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nts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Monats

Samstag den 12. Dezember.

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1885 .

Tagss-Neuigfeiten.

Dcutsücs NeiL.

Tagesordnung für die Schmnrgerichtsvcrhandlungcn im 4. Quart, l l. Dez. St. S. gegen I. Bader v. Gviiningen wegen Raubs; 12. Dez. St. S. gegen Joh. Seemann von Mös- singen wegen .Körperverletzung nnd dadurch verursachter Tö­tung: l4. Dez. St. S. gegen Jak. F-r. Stöckle wegen dessel­ben Verbrechens: 15. Dez. St. S. gegen Joh. G. Naher von Wannweil, wegen Verbrechens gegen die Sittlichkeit: am glei­chen Tage St. S. gegen Kath. Walz von Oberschwandorf we­gen Kindstötung: 16. Dez. St. S. gegen den Landpostboten I. I. Prensch von Ohnastetten wegen' erschwerter Unterschla­gung im Amte; am gleichen Tage St. S. gegen Albert Hor­nung von Reutlingen wegen Totschlags.

Stuttgart, 8. Dez. In den Interessenten­kreisen in Württemberg sieht man dem neuen von Reichswcgcn geplanten Branntweinsteuerentwurf mit ganz besonderer Spannung entgegen. Seit einigen Monaten erst ist das Brennereigewerbe Württembergs mit einer ncneu Besteuerung bedacht worden, die der­jenigen in der norddeutschen Branntweinsteuergemein- schast nnd in Bayern (M. 13,lO per Hekt.) gleich ist. Trotz der neuen Beunruhigung, die unsere Ären- nereien nun durch das geplante Reichsgesetz erfahren müssen, glaubt man dennoch, das; dasselbe ganz spe­ziell unseren württembergischen Brennercibetrieb aus der ungünstigen Position hcrausbringen muß, in wel­cher er der badischen Produktion gegenüber sich trotz der in Folge der Stcuererhöhung auch erhöhten Uebcr- gangssteuer, immer noch befindet. Zur Erklärung dieser Verhältnisse sei bemerkt, daß die in Baden be­stehende Kesselstencr es den badischen Händlern , un­geachtet der erhöhten Uebcrgangsstcucr, immer noch gestattet, den württembergischen Brennereien eine er­folgreiche Concurrenz im eigenen Lande zu bieten. Die geringen Frachten der badischen Provenienzen nach Württemberg tragen hierzu das Ihrige auch bei und lassen die badischen Händler ihr Absatzgebiet bei uns suchen. Das Gebiet der norddeutschen Brannt­weinsteuergemeinschaft und Bayern ist Baden gegen­über , was die Steuer anbelangt, allerdings in der gleichen ungünstigen Lage, aber in diesen entfernter liegenden Gegenden rentiert der badische Export we­gen der erhöhten Frachten nicht mehr. Die Sache liegt also so, daß der württembergische Brennereibe­trieb hofft, daß das neue Reichsgesetz ihn von der badischen Concurrenz im eigenen Lande befreit. Die von den württembergischen Wollproduzenten an­geregte Erhöhung des Wollzolls stößt bei der in Württemberg bekanntlich sehr bedeutenden Wollindu­strie auf lebhaften Widerspruch und will man von dieser Seite dem Reichstag eine Gegenpetition zu­gehen lassen.

Die Zahl der Taubstummen in Württem­berg vom 5.-12. Lebensjahre beträgt 264. Nach der Zählung im Jahre 1880 waren von 1971171 Bewohnern Württembergs im Neckarkreis 31,60 Pro­zent, im Schwarzwaldkreis 23,98 Proz., im Jagst- kreis 20,68 Proz. und im Donaukreis 23,73 Proz. taubstumm. Von den 264 taubstummen Kindern kommen auf den Neckarkreis 96 oder 35,20 Proz., auf den Schwarzwaldkreis 86 oder 23,21 Proz., auf den Jagstkreis 50 oder 18,93 Proz. und auf den Donaukreis 32 oder 11,98 Proz. Die Gesamt­zahl der Taubstummen, welche in württembergischen Anstalten unterrichtet werden, beträgt 231 Württem- bcrgcr und 71 Nichtwürttemberger. In Gmünd hat die Hauptanstalt 56 , die Filialan statt 42, die An­stalt in Eßlingen 37, die in Nürtingen 37, Winnen­den 27, die in Wilhelmsdorf 61, die in Heiligen­bronn 42 Schüler. Deutschland hat im ganzen 112

Taubstummen-Anstalten mit 6001 Schülern und 637 Lehrern und Lehrerinnen.

