahlung ^ abgehalten; wobei vorkommt:

1 älteres noch sehr gutes Zugpferd,

2 hochträchtige Kühe mit

dem dritten und sechs- . MÜs, ten Kalb, .

1'/-jähriger Stier,

! 2 Mutter- und 1 Läuferschwcin,

! 3 aufgerichtete Leiterwä- ,

i gete und ein Berner-^

! wägele,

' ca. 120 Ztr. Heu u. Oehmd,

^ ca. 40 Ztr. Kartoffeln,

> ca. 100 Meter Scheiterholz,

3500 Stück Ziegel,

600 Backsteine,

1400 Glucker;

ungebrannte Ware:

5500 St. Ziegel, Backsteine u. Glucker, ca. 9000 Ziegelbrcttle.

Käufer sind freundlich eingeladen. Den 8. Dezember 1887.

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