Der Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für de« Oberamts-Bezirk Nagold.

^ Erscheint wöchentlich 3 mal: Dienstag, Donners-s tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier ! /za 1 ^ (ohne Trägcrlohn) 80 4, in dem Bezirk 1^ 4,

^ ! außerhalb des Bezirks 1 ^ 20 4. Monats- ,

abonnemcnt nach Verhältnis.

, Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile aus gc- i wohnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4,^

Dmncrsl-s den 11. N°»ember. ^'LW'^S 1886.

Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

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können fortwährend gemacht werden bei jedem Post­amt, bezw. bei den den Ort begehenden Postboten.

Das erledigte Revieramt Alt heim, Forsts Heidenhcim wurde dem Forstamtsassistenten Weizsäcker in Wildberg gnädigst übertragen.

Tages Neuigkeiten.

Deutsches Reich.

/^Nagold, 10. Nov. Wie uns Herr A. Zöppritz aus Stuttgart, Vereinssekretär der Hahnc- mannia, mitteilt, wird derselbe in einem öffentlichen Vortrag über die Homöopathie ihre Entwicklung und ihre Aussichten für die Zukunft sprechen. Die Vor­träge des Hrn. Zöppritz, die von Zeit zu Zeit auch in andern Städten gehalten wurden, erfreuten sich überall einer lebhaften Teilnahme, da die Lehre Hahne- manns von Jahr zu Jahr mehr Wurzeln schlägt, sogar in solchen Kreisen, die ihr bisher feindlich ge­genüber slanden. Für den Vortrag iit der Nachmit-! tag des 30. November (Andrcasfeiertag) in Aussicht ^ genommen, so das; auch auswärtigen Freunden der Homöopathie Gelegenheit gegeben ist, sich zu beteili­gen. Das Nähere wird demnächst bekannt gegeben werden.

Stuttgart, 8. Nov. Obwohl die Zahl der Wirthschaften in Württemberg in den letzten sechs Jahren zurückgegangen ist und am 1. April 1885 nur noch eine auf 129 Einwohner traf (am 1. April 1879 eine auf 118 Einwohner), so darf Württem­berg doch Wohl immer noch als das wirtschaftsreichste Land bezeichnet werden, so daß die wiederholt an die ^ Oberämter ergangene Weisung, bei der Ertheilnng! neuer Concessionen sehr vorsichtig zu sein, sehr am! Platze ist. Bezüglich des Baues des neuen Lau-! desgcwerbemuscums und des Stuttgarter Rathauses soll eine Vorlage, die übrigens rein vorbereitender Natur sein wird, den Ständen zugehen. Aus ge­wissen Anzeichen kann man wohl entnehmen, daß die Absicht besteht, das Museum auf dem Platze der alten Gardekaserne zu errichten.

Stuttgart, 9. Nov. Laut Königsdekret ^ wurde die Einberufung des württemb. Landtags aus den 25. Nov. bestimmt.

Stuttgart, 9. Nov. Das Königspaar tritt, morgen vormittag die Reise nach Nizza an.

Brandfälle: In Binswangen (Neckar­sulm) ein Stsllgebäude mit angebautem Schweinstall.

Sigmaringen, 6. Nov. Fürst Leopold von Hohenzollern ist mit seinem zweitältesten Sohne (dem mutmaßlichen Nachfolger seines Oheims des Königs Karl von Rumänien), dem Prinzen Ferdinand, nach Rumänien gereist. Prinz Ferdinand wird, wie es heißt, während seines Aufenthaltes in Rumänien endgiltig und förmlich zum Thronfolger proklamiert werden.

Ein Schneidermeister in Mannheim versendet an sämtliche Kunden Korrespondenzkarten, die nichts weiter ent­halten als die Ziffer des schuldigen Betrages und darunter ein gepreßtes Vergißmeinnicht.

Minister v. Lutz soll nach einem in Mün­chen zirkulierenden Gerüchteaus Gesundheitsrücksich­ten" zurückzutreten beabsichtigen; seine Ernennung zum lebenslänglichen Reichsrat soll nur ein Vorläu­fer seiner Demission sein.

