Auswanderer mit Familien die größte Gefahr. Ob diese Warnung Erfolg haben wird, steht dahin.

Berlin, 29. Dez. Gegenüber den falschen Behauptungen der deutsch-freisinnigen Presse erklären die^ fMerüner Politischen Nachrichten", daß das Hrcstuttwein-Monopol, wie es von der Regierung projektiert rLroe, gerade eine besondere Rücksicht auf die kleineren Brennereien genommen habe. Dies Moment habe vornehmlich die Verständigung mit den süddeutschen Regierungen sehr erleichtert.

Berlin,. 29. Dez. Neuerdings verlautet, ' Kaiser Alexander von Rußland sei wenig geneigt zur persönlichen Verständigung mit dem Fürsten von Bulgarien, wenngleich eine diplomatische Aktion Ruß­lands zur Herstellung der Union zu erwarten sei.

Der deutsche Anteil an dem Handel nach Tonkin nimmt einen ganz hervorragenden Platz ein. DerFigaro" teilt nämlich mit, daß auf einer von ihm eingeschenen 27 Nummern umfassenden Tabelle der tonkinesischen Importartikel Deutschland gleich hinter England, also an zweiter Stelle, rangirt. Italien.

Rom, 28. Dez. Die Gräfin Mirafiore, die morganatische Gemahlin Viktor Emanuels, ist gestern in Pisa gestorben.

Frankreich.

Paris, 29. Dez. In dem vormittags statt­gehabten Ministcrrat ersuchten Freycinet und Goblet den Präsidenten Brisson, auf seinem Posten zu ver­bleiben. Grbvy ersuchte Brisson gleichfalls zu blei­ben, indem er geltend machte, daß das Kabinet keine parlamentarische Niederlage erlittten. Als Brisson sein Entlassungsgesuch dennoch nicht zurückzog, bat ihn Grovy, die Sache noch einmal in Erwägung zu ziehen, und lehnte es vorläufig ab, das Entlassungs­gesuch anzunehmen.

Am 24. d. ging in der französischen Kammer die Tonkindebatte zu Ende. Der mit vier nach an­deren Meldungen sechs Stimmen Mehrheit erfochtene Sieg des Ministeriums Brisson ist kein Sieg, wenn man die Dinge näher betrachtet. Die Regierung würde geschlagen worden sein, wenn nicht die Wah­len von 22 Mitgliedern der Rechten für ungiltig erklärt worden wären, trotzdem alle Minister und Unterstaatssekretäre mitstimmten. Das Ergebnis der Abstimmung wurde deshalb auch von der äußersten Linken und Rechten mit Hohngelächter ausgenommen. Ihren Sieg verdankte die Regierung hauptsächlich dem geschickten Eingreifen Freycinets, der diejenigen wieder mit der Regierung aussöhnte, welche die Rede Brissons derselben entfremdet hatte.

Eine unerhörte Rekrutenquälerei mit nachgefolg- tcm Tode wird aus Bannes gemeldet. Ein jun­ger Artillerist konnte die Scheu, das Pferd zu be­steigen, nicht überwinden. Die Unteroffiziere melde­ten das dem Offizier und dieser befahl, daß der Mann auf dem Pferde festgebunden würde. Dies geschah buchstäblich und als die Schnürerei zu Ende war, hieb man auf den Gaul ein, bis er im Galopp die Reitbahn durchsauste. Eine Zeitlang hielt der arme Soldat die unsäglichen Qualen ans, bis er aus einmal schwer zu Boden schlug; der Sattelgurt war geplatzt. Hierbei erhielt der Stürzende noch einige kräftige Peitschenhiebe. Man brachte den Ohnmächtigen aus eine Stube, wo man ihm 2 Eimer Wasser über den Kopf goß; wenige Augenblicke dar­auf verschied er. Wie es heißt, will General Duez; der ein Verwandter der Familie des Unglücklichen ist, den Fall selbst in die Hand nehmen.

Spanien.

Die Lage in Spanien gestaltet sich zusehends günstiger für die Regierung der Königin-Witwe. Bis sjetzt find alle Ränke der extremen Parteien fruchtlos geblieben; weder das Volk noch die Armee zeigen sich empfänglich für ungesetzliche Einflüsterun­gen irgend welcher Art. Das Heer insbesondere legt Gesinnungen der Treue an den Tag; ein Be­weis davon ist die Huldigung, welche die Madrider Garnison gestern im Lager von Carabanches der Königin aus freien Stücken darbrachte, als sie nach beendeter Feldmesse vor der Souveränin defilierte. In den Kortes wurde am Sonnabend Canovas del Castillo mit 222 gegen 112 Stimmen, die auf Rob- ledo fielen, zum Präsidenten der Deputiertenkammer gewählt. Gleichfalls ein günstiges Zeichen für die Regierung der Königin.

