England.

Einen absonderlichen Beitrag zu dem bevor­stehenden Regierungs-Jubiläum der Königin Viktoria von England hat dieser Tage ein gewesener Minister, Sir William Harcourt, der unter Gladstone zuletzt Schatzkanzler war, in einer Agitationsredc gegen die jetzige irische Politik des Ka- binets Salisbury geliefert. Er behauptete, daß während der 50jährigen Regierungszeit der Königin Dj, Millionen Irlän­der verhungert, mehr als 3*j, Millionen von den Gutsherren ausgewiesen und weit mehr als 4 Millionen ausgewandert seien.

Rußland.

Im Petersburger Nihilisten-Prozeß (Attentat vom 13. März) sind sämtliche 15 Angeklagte zum Tod verurteilt, 8 davon dem Kaiser zur Be­gnadigung nach Sibirien empfohlen worden.

Türkei.

Aus dem Harem des Sultans. Wie aus Kon­stantinopel gemeldet wird, legten kürzlich die Leibärzte dem Sultan nahe, er möge, da am Goldenen Horn mehrere Blat­ternfälle konstatiert waren, sich sowohl, wie seine Damen im Harem impfen lassen. Was nun seine Frauen betrifft, so war der Padischa bald dafür zu gewinnen; nur wollte er bei der Impfung persönlich anwesend sein, die anderen Vorsichten un­gerechnet, die dabei beobachtet werden sollten. In einem der Säle des Harem's wurde eine spanische Wand aufgerichtet, in welcher eine kreisrunde Oeffnung geschnitten war. Durch dieselbe kam abwechselnd je ein blendend weißer, ein mattgel­ber oder gar bräunlich angehauchter Frauenarm geschlüpft, der Arzt machte die Jnocculation, hinter der Wand ließ sich jedesmals ein kleiner Schmerzensschrei vernehmen, und die Operation war beendet. Was nun den Sultan selbst betrifft, erklärte er für seine Person, erst dann in die Impfung zu willigen, wenn er die Ueberzcugung erlangt, daß diese bei den Haremsdamen keine bösen Folgen nach sich ziehe.

Philippopel, 3. Mai. Der Kriegsminister wird Kriegsmaterial im Betrage von 10 Millionen Franken ankaufen. Das Heer soll mit Repetierge- wehren nach dem System Mauser ausgerüstet werden. Kleinere Mitteilungen-

Nürnberg, 3. Mai. Ein schier unglaublicher Fall von Selbstverstümmelung ereignete sich gestern abend. Ein 17jähriger Pinselmacher von hier, ein im höchsten Grade ar­beitsscheuer Mensch, legte sich unmittelbar vor der Stadt vor den hcranbrausendcn Münchener Schnellzug, so daß dieser ihm den linken Arm abfahren mußte. Der Beweggrund die­ser That war, sich dauernd erwerbsunfähig zu machen! Am andern morgen begab sich der Bursche zur Polizei und zeigte das nur noch an einem Faden von Haut hängende verletzte Glied in aller Ruhe vor. Vorerst ist Unterbringung des Mannes im städtischen Krankenhause angeordnet worden.

Ein hübsches Mädchen in Vivis hatte eine Anzahl Liebhaber, die es umschwärmten. Jüngst befand sie sich mit 4 derselben auf dem Dampfschiff. Die allzu vielen Huldi­gungen wurden ihr lästig, allein die Wahl that ihr weh und sie wandte sich an den Kapitän um Rat. Nach einigen Au­genblicken des Besinnens sagte er ihr:Werfen Sie sich ins Wasser und geben Sie Ihre Hand dann demjenigen, der Sie aus dem Wasser ziehen wird. Das junge Mädchen be­folgte sofort diesen Rat, und stürzte sich über Bord ins Was­ser. Sofort sprangen ihr drei Liebhaber nach und retteten sie. Neue Verlegenheit und neue Witte an den Kapitän um Rat.Nun wohl, sagte er, heiraten Sic den, der Ihnen nicht zu Hilfe geeilt ist; er ist von den vielen der am wenigsten Dumme."

