gruppe vorher faktisch ein Zustand völliger Recht­losigkeit herrschte.

Oesterreich-Ungarn.

In der Alservorstadt in Wien ermordete der 59jährigc Hausmeister Wenzel Schuster seine 56- jährige Frau, die ihm im Laufe einer 40jährigen Ehe 20 Kinder geboren hatte, indem er ihr mit einem Hammer Schläge auf den Kopf versetzte und dann mit deni Taschenmesser den Hals durchschnitt. Er wollte entfliehen, als sein ältester Sohn hinzukam, der ihn verhaften ließ. Schuster war einst sehr reich und Besitzer einer Glasfabrik in Brünn und mehrerer Häuser in Wien. Er ging zu Grunde, weil er ar­beitsscheu und dem Trünke ergeben war. Im Jahre 1860 verließ er Frau und Kinder und begab sich unter Mitnahme von 40000 Gulden nach Amerika. Er war auch schon einmal im Jrrenhause.

In dem mährischen Dorfe Skorowitz liegt ein 22jähriges Mädchen seit 30 Tagen ohne Nah­rung in tiefem Schlaf. Die Kinnlade ist krampf­haft geschlossen, so daß ihr in den letzten Tagen Milch durch die Nase zugeführt wird. Bor einigen Monaten lag sie drei Tage lang ebenfalls in toten- ühnlichem Schlaf.

Budapest, 14. Dez. Das Unterhaus nahm mit 215 gegen 130 Stimmen die 5jährige Mandats­dauer der Abgeordneten an.

AusEifersucht die Nase abgcbissen. Die Be- omteiigattin Barbara B. in Pest liebte ihren Mann lciden- schastlich und darum kränkteDsie nur um so mehr die Wahrneh­mung, das; der Gegenstand ihrer Liebe, der ja infolge seines SchwurcS ihr treu bleiben sollte, immer kalter ward. Eine furchtbare Ahnung stieg in ihr aus, ihr Gatte verschwendete seine Liebe an eine Andere. Lange forschte sie nach der ihr so sehr verhaßten Unbekannten, bis cs ihr endlich doch gelang, dieselbe in der Person der Hausmeisterin Rosa Racz ausfin­dig zu machen. Also eine Hausmeisterin war eS, die ihr Schimpf zusiigte und ihr Lcbensglück vernichtete. Frau B. mochte wohl viel von der Wirkung des Vitriols in solch kri­tischen Situationen gehört haben, denn sie versah sich mit ei­ner Flasche dieser verheerenden Flüssigkeit zu dem Zwecke, um ihre Nebenbuhlerin zu verunstalten und auf diese Weise ihrem Gatten zu entfremden. Als sie jedoch vor ihrer Nebenbuhle­rin stand, entfiel ihren vor innerer Aufregung »nd Wut zit­ternden Händen die Vitriolslasche, deren Inhalt sich aus den Boden crgos;. Frau B. wuyte sich jedoch zu helfen, rasch ent­schlossen eilte sie aus ihre Nebenbuhlerin zu und che diese noch recht zur Besinnung kommen konnte, halte ihr jene wohl insolge momentaner Eingebung ihres grenzenlosen Hasses die Nase abgebisscn. Alle diese Umstände gab Frau Barbara B. selbst ganz umständlich dem Gerichtshöfe an, vor welchem sie sich wegen schwerer Körperverletzung zu verantworten hatte. Die Privatdeschädigte hatte mittlerwcite wohl ihre aus so son­derbare Weise verlor. Nase wieder zurückcrlangt, aber der Vorwurf der Hochnäsigkeit kann sic auf keinen Fall mehr treffen. Der Gerichtshof verurteilte die bissige Angeklagte bei voller Wür­digung der hier obwaltenden mildernden Umstände, insbesondere der gerechten Erbitterung und Aufregung, in der sich die An­geklagte befunden, zu 3 Monaten Gefängnis, mit welchem Ur­teil sich Frau-B. zufrieden gab.

Frankreich.

Auch ein Zeichen der Zeit, und zwar ein sehr charakteristisches, sind die Resultate, welche bei den Weinproben im Oktober in Paris erzielt worden sind. Es wurden durch das städtische chemische Labo­ratorium 670 Weinproben bei Händlern vorgenom­men. Und von diesen 670 Weinen wurden 548 für schlecht, ungenießbar und gesundheitsschädlich befunden! Mein Liebchen, was willst du noch mehr?

Spanien.

