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empfängt den Gendarm, zieht ihn zur königlichen Tafel und beschenkt ihn am Schluß mit einem Harmonium im Wert von 1500 Mark. Ein anderes- mal feiert der Chevauxleger, ein gemeiner Soldat, der Generalvollmacht vom König hatte, seinen Geburtstag. Der König legt ihm zu Ehren die Uniform seines Chevauxleger-Regiments an. Auch der Chevauxleger wird zur königlichen Tafel gezogen. Während des Essens hält der König eine längere, die Verdienste des Geburtstagskindes feiernde Rede und überreicht demselben ein Bouquet. Ein junger Bezirksamts-Assessor erhält eine Vorladung vom König. Er wird von dem damals Generalvollmacht besitzenden Friseur des Königs empfangen und nicht etwa auf seine Bereitwilligkeit, in das königliche Kabinets- Sekretariat einzutreten, geprüft, sondern es wird ihm einfach der Auftrag gegeben, ein neues Ministerium zu bilden. Es blieb ihm natürlich nichts Anderes übrig, als sich kopfschüttelnd zu empfehlen. Alles dies ist amtlich Festgestellt. _
Hages-Weirigkeiten.
-f Rehmühle, 10. Juni. Die gegenwärtige, nach vorausgegangenem miarmem Regen so überaus üppige Vegetation gibt Jedermann Veranlassung, Lei einigermaßen günstigem Wetter den größten Teil des Sonntags in Gottes freier Natur zuzubringen. Nicht gerade Bergfexen, die mitunter Unmögliches erreichen möchten, mehr solchen, welche auch weniger gute Fußgänger sind, oder je nach Entfernung auch mit einem nur halbverregneten Tag fürlieb nehmen, möchten wir auf einen bisher seltener besuchten Punkt aufmerksam machen, der zwar keine Fernsicht bietet, wohl aber der Besichtigung wert ist. Es ist die oberhalb der Rehmühle auf einem Bergvorsprung stehende Fautsburg (häufig auch Vogtsburg'genannt). Außer dem Stumpfe eines 4eckigen, etwa 10—12 m hohen Turmes an der Nordseite sind noch die Umfassungsmauern auf 3 Seiten vorhanden. Auch ist der Graben, welcher die Burg auf der von Natur leicht zugänglichen Westseite schützte, noch sichtbar. Diese Ruine war Eigentum des Früheren Besitzers der Rehmühle (Adam Rentschler); seit 1877 gehört sie der K. Staatsfinanzverwaltung. Dieselbe, bez. das K. Forstamt Altenstaig und das K. Revieramt Hofstett erhalten die Ruine in gutem Stand. Auf der Fauts- Lurg saß ein nach dieser Burg sich nennendes Dienstmannengeschlecht, zu dessen Herrschaft Aichelberg, Hofstett, Hünerberg, Meistern, Neuweiler und Wenden (letzteres Oberamts Nagold) gehörte. Der Name Vogtsberg kommt her von Vogt oder Faut, d. i. arivocatus. Am 1. Februar 1323 verkauften die Gebrüder Heinrich, Berchtolt, Vollmar und Dieterich von Hornberg, Blut- verwantte der Herren von Vogtsberg, an den Grafen Eberhard von Württemberg die „halbe Burg zu Vogtsberg" mit den zugehörigen Dörfern und Weilern, ausgenommen die Güter, welche ihr Vater selig gekauft hatte, ehe die Burg Vogtsberg in ihren Besitz gelangte. Nur bis Neuweiler, welches demnach in den Kauf gehört zu haben scheint, übernahmen sie keine Gewährleistung dem alten Hrn. Schultheißen von Calw gegenüber. Die andere Hälfte von Vogtsberg gehörte damals den Pfalzgrafen von Tübingen. Im
Jahr 1120 erscheint Vogtsberg unter dem Eigentum der Herrschaft Württemberg. Graf Eberhard im Bart räumte 1176 dem Grafen Hans von Helfenstein das Schloß Vogtsberg zu freiem-Mtz und Genuß als „Burgvogt" auf 10 Jahre lang ein. Den 22. April lWI belehnte Herzog Christoph den Probst vr. Joh. Brenz mit dem Schlosse Vogtsberg. Im Jahr 1594 wiederum Herzog Friedrich damit den Forstmeister in Wildbad, Eberhard Zang- meister, kaufte aber schon 1603 das Lehen wieder zurück. Das Amt Vogtsberg oder wie es auch sonst hieß, das Neuweiler Amt, erscheint schon 1523 als untergeordnet der Vogtei Calw. Bald nach dem Jahr 1570 erschien das Schloß als Ruine. Der neue Besitzer der Rehmühle, I. G. Rentschler» ist gerne bereit, einen Wegweiser auf die Ruine mitzugeben, mögen daher in der schönen Sommerzeit aus nah und fern recht viele Besucher kommen.
