wiegende geschmolzene Stahlmasse mit furchtbarem! Knalle. Der Hochofen barst und von den in der! Nähe befindlichen Arbeitern wurden 8 auf der Stelle z getötet und viele andere mehr oder weniger verletzt. !

London, 10. Sept. Die deutsche Regierung teilte am 7. dem englischen Kabinet die ablehnende Antwort des Fürsten Bismarck auf das türkische An­suchen wegen Vermittelung in der bulgarischen An­gelegenheit mit.

Rußland.

Unter den Grundbesitzern im russischen Gou­vernement Warschau gibt es nicht weniger als 4258 Deutsche, denen ein Areal von 208964 Mor­gen zu Eigentum gehört.

Türkei.

Konstantinopel, 9. Sept. Sämtliche in türkischen Diensten stehende deutschen Offiziere erhiel­ten das Großband des Medschidjeordens.

Bulgarien.

Wie über Wien gemeldet wird, sind der letzten bulgarischen Ministerbildung heftige Szenen voraus­gegangen. Der Fürst drohte, sofort das Land zu verlassen, worauf das Kabinet zu Stande kam. Immer deutlicher tritt aber hervor, daß Fürst Ferdinand mit den bulgarischen Verhältnissen nicht recht fertig wird, und trotzdem will er allein befehlen. Dadurch gibt's Verdruß über Verdruß.

Amerika.

Newyork, 5. Sept. Nach einer Mitteilung desCharleston and South Carolina News and Courier" mußten in Charleston und Umgebung in­folge der Erdbeben des letzten Jahres 6000 Häuser umgebaut oder ausgebessert werden. 271 völlig neue Häuser sind gebaut worden. Die Gesamtkosten dieser Bauten betragen 4300000 Doll., wovon 3 000 000 Doll, auf die Stadt Charleston kommen.

chrter Herr! Ihre Sendung und die begleitenden Zeilen ha­ben mich lebhaft erfreut. Ich glaube daraus entnehmen zu dürfen, daß Sie den Scdantqg am Tag von Sedan, nicht am 2., sondern am 1, September feiern, wo Ihre braven Landsleute in den schweren Kämpfen um Bazeilles so we­sentlich zum Gewinn der Schlacht beitrugen. Und so haben denn auch alle meine Hausgenossen und ich uns heute an Ihrem trefflichen Getränk erlabt, sämtlich der Meinung, daß dieses Bier an Kraft, Würze und Wohlgeschmack nicht über­troffen werden kann. Würdig des Inhalts ist auch die Hülle. Ich habe hier ein Gewölbe zu einer kühlen Trinkstube in altdeutschem Geschmack ausbaucu lassen, und das kunstvolle Faß wird eine Zierde derselben bilden. Recht aufrichtig danke ich Ihnen für den patriotischen Sinn und das Wohl­wollen für mich, welches Ihr Schreiben ausspricht. Sehr ergebenst Graf Moltkc, Fcldmarschall." (Solche Pröbste muß man haben.)

Am 7. ds. nachmittags brannten in Richtcrsdorf Kreis Gleiwitz, 20, in Sawadc, Kreis Grünberg, 40 Häuser und landwirtschaftliche Gebäude nieder.

Fiume, 4. Sept. In der Nähe von Porto Re wurde gestern ein großer Haifisch cingefangen, dessen Länge 4^2 Meter und dessen Gewicht 1460 Kilogr. beträgt. Derselbe wurde zur allgemeinen Besichtigung ausgestellt. In seinem Magen fand man u. a. ein Paar Stiefel, in welchem noch die menschlichen Gliedmaßen stacken.

Um es allen recht zu machen. Ein französisches Blatt enthält im Anzeigenteile folgendes Gesuch:Gesucht wird ein Redakteur, der es einem jedem recht zu machen ver­steht, und ein Llstteur-ou-puAss, der das Papier so einrich­ten kann, daß das Inserat eines jeden einzelnen an die Spitze des Blattes oder auf die letzte Seite unten zu stehen kommt.

