durchzieht, und von der Schule an bis in alle Klassen hinauf sich als unangenehmes Gespenst bemerkbar macht, welches einst als schreckliche Macht sich kund geben dürfte, wenn erst die Stunde des Sieges der Anarchie geschlagen haben wird.
Oesterreich-Uugarn.
Wien, 31. Juli. Die Wiener Aristokraten werden dem Papst zu seinem Jubiläum unter anderen Geschenken ein massiv goldenes Kreuz mit Edelsteinen geschmückt im Werte von 100000 fl. überreichen lassen. Der Kaiser hat hiezu 20000 Gulden gespendet.
Dem Wiener Tagblatt zufolge reist der Prinz von Koburg nach Tirnowa, wo er am Donnerstag den Eid ablegen werde.
Wien, I. Aug. Eine neue Aktion des lln- terrichtsministers wird große Sensation und insbesondere bei den Czechen heftige Erregung Hervorrufen. Der Unterrichtsminister beschloß nämlich, im nächsten Semester mehrere Mittelschulen, zumeist cze- chische, aufzulösen. Von deutschen Mittelschulen werden solche in Bozen und Trebitsch wegeu zu niedriger Schülerzahl successive aufgehoben. Ferner hat der Minister sämtliche zumeist czechische Ansuchen um ,Uebernahme von Mittelschulen auf Staatskosten oder um Subventionen abgewiesen. Der Minister be- ! gründet seine Maßregel mit Unterrichts-, politischen, finanziellen und sozialen Rücksichten.
Das Hauptorgan der mährischen Czechen, der „Hlas", schreibt: „Unser allergrößter Feind ist das geeinigte Deutschland. Und dieses geeinigte Deutschland steht vor einem Kriege mit Rußland und Frankreich. Was ist daher natürlicher, als daß wir alle unsere Sympathien denjenigen zuwenden, welche gegen Deutschland kämpfen werden, und daß unser innigster Wunsch darin gipfeln muß, daß Deutschland eine Niederlage bereitet werde! Diese Niederlage bedeutet für uns wie für Oesterreich Rettung. Unsere erste Sorge und unser Streben wird daher sein, dahin zu wirken, daß Oesterreich in einem Kampfe zwischen Deutschland und Rußland strengste Neutralität beobachte. Unsere Vertreter in der Delegation in Verbindung mit den anderen Slaven dürfen keinerlei ^ Mittel bewilligen, welche eventuell zu einer kriegerischen Aktion gegen Rußland benützt werden könnten."
Der Kurort Sassow in Galizien ist durch eine große Feuersbrunst heimgesucht, bei welcher auch 15' Menschen umgekommen sind. In Horodenka, ebenfalls in Galizien, ist die Hälfte der den Marktplatz umgebenden Häuser niedergebrannt.
Frankreich.
Paris, 31. Juli. Mit dem Mobilmachungsversuche hat man bei einzelnen Regimentern an der Ostgrenze schon begonnen. Nach dem „Temps" empfing der Oberst des 94. Regiments in Barle Duc abends ein Telegramm, wornach um Mitternacht ausmarschiert werden sollte. Alle Munitionswagen, Kantine, Regimentswagen rc. rf. gingen mit. Ebenso beim 132. Reg. Solche Versuche nächtlicher Mobilmachung sind bereits an Dutzenden von Orten gemacht worden.
Paris, 1. Aug. Die „Agence Havas" meldet aus Konstantinopel, die Pforte habe sich dem Prinzen Ferdinand von Koburg gegenüber dahin geäußert, er möge nicht eher nach Bulgarien gehen, als bis die Mächte ein Einverständnis unter sich erzielt hätten.
Paris, 2. Aug. Bei der Enthüllungsfeierlichkeit des Standbildes für den Geschichtsschreiber Henry Martin in St. Quentin waren außer Derou- j lede die Minister Rouvier, Spuller, Ferron und He- ^ redia anwesend. Deroulede hielt zur Einweihung die ^ übliche Rede über die Hoffnung der Wiedererlangung i des verlorenen Reichslandes und den Entschluß Frankreichs, sich von niemanden herausfordern zu lassen, „Frankreich ist glücklich durch seine Geschichte, denn! es wird die Völker befreien und hat für alle sein > Blut vergossen." Deroulede redete dann noch von > der Verbrüderung der Völker und erinnnerte insbesondere an Italien, welches dem Blute nach französisch sei, sowie an Dänemark. „Wir können von Elsaß-1 Lothringen reden, wenn Dänemark sprechen wird-"
Ter französische Deputierte Laur behauptet im Journal „France", der Abgeordnete de La Fossc sei eine der Persönlichkeiten, welche Bou- ^ langer zum Staatsstreich aufgefordert hätten. De La-! Fasse bestreitet das. Auch hierüber wird es wohl ^ ein Duell geben.
