wählte in seiner heutigen Sitzung, wozu die Abge­ordneten in Gesellschaftsanzug vollzählig erschienen waren, einstimmig den Prinzen Albrecht von Preu­ßen zum Regenten. Namens der Commission hatte Häusler referirt, daß der Herzog von Cumberland als behindert anzusehen sei, und daß der Herzog von Cambridge seine verfrüht angemeldeten Ansprüche nicht verfolgt hätten, also laut Regentschaftsgesetzes die Wahl vorzunehmen sei.

Oesterreich-Uuaaru.

Wien, 20. Okt. Die gestrigen Scenen im Abgeordnetenhause sind nicht ohne nachhaltige Wir­kung geblieben. Die beiden Klubs der Linken traten heute früh zusammen, um die weitere Parteiaktion gegenüber dem Ministerpräsidenten festzustellen. Chlumecki konferierte mit Taaffe, damit dieser die Aeußerungen gegen die Linke revociere. Die Klubs beschlossen, die Erklärungen Taaffes abzuwarten; Taaffe soll jedoch abgelehnt haben, irgend welche Revokation abzugeben. Zu Beginn der Sitzung ver­langte Abg. Fiegl einen Ordnungsruf gegen Taaffe wegen dessen gestriger Aeußerung. Präsident Smolka lehnte dies ab.

Wien, 20. Okt. Die gestern im Abgeordne­tenhause abgegebene Erklärung des Ministerpräsiden­ten Grafen Taaffe, daß die Linke das Heer ange­griffen habe und daß er es der Beurteilung des Hau­ses überlasse, ob dieses Vorgehen patriotisch sei, wird die Linke zu weitern Schritten gegen den Grafen veranlassen. Zahlreiche Mitglieder verlangen den Austritt aus dem Parlament, falls Taaffe sie nicht zu einem Wiederruf verstehen sollte.

Wien, 21. Okt. Die Majoritätsadresse des Abgeordnetenhauses wurde mit 194 gegen 129 Stim­men angenommen, die Minoritätsadresse mit 175 ge­gen 146 Stimmen abgelehnt. Bei thatsächlichen Be­richtigungen fanden große Skandalscenen statt. Abg. Knotz schrie, die Deutschen seien beinahe gezwungen, mit einem Maulkorb das Parlament zu betreten. Italien.

Rom, 20. Ott.Fanfulla" weiß aus sicherer Quelle, daß der Papst in dieser Woche über die Karolinenfrage entscheiden wird.

Spanien.

Der spanische Korrespondent desBerl. Tgbl." behauptet, bestimmt zu wissen, daß König Alfonso sehr bedenklich krank sei. Die Aerzte nehmen die Krankheit sehr ernst und in den leitenden Kreisen herrscht große Entmutigung. Das Leiden des Kö­nigs habe seinen Sitz im Magen, Leber und Nieren.

England.

London, 21. Okt. Lord Salisbury erklärte, die Diplomaten Englands stimmten der Vergrößerung Serbiens zu, falls Oesterreich den Vorschlag mache.

London, 22. Okt. An das Arsenal in Wol- wich ging gestern der Befehl, zehntausend Gewehre und zehn Millionen Patronen nach Indien zur Aus­rüstung des birmanischen Expeditionskorps zu senden. DerStandard" meldet aus Wien: Die Mächte seien jetzt im Wesentlichen einig über die Regelung der bulgarischen Frage. Alexander bleibt Fürst von

Bulgarien und wird für eine bestimmte Zeit zum Gencralgouverneur Ostrumeliens ernannt; jede Pro­vinz erhält eine besondere Verwaltung. Die türki­schen Truppen werden keinen Punkt innerhalb Ru- meliens besetzen, aber des Sultans Recht der Balkan­besetzung bleibt unberührt.

Der Vorgang einer großen englischen Fir­ma, zur Ersparung kostspieliger Eisenbahnfahrten ihre Arbeitsstätten an die Küste zu verlegen, hat bereits Nachahmung bei einer sehr bedeutenden Ei­senwerksfirma gefunden, welche dadurch 300 000 -.16 per Jahr zu ersparen hofft. Geht es auf dieser Bahn weiter, so erwächst der deutschen Eisenfabrika­tion, welche ohnedies unter schwierigen Produktions­bedingungen arbeitet, eine sehr gefährliche Konkurrenz.

Schweden und Norwegen.

Kopenhagen, 22. Okt. Gestern abend feuerte der 19jährige Julius Raßmussen, Buchdrucker, auf den Ministerpräsidenten Estrup vor seiner Woh­nung. Der Ministerpräsident, welcher nicht verletzt wurde, weil die Kugel an einem Knopfe abgeprallt war, ergriff den Attentäter selber, übergab ihn der Polizei und begab sich sodann zum Diner, wozu er eingeladen war.

Rußland.

Die russische Regierung soll ihren Unterthanen deutscher Staatsangehörigkeit den Aufenthalt im Rayon der russischen Festungen verboten haben. Dem Kommandeur der Festung Modlin in Russisch-Polen ist angeblich bereits eine derartige Ordre zugegangen. Soll dies etwa eine russische Antwort auf die von der preußischen Regierung verfügte Ausweisung von Polen sein?