Das arme Flaschenbier! Die Remscheider

Wirte behaupten, das Flaschenbier trage die Trunk- ! sucht in die Familie, befördere die Genußsucht, also die soziale Unzufriedenheit.

Einer jener Blutsauger, die der Volksmund als Krawattenmacher" bezeichnet, wurde vom Schwur­gericht in Chemnitz wegen Wuchers und Meineides zu 2 Jahren 6 Monaten Zuchthaus, 1400 -46 Geld­buße und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt. Der Mann hatte von armen Handwerkern re. Zinsen im Betrage von bis 500 Prozent genommen.

Das Befinden des Fürstbischofs Dr. Herzog von Breslau, der an einer die geistigen Funktio­nen lähmenden Gehirnkrankheit leidet, hat sich ver­schlimmert. Der Prälat hat selbst den Papst um einen Koadjutor gebeten.

Harburg, 9. Nov. Gestern abend gerieten in einem Tanzsalon die Kleider einer Tanzenden in Brand und es fanden in Folge dessen 4 Personen den Tod.

Berlin, 5. Nov. Die Berliner Privat-Post- anstalten werden sich wohl nicht mehr lange halten; auch mit der Hansa geht es abwärts. Kürzlich sind 40 Mann entlassen worden, andere haben die Arbeit niedergelegt. Die Briefe werden nur noch zweimal täglich bestellt.

Berlin, 8. Nov. Die politische Situation wird als ernst angesehen, wenn auch daran festzuhal­ten ist, daß es dem Kanzler gelingen werde, den Frieden zu erhalten. Viel wird von der Rede Kal- noky's abhängen, die am 11. d. M. zu erwarten ist. Daß diese besonders zuvorkommend Rußland gegen­über ausfällt, verbietet schon die Stellung der maß­gebenden Parteien in den Delegationen. Der Schlüs­sel zur Lösung der verwickelten Lage liegt nur in einer ehrenvollen Möglichkeit, die Rußland der pro­visorischen Regierung und der Sobranje gibt, sich zurückzuziehen. Das Benehmen Kaulbars' wird all­gemein verurteilt, es scheint auch die Hoffnung aus­zuschließen, daß Rußland Entgegenkommen zeigen will. An beunruhigenden Anzeichen fehlt es sonach nicht; wenn gleichwohl auf eine friedliche Lösung gehofft wird, so begründet sich dies in dem allgemei­nen Wunsche der Mächte, den Frieden zu erhalten und die Orientprobleme ohne Blutvergießen zu lösen.

Berlin, 9. Nov. Durch kaiserliche Verord­nung vom Gestrigen ist der Reichstag zum 25. Nov. einberufen. Der Reichskanzler gedenkt in den allernächsten Tagen hier einzutreffcn und dürfte sich von hier nach Friedrichsruh begeben. Trotzdem die Rede des Kaisers Franz Joseph seitens der russi­schen Offiziösen freundlich besprochen wird, ist die Situation nicht günstiger. Man ist geneigt, anzu­nehmen, daß Kalnoky's Erklärungen wenig Entge­genkommen für Rußland enthalten werden.

! Der Reichskanzler soll den bekannten Bör­senfürsten Bleichröder nach Varzin haben rufen lassen, um mit demselben über geeignete Mittel zu konferie­ren, wie das Ausleihen deutschen Kapitals an das Ausland möglichst eingeschränkt werden könne. Die ewigen Zinsreduktionen der Staaten und Städte Deutschlands tragen daran einen großen Teil der Schuld, daß das Kapital dem Auslande sich zuwen­det. Bei letzterer ist aber eine große Gefahr: in deutschen Händen befinden sich z. B. für mindestens 1500, wahrscheinlich aber für 2000 oder noch mehr Millionen russischer Staatspapiere und Rußland ! treibt unaufhaltsam dem finanziellen Bankerott zu.

Seit einigen Tagen läuft unwiderrufen durch die Zeitungen die Mitteilung, daß das neue Repetier­gewehr eines Soldaten der 7. Kompagnie des in

Wesel garnisonierendcn 57. Infanterie-Regiments ver­schwunden und nicht wieder gefunden sei. Es fällt einem unwillkürlich der Diebstahl in Spandau ein.

