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sie die Wahrheit erfuhr. Der Schwindler wird aber wohl bald wieder dorthin zurückkehren, wo er seinen schlauen Plan ausgeheckt hat.
— Ein entsetzliches Unglück wird der „Frkf. Ztg." aus Leutewitz bei Riesa berichtet. Beim Entleeren einer Jauchengrube im Gehöft des Gutsbesitzers Striegler hatte sich die Pampe verstopft und ein 16-jähriger Pferdejunge wurde hinabgeschickt, um den Schaden zu reparieren. Da er nicht zurückkehrte und auch kein Lebenszeichen von sich gab, stieg der 24-jährige Bruder der Frau Striegler, namens Schreiber, hinab, und als auch dieser auf verschiedene Zurufe nicht antwortete, begab sich trotz Abratens der Gutsbesitzer Striegler selbst in die Unglücksgrube, um ebenfalls nicht zurückzukehren. Hierauf unternahm behufs Rettung der Verunglückten der Gutsbesitzer Hennig den Einstieg, nachdem er sich ein Seil hatte um den Leib legen lassen. Als auch dieser bewußtlos herausgezogen war, stieg unbegreiflicherweise auch noch der Gutsbesitzer Fehrmann in die Grube, wie nicht anders zu erwarten, mit demselben Mißerfolge. Sämtliche Eingestiegenen außer Fehrmann sind tot, dieser war bis zum Abgang der Nachricht noch am Leben, wenn auch mit wenig Aussicht auf Erhaltung. Das Verhalten der Beteiligten erscheint um so unbesonnener, als auf dem Strieglerschen Gute vor ca. 12 Jahren ein ganz ähnlicher Fall geschah.
Ems, 8. Juli. Die Abreise des KaiserS ist auf Sonntag nachmittag 5 Uhr festgesetzt. Der Kaiser begibt sich zunächst nach Koblenz zum Besuche der Kaiserin.
St. Gallen, 6. Juli. An dem Eisenbahnunglück bei Würzburg war auch ein Schüler des Stuttgarter Konservatoriums, Hr. Emanuel Henzmann, aus St. Gallen, beteiligt. Ec reiste den 1. Juli über Berlin nach der Nordsee, um dort seine Ferien zu verbringen; er befand sich in dem vordersten Wagen des Berliner Schnellzugs, der bei dem Zusammenstoß schwer litt. H. bekam nur einen heftigen Stoß an Kopf und Rücken und konnte nun noch herausspringen, bevor weiteres Unglück geschah. Mit Ausnahme von heftigen Kopfschmerzen, schreibt derselbe, bin ich wohl. Das Gepäck habe ich mir unversehrt später ans den Trümmern geholt.
Wernrischtes.
— In Brüssel haben die Nachforschungen über die Auffindung der Gliedmaßen einer weiblichen Leiche, welche nach der Meinung einiger Aerzte wahrscheinlich aus einem Hospital entwendet sein sollten, um die Justiz irre zu führen, nun doch noch ergeben, daß wirklich ein Verbrechen vorliegt. Eine in der genannten Straße wohnende Hebamme Namens Rodelet hatte nämlich eine aus Gent oder Brügge gekommene Dame bei sich ausgenommen und, als diese am 28. Juni bei ihr starb, ihren Liebhaber, einen gewissen Masquelier dazu verleitet, die Leiche zu zerstückeln, um so die Spuren des Verbrechens zu verwischen. Die Arme und Beine trug Masquelier in einem Sack nach einer einsamen Stelle der Rue Fousny und den Körper, welcher in einen schwarzen Koffer gepreßt wurde, sandte er nach Villevorde, wo ihn Bahnbeamte in Folge des starken Geruchs entdeckten. Wo der Kopf geblieben ist noch unbekannt.
— Unter'm 5. Juli meldet das Frkf. Journ. bezüglich dieser Affaire: Heute fand im Gefängnisse die Konfrontierung der Geburtshelferin und ihres Mitschuldigen statt. Letzterer legte ein umfassendes Geständnis ab, infolge dessen Elftere, die sich wieder aufs Leugnen verlegt, sich aus ihn stürzte und ihn erdrosseln wollte. Dreimal mußten die Gendarmen sie gewaltsam fortreißen, und als sie abgeführt wurde, erging sie sich in Drohungen und Flüchen. — Der „K. Z." geht folgende Nachricht zu, die vielleicht mit den Funden in Brüssel und Villevorde in Verbindung steht: Eupen, 6. Juli. Auf dem Wege durch den belgischen Hertogenwald zwischen Eupen und Malmedy erblickten zwei hiesige Metzger gestern plötzlich einen am Boden liegenden blondhaarigen Menschenkopf. Von Entsetzen getrieben, nahmen die beiden Männer schleunigst Reißaus. Die hiesige Behörde hat sich zur Untersuchung der Sache mit der belgischen in Verbindung gesetzt.