* Ägenbach, 10. Juni. Im vorigen Jahre hatten hiesige Einwohner empfindlichen Wildschaden zu erleiden. Aus dem Badischen kamen bereits jeden Tag morgens und abends 4 Hirsche und fraßen sämtliche Setzlinge auf nicht umzäunten Krautäckern ab. Der Schaden belief sich auf einige Hundert Mark und manche Familien waren im Herbst genötigt, ihren eigenen Bedarf an Kraut zu kaufen. Nach eingeholter oberamtlicher Genehmigung wurde trotz der Schonzeit ein Treibjagen veranstaltet, das dann auch einige der Attentäter auf die Strecke brachte. In diesem Jahre hat sich nun ebenfalls wieder Hochwild eingestellt und erst vor wenigen Tagen wurden des morgens 3 Stück ganz nahe bei den Häusern in einem Kleeacker stehend, gesehen. Ein Treibjagen wäre nun wiederholt angezeigt, umsomehr als doch nicht Jedermann seine Grundstücke mit hohem Drahtzaun umgeben kann.
— Zum Schwäbischen Sängerbundfest in Heilbronn haben sich 108 Vereine mit 3228 Sängern angemelvet. Nimmt man dazu noch die 12 Vereine der Feststadt mit etwa 400 Sängern, so ergiebt sich eine Beteiligung von 120 Vereinen mit über 3600 Sängern. Am Wettsingen werden 35 Vereine sich beteiligen. Abt. I. ländlicher Volksgesang: 1) Sontheim „Cäcilia", 2) Möhringen a. Fild. „Männergesangverein", 3) Gaisburg „Männergesangverein", 4) Neuhausen a. F. „Eintracht", 5) Mergelstetten „Liederkranz",, 6)Bothnang „Liederkranz", 7) Kupferzell „Frohsinn", 8)Steinbach b. Hall „Eintracht". Abt. II. h ö here r Vol ksges ang: 1) Cannstatt „Aurora", 2) Schwenningen „Liederkranz", 3) Aalen „Con- cordia", 4) Stuttgart „Germania", 5) Calw „Liederkranz", 6) Böblingen „Liederkranz", 7) Stuttgart „Lyra", 8) Ludwigsburg „Liederkranz", 9) Gmünd „Frohsinn", 10) Winnenden „Liedertafel", 11) Göppingen „Harmonia". 12) Ludwigsburg „Sängerbund", 13) Eßlingen „Eintracht", 14) Reutlingen „Männergesangverein". Abt. III. Kunstgesang: 1) Reutlingen „Liederkranz", 2) Neckarsulm „Liederkranz", 3) Ulm „Liedertafel", 4) Eßlingen „Bürgergesangverein", 5) Ludwigsburg „Männergesangverein", 6) Ulm „Teutonia", 7) Tübingen „Sängerkranz", 8) Stuttgart „Gultenbergverein", ß) Stuttgart „Arbeiterbildungsverein", 10) Pforzheim „Freundschaft", 11) Rottweil „Männergesangverein", 12) Schussenried „Liederkranz". Abt. IV. Einzelvortrag: Hall „Musikverein".
Amtliche Sekanlltmllchuusen.
Revier Liebenzell.
8tamm^olz-Verkaus.
In dem Ausschreiben im Calwer Wochenblatt Nr. 68, bezüglich des Verkaufs am Samstag, den 19. Zuni, sollten anstatt dort angeführter 3 Fm. NI. Cl. (Nadelholzlangholz) angegeben sein:
111 Fm. III- Cl. (Nadelholzlangholz).
Revier Enzklösterle.