England.

London, 28. Dez. Die konservativeSt. James Gazette" behauptet, daß Rußland sund Oester­

reich heimlich rüsten und große Mengen Vorräte bestellt haben; man glaube, daß eine Neuregelung der orientalischen Frage auf weitere Grundlage nahe bevorstehe.

London, 30. Dez. Dem Standard zufolge hat ein Blasenleiden des Papstes in der jüngsten Kälte eine bedenkliche Form angenommen. Da aber der Papst in den letzten Tagen anscheinend kräftig die lausenden Geschäfte verrichtete und Dr. Metzger, der ihm Ruhe und Erholung vorschrieb, wieder ab- gcreist ist, so wird angenommen, daß die Krankheit vorläufig ungefährlich ist. Trotzdem beleuchtet der Standard schon heute die Folgen, welche der Tod Leos XIII. haben würde.

Serbien.

Belgrad, 29. Dez. (Serbische Quelle.) Pirot wurde von den bulgarischen Truppen vor deren Abzug vollständig verwüstet. Alles; selbst die große Kirchenglocke, wurde weggetragen. Nach Aus­sage der Bewohner (die die Bulgaren alsBefreier" festlich empfangen hatten und große Angst ausstanden, als sicher war, daß Pirot bei Serbien verbleibe) ge­schah die Verwüstung kurz vor dem Aufbruch der Bulgaren. König Milan spendete im Namen des Kronprinzen 5000 Franks für die Armen Pirots. Ein königlicher Ukas ordnet den Ausnahmszustand für den Piroter Kreis an.

Egypten.

Kairo, 30. Dez. Reuter's Bureau meldet : Im Sudan hat ein bedeutendes Gefecht zwischen britischen Truppen und Arabern stattgefunden. Die Letzteren sind in vollem Rückzuge begriffen und er­litten schwere Verluste.

Amerika.

Brand eines Weih nachts bäum s. In einem starkbesetzten Hospital in Chicago geriet ein Weihnachtsbaum durch die brennenden Kerzen in Brand. Die Zuschauer standen dicht geschaart um den Baum und die Kleidungsstücke einiger Personen fingen an zu brennen. Es wurde um Hilfe geschrieen und die Menge drängte sich dem Ausgange zu, wo­bei einer über den andern fiel. Etwa 100 Personen wurden verletzt, mehrere darunter lebensgefährlich. Die Krankenwärter löschten schließlich die Flammen und stellten die Ordnung wieder her.

Um Mitternacht sah ein Zimmermann in Cin­cinnati einen Einbrecher in das Fenster seines Schlafzimmers steigen. Er griff nach seinem Revol­ver und rief ihm zu: Was wollen Sie? Ich will Ihr Geld; was wollen Sie dagegen machen! antwortete der Einbrecher. Hier haben Sie was! rief der Zimmermann und schoß den Kerl nieder, daß er tot aus die Straße fiel.

Den Bettlern geben die Amerikaner selten etwas, sie thun aber Viel und Großes zur Errich­tung von wohlthätigen Anstalten. Auch die Deut­schen drüben halten es so, obwohl ihre Mittel be­schränkter sind. Eine vortreffliche Anstalt ist das deutsche Hospital in Cincinnati, das von John Lan- kenau vor vielen Jahren aus eigenen Mitteln gestif­tet worden ist und aus den Zinsen des Capitals und freiwilligen Beiträgen Deutscher erhalten wird. In den letzten Jahren wurden dort durchschnittlich täglich 100 Kranke verpflegt und behandelt und zwar der größte Teil unentgeltlich, im letzten Jahre ist die Zahl auf 120 täglich gestiegen und 15 000 Kranke erhielten unentgeltlich ärztlichen Rat. Die Kranken in dem Hospital erhalten von tüchtigen Aerzten und Diaconissinnen die sorgsamste und liebe­vollste Pflege.

Tierkampf in einer Menagerie. Aus Phila­delphia, 9. Dez. melden amerikanische Blätter: In der Menagerie von Forepaugh betrat ein Bändiger den Käfig des nubischen Löwen Prinze, welcher übler Laune war und den Bändiger angriff. Dieser ergriff die Flucht, ließ dabei die Käfigthür offen und fiel zu Boden. Der Löwe setzte ihm nach, sprang jedoch über ihn weg, dem ElephantenhauS zu und zu dessen offener Thür hinein. Der Elephant Volmar der größte jetzt überhaupt in Gefangenschaft befindliche stand schlafend bei dem Pfosten, an den er ange- kettct war, als der Löwe ihn angriff. Nach kurzem Kampf hatte der Elephant den Löwen abgeschüttelt und trat ihn sofort tot.