Zcrry hat Boulan g er's Herausforderung
zum Zweikampf angenommen; der Streit soll schon in der ersten Hälfte dieser Woche ausgesuchten werden.
Seitdem Katkow erkrankt ist, wurde wiederholt in der Pariser Presse angedeutet, derselbe sei wahrscheinlich vergiftet. Es gehe ihm wie Skobeleff und so manchen anderen Gegnern Deutschlands, die auf geheimnisvolle Weise schnell weggestorben seien.
Belgien.
Brüssel, 30. Juli. Laut „Nord" wäre der Zar bereit, seine Mitwirkung zur Beilegung der bulgarischen Wirren anzubieten, sobald irgend eine Großmacht Vorschläge dazu mache.
Der französische Mobilisierungsversuch scheint auch in Belgien zu beunruhigen. Das Brüsseler Blatt „Meuse" meldet: Die belgische Regierung werde, falls der französische Mobilisierungsversuch ! ein an Belgien angrenzendes Departement betreffe, gleichfalls einen Teil der Armee mobilisieren.
Holland.
Amsterdam, 30. Juli. Die ungünstigen deutschen Berichte über die Gesundheit des Königs sind unbegründet. Hier ist nichts von einer ernstlichen Erkrankung Wilhelms III. bekannt.
Italien.
Turin, 1. Aug. Die Gemeinde von Stra- della beschloß gestern, Dcpretis ein Denkmal zu setzen; der Staat wird sich mit einer namhaften Summe ^ daran beteiligen. Der deutsche Kronprinz hat ein > Beileidstelegramm geschickt. j
In Santiago (Sizilien) brannte ein Bolks-
Während von dem Niederländer und einem Mannheimer Boot RettungSnachen ausgesetzt wurden, sprang der Schiffer Ludwig Glöckner aus Biebrich von unserer hohen Straßenbrücke in die Fluten und hielt zwei der mit den Wellen kämpfenden Bierbrauer so lange über Wasser, bis sie von den Nachen in Sicherheit gebracht waren. Der dritte Schiffbrüchige ertrank. (Nach hieher (Nagold) gelangter amtlicher Nachricht ist der Ertrunkene der 25jührige Sohn des Gottlieb Schwarzkopf, Rotgerbers hier; von den Geretteten ist einer der Sohn des Metzgers Burkhard t hier, seines Berufs nach ein Konditor. Die Red.)
Bürgerlich, aber nicht romantisch. Ein Bör-- senmann in Frankfurt a. M. machte der Tochter eines armen Handwerkers den Hof und versprach ihr auch durch Wort und Schrift die Ehe. Die Eltern des Mädchens drängten schließlich zur Heirat. Der Bräutigam hatte aber alle Lust dazu verloren und bot eine Abfindungssumme von einigen hundert Mark. Das Mädchen reichte nun eine Klage auf Ehelichung ein. Noch ehe es zur Verhandlung kam, hatte man jedoch einen Vergleich zu Stande gebracht, wonach der Verlobte durch sofortige Zahlung von 15000 ^ wieder frei sein sollte. Vier Wochen nach Zahlung der Summe verlobte sich das Mädchen mit einem Frankfurter Kaufmann, was dem ehemaligen Bräutigam zu Ohren kam. Derselbe behauptete nun, beweisen zu können, daß das Mädchen noch während der ersten Verlobung schon mit dem zweiten Bräutigam ein Verhältnis gehabt und verlangte Herauszahlung seiner 15000 Mark. Dies hatte zur Folge, daß das Mädchen mit seinen Eltern nach Amerika verschwand.