Auch ein Anzeichen eines bevorstehenden Krieges. Ein Odessa er Blatt schreibt in allem Ernste: In letzter Zeit haben die Hebammen in Odessa die Bemerkung gemacht, daß die Zahl der Geburten von Knaben die der Mädchen bedeutend uberwiegt, was auf einen nahen Krieg hindeuten soll. Die Natur sorge, so meinten sie, dafür, daß der durch

den Krieg verursachte Verlust an männlichen Individuen durch zahlreichere Geburten von Knaben für künftig gedeckt werde. Wie dem auch sei, die Hebammen haben jedenfalls allen Grund, über die von ihnen konstatierte Erscheinung sich zu freuen, da ja bekanntlich die Geburt eines Knaben in den meisten Familien das Elternherz mehr erfreut, als die eines Mädchens und demgemäß das Honorar höher ausfällt.

Konstantinopel, 28. April. In der Nacht von Samstag auf Sonntag ist mehr als die Hälfte des auf dem europäischen Ufer des Bosporus gelegenen Dorfes Arnautköi abgebrannt. Gegen 600700 Häuser und Magazine, von denen die meisten allerdings aus Holz gebaut waren, sind in wenigen Stunden zerstört worden. Eingeäschert sind auch 17 größere Steinhäuser, darunter eine Synagoge und eine jüdische Schule. Das Feuer wurde durch die Unvorsichtig­keit einer Frau veranlaßt, welche auf ihr Nachtlämpchen Petroleum anstatt Ocl goß, infolge dessen beim Anzünden des Dochtes eine große Flamme entstand, welche das über dem Lämpchen Hangende Bild der Jungfrau Maria ergriff.

Newyork, 2. Mai. In der Stadt Louisville, Ken- tuky, wurde zweimal der Versuch gemacht, das Stadtgcfäng- nis zu stürmen, um zwei Neger zu lynchen, welche ein Dienst­mädchen vergewaltigt hatten, infolge dessen das Mädchen im Sterben liegt. Die Polizei trieb jedoch die Menge zurück und ist die Miliz aufgebotcn worden.

Die Brüdergemeinde in Herrnhut hat jüngst dem Reichskanzler das Fell eines mächtigen Eisbären aus Labrador zum Geschenk gemacht. Das Fell liegt jetzt im Arbeitszimmer des Reichskanzlers, dessen Tyras erst den dicken Kopf des Felles sehr argwöhnisch beobachtete, sich aber nun schon an den fremden Eindringling gewöhnt hat.

Wegen des Eisenbahnunglückes am Faulenberg bei Würzburg erhielten die deshalb angeklagten Bahnbc- amtcn folgende Strafen: Zugführer Dürr 15, Lokomotivfüh­rer Weidner 9, Oberstationsmeister Oberlechner 6 Monate Gefängnis. 5 Angeklagte (Bahn-, Wechsel- und Wagenwär­ter) gingen frei aus.

Ein standhafter Knabe. In Stockholm erlitt dieser Tage ein 11 Jahre alter Knabe den Tod mittels einer Schußwaffe durch Unvorsichtigkeit seines 14jährigen Bruders, welcher damit spielte. Der Schuß ging in den Magen. Das Kind wurde in aller Eile in ein Lazareth gebracht, und dort fanden sich auch die zur Thatzeit abwesenden Eltern ein. Sie erfuhren aber nicht, wie das Unglück vor sich gegangen war, denn der ältere Bruder hatte in der Furcht vor Strafe den kleinen Verwundeten beschworen, ihn nicht zu verraten. Der arme Kleine gelobte dies; der ältere Bruder erzählte hierauf, der Schuß sei von einer fremden Person abgegeben und habe den Kleinen zufällig getroffen. Der Zustand des Verwunde­ten war von vornherein sehr bedenklich, aber er blieb bei vollem Bewußtsein und klagte nicht über Schmerzen. Am anderen Morgen stellte sich innere Verblutung heraus; eine Operation wurde versucht, Alles war vergebens. Zwei Stunden nach der Operation verschied der Knabe. Er be­wahrte seine Scelenstärke bis zum letzten Augenblick. Kein Wort darüber, wer den Schuß gethan, kam über seine Lippen. Als die trauernden Eltern nach Hause kamen, stürzte der ältere Sohn ihnen verzweifelnd zu Füßen und gestand Alles.

Ein geradezu erstaunlicher Selbstmord ereignete sich in einem Petersburger Hospital. Ein an Ticfsinn leidender Soldat wurde tot in seinem Bette gefunden. Be­sondere Anzeichen lagen nicht vor, außer daß der Stiel eines Suppenlöffels aus dem Munde hervorragtc. Doch konnte das allein nicht die Ursache der Erstickung sein. Bei der Sektion des Halses fand man aber tief in die Kehle hinein­gepreßt einen ganzen Soldatenstrumpf von grobem Stoffe. Eine immense Willenskraft muß dazu gehört haben, sich auf diese bis jetzt wohl kaum vorgekommene Weise zu ersticken.