Madrid, 12. Dez. Die Leichenfeier für Kö­nig Alfonso begann heute Vormittag um 10 Uhr. Es wohnten derselben ungefähr 2000 Personen, da­runter 800 in offizieller Eigenschaft bei. Der Ka­tafalk, an welchem 38 Prälaten, an der Spitze der Bischof von Madrid, celebrierten, war überaus reich geschmückt und bot einen äußerst imposanten Anblick dar. Der Akt dürste bis in die Nachmittagsstunden dauern.

Belgien.

Belgien hat, wie derKöln. Ztg." aus Brüssel gemeldet wird, Deutschland für den Fall, daß Antwerpen zum Anlegehafen für die deutschen Postdampfer gewühlt wird, die Befreiung von allen Hafengebühren zugesichert; zuverlässiger Nachricht zu­folge begünstigt der Norddeutsche Lloyd in Bremen die Wahl Antwerpens.

England.

London, 12. Dez. DieTimes" meint, die bulgarisch-rumelische Frage sei thatsächlich gelöst, da die Herstellung des Status guc> ants fallen gelassen sei. Die Großmächte werden die Türkei auffordern, zur Ermittelung der Wünsche der Rumelioten Kom­missare zu entsenden.

Plymouth, 14. Dez. Am Sonntag früh brach in dem dichtest bewohnten Stadtteil Feuer aus,

das sich so rasch verbreitete, daß 12 Personen ver­brannten. Eine Person fand beim Heransspringen aus dem Fenster den Tod, zwei andere werden vermißt.

Rußland.

Aus Irkutsk (Sibirien) wird gemeldet, daß in einer Goldwäscherei von Pletjuchin eine Explosion von 400 Pud Dynamit stattgcfunden hat und über 100 Menschen das Leben verloren haben. Einige sprechen gar von 1000 Opfern dieser Katastrophe. Serbisch-bulgarischer Kriegsschauplatz.

Die Popularität des Fürsten Alexan­der nimmt auch in den Kreisen der vstrumelischcn Bevölkerung täglich zu. Aus Philippopel schreibt demPestcr Lloyd" sein dortiger Korrespondent, daß die vom Schlachtfclde zurückkehrenden Verwundeten geradezu Wunderdinge von den Heldcnthaten des Fürsten erzählen; sie finden nicht Worte genug, um den freundlichen Umgang des Fürsten mit den Sol­daten, seine Energie beim Handeln, seine Einfachheit und Genügsamkeit zu loben. Ein ostrumelischer, den besseren Stünden angehörcndcr Freiwilliger, welcher in der Schlacht bei Slivnitza und bei der Erstürmung des Dragvman-Passes mit thätig war, erzählt fol­gende Einzelnheiten über die Lebensweise des Für­sten auf dem Schlachtfelde:Unser Fürst Alexander ist ein wahres Beispiel von Soldatentugenden. Er steht früh als der erste auf, (um 4Uz Uhr) und legt sich abends als letzter (nach 11 Uhr) zu Bette. Er schläft mitten unter den Soldaten, auf Rohrmatten, wo er eben einen freien Platz findet; er speist mit den Truppen bei der gemeinschaftlichen Menage aus demselben Kessel. In der Schlacht bei Slivnitza ritt er von einer Schanze zur anderen und flößte den Soldaten Mut ein. Bei der Wiedereroberung des Dragvman-Passes hatte der Fürst das Gewehr mit aufgepslanztem Bajonnete in die Hand genommen und stürmte an der Spitze der ersten Kolonne. Das tapfere Beispiel hat unter den Soldaten die höchste Begeisterung hervorgerufen und dem Kampfesmute des obersten Kommandanten war in erster Linie der Erfolg zu danken. Gleichwie Löwen gingen die Truppen vorwärts, blind für die wie Hagel auf sie fallenden Kugeln.

Türkei.

Wenn es den Anschein hat, daß den rkisch e n Truppen in dem serbisch-bulgarischen Handel keine Gelegenheit gegeben werde, ihre Tüchtigkeit im Felde zu erproben, so ist doch noch nicht alle Hoffnung verloren, da die inzwischen abgekühlte kriegerische Begeisterung der Serben auf Griechenland überzugehen scheint. Ehe man indessen dort zum Schwert greift, sucht man zunächst an fremder Leute Beutel zu grei­fen mittelst einer Anleihe von 100 Millionen für Kriegszwecke. Ob der Krieg, oder das Bedürfnis überhaupt, Geld in die Hand zu bekommen, hiebei zu Grunde liegt, wird sich wohl bald zeigen. In­zwischen glauben wir, daß keine besondere Ursache vorliegt, sich zu beunruhigen.