Darmstadt, 6. Dez. (Für Bulgarien). Nach dem letzten Verzeichnisse gingen für die Verwunde­ten und kranken Bulgaren im Ganzen 36,280 ^ ein. U. A. spendete der König und die Königin von Württemberg 500

Berlin, 9. Dez. In parlamentarischen Krei­sen verlautet, der Reichskanzler leide wieder an Ge­sichtsschmerzen.

Das deutsche Schutzgebiet im Süd we­sten Afrikas hat sich wiederum erweitert. Der Häuptling Kama-Herero im Namaqualande der Küstenstrich im südwestlichen Afrika zwischen der Walfischbai und dem Kaplande hat sich und sein Land unter deutsches Protektorat gestellt. Nähere Angaben über Größe und Bevölkerung des von Kama-Herero beherrschten Gebietes fehlen noch; jeden­falls ist dieser Vorgang aber ein neuer erfreulicher Beweis von der Anerkennung der deutschen Macht selbst an den entferntesten Punkten des Erdballes.

Das Urteil eines Ausländers über Bismarck und seine Gegner. Man schreibt denHamb. Nachr." im Anschluß an die Reichstags- Verhandlungen vom Dienstag aus Berlin:Ein vor­nehmer Russe, der den jüngsten Reichstagsverhand­lungen beiwohnte, äußerte sich einem deutschen Freunde gegenüber über seine Eindrücke dahin, daß die Art und Weise wie die Oppositionsparteien mit dem Reichskanzler verkehrten, ihn geradezu entrüstet habe: Der Kanzler" so ungefähr lautete das Urteil des Russenhat in Rußland viele Gegner. Aber trotzdem darf ich behaupten, daß Niemand bei uns sich erdreisten würde, in der Presse oder im Verkehr mit ihm einen solchen Ton anzuschlagen, wie es im Reichstage geschieht. Die Deutschen wissen nicht, was sie an ihrem Kanzler haben, und werden wohl erst dahinter kommen, wenn er nicht mehr sein wird. Was vertreten denn seine Gegner? Während er ehr­lich für seine Ueberzeugung ficht, sprechen die Oppo- sitionsrcdner Dinge, die sie selbst nicht glauben, nur um Staub aufzuwirbeln und dem Kanzler Verlegen­heiten zu bereiten. Schon aus ihrem künstlichen Pathos gewinnt der Zuhörer den Eindruck der Un­ehrlichkeit. Ich begreife, offen gesagt, nicht, warum der Kanzler sich mit solchem Eifer an den Debatten beteiligt und seine Kräfte im Kampf mit solchen Leu-/ ten verschwendet. Der Kanzler hat Verpflichtungen gegenüber Europa, welche ihm verbieten, seine Ge--^ sundheit in unfruchtbaren Kämpfen zu Grunde zu richten."

Oesterreich-Ungarn.

Wien. 9. Dez. Fürst Alexander von Bulga­rien ist entschlossen, seine Bedingungen für Serbien durchweg zu mäßigen, wie das Hauptgewicht auf die Zusicherung einer künftigen friedlichen Haltung Serbiens zu legen. Pirot soll indessen als Faust­pfand behalten werden, während Serbien das bul­garische Gebiet zu räumen hätte. Die Serben geben dem Einfluß Oesterreichs nach und sollen sich keines­wegs mehr gegen einen Friedensschluß aussprechen. Es gilt allgemein für sicher, daß dem morgen ab­laufenden Waffenstillstände die Niederlegung der Waffen folgen werde. In der diplomatischen Welt wird auf den Geburtstag des Zaren eine Aussöh­nung mit dem Fürsten Alexander erwartet.

Serbisch-bulgarischer Kriegsschauplatz.