(Neue Insel.) Der Ver. Staaten-Konsul Greenebaum in Samoa berichtet, 40 Meilen von den Tonga-Inseln, auf der Route der kalifornischen Dampfer, unter 20° 28' füdl. Breite und 175" 21'

westl. Länge sei kürzlich eine 2 Meilen lange und 250 Fuß breite Insel aus dem Meere a uf getaucht.

Ha«del L Kerkrhr.

(Konkurseröffnungen.; Xaver Bawidamann Metzge r in Neresheim. __

Die ^teötingskinder. Nachdruck

Novelle von M. Gerbrand t. verboten.

(Fortsetzung.)

Wieder öffnete sich die Thür, und Frieda schaute mit verweinten Augen hinein. Schluchzend erzählte sie, Herr Wolter habe durch Hausmann die Botschaft empfangen, daß dieser ihn in Geld und anderen Angelegenheiten zu sprechen wünsche. Er sei deshalb aufgestanden und habe sich ankleiden lassen wollen, sei aber in Folge dessen so schwach geworden , daß man ihn habe zu Bett bringen und schleunigst einen Arzt herbeirufen müssen.

Arthur preßte die Lippen zusammen.

Mama, begann er endlich nach langer Pause, wenn wenn es nur für heute ist nur

für Papa und bis Papa gesund ist-

so so will ich-mein Gott, ich bin

ganz konfus!-ja, Mama, so will ich thun

was Du verlangtest."

Valerie eilte voll tätlicher Angst auf ihn zu. Nein Arthur, das darfst Du nicht! Sieh doch Mama,

er weiß gar nicht, was er spricht-Arthur,

ehe Du Mama, ehe Arthur sich so weit ernied­rigt eher will ich selbst das Opfer bringen.

Frau Wolter richtete sich lebhaft empor und umarmte stumm, vor Bewegung keines Wortes mächtig, die Tochter.

Arthur suchte sie von der Mutter zurückzu­drängen.Setze Dich doch, Valerie, Du zitterst ja wie im Fieber. Du dessen sei versichert, Du sollst nicht zum zweiten Mal geopfert werden."

Nein, laß mich!" rief Valerie, weinend über das verstörte Aussehen des Bruders.Mama, halte ihn doch zurück."

In dem Moment traf ein Diener ein mit der Meldung:

Herr Hausmann ist da und läßt um eine Unterredung bitten."

Ich komme sogleich!" erwiderte Arthur. Er machte einige Schritte vorwärts, aber schwankend mußte er sich an den Tisch lehnen.

Mama!" rief Valerie außer sich.

Frau Wolter öffnete mehrmals die Lippen, ohne sprechen zu können.

Laß nur, Arthur!" sagte sie endlich tonlos, starren Angesichts.Du hast Recht: wie die Saat, so die Ernte! Mag denn das Verderben über uns Hereinbrechen."

Da wurde hastig die Klingel gezogen, man hörte einen leichten Schritt die Treppe emporfliegen.

Da ist Alexander!" ries Valerie fast jubelnd und eilte nach der Thür.

Er trat ein, atemlos erregt.Ist Hausmann hier?" war sein erstes Wort.

Dann fuhr er fort:

Denken Sie sich, Alplions hat alles gestan­den , der Kassation" er brach mit einem Blick auf Frau Wolter, die einer Ohnmacht nahe schien, ab.

Papa ist doch noch nicht unterrichtet? Ich eile, mit Hausmann zu verhandeln, vielleicht läßt sich das Schlimmste abwenden! Wenn nur Al- phons nichts Schlimmeres anrichtet," fügte er im Fluge gegen Arthur hinzu, der ihn mechanisch zur Treppe hinbegleitete.Salwitz ist ihm auf seinem Wege zu Stockhausen begegnet, den er für den Ver­räter hält. Natürlich will er ihn fordern schicke doch, wenn Du kannst, ihm sichere Botschaft nach ich darf wohl nicht erst sagen, daß ich selbst für meine Einmischung einstehen werde/'

Die letzten Worte sprach Starkow schon mit­ten auf der Treppe, im nächsten Augenblick befand er sich bereits vor der Thür des Salons.

Richard Hausmann stand mitten im Zimmer, eben einen Blick auf seine Uhr werfend.Sie sind es!" sprach er bei Starkows Eintritt und suchte seine Ueberraschung zu verbergen.

Ich komme als derjenige, auf den sich jr wohl ein guter Teil der geschäftlichen Angelegenhei­ten bezieht, die Sie in dies Haus führten. Erlauben Sie, daß ich die Honneurs mache!"

Starkow bot Hausmann einen Stuhl und holte 'ein Schreibzeug herbei. Dann fuhr star- kow fort:Wenngleich mir kein Aviso von Ihnen zugegangen ist, so wünschte ich doch meine Bereit-