Amerika.

New-Jork, 13. Dez. Band erbilt verbot testamentarisch den Verkauf seines Besitzes an Eisen­bahn-Aktien ohne Zustimmung aller seiner Kinder. Er vermachte jedem seiner 8 Kinder 10 Millionen, dem älteren Sohne außerdem 2 Millionen; die Witwe erhält 200 000 Dollars Jahresrente und außerdem ein Legat von 500000 Doll. Die Legate für wohl- thätige Zwecke betragen eine Million.

Aaudel H Uerkehr.

Stuttgart, 14. Dez. (Mchibörse). A» heutiger Börse sind von inländischen Mehlen 430 Sack als verkauft zur An­zeige gekommen zu folgenden Preisen (per Sack von 100 Kilo, Brutto für Netto, bei größerer Abnahme größerer Posten): Nr. 0 ^ 30-4L 31, Nr. 1 .« 27.50--« 29. Nr. 2 .« 25.50 bis 4L 27, Nr. 3 23.504t 25, Nr. 4 4L 20.50 4L 21.50.

Stut tgart, 14. Dez. (Landesprodukkcnbörse). Wir notieren per 100 Kilo; Weizen, bayerischer 19 -«19 4L 15 4 Ackerbohnen 14 4L14 4L 40 4 , Gerste, bayerische 17 4L, Taubergerste 16 4L 80 4, Gerste, ungarische 18 4L, Haber 13 bis 14 4L 10 4, beregnet 1 > 4L 60 4.

Allerlei.

Der gestärkten Wäsche einen schönen Glanz zu geben. Man nehme 4 Lot gepulverten, weißen, arabischen Gummi, gebe ihn in einen Topf, gieße 1 Liter heißes Wasser darauf und lasse das Ganze zugedeckt über Nacht stehen. Am folgenden Morgen gieße die klare Flüssigkeit von dem Satz ab und hebe sie in einer reinen, wohlverkorkten Flasche aus. Hiervon 23 Theelöffel voll einem halben Liter Stärke zugesetzt, gicbt dem Zeuge einen schönen Glanz.

Keller'sche Spielwerke.

Wir hatten schon oster Gelegenheit, an dieser Stelle ein Work des Lobes über die vorzüglichen Eigenschaften der Spielwerkc ans der Fabrik des Herrn I. H. Heller in Bern (Schweiz) zu sprechen. Nicht der Grund allein, daß d.n Hel- ler'schcn Spieiwerken an säst allen Ausstellungen, wie zuletzt in Melbourne, Zürich, Nizza, KrcmS, Antwerpen erste Aus­zeichnungen zucrkannt wurden gibi unS erneut Veranlassung, die Aufmerksamkeit unserer Leser ans die genannte Fabrik zu richte», sondern . hauptsächlich die Ueberzeugung, daß sich auf das bevorstehende Weihnachts- und Neujahrsfest kaum ei» Gegenstand finden läßt, der als sinniges und passend­stes Geschenk so zu empfehlen sein dürste, als ein Hcller'sches Spielmerk, denn wo Wertgegenstände und Ntzobjekte oft die Empfindlichkeit verletze», da eignet sich gerade das Spiclwcrk in vorzüglichster Weise. Ja cs darf wohl mit Recht behauptet werden, daß es Niemande» gibt, dem ein solcher Gegenstand nicht die innigste Freude bereitet! Kann eS eine bessere Trö­sterin in den schweren Stunde» des Lebens, wo man sich ver­einsamt oder verbittert fühlt, geben, als die Musik? Gicbt es nicht leider so unendlich viele Menschen, die durch Krank­heit an das Zimmer gefesselt sind und diese Univcrsalsprache aller Herzen entbehren müssen? Hiezu kommen noch alle diejenigen, welche nicht selbst ein Instrument spielen und durch ihren Beruf oder durch zu große Entfernung von der Stadt verhindert sind, Konzerte und Soirsen zu besuchen und sich aus diesem Grunde den so oft ersehnten Genuß einer guten Musik versagen müssen. Allen diesen, sowie auch nament­lich den Herren Geistlichen, kann deshalb nicht genug empfoh­len werden, sich ein Hellcr'schcs Spielwerk anznschasfen, um so mehr, als der Fabrikant es versteht, das Repertoir jedes auch des kleinsten Wertes, mit seltenem Geschmack zu arrangieren und-auf diese Weise seine Abnehmer stets mit den neuesten Erscheinungen der Musikliteratur aus den Gebieten der Oper. Operette und Tanzmusik, sowie Volkslieder der populärsten Tondichter bekannt macht.