Balkan-Halbinsel.

Die Lage auf dem Balkan ist unverändert, all­ein es ist von großer Bedeutung, daß Bulgarien eifrig bestrebt ist, sich mit Serbien gütlich auseinan­derzusetzen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß Fürst Alexander und seine Regierung auf Mittel sinnen, wie Serbien zu besänftigen und ihm jeder Borwand zu einer Aktion zu entziehen wäre. Inzwischen aller­dings concentriert Bulgarien Truppen an der serbi­schen Grenze und setzt sich in den Stand, einem Einmärsche der Serben in Bulgarien Widerstand entgegenzusetzen.

Türkei.

Konstantinopel, 20. Okt. Die Botschafter traten gestern zusammen, um die Antwort an die Pforte zu besprechen. Lord Salisbury erläu­terte in einer Depesche an White seine Rede zu Newport und fügte hinzu, er habe nach Athen und Belgrad energische Vorstellungen gegen jeden feind­lichen Akt seitens Serbiens und Griechenlands ge­richtet.

Handel S Verkehr.

Stuttgart, 21. Okt. Auf dem Güterbahnhof stehen 18 Wagen Mostobst. Preis 4 -« 50 -186 -1.

Reutlingen. (Weinpreise.) Vorrat noch ca. 4000 Hkl. Käufe zu 72 und 75 Käufer erwünscht. Fellbach, 21. Okt. Mittelgewächs: Käufe zu 5066 -6 p. 3 Hkl., Berg­wein 98125 p. 3 Hkl. Noch viel Vorrat. Unter- türkheim, 21. Okt. Diverse Käufe Mittelgewächs von 70

bis 86 Bergwcin von 90-105 p. 3 Hkl. Noch ziem­lich Vorrat. Wangen. Heutige Preise 3650 p. 3 Hkl. Roch ziemlich Vorrat. Stuttgart Stadt, 22. Okt. Vorrat in der Stadtkelter beim Zuchthaus und in den angren­zenden Privatkeltern ca. 1000 Hkl. ausschließlich rotes Ge­wächs. Preise 31^/g33»/,^ pr. Hkl. Laussen a. N., 55, 60, 65, 70, 80, 85, 100, 110 pr. 3 Hkl. Verkauf lebhaft, doch immer noch Vorrat.

Tettnang, 20. Okt. (Obst.) Mostobst 3,203.50 per Ztr., Tafelobst 1,501,80 ^ das Simri. Ulm, 20. Okt. Zufuhr und Preise gehen zurück. 4 ^ der Ztr. H eilbro nn, 20. Okt. Aepfel fehlen ganz. Birnen 3,203,80 gebro­chenes Obst 7,7011 X der Ztr.

Stuttgart, 20. Okt. (Ledcrmesse). Zugeführt wur­den 1100 Ztr. gegen 1350 Ztr. fernd. Der Verkauf ging in schleppender Weise von statten, Käufer waren nicht sehr zahl­reich vertreten, die Preise haben sich nicht wesentlich gebessert. Die Stimmung der Gerber war im Hinblick aus die immer noch viel zu hohen Preise der rohen Häute und Felle eine sehr gedrückte. Gesamtumsatz ca. 150 000 ^ Nächste Ledermesse Montag den 21. Dez. __

Altertet.

Aus der Schaubude. Direktor: Hier, meine Herrschaften, sehen Sie lauter seltene Sehenswürdigkeiten, die ich mit großen Kosten erworben habe. Dieses Skelett hat dem Fische gehört, welcher den Propheten Jonas verschlungen hat. Dieser altertümliche Degen ist derjenige, mit welchem Bileam seinen Esel durchstechen wollte. Stimme aus dem Publikum: Bileam hat gar keinen Degen gehabt, er hat sich nur einen gewünscht! Direktor: So ist cs der Degen, welchen er sich g ewünscht hat. _

Vurvli 8oLad«ir wird mau kluK" Loisst sin altos

Sprioüwort uuä dies sollte allen Venen aur IVarnunK die­nen, vslebs sieb beveAsn lassen, an 8tells äsr Lebten, von ersten Llännsrn der IVisssnsebakt geprüften ^xotbsber k. Lrandt's Lobvvsirsrpillen, rvslobe bei Störungen der llntsr- leibsorgans so vorrmgliobs Dienste leisten, sin anderes vräxarat 2U nebmen. Aan verlange stets L,potbeber R. Lrandt's Lebveiserpillsn (erbältliob a Llb. 1 in den .4po- tbslcsn) und überzeuge siob, dass sie als Vtigustt ein vsis- ses Lreu2 in rotem Veld und den NamensLUg R. Lrandt's tragen, nur dann wird m an vor Lobaden bswabr t bleiben.

