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I und II, die Amtsgerichte München I und II. Vom Staatsministerium des Innern: Die Beamten des Ministeriums nach ihrem Range; der Obermedizinalausschuß; der Verwaltungsgerichtshof; das allgemeine Neichsarchiv und das Kreisarchiv München, das Oberbergamt, die Landesgestütsverwaltung; die Brandversicherungskammer; die Zentralimpsanstalt; die Regierung von Oberbayern, der Direktor und die höheren Beamten der Polizeidirektion München u. s. w. Vom Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten: Sämtliche Ministerialbeamte; das protestantische Oberkonsistorium; die Akademie der Wissenschaften, das Generalkonservatorium der wissenschaftlichen Sammlungen des Staates, die Hof- und Staatsbibliothek, Rektor und Professoren der Universität München, Direktor und Professoren der technischen Hochschule, der Akademie der bildenden Künste, die Kunstgewerbe-Schule, das bayerische National-Museum, Direktor der Kupferstich- und Handzeichnungsammlungen, das Erzgießereimuseum, Rektor und Professoren der Industrieschule u. s. w. Vom Staatsministerium der Finanzen: die Beamten des Ministeriums, der Zentralstaatskassier, das Katasterbureau, der oberste Rechnungshof, die Rechnungskammer, die Generalbergwerks- und Salinenadministration, die Generaldirektion der Zölle rc. Vom Kriegsministerium: die oberen Militärbeamten die Zivilbeamten der Militärverwaltung, sämtliche hiesige Kommandostellen. Der Magistrat der k. Haupt- und Residenzstadt, eine Deputation des bayerischen Veteranen-, Krieger- und Kampfgenossenbundes, die Genossenschaften und Vereine, welche sich zum Anschlüsse an den Leichenzug gemeldet haben. Hieraus folgen: 2 Eskadronen des 3. Chev.-Reg. „Herzog Maximilian", das 2. Jnf.-Reg. „Kronprinz", das 1 . Train-Bataillon ohne Fahrzeuge, 1 Eskradron des 2 . Schweren Reiter-Regiments „Kronprinz Erzherzog Rudolf von Oesterreich"; die Veteranen-, Krieger- und Kampfgenossenvereine bilden Spalier zu beiden Seiten des Weges, welchen der Leichenzug nimmt. Der Leichenzug geht von der k. Hofkapelle durch das Kapellenthor, durch die Residenz- und Dienerstraße über den Marienplatz, durch die Kaufingerstraße in die Neuhauserstraße zur Hofkirche vom hl. Michael. An dieser Hofkirche empfängt die Hülle des Königs die gesamte Geistlichkeit. In der Kirche wird der Leichnam auf eine besonders dazu errichtete Estrade gesetzt, daselbst von der Geistlichkeit die Vesper abgebetet und von dem Erzbischof die Einsegnung verrichtet, hierauf der Sarg unter Begleitung des k. Oberhofmeisters Grafen zu Castell und des Staatsministers des k. Hauses, Frhrn. v. Crailsheim, dann des kleinen den Sarg umgebenden Cottsge's, unter Vorantritt der Geistlichkeit, in die Gruft getragen, woselbst er mit zwei Schlössern verschlossen wird. Den einen Schlüssel übernimmt der k. Oberhofmeister, den anderen der genannte k. Staatsminister zur Aufbewahrung, welche beiden Beamten schließlich den Sarg mit zwei Siegeln versehen.
München, 19. Juni. Die Leichenfeier ist programmmäßig verlaufen. Der deutsche Kronprinz schritt mit dem Kronprinzen Rudolf von Oe st erreich unmittelbar hinter dem Prinzen Luitpold nach dem Leichenwagen. Der deutsche Kronprinz trug die preußische Feld- marschalls-Uniform und Marschallstab. Kronprinz Rudolf trug die Uniform der bayerischen schweren Reiter. In der Michaelkirche fand die Einsegnung der Leiche und Gebet statt, worauf der Sarg in die Gruft verbracht wurde. Der ganze Zug dauerte 1 »/) Stunden. Das Wetter hatte sich gegen 12 Uhr aufgeklärt. (Dep. d. Frks. I.)
München, 20. Juni. Prinz Otto nahm die Mitteilung, daß er König geworden, teilnahmslos entgegen. (Dep. d. Frkf. I.)