Gutenberg als Sänger. Das „Berliner Tageblatt" läßt in seiner Bearbeitung eines Heilbronner Telegramms den seligen Gutenberg aus der wohlverdienten Ruhe auferstehen und als Sänger „Gutenberg" vom Verein „Stuttgart" am Liederfest teilnehmen, ja sogar den ersten Preis verdienen. Natürlich ist der aus sangeskundigen Typographen bestehende Gutenberg-Verein in Stuttgart in dem Telegramm gemeint.
Kcrnöet «8- Wevketzrr.
Waiblingen, 6. Juli. Der heutige Vieh markt war bei günstiger Witterung stark besucht. Zu Markt wurden gebracht: 794 Ochsen, 389 Kühe, 255 Stück Schmalvieh, 430 Stück Milchschwsine und 140 Stück Läuferschweine, zusammen 2008 Stück. Handel anfangs flau, gegen Schluß lebhaft bei anziehenden Preisen. Fettoieh war ziemlich stark vertreten, gesucht und wurde daher gut bezahlt. Händler waren namentlich viele vom Ausland erschienen. Die Preise bewegten sich bei den Ochsen von 420—970 ^ für das Paar, bei den Kühen von 140—350 beim Schmaloieh von 60—280 bei den Milchschivsinen von 10—18 und bei den Läuferschweinen von 20—50 das Stück.
Aalen, 6. Juli. Dem gestrigen Schafmarkt wurden etwa 4000 Stück Schafe zuzeführt, meist schöne Waare. Der Handel ging anfangs etwas flau, wurde jedoch lebhafter, als die E:gner mit den Preisen etwas zurückgingen. Es kostete 1 Paar Hämmel 50—56 -Ki, 1 Paar Göltschafe 42—48 1 Paar Jährlinge 30—35 ^
Gemeinnütziges.
— Ist das Fleisch von Tieren genießbar, welche durch den Blitz erschlagen sind? Die Frage, ob das Fleisch von Tieren, welche durch Blitzschlag getödtet wurden, von Menschen ohne Bedenken genossen werden kann, ist kürzlich in München von den dortigen als Fleischbeschauer angestellten Sachverständigen in bejahendem Sinne entschieden worden. Es waren nämlich 24 schwere, vollständig ausgemästete Mastochsen im Werte von über 12 000 Mark durch einen Blitzschlag getödtet worden, und man wollte das Fleisch derselben nicht dem Abdecker übergeben, aber andererseits auch nicht mit dem Staatsanwalt in unliebsame Berührung kommen. Die Sachverständigen erklärten das Fleisch für durchaus genießbar und wohlverkäuflich.
— Gesunde Luft im Wohnzimmer. Man stellt nämlich auf den Ofen ein Gefäß, zur einen Hälfte mit Essig, zur andern Hälfte mit Wasser gefüllt', worin noch eine kleine Handvoll Gewürznelken geworfen wird. Sobald die Mischung verdunstet ist, wird ein wenig Essig und Wasser nachgegossen. Die Gewürznelken brauchen monatelang nicht erneuert werden. In Krankenzimmern, Schulen, Bureaus u. s. w. sollte ganz besonders dieses so einfache Mittel nicht fehlen. — Wir wurden durch Zuschriften beehrt, worin uns gesagt wurde, daß sich das Mittel sehr bewähre und nicht mehr aufgegeben werden würde; deshalb glaubten wir, es auch unseren neu zugehendcn Lesern nicht vorenthalten zu dürfen. (Neue Fundgrube.)
— Ein sehr gutes Haaröl. Das nachfolgende Rezept bewährt sich ausgezeichnet und soll ursprünglich von der Großmutter des jetzigen Czaren stammen, welche es auf einer Reise in einer süddeutschen Apotheke habe bereiten lassen. „Vals, psruvian. 6,0. Ol. 50,5. llinot. laoeolii Atts. XV." Nach dieser
Anweisung bereitet jeder Droguist oder Apotheker das Haaröl, welches die Haare überails geschmeidig macht und von dem man mir sehr wenig benötigt, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.
Kgl. Standesamt Halm.
Vom 2b. Juni bis 6. Juli 1866.