Bei der Lebe«sverficherrr«gS» L Ersparnis-

Bank in Stuttgart sind im Laufe dieses Jahres 3482 Ver­sicherungs-Anträge mit 20,127,160 cingcgangen, davon fan­den 2985 Anträge mit ^ 16,481,000 Annahme. Der Ge­samtversicherungsstand erreicht pro Ende September 235 Mill.

Die Jahres-Einnahme an Prämien und Zinsen beträgt dermalen über 10 Mill. Durch den Zugang an neuen Ver­sicherungen steigt solche alljährlich um ca. 6o0,000. Infolge Sterblichkeit waren bis Ende September 512 Fälle mit ^ 2,283,700 zu regeln. Dieses Ergebnis wird als verhält­nismäßig günstig bezeichnet. Die Ueberschüsse werden unge- schmä lert an die Versicherten zurückvergütet. _

Konstanz» Unter den neuerschiencnen Kalendern für das Jahr 1886 haben wir den Wanderer am Boden» fee, herausgegeben von der F. Stadlcr'sÄen Buchdruckerei in Konstanz, mit besonderem Interesse gelesen. Sowohl betreffs des Inhaltes wie der Illustrationen bietet er dem Volke eine ebenso treffliche und belehrende Lektüre, wie auch einen unter­haltenden und geschmackvollen Anschauungsstoff, frei von jeg­licher modernen Geziertheit, durchweg eine gesunde und kräftige geistige Nahrung für alle Stände. Als besonders praktisch und unentbehrlich heben wir die neu- und unter Benützung amtlichen Materials bearbeiteten Messen- und Jahrmarktsver­zeichnisse hervor und wünschen dem anregenden, durchaus volks­tümlichen und von solidem patriotischem Geiste durchwehten Kalender r echt zahlreiche und eifrige Leser. _

Schwedische IS Thaler - Loose. Die nächste

Ziehung findet am 1. November statt. Gegen den Kursverlust von ca. 2S Mark bei der Ausloosung übernimmt das Bank­haus Car» Neuburger, Bertt«, Krauzöfische Straße 13, die Versi cherung für eine Prämie von 1,18 Mt» pro Stück.

Berantwortlicher Redakteur Steinwandelin Nagold. Druck und

Berl», der G. W. Zaise r'schen Buchhandlung in Nagold.

Amtliche und Urivat-Mekanntmachungen.

Höherem Aufträge zu Folge soll mit den entbehrlichen Bahnabschnitten des Baubezirks Calw ein Verkaufsversuch gemacht werden, und werden die Ver­handlungen zu diesem Zweck auf den betreffenden Rathäusern an folgenden Tagen stattfinden:

Montag den 2. November, nachmittags 1 Uhr in Wildberg, Dienstag den 3. November, nachmittags 1 Uhr in Emmingen, Mittwoch den 4. November, vormittags 9 Uhr in Nagold, Mittwoch den 4. November, nachmittags 2 Uhr in Jselshausen, wozu Liebhaber mit dem Bemerken ein­geladen werden, daß der Bauamtsvor­stand in Calw, der Bahnmeister in Nagold, sowie die Stationsvorstände in Wildberg, Emmingen und Nagold über die zum Verkauf bestimmten

Grundstücke nähere Auskunft erteilen werden.

Calw, den 17. Oktober 1885.

Kgl. Betriebsbauamt. Krauß.

Oberthalheim.

MsMk-NttMihtNg.

Die hiesige Schafweide, 'welche im Vor­sommer 150, im Nachsommer 200 Stück er­

nährt, wird am Montag den 26. d. M., nachmittags 1 Uhr, auf weitere 3 Jahre auf dem hies. Rathause verpach­tet, wozu Pachtliebhaber mit dem Be­merken eingeladen werden, daß unbe­kannte Steigerer gemcinderätliche Ver­mögens-Zeugnisse vorzulegen haben.

Den 19. Oktober 1885.

Gemeinderat.

Vorstand Klink.

Nagold.

Im Präparandenan- staltsgebäude hier sollen zum Zweck der Koks-

_, Heizung einige Regulier-

öfen angeschafft werden. Infolge dessen sind die bisherigen Oefen, die mehr für die Holzheizung eingerichtet sind, übrig und werden nun dem Verkaufe ausgesetzt. Dieselben sind noch ziem­lich neu, Heizen gut und eignen sich für Schullokale von jeglicher Größe. Lieb­haber wollen sich wenden an

Seminaroberlehrer Schwarzmayer.

H o ch d o r f,

Oberamts Horb.

6 Stück schöne braune, 10 Wochen alte

Hühnerhunde,

echter Race, worunter 3 Rüde, hat zu verkaufen

Kaufmann Fritz.

Nagold.

Schöne flaumige

Bettfedern

verkauft billig

Chr. Walz, Zeuglesweber.

Besten Bcttbarchcnt, Zeugte, Kleiderstoffe L Flanell

empfiehlt billig

der Obige.

W a l d d o r f.

Baum-

Empfehlung.

Aus unserer Baumschule können wir bei gegenwärti­ger günstiger Verpflanzzeit ca. 1000 St. Obstbäume in den besten Tafel- und Mostobstsorten abgeben. Gänßle u. Bihler.