Der Geheimrat von Nuß bäum hat dieser Tage die schwierige Operation der Laparotomie (wohl dem, der das Wort und die Sache nicht aus eigener Erfahrung kennt) zum 500. Mal gemacht. Diese Operation besteht in der Eröffnung
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Rettung der Cholerakranken, um die Krankhertskeune ! diesem Tag ihm eine Ehrenpforte in der Klinik errichtet, in
zu ersticken. Karabinieri schritten ein und machten von ihren Waffen Gebrauch. Drei Personen sind schwer verletzt, 17 wurden verhaftet.
Spanien.
Die Agitation gegen die deutsche Spirituseinfuhr nimmt noch immer zu; der Gemeinderat von Madrid petitioniert um die Einführung des Brannt- weinmonopoles sogar. Das Ministerium hat sich noch nicht geäußert.
Rußland.
Einem Telegramm der „Ag. Hav." aus Moskau, 31. Juli, zufolge liegt Katkoff am Sterben.
St. Petersburg, 1. Aug. Katkoff ist heute nachmittag 4 Uhr auf seinem Gute Snamensky g e st o r b e n.
Kleinere Mitteilungen.
Ein unternehmender Schneider aus Sachsen hat zwei Frauen geheiratet, eine daheim und eine in Mainz. Dieser Tage kam's heraus und er wurde verhaftet. Als ihn der Richter fragte: Sie sind Bigamist? antwortete er entrüstet: Nein, Schneidermeister!
Der als Naturmensch bekannte Münchener Maler Diefenbach, der zur Zeit in Höllenkriegeskreuth wohnt, wurde durch Strafmandat wegen grobep Unfugs zu 3 Tagen Haft verurteilt, weil er am 13. Juli seinen 9 Jahre alten Sohn ganz nakt im Freien stehen oder liegen ließ. Gegen dieses Urteil hat Diefenbach Einspruch erhoben, weshalb die Sache demnächst am Amtsgerichte Wolfrathshausm zur Verhandlung kommt. Die dem Strafmandat zu Grunde liegende Handlung ist nicht Ausfluß von Mutwillen und Lust am Unfug, sondern die Folge der Anschauung Diefenbach's, daß die Einwirkung der Sonnenstrahlen und der Luft auf den Körper gesundheitsfördernd sei, die Kleider hingegen die Blutzirkulation stören.
welcher die Zahl 500 prangte.
Bei der Abendmahlsspende im Dorfe Klötzin bei Schinelbein ereignete sich ein bedauerlicher Unfall. Durch ein Versehen war in den Becher anstatt des Weines Fleckwasser gegossen. 25 Personen trauken davon, ohne den Geistlichen aufmerksam zu machen. Plötzlich stellte sich heftiges Erbrechen ein, Alle glaubten sich vergiftet. Der herbeigeholte Arzt konstatierte glücklicherweise, daß alle Kranken wieder genesen würden.
Ein entsetzlicher Unglücksfall wird aus Lan- gerfeld bei Schwelm i. W. berichtet. Daselbst hat der Blitz in ein im Bau begriffenes Tunnel der Strecke Rittershausen Dahlerau eingeschlagen und zehn Menschen, im Bau begriffene Arbeiter, getötet. Das Tunnel stürzte zusammen.
Statt einer Erbschaft von 10000 1000 ^
Prozeßkosten ist eine üble Erfahrung, welche ein Berliner Friseur machen mußte. Derselbe hatte einen 87jährigen Herrn lange in seiner letzten Krankheit gepflegt. Dieser erwies sich dankbar. Sein ganzes Vermögen hatte er einem wohlthäti- gen Institut vermacht. In einem Kodizill bestimmte er jedoch 10000 -« für den Friseur. Als das Testament eröffnet wurde, stellte es sich heraus, daß bei dem Kodizill das Datum vergessen war. Das betreffende Institut bestritt deshalb die Giltigkeit. Es kam zu einem langwierigen Prozesse, welchen der Friseur verlor und aus welchem ihm noch 1000 Kosten erwuchsen.
Es ist in letzter Zeit wiederholt vorgekommen, daß Deutsche, welche sich vorübergehend in Italien aufhielten, in unangenehme Lagen gekommen sind, weil sie sich im Besitz eines Revolvers haben betreffen lassen. Es ist deshalb gut für das reisende Publikum, darauf zu achten, daß nach dem italienischen Strafgesetzbuch das unerlaubte Tragen von Waffen mit einer Gefängnisstrafe von drei Monaten bis zu einem Jahre bedroht ist.