Auf seltsame Weise ist die hübsche Tochter eines armen Landschullehrers im Westerwald zu einem Mann ge­kommen. Sie hatte eine gute Schulbildung genossen und war die Gesellschafterin einer in England verheirateten Dame geworden. Ms beide neulich eine Bootfahrt auf der Themse machten, schlug das Boot um und die Dame fiel ins Wasser, während das Mädchen sich am Boot festhalten konnte. Mit Aufbietung aller Kraft erfaßte das Mädchen den Kopf der Dame, die untergesunken war, und hielt ihn so lange über Wasser, bis ein anderes Boot herankam und die darin fitzen­den Herren Beide retteten. Ein junger, reicher Herr verliebte sich in die hübsche, tapfere Gesellschafterin und bot ihr seine Hand. Jetzt sind sie Beide in den Westerwald abgereist, die Einwilligung des Vaters einzuholen.

Kleinere Mitteilungen.

Von den Sonnenfinsternissen. Das erhabene Schauspiel einer totalen Sonnenfinsternis ist uns, dank der Ungunst der Witterung entgangen. Wer das nötige Alter erreicht, der mag sich auf das Jahr 2135 mit farbigen Gläsern oder sonstigen Apparaten versehen, denn die nächste in Deutschland sichtbare Sonnenfinsternis fällt auf den 7. Oktober 2135 morgens zwischen 89 Uhr. Mit den Ameri­kanern und unfern Landsleuten am Kongo meint es die Sonnne etwas besser, denn sie bereitet ihnen bereits im Jahre 1889 das Vergnügen, sie mit dem Mond Verstecken spielen zu sehen und zwar zweimal in einem und demselben Jahre, nemlich am 1. Janr. und am 22. Dezember.

Die Feldbäckereien, wie sic bei den jetzigen großen Manövern zur Verwendung kommen, sind folgendermaßen eingerichtet: Jede Fcldbäckerei ist in Sektionen geteilt, von denen jede fünf Ocfen mit sich führt. Die Hauptbestandteile desselben bildet starkes Wellblech. Die Errichtung der Oefen geht folgendermaßen vor sich: Aus dem Erdboden wird eine angemessene, nicht tiefe Fläche ausgehobcn, welche mit ge­brannten Ziegeln belegt wird, die, wo es angängig ist, ein Unterlager von feinem Sand erhalten. Diese Ziegclfläche ist der eigentliche Herd, sie wird geheizt und auf ihr backen die Brote. Ueber der Ziegelfläche erhebt sich der eiserne, aus zwei zu einandergepaßten Teilen bestehende Ofen, der, wie schon erwähnt, aus Wellblech gefertigt ist. Die Eisenteile werden zur besseren Festhaltung der Hitze mit Erde beschüt­tet. Fünf Oefen haben einen großen Kessel, der einen eiser­nen Fuß zur Feuerung besitzt. In diesem Kessel wird das zum Anteigen erforderliche Wasser gekocht. Anteigbecken, Wassereimer und sonstige Gerätschaften, aus gutem Holz ver­fertigt, sind in ausreichender Zahl vorhanden. Neben den Oefen erheben sich vierseitige Zellen, die zur Kühlung des fertigen Brotes bestimmt, das auf schmalen Brettergerüsten lagert, wie man sie in jeder Bäckerei findet. Die Herstellung des Brotes erfolgt nur in Stücken L 3 Pfund, und es bil­det ein solches Brot die Tagesportion für zwei Mann. Täg­lich kommt frisches Brot zur Verausgabung. Arbeitet die Sektion mit ihren fünf Oefen bei Tag und bei Nacht, was vorkommt und wobei die Mannschaft sich ablöst, so können in 24 Stunden 4000 Stück Brote hergestellt werden, eine Anzahl, die genügt, um 8000 Mann für einen Tag mit Brot zu versehen. Zur Fortschaffung einer solchen Sektion mit ihren Gerätschaften sind zwei Kriegs-Bagagewagen aus­reichend.

Frankfurt a. M. (Eine gute Schwicgcrmama.) Ein mehrmals verkrachter Kaufmann, dem es in den letzten Jah­ren Nicht sehr rosig ging, weil er es nicht über das Herz bringen konnte, sich mit seiner Schwiegermutter zu versöhnen und selbst aus Haß sich von deren Beerdigung fcrnhiclt, ist zu seinem nicht geringen Erstaunen von ihr zum Universal­erben ernannt worden. Er kommt dadurch mit einem Schlag zu zwei hypothekfreien Häusern und zu einem Barvcrmögcn von über 312 000

Der alte Moltke, der 1870 bei Sedan sein strategi­sches Meisterstück machte, erhielt zu diesem Tag Heuer von dem Direktor des Bürgerlichen Brauhauses in München, Herr G. Pröbst, eine Sendung Bier in einem kunstreichen Faß zum Geschenk. Er dankte sofort mit folgendem Brief:Ge-

Handel S Verkehr.