— Beim Begräbnis vr. v. Guddens trat voran der Kriegerverein Au, dessen Ehrenmitglied der Verstorbene war, und es hatte sich demselben eine Deputation des bayerischen Veteranen-, Krieger- und Kampfgenossenbundes, an deren Spitze Major v. Puchpeckh, angeschlossen. Hierauf folgten Sänger und Stadtpsarrgeistlichkeit der Vorstadt Au. Der mit Hut und Degen gezierte, mit Blumen und Kränzen reichgeschmückte Sarg wurde von sechs Flambeauxträgern geleitet. Dem Sarge folgten die Söhne und der Schwiegersohn, sowie die sonstigen Anverwandten des Verewigten, sodann General v. Pranckh, Chevauxleger-Nittmeister von Wolfskeel, persönlicher Adjutant des Prinz-Regenten Luitpold, der Regierungspräsivent von Oberbayern, Jahr. v. Pfeufer, Kriegsmimster General v. Heinleth, die Mitglieder des Medizinalkollegiums, die bürgerlichen Kollegien, der Senat der Universität, die übrigen Minister, viele Abgeordnete, akademische Deputationen, Künstler u. s. w. Der Geistliche Stadtpfarrer Knoll von der Au hielt die Grabrede,
ferner sprach Prof. vr. v. Rothmund. die namens der Fakultät und Universität dem Kollegen, dem genialen Forscher, dem treuen Diener, der für König und Vaterland gestorben, einen Kranz auf das Grab niederlegte. Einen ebensolchen weihte Odermedizinalrat Dr. v. Kerschensteiner namens des Ober- Medizinalausschusses; der Direktor der Anstalt v. Werneck seinem in heroischer Pflichterfüllung verstorbenen Vorgänger, Dr. Rehm namens der Assistenzärzte der Anstalt ihrem Direktor und leuchtenden Vorbild; Professor Bonnet namens der morphologischen und physiologischen Gesellschaft; Dr. Eller namens des ärztlichen Haupt- und Bezirksvereins, deren Zierde der Verstorbene war; Maler Eugen Stieler namens der Künstlergenoss?nschaft dem Manne, welcher edel und treu dis in den Tod war, u. s. w. Blumenspenden waren gewidmet worden von König Otto, Prinz Luitpold, Graf Arco-Valley, Geheimrat Ziemssen, von der Universität Zürich, den bayerischen Anstaltsdirektoren u. s. w.
Hages-Wsuigkeiten.
— (Amtliches.) Bei der in den Monaten März, April und Mai d. I. vorgenommenen niederen Ju st izdien ft Prüfung ist unter andern Candidaten zur Uebernahme der in §. 7 der K. Verordnung vom 25. April 1839 und in §. 4 der K. Verordnung vom 22. Januar 1869 bezeichneten Aemter und Verrichtungen für befähigt erklärt worden: Fechter, Johannes Friedrich, von Calw.
Stuttgart, 17. Juni. Brieftaubenflug. Gestern gingen nach dem N. Tagbl. von Station Voralben bei Metz etwa 200 Brieftauben, die am Dienstag von hier aus dahin per Bahn gesandt worden waren, ab. Diese dem Stuttgarter Brieftaubenklub gehörigen Tiere wurden morgens 6 Uhr aufgelassen und die erste Taube langte — bei 186 Kilometer Luftlinie eine ganz bedeutende Kraftleistung — schon um 9 Uhr 32 Min. hier an. Der glückliche Besitzer ist Herr Bäckermeister Paul Wörnle (Thorstraße). Nr. 2 (Jul. Mahle) traf 10 Uhr 27, Nr. 3 (Wörnle) 10 Uhr 29, Nr. 4 (W. Au wärt er) 10 Uhr 30, Nr. 5 (Aug. Luickert) 10 Uhr 44. Nr. 6 (vesgl.) 10 51. Nr. 7 (N. L. Löbstein) 11 Uhr 1 M. im Schlage ein. Etwa 100 Tauben langten bis 12 Uhr mittags hier an, weitere 40 im Laufe des Nachmittags und etwa 20 heute morgen, so daß immerhin noch gegen 30 Stück fehlen. Die einzelnen Tiere schienen ziemlich erschöpft infolge der schlechten Witterung, welche dieselben sehr ermüdete. Der Brieftaubenflug findet mit Recht immer größere Beachtung; es ist darum dem hiesigen Brieftaubenklub zu danken, daß auch in diesem Punkte Stuttgart nicht hinter anderen Großstädten des Kontinents zurückblieb, welche den Taubensport schon seit Jahren in großem Maßstabe kultivieren. Der nächste und letzte Flug mit der Hauptpreisverteilung erfolgt von Metz aus und ist auf nächste Woche in Aussicht genommen.
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Pforzheim, 18. Juni. Daß in unserer Stadt durch das hier sehr ausgebildete Vereinswesen der Gesang eine reichliche und sorgfältige Pflege findet, dürfte außerhalb wohl genugsam bekannt sein. Bei verschiedenen Gelegenheiten, kleineren und größeren Gesangfesten, wurden Pforzheimer Sänger in Folge ihrer mustergiltigen Leistungen preisgekrönt. Dies war auch wieder bei dem in den Pfingsttagen in Freiburg stattgefundenen Gesangfeste, bei welchem sich 2 hiesige Gesangvereine am Wettsingen im Kunstgesange beteiligten, der Fall. Der noch bei allen Gelegenheiten siegreiche Männer- gesangverein erhielt auch diesmal wieder den I. und die Liedertafel den II. Preis. Darob war auch hier ein außerordentlicher Jubel und wurden die am Mittwoch Abend zurückkehrenden Sänger in der festlichsten Weise empfangen. Böllerschüsse, Musik und ein tausendstimmiges Hoch der äußerst zahlreich versammelten Menge ertönten, die hiergebliebenen und beim Empfang anwesenden Gesangvereine schwangen ihre Fahnen, die Vereinsvor- stände und Dirigenten wurden von Damen mit Lorbeerkränzen und Blumensträußen geschmückt und Oberbürgermeister Kraatz sprach an der Spize einer stadträllichen Abordnung warme Worte der Begrüßung.
kann", erwiderte der Kommissar; „vorausgesetzt, daß ich recht verstanden, Herr Kommerzienrat und Sie Herrn Duprat ins Vertrauen gezogen wünschen."