Endlich ist ein neuer Staatssekretär des Reichs­schatzamts gefunden. Der bisherige Unterstaatssekre­tär Jacobi ist mit dem Titel eines Wirklichen Ge­heimen Rates zu jener Stelle aufgerückt.

Die Tournüre im Dienste Amors. Aus Rathe­now wird mitgcteilt: Der Bräutigam einer hiesigen achtbaren Bürgcrstochter, ein schmucker Zietenhusar, wurde krank und mußte das hiesige Garnisonslazaret beziehen. Um nun dem armen Kranken in der trüben Zeit kleine Erfrischungen zu­kommen zu lassen, die sonst an diesem Orte stark verpönt sind, benutzte die erfinderische Braut, um jedes Aufsehen zu vermeiden, znm Transport dieser Erfrischungen ihre Tournüre, und war so im Staude, den Bräutigam bei ftattgehabtem Besuch nach Herzenslust zu erquicken.

Oesterreich Ungarn.

Wien, 5. Nov. Die Lage in Bulgarien ge­staltet sich von Tag zu Tag unklarer. Die Sobranje kann unter den jetzigen Umständen eine Fürstenwahl nicht ausführen, da alle bisher bezeichneten Kandida- , ten aus den regierenden Häusern, insbesondere also Prinz Waldemar von Dänemark, die beiden Herzöge von Oldenburg und Herzog Johann Albrecht von ^ Mecklenburg, die Annahme der Fürstenwahl unbedingt ; ablehnen, Rußland aber trotz aller Bitten der So- , branje wie der Anfragen der Mächte seinen Kandi-

> daten vorderhand zu nennen sich weigert. Kaulbars

> setzt seine Anstrengungen mit Genehmigung des Za­ren fort und die russ. offiziöse Presse bekundet dar­über ihre Anerkennung. Zunächst wird Varna das Ziel der russischen Wünsche sein. Es ist nicht zu leugnen, daß dieses Vorgehen Rußlands die politische Lage nicht unbedeutend verschärft. Doch ist es noch zu früh, in dieser Hinsicht etwas Bestimmtes Vorher­sagen zu wollen.

Wien, 8. Nov. Die russische Vertretung in Sofia agitiert aufrührerisch gegen Serbien. Die Zankoffistischen Organe erhielten die Ordre, die Frie­denskonvention mit Serbien abfällig zu beurteilen. DieRevue d'Orient" meldet ans Tirnowa: Der Kompromiß Zankofs mit der Regentschaft ist geschei­tert. Die meisten Deputierten sträuben sich gegen die Aufnahme Zankoff's in die Regentschaft, weshalb Zankoff's Partei beschloß, an den Debatten der So­branje nicht teilzunehmen. Die Majorität (?) beschloß, Prinz Waldemar zu wählen und eine Deputation an die Mächte zu entsenden. Bis zur Ankunft des Fürsten wird die Sobranje vertagt. Nach der Eides­leistung geht sie auseinander. Dem Fürsten steht es frei, die Regierung beizubehalten oder abzusetzen.

Wien, 8. Now. Der Mörder Schloßberg's wurde in dem unterstandlosen Arbeiter Gerhardus Kreitter eruiert. Er stach mit dem Messer, weil ^ Schloßberg ein Almosen verweigerte.

> Wien, 8. Nov. Wiener diplomatische Kreise ! bestätigen die Annäherung zwischen Oesterreich und

England; beide Regierungen sollen angeblich darüber ! übereingekommen sein, gegen eine Okkupation Bulga­riens durch Rußland ihr Veto einzulegen; dagegen , wird eine Einmischung in die inneren bulgarischen ! Angelegenheiten nicht beabsichtigt.

Wien, 9. Nov. DerBudapester Korrespon­denz" zufolge versicherte Rußland letzter Tage hierund in Berlin entschieden, an eineauch nur partielle Okkupation nicht zu denken. Italien.

Der Schöpfer des einigen Italiens ist nicht

> Cavonr. sondern König Viktor Emanuel. Er ! verband mit der Schlauheit des Gemsjägers die , größte Gutmütigkeit, mit der Tapferkeit des Soldaten