Geckorene:
2b. Juni. Ernst Friedlich, Sohn des Ernst Lorenz Lodholz, Schneidermeisters hier.
6. Juli. Marie Emilie. Tochrcr des Gustav Kleindienst, Maschinenstrickers hier, b. . Friederike Sophie, Tochter des Karl Gustav Linken heil, SchreinermstrS hier.
Gestorbene:
30. Juni. Christian Friedrich Bottinger, Weber hier, 81 Jahre alt.
Gottesdienste am Sonntag, den 11. Juli.
Vom Turm: Nro. 103. Vormittags-Predigt Hr. Helfer Braun. Christenlehre mit den Töchtern. Nachmittags-Predigt um 2 Uhr im Vereinshaus: Hr. Dekan Berg.
FreiIag, den 16. Juli (Bußlag).
Vormittags-Predigt um 10 Uhr im Vercinshaus: Vorbereitung und Beichte, Hr. Helfer Braun.
Gottesckienste in äer Metüockiftenkapclle am Sonntag, den 11. Juli. Morgens 9 Uhr, abends 8 Uhr Predigt.
Die neueste Behandlung der Fettleibigkeit (des Dickwcrdens) geschieht in der neueren Zeit durch Entziehung aller leicht Fett bildenden Substanzen (Brod, Kuchen, Mehlspeisen, Kartoffeln rc.), sodann dars während des Essens nichts, im Allgemeinen wenig, Bier gar nicht, getrunken werden. Von größter Wichtigkeit für Alle, welche zu Fettansatz neigen, ist eS aber, daß sie für tägliche ergiebige Leibesösfnung sorgen und werden hierzu von den Aerztcn die Apotheker R. Brandt'S Schwetzerpillen (erhältlich 1 in den Apotheken) als das beste Mittel empfohlen, da sie sicher und angenehm wirken. Man achte auf das weiße Kreuz in rotem Feld mit dem Namenszug R. Brandt.
Amtliche Kekauutmachilugku.
OrtspolizeiNche
Verordnung.
Da nach einer Anzeige des Ober- amtsbaumwarts eine größere Anzahl von Birnbäumen hiesiger Markung, von der Rußlaus, welche einen sehr schädlichen Einfluß ausübt, ergriffen ist, so wird auf Grund des Art. 51 und 52, Abs. 1 des Pol.-Strafgesetzes folgende ortspolizeiliche Verordnung erlassen: Die Baumbesitzer werden aufgefordert, von der Rußlaus ergriffene Birnbäume binnen 4 Tagen gründlich reinigen zu lassen. Nicht- befolgung dieser Anordnung wird nach Art. 33 Ziff. 2 des Pol.-Str.- Ges. mit Strafe belegt, überdies die
Reinigung der Bäume auf Kosten des säumigen Besitzers verfügt.
Calw, 9. Juli 1886.
Stadtschullheißenamt.
H a f f n e r.
Revier Liebsnzell.
Holz-Verkauf
am Dienstag, den 13. d. M., morgens . .9 Uhr, aus dem Staatswald mittlerer Sim- mozheimerwald wegen Nichtbezahlung wiederholt:
9 Rm. Nadelholzprügel, sodann wiederholt 160 Stück Hopfenstangen 1. Klasse und 215 Stück dto. ll. Klasse, sowie zu 930
Wellen geschätztes Nadelreisig vom Scheidholz des Distrikts Haugstetterebene, in Flächenlosen. Zusammenkunft bei der Blockhütte am Bruchsträßchen.
K. Nevieramt.
Felder-Berkanf.
Wilhelm l5arle, Fuhrmann hier, bringt am
Montag, den 12. ds., vormittags 11 Uhr, auf dem Rathaus folgende Grundstücke zur Versteigerung:
36 a 11 qm Acker im Hau, mit Haberblum,
33 a 74 qm Acker an der Hengstetter Slaiae, mit ewigem Klee,
44 s 37 qm Wiese am mittleren Schafweg,
44 s 36 qm Acker an der Hengstetter Staige, mit Roggen und Westen,
33 u 26 qm am Galgenwasen, mit Dinkel,
42 s 7 qm bei der Schafscheuer, mit ewigem Klee und Haber.
Bei entsprechendem Resultat wird bei der ersten Versteigerung Genehmigung ei teilt.
Calw, den 9. Jult 1886.
Stadtschultheiß H offner.
Calw.
Heute abend 6 Uhr
wird die
Schlachlhaus-rmgsttltt
auf mehrere Jahre an Ort und Stelle im Aufstreich verpachtet.
Stadtpflege.