Wie Pferde beim Beschlagen leicht zu beruhigen sind, davon wird ein Beispiel aus Breslau mitgcteilt. Der Reitknecht eines dortigen Kavallerie-Offiziers sah vor der Schmiede Pferde beschlagen. Eins derselben war sehr wild, hatte sich noch nie beschlagen lassen und auch der jetzige Versuch mißlang. Da trat der Reitknecht näher und versprach
Das viel verspottete und doch beachtenswerte . . . , „
B°l°pük ,°L Mch der Äd.- j-m-s Sifi»d»s »» l «-»7S Anfang einer künftigen Weltsprache sein. Sie hat schon jetzt in allen Erdteilen begeisterte Freunde und
eifrige Anhänger gefunden. Der Vater des Volapük ist der 1831 in Oberlauda in Baden geborene frühere katholische Pfarrer I. M. Schleyer in Konstanz, ein Mann von feurigem Geist, lebhaftem Gefühl und kindlichem Gemüt. Vor acht Jahren hatte er einmal eine schlaflose Nacht, in welcher er „über das Elend und die Geplagtheit der Menschheit" besonders lebhaft nachdachte und in dieser Nacht grübelte er sein System der Weltsprache Volapük aus. Für diese Weltsprache werden die lateinischen Buchstaben benützt. Die Orthographie ist streng lauttreu, der Ton liegt stets auf der letzten Silbe. Diphthonge und
Zwang dahin zu bringen, daß es sich ruhig beschlagen lasse. Dies bewilligt, trat er vor das Pferd, hielt seine beiden Hände, in denen er nur sein Schnupftuch hatte, an die Nase des Pferdes und siche da, letzteres stand wie ein Lamm und ließ sich ruhig beschlagen. Man hatte jedoch bemerkt, daß der Knecht sich zuvor mit dem Inhalt eines Fläschchens Hände und Schnupftuch benetzt hatte, das Gläschen ward aufgefunden und der Inhalt als ätherisches Petersilienöl erkannt. Weiter angestellte Versuche, wobei mit ca. 2 Drachmen desselben Oels ganz ähnlich verfahren wurde, gaben bei den bösesten Pferden dasselbe erwünschte Resultat. Diese Notiz wird für manchen Pfcrdebesitzer von Interesse sein, wenn auch schon bekannt sein dürfte, daß verschiedene ätherische Oele zur Besänftigung wilder Pferde beitragen.
Den König Humbert von Italien zu interpellieren, muß unter Umständen eine Freude sein. Seine wuu- derlieblichc Gemahlin Margherita bat ihn neulich ängstlich, ihr aufrichtig zu sagen, ob sie noch jung genug sei, um ihre
schwierige Konsonantverbindungen werden vermieden. Lieblingstracht', weiße Mousselinkleider, zü tragen. Er mit- und K°vga,l°„ ,md uuch d-m Muster «>- MW»
de, uil-u Sp-uch-u -ulg-dau, u„d zwar m -ml-ch-r ^ KJ II?-«- »-A d--
„,->ckir>n»>ch-r Me 2 300 der LeiNnaer rillu- Ss-ik-r welche der Ko-
mechanischer Weise. Nr. 2300 der Leipziger Jllu strierten Zeitung enthält das Bild des Erfinders.
Mainz, 1. August. Gestern mittag mieteten 3 Bierbrauer zu einer Spazierfahrt auf dem Rhein
Die Kiste enthielt sechs duftige weiße Kleider, welche der König aus Paris verschrieben hatte.
Kritik eines Schweines über russische Werte. Im Cirkus Ciniselli in'Petersburg gab Iangst der Elown
einen Nachen, gerieten damit sin den Wellenschlag von ' Jörstmchch'nahm^
O-lO-n kick, Iinmirsirbtmer Weise ans ! RUN-, und rwor '
zwei Dampfern, stellten sich unvorsichtiger Weise auf j russischen Münzen mit seinem Rüssel auf und zwar Imperials, und fielen ins Wasser, jämmerlich um Hilfe schreiend, zwanzig Kopeken in Silber und fünf Kopeken in Kupfci; cs