Ein Salto mortui6. Einen kühnen Sprung ins Wasser von der Brooklyner Brücke herab that am 27. April ein IMHrigcr Neuschotte. Er sprang vom höchsten Punkte des Brückengeländers herab. Ein Polizist packte ihn an der Verse, um ihn an dem Sprunge zu verhindern, aber er riß >

sich los, überschlug sich in einer Tiefe von etwa 90 Fuß zweimal und berührte das Wasser zuerst mit dem Kopfe. 20 Sekunden später kam sein Körper, gerade und steif, wieder zum Vorschein. Er schwamm kräftig auf das Gestade zu, landete gänzlich unversehrt und klagte nur, daß er sich be­täubt fühle, als ob er einen Keulenschlag auf den Kopf er­halten hätte.

In guter Laune kehrte nachts in Zürich der Schriftsetzer Bürgin mit 2 Kanieraden vom Wirtshaus heim und rief 2 ihnen begegnenden Männern zu: Gut' Nacht, Jaqueli! Ich heiße nicht Jaqueli, rief einer zurück. Thut nichts, gute Nacht, Jaqueli! rief Bürgin noch einmal. In demselben Augenblick erhielt er 2 Schüsse in den Kopf, die ihn tot mederstreckten. Die Unbekannten entflohen. Der Mörder, ein Ingenieur bei der Ostbahn, Lutz aus Rhcineck, ist entdeckt und verhaftet. Er ist 34 Jahre alt, verheiratet und Vater von 4 Kindern.

Die ersten Aerzte, die vor den Häusern ihrer Kran­ken auf dem Dreirad aufahren, sind die Lübecker. Auch auf das Land fahren sie so, wenn die Wege nicht zu uner­gründlich sind. Und Aerzte und Kranke stehen sich gut dabei; denn das Dreirad frißt weder Heu noch Hafer, und kommt nicht auf die Rechnung, und der Arzt ist sein eigener Kutscher.

Die Totengräber der Friedhöfe in der Umgebung von New-Dork haben einen Streik begonnen. Sie wer­den nämlich per Grab bezahlt und klagen über Mangel an beständiger Beschäftigung. Sie verlangen entweder demnach eine höhere Bezahlung oder mehr Arbeit. Da die Er­füllung letzterer Bedingung nicht in der Macht der Friedhofs­verwaltungen liegt, werden dieselben die Totengräber besser bezahlen müssen.

Bei der Uhlandfeier in Frankfurt a. M. wurde eine Thatsache erwähnt, welche wir unfern Lesern nicht vor­enthalten wollen. In dem 1856 in Dresden erschienenen Schwarzen Buche" war Uhland alsstaatSgefährlichcr Ver­brecher dritten Grades" der Polizeiaufsicht empfohlen. Da­mals erschienen in dem von Theodor Creiznach redigierten Franks. Museum" folgende Verszeilen an Uhland:

Du grauer Sänger ruhmbedeckt,

De» alle Deutschen lieben,

Bist als gefährliches Subjekt Ins schwarze Buch geschrieben Doch Dir gereicht dies Augebind Am wenigsten zum Tadel,

Gefährliche Subjekte sind Jetzt unser bester Adel."

DieFrkf. Ztg." erzählt folgende Uhland-Anekdote: In der württcmb. Kammer hatte ein Abgeordneter den An­trag gestellt, die Verhandlungen sollten stets mit einem Gebet eröffnet werden. Da erhob sich Uhland und sagte:Es heißt wohl in der Bibel:wenn Du betest, so gehe in Dein Käm­merlein", aber es heißt nicht: in die Kammer!" Damit war je ner Antrag begraben. __