Hierbei möchten wir schließlich nicht vergessen zu bemer­ken, daß die große Zahl von Anerkennungsschreiben von Pri­vaten, Hoteliers, Restaurateurs :c. gerade der. zuletzt Genann­ten ein guter Wink sein sollte, mit der Aufstellung eines Hel- ler'schen Musikwerkes in ihren Etablissements nicht länger zu zögern, denn die Erfahrung hat in den meisten Fällen gezeigt, daß sich die Frequenz solcher Geschäfte lediglich in Folge Auf­stellung solcher Prächtiger Werke geradezu verdoppelt, ja ver­dreifacht hat und die Anschaffunaskosten Zahlnngserlcich- lerungen werden bewilligt in kurzer Zeit ausgeglichen wurden.

UK"" In Folge bedeutenden Rückganges der Rvhma- terialpreise bewilligt die Firma auf ihre bisherigen Preise 2HOfg Rabatt , und zwar selbst bei dem kleinsten Aufträge. Dadurch ist nun auch dem weniger Bemittelten die Möglich­keit geboten, in den Besitz einer Spieldose zu gelangen. Reichhaltige illustrierte Preislisten nebst Plan werden aus Ver­langen franko zugesandt. Wir raten jedoch, jede Bestellung di­rekt an die Fabrik in Bern zu richten, da dieselbe, außer in Nizza Nirgends Niederlagen hält und vielfach fremde Fabrikate als ächt Heller'sche angeprieseu werden. Wohl zu beachten ist ferner, daß jedes Werk den Namen des Fabrikanten (I. H. Heller) trägt, welcher auch Lieferant fast aller Höse und Hoheiten ist.

Wie weit es die Journallitcratnr jetzt gebracht hat, für einen geringen PrOs wahrhaft überraschend viel und durch­weg Schönes und Interessantes zu bieten und dabei an Ge­diegenheit und Nützlichkeit nicht zu verlieren, das zeigt uns besonders das allbekannte Familienjournal, dieIllustrierte Welt", (Stuttgart, Deutsche Verlags-Anstalt, vormalS Eduard Hallberger), dessen Jahrgang cs liegen uns jetzt schon acht Hefte vor zu den glänzendsten seines 34jährigen Bestehens ge­zählt werden muß. Ein Blick ans den Jnhaltsrcichtum des letzten Heftes beweist aus daS schlagendste, was wir eben gesagt. Dieses achte Heft bringt den herrlichen RomanDas Haus mit den zwei Eingängen" von Hugo Roscnthal-Boni», neben E. A. Königs hochinteressantem, spannendem Familicn-Kriminalroman Seines Glückes Schmied", dann Bild und Text zu Moltke's 85. Geburtstage, eine indische Novelle von W. Flinzner in Batavia, eine Ansicht von Philippopel mit Volks- und Sittenschildcrungen, eine illustrierte Miniatur - Modczeitung für kleine Mädchen, Spiele für Knaben und dann zehn Seilen vortrefflich gewähiter Illustrationen, dicvon 1400 allgemein interessierendem, aus allen Gebieten des Lebens gewähltem Text in Form kleiner Artikel, Sinnsprüchc, Anekdoten, Knnstgeschichtlichem -c. re. umrahmt werden, und als Zugabe erhallen wir noch den Umschlag mit einer Tageschronik von sechshundert Zeilen da scheint uns die Frage gerechtfertigt:Wie ist cs möglich, so viel hübschen Lesestoff, solch fesselnden Bilderschmuck in einem Hefte zu geben, dessen Preis dabei nur 30 Pfennig beträgt?"

Kaufet am Platze! kaufet von Leuten, mit denen ihr täglich verkehret; beherziget das Sprich­wort: Die eine Hand wäscht die andere; wisset, daß cs nur wenig Waren gibt, die nicht in (eurem Orte, bei eurem Nachbar zu haben sind. Helfet die Kla­gen über einen schlechten Geschäftsgang eures Nach­bars zu beseitigen! Ihr erhaltet bei demselben, wenn ihr nicht mit unbegründeten Vorurteilen in seinen Laden tretet, so gute und so billige Ware, wie in der Residenz, dafür sorgt ja die Konkurrenz. Dabei empfanget ihr aber noch warmen Dank und Achtung, darum kaufet am Platze!

Berantw.rttichcr Redakteur Eteiawandel In Nagold. Druck »ad Verlag der S. W. Zaiser'schea vuchhaadluag ia Nagold.