Holz-Verkauf
LE», am Sams- jtag, den 19. IJuni, vormit- jtags 10 Uhr, im Waldhorn 'zu Enzklösterle aus ».Wanne3, 'II. Schöngarn 4 u. 7, I V. Hirschkopf 7 u. 9, V. Süßekopf 2, Vl. Lange
hardt 3, 6 u. 18, 3 u. 21:
VII. Kälberwald
18 Rm. eich. Anbruch, 320 Rm. buchene Scheiter, Prügel und Anbruch, 5 Rm. birk. Anbruch, 165 Rm. Nadelholzscheiter, 113 Rm. dto. Roller, 1207 Rm. dto. Prügel und Anbruch, 268 Rm. buchene und 606 Rm. tannene Reisprügel.
Zavelstein.
Aakkstein^ukraeeorä.
Nächsten Montag, den 21. d. M., nachmittags 2 Uhr. wird die Beifuhr von 150 Roßlasten Kalkstein auf die Staigen von Teinach hieher und nach Röthenbach im öffent- lichrn Abstreich auf dem Rathaus ver-
accordiert, wozu Liebhaber eingeladen werden.
Den 14. Juni 1886.
Gemeinderat.
Vorstand Wie den mayer.
Hans- u. Giiter- Verkanf.
In der Verlassenschaftssache des Johann Georg Erhardt, gew. Taglöhnei s inAlzenberg, kommen dessen Gebäulichkeiten und Liegenschaft zum erstenmale am
Donnerstag, den 17. d. M., nachmittags 2 Uhr, auf dem Rathaus in Alzenberg im Aufstreich an den Meistbietenden zum Verkauf.
72 qm, die Hintere Hälfte an einem zweistöckigen Wohnhaus mit Back- ofen und Stallungen mit Anbau, beim Brunnen;
28 qm Hosraum dabei, waisengerichtl. Anschlag 1200 „IL ferner:
16 s 37 qm Hausacker,
Anschlag 300 c-lL Oberriedt, den 9. Juni 1886. Waisengerichtsvorstand:
Schultheiß Baier.
Ostelsheim,
Oberamts Calw.
Schafrveideverpachtuug.
» Die hiesige Schaswaide, ^ welche mit 300 1^ Stück Schafen, incl. 20 Stück Freischafen, besah- ren werden kann, wird am
Mittwoch, den 30. Juni, nachmittags 1 Uhr, auf hiesigem Rathause auf 3 Jahre, vom 1. Januar 1887 bis letzten Dezember 1890, verpachtet. Die Mar- kung umfaßt 2200 Morgen, ausschließ- der Waldungen; auf dem Schafhaus ist eine Wohnung für den Schäfer eingerichtet. Hierorts unbekannte Liebhaber wollen sich mit Prädikats- und Vermögenszeugniffen versehen.
Den 7. Juni 1886.
Gemeinderat.
Vorstand: Stahl.
Stammheim.
Jag-verpachtnng
Die hies. Gemeindejagd wird am Donnerstag, den 17. Juni d. I., nachmittags 2 Uhr wieder aus 3 oder nach Umständen mehrere Jahre auf dem hiesigen Rathaus verpachtet, wozu Liebhaber eingeladen werden. Den 10. Juni 1886.
Schultheißenamt.
Ern st.
Privat-Aryeigen.
Mne Wohnung
mit 3 ineinander gehenden heizbaren Zimmern hat bis Jakobi oder später zu vermieten
_ Rist, Uhrma cher.
Stellegesuch.
Ein Mädchen sucht bis Johanni oder auch bälder Stelle für Küche und Hausarbeit. Zu erfragen im Compt. ds. Bl.
Calw, 15. Juni 1886.
Godes-Anzeige.
Freunden und Bekannten ich dke traurige Anzeige, daß mein l. Gatte Johann Waisack, Zugmerster, heute vormittag Vr l 2 Uhr nach längerem Leiden in einem Älter von 56 Jahren sanft in dem Herrn entschlafen ist.
Um stille Teilnahme bittet
die trauernde Gattin:
Marie Maisack mir ihren 3 Kindern.
Beerdigung Donnerstag mittag 2 Uhr.
Einige Morgen
Wiesen,
wenn möglich mit Klee, suchen zu
pachten
KäHnken L Künkeke.
Den Klee-Ertrag
von Vr Morgen auf der Schafscheuer, hat zu verkaufen
Georg Kleinbub am Markt.
Alzenberg.
10—15 tüchlige
Maurer un- Steiuhauer
finden bei gutem Lohn auf längere Zeit Beschäftigung an einem Neubau ia Hirsau.
Rentschler, Maurermstr.