Stuttgart, 10. Sept. (Kartoffel-, Kraut- und Obstmarkt.) 1200 Ztr. Kartoffeln, 3 60 4>bis 4 ^ per

Ztr. 6000 Stück Kraut, 20 bis 25 -« per 100 Stück. 100 Ztr. Fallobst, 6 bis 6 50 4 per Ztr. 200 Ztr. österr.

Obst, 7 pr. Ztr.

Konkurseröffnungen. Schliephake,Hermann, vr. meä., zuletzt prakt. Art in Neuffen (Nürtingen), nun mit un­bekanntem Aufenthalt abwesend., Fnedrich.Iaißt, Sägmühle- bes. iu Labbronnen, Parzelle Mittclthal, Gemeindeverbands Baiersbronn (Freudenstadt). Johann Georg Schaible, Zim­mermann in Ulm.

Durch Akut und Kisen.

Nachdruck verboten.

Früh am Morgen war's, kaum begann der Tag die Morgendämmerung zu verdrängen. Ein friedli­cher, stiller Morgen! Da und dort wurde sogar Vogelgezwitscher laut und ein scheues Häschen sprang über den Weg. Ruhig zog der Fluß im Thal seinen Weg. Aber an den Hügelreihen entwickelten sich lange, dunkle Reihen, die ersten Strahlen der Mor­gensonne trafen blinkendes Eisen und glänzend blitzte es zurück. Im ruhigen Marschtempo entfalteten sich dichte Reihen, in den Händen ruhte fest die treue Waffe und vertrauensvoll blickte das mutige Auge auf die Offiziere, welche sich wiederholt mit aufmun­terndem Wort an ihre Mannschaften wendeten. Da that aber lange Ermahnung kaum Not; ein Jeder wüßte, worauf es ankam; drüben stand der Feind, unter den Mauern der Festung Sedan stand der Feind, der mußte geschlagen, vernichtet werden. Und der freudige Sieqesmut machte sich in manchem lau­nigen Scherzwort Luft; und waren doch Alle nicht sicher, wer von ihnen die sinkende Sonne erblicken würde! Der Morgenschauer war längst abgeschüttelt, munter klangen Signale, und rasselnd fuhren die Feldgeschütze vorüber, um ihre Aufstellung zu nehmen. Da und dort zeigten sich auch Kavalleriereihen? Die Pferde schnoben in der Morgenluft, die Waffen klirr­ten btim raschen Tritt der Rosse.

Ein preußisches Infanterieregiment hatte Halt gemacht in einer Thalmulde. Seitwärts zogen baye­rische Infanteriekolonnen mit ihren Raupenhelmen vorüber. Ein kräftiges Hurrah klang hinüber und herüber. Da zeigten sich die Sachsen, auch von da gab es donnernden Gruß. Vorwärts, immer vor­wärts! Vom Kirchturm des Dorfes in dSr Front erklang noch die Mocgenglocke. Helle, deutliche Schläge! Dann wieder tiefe Stille. Ein seltsam feierlicher Moment! Im Augenblick verstummten auch die Scherz­worte. Ein großes, unbestimmtes Etwas lastet auf den zahlreichen Kriegern.

Die Pause ist vorüber. Da wird eine neue Pfeife gestopft und in Brand gesetzt, ein Schluck aus der Feldflasche wird gegen die Morgenkühle genom- > men, und das Lachen und Scherzen ist wieder im besten Gange. Da ein seltsamer, aber dem Soldaten nur zu bekannter Ton: Eine deutsche Batterie hat das Geschützfeuec eröffnet. Noch ist vom Feinde nichts zu sehen, aber zu hören bekommt man um so mehr. Ein heftiges Feuer antwortet von der fran­zösischen Seite. Aber mit zahlreichen Witzen wird der Flug der Granaten verfolgt, sie gehen viel zu weit seitwärts. Jetzt erschallt auch das Knattern des Kleingewehrfcuers. In dichten Salven werden die Geschosse abgegeben. Aufmerksam lauscht die Ko­lonne, aber unbeweglich bleibt sie stehen.