Von unterrichteter Seite wird bestätigt, daß die Streichung des Fürsten Alexander von

Bulgarien aus den Listen des russischen Heeres selbst in höchsten russischen Kreisen als eine überhastete und unzweckmäßige Maßregel angesehen, um nicht gerade zu sagen, bereut wird. Man äußert in Hofkrciscn die Ueberzeugung, daß der Kaiser die erste sich bie­tende Gelegenheit gern ergreifen werde, um das dem Fürsten widerfahrene Unrecht in irgend einer Weise gut zu machen.

Egypteu.

Aus Egypten sind bedrohliche Nachrichten über das Vorrücken der Sudanrebellen gegen Ober­egypten eingelausen. General Stephenson, derzeit englischer Höchstkommandiercnder in Egypten, wird sich deshalb am Freitag von Kairo nach Wadyhalsa zur Leitung der Operationen begeben. Außerdem sind von England drei Bataillone Infanterie nach Egypten zur Verstärkung der dortigen britischen Truppen beordert worden.

Amerika.

Unschuldig verurteilt. DieN.-U-St.- Ztg." schreibt unterm 22. November: Wie aus Topeka, Kansas, gemeldet wird, herrscht in Lyons, Kansas, in Folge der Aussagen, die ein Arzt auf dem Totenbette über den Staatssenator IohnWhite machte, große Aufregung. Vor einigen Jahren war White County-Anwalt in Lyons im County-Rice. Ein Mann Namens Lawrence war County-Schatz­meister. In einer Nacht wurde in das County-Ge­bäude eingebrochen und aus der Kasse wurden 13000 Dollar geraubt. Lawrence wurde dieses Raubes an­geklagt, überführt und zu Zuchthausstrafe verurteilt. White fungierte als öffentlicher Ankläger in dem Prozeß gegen Lawrence. Nun sagte ein Arzt in Lyons auf dem Sterbebett aus, er sei in der Nacht, in welcher der Raub verübt wurde, an dem County­gebäude vorbei gekommen, habe in der Kanzlei des Schatzamts einen verdächtigen Lärm gehört und sei eingetreten. Zu seinem nicht geringen Erstaunen habe er den Staatsanwalt White dabei betroffen, wie er den Kassenschrank erbrochen hatte und sich den Inhalt desselben aneignete. White habe ihm 3000 Dollar Schweigegeld angeboten und er habe diese Bestechung angenommen. Wenige Stunden, nachdem der Arzt diese Aussagen gemacht hatte, ist er gestor­ben. Lawrence, der angeblich unschuldig Verurteilte, befindet sich noch heute im Gefängnis.

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^ Handel S Verkehr.

* Nagold, 1l. Dez. Unser gestriger Bich- und Krä­mermarkt zeigte eine sehr lcbhaste Frequenz in beiden Teilen. Die amtlichen Notizen über ersteren folgen im nächsten Blatte, bemerken aber jetzt schon. daß allein per Bahn 12 Wagen Vieh verladen wurden. Vom Krämermarkt hören wir Klagen von allen Seiten über geringen Absatz, obwohl um die Mit­tagsstunden die Marktstraßen durch das viele Landvolk kaum zu passieren war. Die Geldnot wird durch die geringen Hop­fen-, Kartoffel-, Frucht- und sinkenden Viehpreise überall, selbst in den Gasthäusern empfunden. Der weitere stärkere Schncc- fall in den belebtesten Marktstundcn lichtete schnell sämtliche Straßen.

Calw, 9. Dez. Aus den heutigen Viehmarkt sind zu- geführt worden: 66 Stück Rindvieh, 41 Pferde und 56 Körbe Milchschweine. Der Ochscnmarkt war mit schönen fetten und auch Zugochstcn befahren, welche guten Absatz fanden. Höch­ster Preis für ein Paar fette Ochsen 50 L'd'or. Fette Stiere wurden mit 3536 ^tl p. Ztr. lebend Gewicht bezahlt. Kühe und Rinder waren wenig zugetrieben und der Handel darin flau.

vergesset nicht!

Bei den mit Schnee bedeckten Fluren

der hungerigen Bögelein

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