Etwold fühlte sich stark durch die Gegenwart seines unerschütterten Prokuristen, und so beeilte er sich, zu versichern, daß Jener sein ganzes Vertrauen besitze und dessen auch würdig sei.
Ter Kommissar verneigte sich und griff in seine Brusttasche, aus der er ein schwarzledernes Pottefeuille hervornahm.
Etwold blickte noch so unbefangen darauf, als wenn er die Vorlesung von Notizen aus demselben gewärtige. Duprat dagegen, aus dessen Gesicht alle Farbe geschwunden war, starrte mit demselben gläsernen Blick auf das Pottefeuille wie am Abend zuvor auf das Bündel des Kahnführers im „Fuchsbau." Er kannte diese lederne Tasche nur zu wohl, er hatte sie noch gestern Abend in seiner Wohnung ge- gesehen — es war das Pottefeuille des Barons.
„Kennen Sie Das?" wandte sich Etwold, indem er das Pottefeuille emporhielt.
Jener blickte gleich betroffen auf Tasche und Frager. Er schüttelte in stummer Verwunderung den Kopf.
Der Kommissar lächelte füll vor sich hin. „Nun besinnen Sie sich einmal recht", sagte er ermunternd. „Vielleicht erinnern Sie sich doch, die Tasche schon einmal irgendwo gesehen zu haben? In Wahrheit, Sie müssen sie gesehen haben."
Der Kommissar studitte, während er Das fragte, genau die Züge des Kommerzienrats. Da fand Duprat Gelegenheit, sich zu sammeln und einen Entschluß zu fassen.
Sein Haar sträubte sich bei dem Gedanken, daß Dryden das an ihn adressitte Couvert doch in die Tasche gesteckt und Franz ein ganz anderes in das Feuer geworfen haben könnte.
Also Sie entsinnen sich nicht, dieses Pottefeuille schon einmal bei Jemand in Gebrauch gesehen zu haben?" beharrte der Kommissar. Sein Blick hatte etwas Stechendes, Lauerndes.
Der Kommerzienrat erbebte unter diesem Blick; aber er verneinte doch mit einer solchen Festigkeit, daß selbst der allezeit mißtrauische Polizeikommissar von der Ausrich- richtigkeit seiner Aussage überzeugt schien.
„Um so eher", wandte Dieser sich jetzt an Duprat, „werden Sie, Herr Prokurist, mir etwas Näheres über den Besitzer dieser Tasche sagen können. Ich bin sogar überzeugt, daß Sie dieselbe schon auf den ersten Blick wiedererkannt haben."
Duprat hatte statt sein, hatte seine Fassung bewahren wollen, aber jetzt überwältigte ihn doch die Furcht. Wenn seine schreckliche Vermutung sich bestätigte — und wie anders kam sonst der Kommissar hi eh er — durfte er gewärtig sein, daß man ihn vor dem gesammten Personal gefangen fottfühtte. Und wie stand er dann seinem Chef gegenüber, dem Mann, den er hatte vernichten wollen, und der noch eben seines Lobes so voll gewesen! Er hätte sich auf den Kommissar stürzen und ihn mit kaltem Blute ermorden können, um sich vor diesem Schicksal zu retten. Aber daran war ja nicht zu denken. Hier hieß es Zähne auf einander und seinem Verhängnis die Stirne geboten.
„Nun, Herr Duprat", sagte der Kommissar, „Sie betrachten die Tasche ja mit ganz mettwürdigen Blicken. Selbstverständlich buche ich Das als eine Bestätigung meiner Ansicht, daß Sie dieselbe genau kennen. Und von dem Inhalt — was sagen Sie da? Auch Nichts? Also den kennen Sie auch —
„Halt da, mein Herr!" brach es endlich von Duprats Lippen. „Sie sprachen mit so vieler Zuversicht, daß man selbst ganz perplex wird und nicht gleich weiß, wem man mehr zutrauen soll, seinem eigenen Urteil oder dem Ihrigen."
„So. Für einen Kommissar recht schmeichelhaft", sagte der Andere sarkastisch. „Mein Urteil also kennen Sie. Nun das Ihrige?"
„Ist dem Ihrigen diametral entgegengesetzt. Ich kenne diese Tasche nicht und ihr Inhalt ist mir erst vollends unbekannt."
(Fortsetzung folgt.)