Ein schmetterndes Krachen! Die französischen ^ Geschütze haben endlich das Ziel richtig gefunden. Eine Granate schlägt in die Reihen und richtet ent-

- setzliche Verwüstungen an. Blut färbt den Boden,

! zerrissen liegen einzelne Glieder umher, für Arzt und

Krankenträger beginnt die schwere Arbeit. Fester aber fassen die Hände der Ueberlebenden die Waffe, und ein böser Blick fliegt zu den Stellungen der Fran­zosen hinüber. Die Kolonne steht im Feuer, aber sie muß noch aushalten, der günstige Augenblick ist noch nicht gekommen.

Eine kleine Seirenschwenkung wird vorgenom­men, um den verheerenden feindlichen Geschützfeuer zu entgehen. Damit wird auch die Aussicht auf den Kampfplatz frei. Im wütenden Ringen streiten die blauen Bayern mit den Rothosen. Sie treiben sie langsam hinaus zum Dorfe, von dem ein Teil bereits ! in Hellen Flammen steht. Schritt für Schritt halten ! die Franzosen das Terrain; ein entsetzlicher Kampf, l ganze Reihen stürzen, aber keine Todesgefahr hemmt ! den Ansturm. Da ist der Moment für die wartende preußische Kolonne! Schwarz zieht's sich herüber,

- neue französische Jnfanteriemassen tauchen auf, um

! den Bayern in die Flanke zu fallen. Ein Adjutant ; braust heran. Mit heftigem Ruck pariert er das ! schweißtriefende Pferd, und gleich darauf erklingt das Signal und Kommando zum Avancieren. Von selbst setzten sich die Reihen in Laufschritt, hinein geht's ins volle feindliche Feuer. Da stürzt ein allzu Eil­fertiger in eine Erdsenkung, schallendes Gelächter über den Unvorsichtigen, zehn Schritte weiter schlägt ein Projektil ein und wirft die Lacher zu Boden. Stöh­nen und Jammern! Aber es giebt keinen Halt, vor­wärts und durch.

Mit durch nichts zu erschütternder Zähigkeit halten sich die Bayern in dem schwer errungenen Dorf, aber heftiger und heftiger wird der Ansturm der immer mehr sich verstärkenden Franzosen. Die Furie des Krieges herrscht mit entfesselter grenzen­loser Wut, allein die leitenden Führer entwickeln eine durch nichts zu störende Besonnenheit. Wie im Schachspiel ein Stein nach dem anderen gezogen wird, so bringt hier ein Wort des Führers Regi­ment auf Regiment in das grimme Ringen, Schulter an Schulter kämpften die Angehörigen aller deutschen Stämme. Und wo ist der friedliche Morgen geblie­ben? Ein heißer Tag ist gefolgt, Rauch und Pul­verdampf verdeckt die Sonne, krachend stürzt im Dorfe der brennende Kirchturm zusammen. Hin und her wogt der Streit, Stunde um Stunde vergeht, bis endlich die ganzen deutschen Truppen in ihre Linien eingerückt sind. Sie merken es, daß der entscheidende Moment gekommen; von drüben herüber klingt Heller Siegesruf. und wie jetzt die Trommler den Sturm­marsch schlagen, da folgt die Flut der Bajonnette mit widerstandloser Wucht; einige furchtbare Augen­blicke, die Stellungen des Feindes sind endgiltig be­hauptet. Jubelnd wie am Morgen, begrüßen die geeinten deutschen Brüder wieder mit donnerndem Hurrah, stolz flattern die durchlöcherten Fahnen im Winde. Und auch von den Lippen der Verwunde­ten entringt sich ein Hurrah.

Schwächer und schwächer wird das Geschütz­feuer, in dichten Trupps eilen die Franzosen den Festungsthoren von Sedan zu. Da, plötzlich, ein allgemeines Verstummen der Kanonade: Auf den Wällen von Sedan flattert die Weiße Fahne; die Sieger sinken einander in die Arme. Alles gewonnen ! Durch Blut und Eisen!

Verantwortlicher Redakteur Eteiuwandel tu Najold. Druck und Verla, der s. W. z a i! e «eschen vuchhandlun, in Na,old. ,_,