I'ür dis trauen. Uoinmsrsbauosn 0-.4. LoitsuburK

am Neckar. 8ebon einige 2sik gsbrauebs ieb ^xotbeksr U. Drandk's 8ebwsi2srxiilsn gegen lintsrlsibssebwer^en, an wsleben lob 8ebou insbrsre lakre leide; osbr viele an­dere Llittsi, dis iek dagegen brauebrs, ballen niebts, man riet mir öekrvsmsrpiUsn, wslvks mir so gute Dienste lei­steten, dass ieb mieb verjüngt küble, und solobe von 2sit 2U 2sit gsbrauebs, und selbige niobt mebr vermissen bann, was ieb der IVabrbsit gemäss Denjenigen, weiebs an äbn- lioben 8obmer2sn leiden, ansmgkeble, sie werden den et­waigen Oebraueb gewiss niebt bereuen. Doebaobtungsvoll Okristina Ztröbeler, vis ^.sebtkeit der Dntersobrikt begl. Ltadtsebultb. Ltröbslsr. (D. 8.) 4 .potkelrer kl. Lrandt's 8obwsi2srxillen sind ä 8obaebtel A. 1 in den ^.potbeksn erbältliob, doeb aebts man auk das wsisss Lrenr in rotem (Irunds mit dem dlamsnsrug U. Brandt s. _

(Hiezu das Unterhaltungsblatt 23.)

Verantwortlicher Redakteur Steinw an de I in Nagold. Druck und Verla, der G. W. Halse r'schen Buchhandlung in Nagold.

Revier Altensteig.

Holz-Verkauf.

Am Mittwoch den 11. Mai, vor­mittags 10 Uhr, werden auf dem Rat­haus zu Schönbronn aus Buhler Abt.

1 , 2 , 8 u. 18 verkauft : Nadelholz: ^ 15 St. Derbstangen, 13 Rm. Scheiter, ! 545 Rm. Prügel, 48 Rm. Anbruchholz und ca. 240 Rm. Reis. _

Ältensteig Stadl. ""

Stangen- nnd Brennholz-Verkauf

am Mittwoch den 11. d. Mts, , nachmittags 1 Uhr,

auf hies. Rathaus aus Stadtwald Haf- , nerwald l, Hirschgraben u. Geiselthann ' 1 und 2:

15 Stück Baustangen,

84 Hopfenstangen,

251 Rm. tann. Prügel,

92 tann. Anbruchholz.

Den 4. Mai 1887.

Stadtschultheißenamt.

Welker.

Amtlicke und Frivat-Aekannlmachungen.

Mindersbach.

Kol'z-HerKauf.

Am Montag den 9. d. M., morgens 8 Uhr, kommen in den Gemeindewal­dungen 218 Rm. Prügel im Wald

zum Verkauf;

mittags 2 Uhr,

auf dem Rathaus: 504 L-tück Langholz mit 192,82 Fm.;

am Dienstag den 10 ds., morgens 8 Uhr,

9040 St. Nadelholzwellen.

Zusammenkunft beim Rathaus jeden Tag.

Gemeinderat.

Brennholz-Verkauf.

Am Mittwoch den 11. Mai 1887, nachmittags 2 Uhr,

werden aus den ^ Freiherrlich von Gültlingen'schen Waldungen ^ Fichtwald Abt. 1 u. 2 und Neu­bann 1

395 Rm. Nadelholz u. 12 Los unauf- bereitetes Reisach im Gasthaus z. Wald­horn in Berneck verkauft.

Ferner werden nach dem Brennholz- Verkauf an gleichem Ort und Stelle ca. 1200 St. Hopfen- u. Reisstangen verkauft.

Affstätt,

Oberamts Herrenberg.

Rinden-Verkaus.

Am Montag den 9. Mai, mittags 1 Uhr,

wird auf hiesigem Rathaus das dies­jährige Ergebnis der eichenen Glanz- und Raitelrinde, geschätzt zu 25 Rm., an den Meistbietenden verkauft. Die Rinde wird vormittags im Schlag an ddm Kuppingen-Sulzer Sträßchen von

dem Waldschützen vorgezeigt. Liebhaber hiezu werden eingeladen.

Waldmeisteramt.

Junger.

ss Trunksucht, ss

_ Zeugnis. _

Herrn Karrer-Gallati , Spezialist, Glarus, Schweiz!

Ihre Mittel hatten ausgezeichn.Erfolg. Der Patient ist vollständig v. d. Laster geheilt! Die frühere Neigung z. Trinken, ist gänzl. beseitigt u. bleibt er jetzt immer' zu Hause. Fr. Dom. Walther.

Courchapois, 15. Sept. 1886.

Behandl. briefl.! Die Mittel sind un- schädl. u. mit u. ohne Wissen leicht an- zuwend.! Garantie! Hälfte d. Kosten nach Heilung! Zeugnisse, Prospekt u. Frage­bogen gratis. _

Sulz.

Fortwährend

i- L Bau-Kalk

Dung-

zu haben in der Kalk-Brennerei von Jung Heinrich Hörrmann.